Kapitel 47: Widerstand
Seokjins Sicht:
Diese schrecklichen Bilder gehen mir nicht mehr aus den Kopf. Es hat mir körperlich weh getan, dass die drei Jüngeren so gedemütigt und gequält wurden. Seitdem hören meine Hände nicht mehr auf zu zittern und wenn ich die Augen schließe, spielt alles wie auf Band ab. Mir ist zum Heulen zu Mute, aber ich muss mich für die anderen zusammenreißen.
Namjoon, Hoseok und ich sitzen am Esstisch, während die anderen in ihren Betten liegen. Yoongi sitzt auf Jeongguks Bettkante und fährt ihm sanft durch die Haare, während dieser tief und fest schläft. Taehyung liegt neben ihm und ist für wenige Minuten, nachdem Namjoon und Hoseok ihn gewaschen haben, aufgewacht. Er war nicht ganz klar bei Sinnen, sodass sie ihn ins Bett gebracht haben. Jimin sitzt auf seiner Matratze und starrt die Wand gegenüber ihm an. Ihm laufen pausenlos einzelne Tränen über die Wangen und seine Augenringe sind so dunkel, dass sie ihn viel älter machen als er war.
„Wir müssen es irgendwie hier raus schaffen. Ich habe Angst, dass sich einer von uns wirklich das Leben nimmt“, wispert Hoseok mit zittriger Stimme uns zu und schaut uns durch glasige Augen an.
Er muss nicht mal ihre Namen erwähnen, damit jeder weiß, wen er damit meint. Jeongguks Nervenzusammenbrüche und Panikattacken werden immer schlimmer. Ich habe ebenfalls Angst ihn aus den Augen zu lassen, weil er sich in einem extrem instabilen Zustand befindet. Taehyungs Psyche hat noch dieser Aufgabe ebenfalls sehr gelitten. Um die anderen beiden zu schützen, hat er sich geopfert. Ich fand es unerträglich, als er gezwungen wurde, die Wahrheit über das Verhältnis mit seinem widerlichen Schwager zu erzählen. Ich hatte zwar schon geahnt, dass es öfter passiert ist, weil dieses Thema Taehyung sehr belastet.
„Aber wie sollen wir das schaffen? Die Tür, durch die wir in den Wohnraum gekommen sind, wird niemals geöffnet und im schwarzen Raum sind wir nicht vollständig“, flüstert Namjoon zurück und legt eine Hand über seine Lippen, damit der Professor nicht erkennt, was wir sagen.
„Was wäre, wenn wir einfach alle gleichzeitig den schwarzen Raum betreten? Das Einzige, was sie dagegen tun können, ist irgendwelche Typen zu uns zu schicken und die kommen meistens durch die Schiebewand im schwarzen Raum“, werfe ich sie leise wie möglich ein.
„Das ist nicht mal so eine schlechte Idee. Wir müssen einfach auf den richtigen Zeitpunkt warten, um sie aus dem Konzept zu bringen“, murmelt Namjoon und klopft mir auf die linke Schulter, da er neben mir sitzt.
„Über was unterhaltet ihr euch denn, ihr Süßen?“, fragt plötzlich der Professor und friert das Blut in meinen Venen ein.
„Geht dich einen feuchten Dreck an“, erwidert Namjoon genervt und verschränkt die Arme vor der Brust.
„Naja, mich geht das sehr wohl etwas an. Aber ihr werdet es mir sowieso nicht verraten. Übrigens Nummer 4 findest du Nummer 7 immer noch so attraktiv wie am Anfang? Sollen wir dich mit ihm ein weiteres Mal in den schwarzen Raum sperren? Seine große Klappe hat er verloren“, kommt es belustigt aus ihm.
Ich balle meine Hände zu Fäusten und merke wie wütend ich werde, weil er schon die ganze Zeit so widerlich über Jeongguk spricht. Sie sind bestimmt richtig stolz darauf, dass sie den Jüngeren gebrochen haben. Mich frustriert es so sehr, dass wir sie nicht mehr aufhalten können. Namjoon spannt sich heftig an und wirft einen Todesblick zu den Kameras an den Wänden.
„Lasst den Jungen endlich mal in Ruhe. Ihr habt ihn genug gequält“, knurrt er erbost.
„Sollen wir etwa euch anderen mal rannehmen? Mir fallen auch etliche Aufgaben für dich ein, Nummer 4. Es gibt sehr viele Frauen und Männer hier im Raum, die dich am liebsten die ganze Zeit komplett nackt sehen möchten. Beim Masturbieren, Sex. Sie haben die verrücktesten Fantasien“, teilt der Professor ihm mit und mir fällt alles aus dem Gesicht.
„Ihr seid abartig. Euch macht die abgefuckte Scheiße richtig Spaß, oder?“, erwidert Namjoon angewidert.
„Natürlich macht uns das Spaß“, lacht er und im Hintergrund lachen mehrere Menschen mit.
Jimin kaut auf seinen Fingernägeln herum, während er vor Frustration mehr Tränen vergießt. Wir fragen uns wohl alle, wie krank und bösartig man eigentlich sein kann. Es steckt offensichtlich nicht nur eine Person hinter diesem Spiel, was die Situation noch schlimmer macht. Mir war es auch viel lieber als der andere Professor mit uns gesprochen hat, wenn es überhaupt einen Personenwechsel gab. In den letzten Tag hatten sie noch ein wenig Respekt gegenüber unserer Würde, aber jetzt spürt man, dass sie uns einfach nur an unsere Grenzen bringen wollen.
„Ach, Nummer 5. Schau doch nicht so böse. Deine zwei süßen Kollegen haben dir die Last abgenommen“, hänseln sie diesmal ihn, der tief ein und aus atmet, um nicht auszuflippen.
„Fickt euch“, presst er heraus und zieht seine Beine an seine Brust.
„Haa... wann wachen Nummer 6 und 7 auf? Ihre Reaktionen sind so entzückend“, seufzt er auch noch, wobei mir wirklich der Kragen platzt.
„Kannst du nicht endlich mal die Fresse halten?“, frage ich ihn und erhebe mich von meinem Stuhl, weil ich nicht mehr ruhig sitzen bleiben kann.
Mir reicht es einfach, dass sie uns wie Steine durch die Gegend kicken. Wir sind keine Gegenstände, die sie behandeln können, wie sie wollen. Wenn sie uns die ganze Zeit auf die Nerven gehen, dann werde ich es auch tun. Jeongguk hatte von Anfang an Recht. Wir hätten nicht nach ihren Regeln spielen dürfen und für unseren Fehler musste der Jüngste bezahlen. Vielleicht spricht gerade das riesige schlechte Gewissen in mir, aber ich will mich für ihn an ihnen rächen.
„Oh, Nummer 1. Uns freut es sehr, dass du dich auch mal meldest“, ignoriert er meine Aussage, was mich die Augen verdrehen lässt.
„Freu dich nicht zu früh, du Bastard. Ich habe die ganze Zeit über alles mit angesehen und runtergeschluckt, aber es reicht jetzt. Stopft euch eure Nummern in den Arsch. Ich werde keinen mehr bei seinen Nummern rufen, als wären wir keine Individuen mit einem eigenen Leben“, teile ich ihm mit und verschränke meine Arme vor der Brust.
„Was? Das kannst du doch nicht ernst meinen“, höre ich Hoseok schockiert sagen, der ruckartig aufsteht und zu mir hinläuft, um mich am Arm zu packen.
„Ich meine das vollkommen ernst, Hoseok“, sage ich ihm überzeugt und fange humorlos an zu lachen.
„Nummer 1. Überlege dir das gut. Dafür wirst du bestraft“, warnt mich der Professor deutlich bedrohlicher.
„Versucht doch jemanden hier rein zu schicken. Der wird nicht unverletzt hier rauskommen“, kommt es plötzlich aus Namjoon, dem ein böses Grinsen über die Lippen huscht.
„Ihr könnt nicht mehr die selbe Scheiße wie am Anfang abziehen. Da wollten wir noch die Aufgaben gut absolvieren, damit wir das Geld bekommen, aber jetzt wollen wir nur lebend hier rauskommen. Wir lassen niemanden mehr tatenlos in diesen Raum“, gibt Yoongi wütend von sich.
„Das will ich sehen“, lacht der Professor, aber hört sich nicht mehr belustigt an.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top