Kapitel 34: Kennenlernrunde

Alle, außer dem bewusstlosen Namjoon, haben zugestimmt, dass wir lernen müssen einander zu vertrauen. Darum ist Yoongi auf die großartige Idee gekommen, uns an den Tisch zu setzen und unsere Lebensgeschichten zu erzählen, damit wir uns gegenseitig verstehen. Mir gefällt es nicht, dass sie mich damit beauftragt haben, Namjoon anschließend zu erzählen, über was wir alles gesprochen haben. Wenn dieser ekelhafte Bastard nicht hier gewesen wäre, dann müsste ich nie wieder mit Namjoon reden, aber nun geht das schlecht. Er wird sicherlich zurückkommen, falls ich meine neue Aufgabe nicht erledige.

„Alsooo... Wer möchte anfangen?", fragt Yoongi in die Runde, während er seine Finger auf dem Tisch miteinander verschränkt.

Er sitzt zwischen Hoseok und Jimin, die ihn aus dem Augenwinkel ansehen, da sie auf keinen Fall anfangen möchten. Taehyung, der neben Hoseok und Jin sitzt, starrt auf den Holztisch und streicht mehrmals darüber, um die imaginären Krümmel fortzuwischen. Schluss endlich sitze ich rechts von Jin und mein linker Platz ist für Namjoon frei, der dann zwischen Jimin und mir sitzen darf. Wir sollen uns schließlich vertragen. Der Älteste macht auch keine Anstalten, dass er anfangen möchte. Deshalb räuspere ich mich laut und hebe meine linke Hand hoch, um mich freiwillig zu melden. Ich möchte das so schnell wie möglich hinter mich bringen.

„Ich kann anfangen. Soll ich einfach loslegen?", murmle ich und setze mich gerade hin.

„Ja, erzähl was du möchtest", nickt Yoongi und schenkt mir ein kleines Lächeln zur Ermutigung.

„Ähm, okay... Ihr wisst meinen Vornamen bereits. Ich wurde am 01. September 1997 in Busan geboren und habe bis zu meinem 8. Lebensjahr mit meinem Vater und meiner Mutter dort gelebt... Ihr wisst ja, dass mein Vater uns misshandelt hat. Die Gründe dafür waren, dass er seinen Job verlor und Alkoholsüchtig wurde, das hat seine Aggressionen bestärkt. Wenn ich zurückblicke, war es nicht das schlimmste Ereignis in meinem Leben. Das kam danach, als meine Mutter meinen Vater verlassen hatte, weil sie es mit ihm nicht mehr aushielt. Wir zogen nach Seoul, damit wir unsere Vergangenheit hinter uns lassen und neu anfangen konnten. Die ersten Monate lief auch alles echt gut, bis sie einen Kerl kennengelernt hatte. Sie vernachlässigte ihre neue Arbeit für dieses Arschloch, da er meinte, dass er für uns sorgen würde. Um es kurz zu halten, er fickte meine Mutter mehrmals am Tag. Morgens vor der Arbeit. Nachmittags, wenn er von der Arbeit kam. Abends oder auch nachts, wenn die Nacht ihm zu lang war. Es war ekelhaft. Aber was mich am meisten ekelte, war, dass er danach immer komplett entblößt zu mir ins Zimmer kam. Er setzte sich neben mich, legte mir seinen verschwitzten Arm um die Schulter und presste mich an seinen nassen Körper, um unsere Beziehung zu 'stärken'. Allein schon der Gedanke bringt mich zum Kotzen. Er war aber nicht ihr letzter Freund. Nach wenigen Monaten war er auch schon wieder Geschichte und der nächste Bastard kam in ihr Bett. Komischerweise hatte meine Mutter so ein Ding für solche Art von Männern, die ständig nackt sein mussten und dachten, dass sie mich mit ihren dreckigen Fingern anfassen müssen. Über meine Schwester möchte ich übrigens nicht sprechen", erzähle ich ihnen eine kurze Version meiner Vergangenheit und lasse gefühlt neunzig Prozent davon weg.

Angewidert schüttle ich mich, da ich dieses ekelhafte Gefühl ihrer verschwitzten Haut an meiner Haut heute noch spüren kann. Die Jungs sehen mich schockiert an und man kann erkennen, wie es in ihren Körpern rattert und sie meine eigenartigen Verhaltensweisen mit meiner Hintergrundgeschichte zusammenknüpfen.

„Es tut mir SO leid, dass ich dich immer anfasse, um dich zu ärgern. Wieso hast du das nicht früher erzählt? Sonst hätte ich sofort damit aufgehört", entschuldigt sich Taehyung und sieht aufgelöst aus.

„Ja, wieso hast du uns das nicht früher erzählt? Jetzt machen deine krassen Reaktionen auch Sinn, weil sie einen traumatischen Ursprung haben. Warst du deswegen in Therapie oder generell in Therapie?", fragt mich Hoseok und sieht mich wohl zum ersten Mal nicht mit dieser Feindseligkeit an.

„Kurz, nachdem meine Schwester gestorben ist. Die meinten, dass ich das niemals wieder loswerde und dass das mein geringstes Problem wäre. Solange die Berührungen von mir ausgehen oder wenn ich die Personen lang genug kenne, dann ist es nicht so schlimm. Yunho hat mir auch viel dabei geholfen, weil es früher extremer gewesen ist", antworte ich und muss lächeln, als ich daran denke, als Yunho sich das T-Shirt vom Leib riss und mich stundenlang umarmt hatte, während ich durchdrehte.

„Ich muss mich ebenfalls bei dir entschuldigen. Es tut mir wirklich leid, dass ich so schlecht mit dir umgegangen bin. Du hast uns zwar nicht alles erzählt, aber ich kann dich jetzt ein wenig besser verstehen", erwidert Hoseok und entschuldigt sich aufrichtig bei mir, was ich nur abwinke.

„Ich hoffe, dass wir uns einfach nicht mehr bekriegen, wenn wir diese kleine Runde beendet haben... Wer möchte weiter machen? Ich bin fertig", meine ich und auf einmal sehen fast alle in eine komplett andere Richtung.

Yoongi ist der Einzige, der den Blickkontakt hält und dann einen langen Seufzer über die Lippen bringt, bevor er sagt, dass er über sich erzählen möchte. Ich lächle ihn an, während er genervt die Augen verdreht. Er legt sich eine Hand in den Nacken und reibt diesen nervös, weil er nicht weiß, wo er genau anfangen soll.

„Also ich wurde am 09. März 1993 in Daegu geboren. Meine Kindheit war normal. Bis zu meinem vierten Lebensjahr haben wir in Daegu gewohnt, aber sind dann nach Seoul gezogen, da meine Eltern dort ein Restaurant eröffnet haben. Mein Leben wurde erst spannend, als ich meinen Ex-Freund mit 16 kennengelernt hatte. Ich war dumm und naiv, weil ich sein Bad Boy-Image so sexy und anziehend fand. Er hatte geraucht, gekifft und übermäßig viel getrunken. Aber ich war so verliebt in ihn, dass ich das alles durch meine rosarote Brille auf der Nase ausgeblendet hatte. Eines Tages waren wir halt auf einer Party und seine Freunde dachten, es wäre witzig, mir einen Drink nach dem anderem in den Rachen zu schütten. Irgendwann wollte ich halt nach Hause, weil ich Angst bekam, da sie mich regelrecht dazu gezwungen hatten, weiterzutrinken. Das gefiel meinem Ex-Freund nicht und nannte mich einen Spielverderber. Ich, dummer Idiot, blieb für ihn auf der Party, aber wollte nur noch Wasser trinken. Ihr könnt euch denken, dass sie das auch Scheiße fanden und beschlossen mir Ecstasy ins Glas zu kippen. Danach war ich komplett weg und kann mich nur noch daran erinnern, dass sie mich in irgendeinem Motel an Händen und Füßen festhielten, während mein Ex-Freund mein Arschloch wund und blutig gefickt hatte. Am nächsten Morgen wachte ich mit höllischen Schmerzen auf und wusste direkt, was passiert war. Er war auch noch so frech und lag neben mir in diesem verfickten Bett. Mein Blut war überall auf dem Bettlaken verteilt, aber ich hatte trotzdem die Kraft dafür ihn krankenhausreif zu schlagen. Ich war so wütend und verletzt. Ich konnte das nicht auf mir sitzen lassen. Wir zeigten uns dann gegenseitig wegen Körperverletzung und sexuellen Missbrauch an. Er landete im Gefängnis wegen etlichen anderen Straftaten und ich darf mich ihm auf hundert Metern nicht mehr nähern. Das Gleiche gilt für ihn. Ich habe zehn Jahre gebraucht, um mich überhaupt anderen Männern zu nähern und wollte mich mehrmals umbringen, weil mich diese Angstzustände fertiggemacht hatten. Das Ende vom Lied ist, dass mein jetziger Freund ein wahrhaftiger Engel ist und mir niemals irgendetwas antun würde", rattert er gefühlt runter und grinst uns zum Ende hin breit an.

Verstört starre ich ihn an und versuche dieses Bild, das er uns gerade beschrieben hat, aus meinem Kopf zu verbannen. Ich möchte mir gar nicht diese höllischen Schmerzen vorstellen und damit meine ich auch die seelischen. Keiner von uns sagt irgendwas dazu, weil wir das verarbeiten müssen. Sein fieses Verhalten am Anfang macht einfach Sinn. Das ist wahrscheinlich seine Schutzhaltung gegenüber Männern, damit sie nicht mal auf die Idee kommen, ihn falsch anzufassen.

„Sorry, wenn ich das so sage, aber ich finde es klasse, dass du ihm die Fresse poliert hast und dass der Wichser im Gefängnis sitzt. Was ist mit seinen Freunden? Haben die auch eine Strafe bekommen?", sagt Jimin lächelnd und sieht ihn neugierig an.

„Keine Ahnung. Ich weiß bloß, dass zwei von ihnen an einer Überdosis gestorben sind", zuckt Yoongi mit den Schultern.

„Alter, verdient! Ich hoffe, dass sie in der Hölle verrotten", schießt es aus mir raus und fühle mich direkt etwas leichter.

Die fünf Jungs schauen mich belustigt an und Jin klopft mir auf die Schulter, während ich etwas rot werde. Yoongi fragt, wer als nächstes dran sein möchte und diesmal meldet sich überraschender Weise der Älteste von uns allen. Bei ihm bin ich richtig neugierig.

„Ich wurde am 04. Dezember 1992 geboren und lebe schon seit meinem ersten Lebensjahr in Seoul. Ich wurde jahrelang von meinem großen Bruder gemobbt und verprügelt, weil ich schwul bin. Er ist fünf Jahre älter als ich und irgendwie hat er es schon gemerkt, als ich in der Grundschule war. Ich spielte lieber mit den Mädchen Barbie und hatte riesige Angst vor Insekten, während die anderen Jungs Fußball und Käfer rumgeworfen hatten. Er ist ein Vollidiot. Er hatte mich gerne in Omas Keller gesperrt, der voller Spinnen war, und ließ mich erst nach drei Stunden raus. Er tunkte meinen Kopf in eine Toilette und das zehn Mal hintereinander. Wenn ich mit meinen Freunden im Club war, fragte er mich jedes Mal, ob ich von irgendeiner Schwuchtel gefickt wurde und wenn ich ihm keine Antwort gab, schubste er mich die Treppen runter oder schlug auf mich ein. Ich hasse ihn wie die Pest und rächte mich damals auch sehr passiv aggressiv an ihm, indem ich seine Sachen zerstört habe. Dafür schlug er mich zwar wieder, aber das war es mir wert. Er zog mit 22 Jahren aus und ich musste ihn dann nicht mehr so oft sehen. Jetzt sehen wir uns nur noch an Weihnachten oder an den Geburtstagen unserer Eltern, weil er sich für mich schämt. Aber mir ist das recht", gibt er seufzend von sich und schüttelt bei dem Gedanken an seinen Bruder den Kopf.

„Was ist das denn für ein Hurensohn?", platzt es aus Taehyung und schlägt sich eine Hand vor den Mund, als er realisiert, dass das auch Jins Mutter ist.

„Mein Gott, T-... Man sollte dir das Mundwerk zu kleben", gebe ich lachend von mir.

„Das kann auch nur von dir kommen", meint Jimin kichernd.

„Entschuldigung, ich wollte bloß deinen Bruder beleidigen. Ging wohl nach hinten los. Aber mich regt sowas total auf. Wie kann man jemanden das Leben zur Hölle machen? Was ist so schlimm daran, dass du nur auf Männer stehst? Okay, Männer sind scheiße. Aber Frauen können genauso scheiße sein! Menschen sind generell scheiße. Sogar wir sieben sind scheiße!", ruft Taehyung aufgebracht und schlägt auf den Tisch.

„Du kannst echt süß sein, aber beruhig dich. Es werden immer solche Vollidioten auf dieser Erde existieren", meint Hoseok und schmunzelt etwas, als Taehyung beginnt zu schmollen.

„Genau, ich habe auch keinen Kontakt mehr zu diesem Idioten. Mir geht es gut. Aber danke fürs Aufregen", grinst Jin ihn an und umarmt ihn von der Seite.

„Das ist einfach nicht okay", murmelt der Braunhaarige weiter und wird regelrecht von Jin zerquetscht.

„Möchtest du weitermachen, Süßer?", fragt Jin ihn und er nickt schließlich.

„Ich wurde in Daegu geboren und habe am 30. Dezember 1995 Geburtstag. Ihr wisst ja, was mein Geheimnis ist. Mein Schwager hat mich im betrunkenen Zustand ausgenutzt und belästigt mich seit dem Tag nahezu jeden Tag. Er setzt auch alles daran, dass ich meiner Schwester nichts erzähle, weil er mich sonst nicht mehr sehen kann. Wahrscheinlich steht er auf verbotene Affären und andere Menschen in die Verzweiflung zu stürzen", erzählt er ganz knapp, was man auch verstehen kann.

Dabei starrt er den Tisch an und wurde zum Ende hin immer leiser. Jin streichelt ihm über den Rücken und sieht ihn traurig an. Jimin und Hoseok haben die Lippen zusammengepresst und atmen tief durch, um sich zu fassen. Es ist auch widerlich, was dieser Typ mit Taehyung und seiner Schwester treibt. Einfach nur pervers. Das ist bestimmt sein größter Traum. Am besten würde er sie gleichzeitig ficken, oder so. Ekelhaft.

„Ich mach dann mal weiter. Ich habe am 13. Oktober 1995 Geburtstag und bin ebenfalls in Busan geboren. Ähm, ich wurde damals, als ich sieben Jahre alt war, von irgendeinem Typ auf dem Schulweg entführt...", macht Jimin weiter und wird auch schon von uns unterbrochen, da wir alle gleichzeitig laut 'WAS' schreien, sodass er zusammenzuckt und uns mit großen Augen ansieht.

Wir sehen ihn alle schockiert an und ich bekomme eine ekelhafte Gänsehaut an meinem Körper. Wenn er jetzt sagt, dass er von ihm missbraucht wurde mit zarten sieben Jahren, dann kotze ich aber los.

„Ja, er hatte mich halt gepackt und in sein Auto geschmissen, als ich an ihm vorbeilief. Ich dachte mir eben nichts dabei, weil er ganz normal aussah. Er war Ende dreißig und hatte mich ein halbes Jahr in seinem Keller eingesperrt. Ich war früher etwas dicker und das mochte er nicht so. Darum gab er mir kaum Essen, damit ich abnahm und ihm mehr gefiel. In den ersten drei Monaten hatte er mich deswegen auch nicht angefasst. Ich war ihm noch nicht perfekt genug. Naja, als nach den drei Monaten war ich dann nicht mehr dick, sondern viel zu dünn. Das mochte er auch nicht. Also musste ich wieder zunehmen und er hatte mich versucht zu mästen. Jedoch spuckte ich das Essen immer wieder aus, weil ich drei Monate davor fast nichts gegessen hatte und das Essen nicht in mir behalten konnte. Das dauerte dann auch wieder zwei Monate, bis ich wieder zugenommen hatte und dann endlich seinen Vorstellungen entsprach. In den drei letzten Wochen hatte er mich dazu genötigt, ihm bei seiner Befriedigung zu helfen. Er schob mir zwar nichts rein, aber er verlangte von mir, dass ich IHM helfe. Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, was ich machen musste. Das ging zum Glück nur drei Wochen und auch nicht so oft, weil er auch arbeiten musste. Die Polizei fand mich auch in der Zeit, als er auf der Arbeit war. Die Nachbarn hatten gesehen, dass er Kinderspielzeug und Kleidung ins Haus brachte und wussten ganz genau, dass er weder Kinder noch Verwandte hatte, und riefen die Polizei an, die die Tür aufgebrochen hatten. Sie wussten immerhin, dass ich verschwunden war. Das hat mich zum Glück gerettet", sagt Jimin und kratzt sich unangenehm die Unterarme.

Mir steigt die Galle hoch und ich muss mich zusammenreißen, sonst würde ich ihnen auf den Tisch kotzen. Den anderen ergeht es nicht anders. Taehyung und Hoseok würgen und pressen sich die Hände auf die Münder. Yoongi atmet tief ein und aus und Jin starrt angestrengt auf den Holztisch. Plötzlich springt Hoseok auf und rennt in Lichtgeschwindigkeit zu den Toiletten. Taehyung sieht ihm hinterher und schluckt seinen Mageninhalt wie ich immer wieder runter. Ich presse mir die Handballen auf die Augen und würde auch gerne kotzen gehen, aber das wäre so respektlos gegenüber Jimin, der DAS erleben musste, wenn wir alle zur Toilette rennen. Wie kann man das einem KIND antun? Das sind doch kleine Babys!

„Also die Geheimnisse werden immer schlimmer", flüstert Yoongi zu sich selbst und fährt sich über das Gesicht.

„Ja, oder? Aber macht euch keine Sorgen. Ich war lange in Therapie und kann damit leben. Mein Glück war es halt, dass er so viele Ansprüche hatte. Ich hätte noch schlimmeres erleben können", meint Jimin und sieht uns aufmunternd an.

„Es ist schon schlimm genug, dass du es erleben musstest. Ich bin einfach nur froh, dass du noch am Leben bist und nicht zu Tode gequält wurdest. Wenn ich mir bloß vorstelle, dass du ein kleines Kind gewesen bist, treibt mir schon die Tränen in die Augen. Wie grausam kann man sein?", erwidere ich ernst und wie auf Knopfdruck verschwimmt meine Sicht durch die aufkommenden Tränen.

Taehyung, Jin und Yoongi starren mich mit großen glasigen Augen an und heulen direkt los, als mir selbst die Tränen über die Wangen laufen. Jimin beißt sich auf die Lippen und blinzelt mehrere Male, jedoch weint er ebenfalls los und versteckt sein Gesicht hinter seinen Händen. Yoongi legt seine Hand in Jimins Nacken und zieht ihn an sich, um ihn fest zu umarmen. Der Blonde klammert sich an ihm und schluchzt laut in seine Schulter. Hoseok kommt im selben Moment mit tränenüberströmtem Gesicht zurück und fängt noch mehr an zu weinen, als er uns alle heulen sieht. Schluchzend schnappe ich stockend nach Luft und wedle mir Luft mit beiden Händen zu, damit ich mich endlich zusammenreiße. Hoseok setzt sich zwischen Jimin und mich, um mir tröstend auf die Schulter zu klopfen.

„Okay, bitte. Wir müssen aufhören. Das ist Vergangenheit. Verstanden? Ich bin so lebendig wie noch nie. Nummer 3 muss auch noch seine Geschichte erzählen", gibt Jimin mit zittriger Stimme von sich und wischt sich mit beiden Händen die Tränen fort.

Wir nicken alle und wischen uns schluchzend die Tränen aus dem Gesicht. Bei Kindern hört wohl bei uns allen der Spaß auf. Darüber bin ich auch froh, sonst würde es wirklich Tote geben, wenn ich mit einem Kinderschänder gefangen wäre. Nach mehreren Minuten beruhigen wir uns alle und können Hoseok auch wieder zuhören.

„Mein Gott. Ich kann nicht mehr. Dagegen ist mein Leben gar nichts. Ich wurde am 18. Februar 1994 in Gwangju und bin 19 Jahren nach Seoul mit meiner Ex-Freundin gezogen. Wir waren zwei Jahre, bis ich 21 Jahre alt war, zusammen. In diesen zwei Jahren hatte ich halt erkannt, dass ich nicht wirklich auf sie stand. Also wir hatten Sex und sowas, wenn sie mich halt richtig berührte, dann funktionierte es auch irgendwie. Wie auch immer. Ich war jedenfalls an einem Abend in einem Club und da war halt so ein Typ. Ihr müsst wissen, dass ich bis dahin gedacht habe, dass ich hetero wäre. Naja, dieser Typ hatte mir eindeutig gezeigt, dass ich alles andere als hetero war. Am nächsten Tag lag ich dann Zuhause und musste dann realisieren, dass ich nicht länger mit ihr zusammen sein konnte. Am selben Abend teilte ich ihr dann mit, dass ich nicht mehr mit ihr zusammen sein möchte, weil ich mich zu anderen Männern mehr hingezogen fühle als zu ihr. Das hätte ich lieber nicht machen sollen. Sie schrie mich hysterisch an und schmiss mir alles an den Kopf, was sie in die Finger bekam. Sie tickte vollkommen aus. Ich hatte richtig Angst vor ihr und floh aus der Wohnung. Wir lebten damals im fünften Stock und es gab keinen Fahrstuhl. Darum musste ich die Treppen runterrennen. Das war die dümmste Entscheidung meines Lebens. Sie war mir immerhin dicht auf den Fersen und absolut aggressiv, sodass sie mich am Rücken mit voller Wucht die Treppen runter geschubst hatte. Ich rollte anscheinend bis in den dritten Stock, da ich meinem Kopf angestoßen hatte und ohnmächtig wurde, und meine Nachbarn genau in dem Moment ihre Haustüren öffneten und mich dort sozusagen aufgefangen hatten. Ich lag drei Wochen im Koma mit dreifachem Rippenbruch und einem gebrochenen Arm. Als wäre es nicht genug gewesen, dass sie mich fast umgebracht hätte, stalkte sie mich danach auch noch und wollte mich mehrmals mit einem Roller überfahren. Ich hatte sie angezeigt und nun sitzt sie im Knast", erzählt uns Hoseok und kann selbst nicht fassen, was er erlebt hat.

„Die wollte dich einfach auslöschen. Auf dem Motto: 'Wenn ich ihn nicht haben kann, dann darf es keiner'. Allein schon der Gedanke, dass sie dich danach auch noch mit einem Roller überfahren wollte, ist extrem krank. Du lagst ja schon wegen ihr im Krankenhaus!", stellt Jimin fassungslos fest.

„Er könnte jetzt einfach tot sein, wenn er seinen Nacken beim Sturz gebrochen hätte", erinnert Yoongi uns.

„Merkt ihr eigentlich, dass wir alle irgendwelche Psychopathen getroffen haben, die uns irgendwas Böses wollten? Gar umbringen? Wenn das ein Zufall sein soll, nh? Dann glaube ich gar nichts mehr. Ich bin von meiner Behauptung überzeugt. Dieses Experiment ist ein reines Rachespiel. Wir sollen hier drinnen leiden, damit diese ganzen Zuschauer ihren Spaß haben", gebe ich überzeugt von mir.

„Langsam denke ich das auch. Sie nutzen unsere Vertrauensprobleme und Traumata für ihr Vergnügen", murrt Jimin verzweifelt und massiert sich die Schläfen.

„Deswegen müssen wir endlich an einem Strang ziehen! Wir haben nur uns in diesen vier Wänden. Keiner kann uns helfen. Selbst Nummer 7s besten Freund haben sie gefesselt und verstecken ihn irgendwo hier, damit er keine Rettungsaktion startet", entgegnet Hoseok und sieht einmal in die Runde.

„Du hast Recht. Los, wer zum Team gehören möchte, legt seine Pfote jetzt in die Mitte vom Tisch", fordert Jin uns auf und knallt seine Hand in die Mitter.

Jimin, Hoseok und Yoongi legen ihre Hände etwas vorsichtiger auf Jins Hand. Taehyung zögert kurz, aber legt ebenfalls seine Hand dazu. Ich starre ihre aufeinander liegenden Hände an und kann bloß daran denken, wie viel Schweiß und Bakterien sie gerade miteinander austauschen. Taehyung hat aber vorhin geduscht... Alle sehen mich erwartungsvoll an und ich berühre Taehyungs Handrücken federleicht mit meinen Fingerspitzen. Sie fangen an zu grinsen und ich würde bloß gerne meine Hand endlich wegnehmen. Anscheinend sind wir nun ein richtiges Team.

_____________

Ob Namjoon auch zum Team gehören möchte? 🤔

(Sorry fürs nochmal hochladen habe vergessen diese Anführungsstriche zu ändern)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top