Kapitel 31: Offenbarung
Mehrere Sekunden vergehen in denen Namjoon und ich kein einziges Wort verlieren. Mir wird auch keine Frage mehr angezeigt, sondern nur ein weißer Bildschirm. Was haben sie schon wieder mit uns vor? Dürfen wir uns nicht amüsieren? Wieso wollen sie ständig, dass wir aufeinander los gehen?
Plötzlich wird es stockdunkel im Raum und mein Herz setzt einen Schlag aus. Ich kralle mich mit beiden Händen an den Sitz unter mir und kann nur das schwere Atmen von mir und Namjoon hören. Sind wir in einem verfickten Horrorfilm? Wenn jetzt irgendein Monster in diesem Raum auftaucht, dann hoffe ich, dass ich an einem Herzinfarkt sterbe. Ich habe nicht die Nerven dafür, von einem gruseligen Wesen zu flüchten. Anscheinend wird Namjoon ungeduldig, da ich seine Fußschellen klimpern höre.
„Das geht mir alles so auf die Nerven...", murmelt der Ältere gereizt und rüttelt stärker an seinen Fesseln.
Ich starre in die Dunkelheit und versuche seine Umrisse zu erkennen, jedoch sehe ich meine eigene Hand nicht mal in dieser Schwärze. Wie aus dem Nichts ertönt ein schriller Ton aus den Lautsprechern, der mich zusammenzucken lässt und in meinen Ohren schmerzt, sodass ich meine Hände fest auf meine Ohren presse. Rotes Licht erhellt den Raum und erschrecke mich, als ich Namjoons gequältes und schmerzverzerrtes Gesicht sehe. Automatisch nehme ich meine Hände von meinen Ohren, um sie auf seine zu pressen, doch dieses schrille, eintönige Geräusch ist einfach unerträglich, sodass ich sie wieder auf meine eigenen presse. Namjoon brüllt vor Schmerzen und rüttelt an seinen Fesseln, aber ohne die Schlüssel gehen sie nicht auf. Meine Fresse, ich hasse ihn! Wieso kann ich ihn nicht einfach leiden lassen? Warum muss ich jedem Vollidioten helfen, damit ich mich nicht schlecht fühle? Ich konnte ihm doch eben noch in den Bauch boxen! Ich fasse es nicht. Zähneknirschend nehme ich meine Hände ein weiteres Mal von den Ohren, um nach Namjoons linker Hand zu greifen. Meine Trommelfelder beginnen sofort zu schmerzen und neben dem schrillen Ton kriege ich auch noch einen ekligen Tinnitus. Ich umfasse die Handschelle um sein Handgelenk und zerre mit ganzer Kraft an dieser, damit die Kette oder die andere Handschelle, die sich um die Armlehne befindet, abbricht.
Mehrmals ziehe ich mit meinem ganzen Körpergewicht an der Handschelle, jedoch wird dieser schrille Ton immer lauter und schriller, sodass ich es nicht mehr aushalte und von Namjoon ablasse, um meine Ohren zu schonen. Ich krümme mich und starre den Älteren verzweifelt an, dem Tränen über die Wangen laufen, da er es nicht mehr aushält. Vielleicht hat er eine Geräuschüberempfindlichkeit. Mein Kopf fühlt sich jedenfalls so an, als würde er jeden Moment platzen. Gequält presse ich meine Augen zusammen und weiß nicht, wohin ich flüchten soll, um diesen Schmerzen in meinem Kopf zu entkommen.
Auf einmal hört das Geräusch auf, aber meine Ohren piepen immer noch, sodass ich kaum was höre. Langsam nehme ich meine Hände runter und erkenne die Erleichterung in Namjoons Gesicht. Anscheinend kommt nun unsere richtige Bestrafung, weil wir den Professor sauer gemacht haben.
„Na? Tat das weh? Das hoffe ich doch. Wir geben ihnen schon die Chance, dass sie eine milde Bestrafung bekommen können und dann nehmen sie diese Aufgabe nicht mal mehr ernst! Darum werden wir nun die Fragen stellen und die Bestrafungen erteilen und das gilt für sie beide", höre ich den Professor meckern und finde, dass er sich wie ein kleines Baby, dessen Schnuller weggenommen wurde, verhält.
„Heult doch gleich los. Wir haben uns bloß ein bisschen amüsiert", erwidere ich angepisst.
„Sie werden gleich wieder losheulen, also reißen Sie ihre Klappe nicht so weit auf, Nummer 7", keift er mich an.
„Da ist wohl jemand zickig", murmelt Namjoon leise zu sich selbst.
„Ich werde nicht mehr mit ihnen diskutieren. Wir machen mit den Fragen weiter und sie müssen beide darauf antworten, sonst spielen wir den Ton wieder ab. Haben wir uns verstanden?", zickt der Professor uns an.
„Ja, wir haben es verstanden", antworte ich patzig.
„Nö, auf den Scheiß habe ich keine Lust mehr. Sie werden uns die dümmsten Fragen stellen, die wir auf keinen Fall beantworten können. Ich will nicht erraten müssen, welches Tier grün und schwarz ist und durch den Wald rennt", regt sich der Blondhaarige vor mir auf und stellt sich ausgerechnet jetzt auf komplett stur.
„Alter, halt die Klappe! Ich habe keine Lust taub zu werden!", rufe ich aufgebracht, weil ich mein Gehör noch behalten möchte.
„Halt du doch die Klappe! Sonst legst du dich auch immer mit diesem Bastard an. Er soll uns endlich mehr von den anderen erzählen. Jeder von uns hat ein dunkles Geheimnis und anstatt sie einfach nach Lust und Laune zu erzählen, soll er einfach alle Geheimnisse genau jetzt offenbaren!", schnauzt er mich an und macht mich extrem wütend.
Ich muss sofort an Taehyung denken, der von seinem Geheimnis innerlich gefressen wird und eine riesige Angst davor hat, dass es irgendjemand erfährt. Er würde zusammenbrechen, wenn es die anderen wissen würden. Namjoon ist wohl doch ein egoistisches Arschloch. Wahrscheinlich ist er bloß so scharf darauf, die Geheimnisse der anderen zu erfahren, weil der Professor sein Geheimnis erzählt hat.
„Was gehen dich überhaupt die Geheimnisse der anderen an? Uns kann es doch egal sein, was sie zu verbergen haben! Wieso willst du, dass sie genauso gedemütigt werden wie wir? Das ist nicht fair, da sie rein gar nichts falsch gemacht haben!", verteidige ich die anderen Jungs und merke, wie schnell mein Herz in meiner Brust rast.
„Also findest du es fair, dass sie mehr über uns wissen als wir über sie? Du bist doch komplett zurückgeblieben. Irgendwas stimmt nicht mit dir, oder? Wieso versuchst du immer der Gute zu sein? Vor gefühlten zehn Minuten hast du noch zu deinem lieben Yunho gesagt, dass dir die anderen scheiß egal sind und jetzt machst du wieder einen auf Samariter! Du bist so eine falsche Ratte!", gibt er ungläubig von sich und schreit mich zum Ende hin beinahe an.
„Mit dir stimmt doch irgendwas nicht, du selbstsüchtiges Arschloch! Du hasst mich grundlos und machst diese zwei Wochen in diesem Experiment zur reinsten Hölle! DIR sind die anderen scheiß egal, obwohl ihr vier so dicke miteinander seid. Ich habe bloß Yoongi und Taehyung auf meiner Seite und die Beiden sind mir garantiert nicht egal!", entgegne ich wütend und balle meine Hände, die auf meinen Oberschenkeln lagen, zu Fäusten, da das Verlangen ihm wieder in die Fresse zu schlagen, viel zu groß ist.
„Ach, hat er euch etwa erzählt, was sein Geheimnis ist? Wie süß. Darum willst du nicht, dass der Professor es vor allen herausposaunt. Habt ihr dann zusammen geheult und miteinander geknuddelt?", macht er sich auch noch lustig darüber und sieht mich gespielt traurig an.
„WAS IST LOS MIT DIR?", schreie ich ihn an und zittere vor Wut.
„Nummer 6, da Nummer 7 ihren Namen ohne Erlaubnis erwähnt hat, werden wir ihr Geheimnis vor allen offenbaren.
In der Nacht an dem seine Schwester ihre Verlobung gefeiert hat, teilten sich ihr Verlobter und Nummer 6 ein Hotelzimmer. Dort hatten die beiden mehrmals Geschlechtsverkehr und Nummer 6 hat seiner Schwester immer noch nicht erzählt, dass er mit ihrem Verlobten geschlafen hatte und von ihm belästigt wird, obwohl sie ihn in wenigen Monaten heiraten wird", dringt die monotone Stimme vom Professor durch die Lautsprecher, der Taehyungs Geheimnis einfach erzählt.
Schockiert reiße ich die Augen auf und merke das mir die ganze Farbe aus dem Gesicht weicht. Ich habe nicht mal bemerkt, dass ich seinen Namen gesagt habe. Mehrmals schüttle ich meinen Kopf und werde von bitteren Schuldgefühlen heimgesucht, die mir Tränen in die Augen treiben. Verfickte Scheiße, es tut mir so leid, Taehyung!
„Ach, du wolltest verheimlichen, dass er eine kleine verlogene Hure ist", grinst mich Namjoon spöttisch an und bringt mich auf 180.
Mit einem Ruck stehe ich von einem Stuhl auf und packe diesen Bastard am Kragen, was ihn bloß zum Lachen bringt. Ich lasse es nicht zu, dass er den armen Taehyung so verspottet, wenn er nicht mal die ganze Wahrheit kennt.
„Wag es dich noch einmal, ihn eine verlogene Hure zu nennen. Du hast nicht die LEISESTE Ahnung, was wirklich passiert ist!", zische ich in sein Gesicht, aber er grinst mich immer noch so beschissen an.
„Und du weißt es also? Wieso verteidigst du ihn so sehr? Erinnert er dich etwa an deine Schlampen Mutter? Die hat ja scheinbar auch jeden gefickt", hebt er eine Augenbraue an und lacht schelmisch los.
Das rationale Denken schaltet sich endgültig in meinem Kopf und ich hole mit meiner Faust aus, um ihm mehrmals ins Gesicht zu boxen. Die Wut und das Adrenalin fließen durch meine Venen und mein einziges Ziel ist es im Moment, ihm dieses ekelhafte Lächeln aus seiner hässlichen Visage zu schlagen. Immer und immer wieder ramme ich ihm meine Fäuste in sein Gesicht, sodass es abwechselnd nach links und rechts fliegt. Die dumpfen und konstanten Schläge schallen im dunklen Raum und dieser Bastard findet diese Situation auch noch lustig, da er nicht aufhört zu lachen. Dadurch werde ich noch aggressiver und schlage fester zu, sodass er irgendwann aus seiner Nase und seinem Mund blutet. Jedoch hält mich das nicht auf, sondern spornt mich mehr an, ihn weiter zu verletzen. Meine Fingerknöchel beginnen zu schmerzen, da sie stetig gegen seine Wangenknochen oder seinen Kiefer prallen. Ich will, dass er kein Wort mehr aus seinem widerlichen Mund bekommt.
Plötzlich werde ich von mehreren Händen an den Schultern und Armen gepackt, die mich von Namjoon runterreißen und gegen die Wand schleudern. Ich knalle mit meinem Hinterkopf gegen diese und hätte eigentlich vor Schmerzen los geschrien, aber durch das Adrenalin bemerke ich die Schmerzen nicht, sondern starre Yoongi und Jimin mit zusammengebissen Zähnen und weitaufgerissen Augen an. Meine Atmung gleicht einem Beben und ich reiße meinen Blick von den beiden los, um zu Namjoon zu schauen, der bewusstlos auf dem Stuhl sitzt und in sich gesackt ist. Yoongi kniet sich vor mich und versucht auf mich einzureden, aber mein Blut rauscht so laut in meinen Ohren, sodass ich ihn kaum verstehe.
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Meine Güte, da glaubt man EINMAL, dass die sich vertragen und dann gehen die wieder aufeinander los. Aber wer kann es ihnen auch verübeln? Sie sind immer hin schon seit Tagen eingesperrt und müssen sich STÄNDIG sehen :D
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