Kapitel 4: 1. Aufgabe
Einige Sekunden bleiben wir auf den Stühlen sitzen und verarbeiten alle Informationen. Ich denke, dass niemand von uns mit so etwas gerechnet hat. Was soll das mit den Nummern? Die nehmen das mit den Versuchspersonen wohl komplett ernst. Keiner von den anderen Sechs traut sich von seinem Stuhl zu erheben und diesen Flur hinter mir zu betreten. Darum stehe ich seufzend auf und sehe sie alle erwartungsvoll an.
„Kommt ihr jetzt? Wir können nicht ewig hier sitzen bleiben", fordere ich sie auf und laufe auf den Flur zu.
Jedoch wird mir augenblicklich ebenfalls mulmig im Magen, als ich in pure Dunkelheit schaue. Fuck, warum wollte ich jetzt den Mutigen spielen? Jetzt kann ich keinen Rückzieher machen, weil die mich sonst für einen Weichei halten. Kurz sehe ich nach hinten und sehe, dass Jimin hinter mir steht und ängstlich in die Dunkelheit starrt. Ich drehe mich wieder zurück und laufe mit schnellen Schritten los. Desto schneller, desto besser. Aber Jimin scheint dadurch noch mehr Angst zu bekommen und rennt mir hinterher, um sich an mein T-Shirt zu klammern.
„Was zum Teufel, Jimin?!", entflieht es mir aus Schreck und reiße sofort die Augen auf.
Ich höre hinter mir wie die anderen scharf die Luft einziehen und spanne meinen ganzen Körper an.
„Nummer 7, habe ich da etwa gehört, dass Sie Nummer 5 mit seinem Namen angesprochen haben?", fragt er mich erbost und jagt mir einen ekligen Schauer über den Rücken.
„Nein?", lüge ich und merke, wie Jimins Griff sich an meinem T-Shirt verstärkt.
„Diesmal kommen Sie damit davon, Nummer 7. Wenn dies ein weiteres Mal passieren sollte, dann werden Sie nicht mehr fein aus der Lage rauskommen. Führen Sie bitte ihren Weg fort", verschont er mich.
Hektisch laufen Jimin und ich weiter und erst jetzt bemerke ich, wie schnell und stark mein Herz gegen meinen Brustkorb geschlagen hat. Diese ganze Situation scheint mir doch ein wenig Angst zu machen. Dieser Mann besitzt nun eine gewisse Macht über uns und wir wissen noch nicht, wie er diese ausnutzen wird. Irgendwann kommen wir endlich am Ende des Flures an und bleiben vor einer Tür stehen, über der eine kleine LED-Lampe aufgehängt wurde. Jimin lässt mich langsam los, als die anderen auch zu uns stoßen und murmelt mir leise ‚Entschuldigung' zu.
„Ist schon okay", lächle ich ihn an und klopfe auf seinen Rücken.
Plötzlich öffnet sich die Tür von allein und durch das grelle Licht muss ich meine Augen zusammenkneifen, während ich den großen hellen Raum betrete. Es befinden sich sieben Betten im Raum, die links an der Wand nebeneinander gereiht wurden. Auf diesen liegen auch schon unsere Klamotten für die nächsten zwei Wochen und unsere Nummern hängen an der Wand. Es gibt noch einen runden Tisch in der Mitte des Raumes und wenn man den ganzen Raum durchquert, dann steht man vor zwei grauen Türen. Neugierig laufe ich auf die beiden zu und öffne die rechte als erstes. Dort befinden sich nur Duschkabinen. Taehyung hat wohl die andere Tür geöffnet, da er ruft, dass dort nur Toiletten sind. Danach gehe ich wieder in den großen Raum und sehe auch schon, dass die anderen diese Klamotten anziehen, die wir tragen müssen.
„Wie hässlich ist das denn?", kommt es angeekelt aus Jin, der ein Oberteil hochhält und Hoseok ansieht.
Dieser fängt wegen Jins Reaktion an zu lachen und meint, dass das doch nicht so schlimm aussehen würde. Auf der Vorderseite des hellblauen T-Shirts ist eine riesige weiße Eins aufgedruckt und sieht ein wenig wie ein Fußballtrikot aus. Ich geselle mich schließlich zu Taehyung ans Bett, da meins neben seinem steht. Er ist anscheinend auch nicht so begeistert von den Klamotten, weil er diese skeptisch mustert und sich schon ausziehen möchte, aber dann plötzlich innehält.
„Sagt mal... werden wir auch beim Umziehen beobachtet?", fragt er dann plötzlich.
„Wie pervers!", ruft Jimin außer sich und zieht schnell das Oberteil an.
„Ich gehe mich in den Duschkabinen umziehen", meint Taehyung und nimmt sich eine Hose und ein Oberteil mit.
„Ich auch", sagen Yoongi und ich gleichzeitig und werfen uns gegenseitig giftige Blicke zu.
Taehyung verdreht die Augen und verlässt den Raum. Namjoon und Jimin starren uns irritiert an, aber da drehe ich mich auch schon um und schnappe mir meine Kleidung, um Taehyung zu folgen.
Nachdem wir uns alle umgezogen haben, setzen wir uns alle an den runden Tisch und warten darauf, dass dieser Typ uns mitteilt, wie es weiter geht. Die anderen haben wohl gemerkt, dass Yoongi und ich uns nicht leiden können und haben uns weit auseinandergesetzt, damit wir keinen Stress anfangen. Ich weiß nicht, wieso, aber irgendetwas stört mich an Yoongi so sehr, sodass ich ihn einfach nicht ignorieren kann.
„Das nächste Mal, wenn ich Ihnen eine Aufgabe gebe, beeilen Sie sich alle! Sie haben fast 20 Minuten gebraucht!", meckert der Typ uns an.
„Sind wir in der Schule, oder was?", murmle ich angepisst und schaue auf die Tischplatte vor mir.
Jetzt verstehe ich, wieso er gesagt, dass wir keine Gegenstände zerstören sollen. Wenn er die ganze Zeit so mit uns reden wird, dann raste ich irgendwann wirklich aus. Namjoon, der neben mir sitzt, stumpft mir mit seinem Ellbogen in die Seite und kassiert von mir einen Todesblick. Ich merke richtig, dass ich immer weniger Bock habe, noch eine weitere Minute bei diesem Experiment mitzumachen, aber ich komme hier nicht mehr raus. Ich habe keine andere Wahl als das durchzuziehen.
„Nummer 7, lassen Sie bitte diese abfälligen und irrelevanten Kommentare, sonst müssen Sie mit einer Zusatzstrafe rechnen", warnt mich dieser Spast.
Mich provoziert diese Ermahnung umso mehr, doch die anderen Jungs würden mir jeden Moment eine klatschen, wenn ich weiter diskutieren würde. Darum bleibe ich einfach ruhig und beleidige ihn in meinen Gedanken. Yoongi scheint es wohl witzig zu finden, dass ich ermahnt wurde und grinst mich schadenfroh und mit dieser ekligen Arroganz, die er immer draufhat, an. Der will es wirklich riskieren von mir auf die Fresse zu bekommen.
„In den 14 Tagen wird jeder von Ihnen zwei Aufgaben absolvieren müssen. Heute werden wir auch schon mit der ersten Aufgabe für Nummer 1 beginnen"
Wie jetzt? Ich dachte, das wäre ein sozialwissenschaftliches Experiment. Wieso kriegen wir dann alle Einzelaufgaben? Jin neben mir wird augenblicklich blass im Gesicht und weitet seine Augen. Taehyung und Jimin scheinen nun auch etwas beunruhigt zu sein, da sie den Ältesten verunsichert und gleichzeitig ängstlich anschauen. Namjoon spannt seinen kompletten Körper an und zieht seine Augenbrauen zusammen. Yoongi und ich hingegen sitzen einfach nur ausdruckslos da. Ich hasse es, wie ähnlich mir dieser Idiot ist. Jin öffnet seinen Mund, um etwas zu sagen, aber er schließt ihn in der nächsten Sekunde wieder und beißt sich nervös auf die Lippen. Er tut mir echt leid.
„Nummer 1 erheben Sie sich bitte von ihrem Stuhl und gehen durch die Luke, die sich nun öffnen wird", fordert der Penner Jin auf.
Dieser wirft mir einen verzweifelten Blick zu, bevor er aufsteht. Ich klopfe ihm auf den Rücken und schenke ihm ein kleines aufmunterndes Lächeln. Er lächelt mich auch minimal an und streift meine Schulter mit seiner Hand, als er an mir vorbeiläuft. Tatsächlich öffnet sich gleichzeitig die Wand, wie eine Schiebetür, an einer Stelle. Jin bleibt kurz vor der Luke stehen, aber geht dann schließlich durch diese. Sofort schließt sich die Wand wieder, sodass Jin nicht mehr verschwinden kann. Plötzlich leuchtet die weiße Wand, hinter der Jin verschwunden ist, vor uns auf und zeigt uns, wie Jin einen komplett schwarzen Raum betretet. Wir können also dabei zuschauen, wie die anderen ihre Aufgaben absolvieren.
„Setzen Sie sich auf den weißen Stuhl, Nummer 1"
Dieser weiße Stuhl steht in der Mitte des dunklen Raumes und Jin setzt sich unsicher auf diesen. Das fühlt sich gerade so an, als wäre ich in einem Film. Es ist so surreal, dass ich irgendwann auch in diesen Raum sitzen werde. Der Ältere spielt mit seinen Fingern in seinem Schoss und man kann ihm ansehen, dass er sich überhaupt nicht wohl fühlt.
„Und was jetzt?", fragt Jin ihn.
„Unser Experiment besteht darin ihre sozialen und psychischen Kompetenzen auszutesten. Darum haben Sie zwei Auswahlmöglichkeiten:
Entweder müssen Sie zehn Vogelspinnen für 20 Minuten auf ihren Körper setzen, die sie selbst in die Hand nehmen müssen und kein einziges Mal entfernen dürfen
oder
Nummer 3 muss sich für 20 Minuten drei Schlangen um den Hals legen", teilt er ihm seine Aufgabe mit und lässt uns alle in Schock-starre verfallen.
Sind wir beim fucking Dschungelcamp, oder was?!
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