Kapitel 14: Sorgen

Yunhos Sicht:

Deprimiert sitze ich mit meinem Cousin Wooyoung in Jeongguks Wohnzimmer und kann mich gar nicht auf den Film, den er unbedingt schauen wollte, konzentrieren. Mir fehlt Jeongguk schrecklich sehr, weil ich ihn nicht mehr nerven kann. Ich mache mir auch etwas Sorgen um ihn, da ich ganz genau weiß, wie schwer es ihm fällt, sich in Gruppen einzufinden. Am Montag, als ich ihn zum Institut begleitet habe, hat sich ein riesiges schlechtes Gewissen in mir breit gemacht. Nur wegen mir muss er jetzt bei diesem Experiment mitmachen, obwohl er von Anfang an nichts davon hielt und mir sogar davon abraten wollte.

„Mit dir einen Film zu schauen, ist wohl das schlimmste, was man tun kann. Du passt nie auf und beschäftigst dich mit irgendwas anderem!", reißt mich Wooyoung aus meinen Gedanken und sieht mich richtig wütend an.

„Gar nicht wahr! Ich guck doch!", lüge ich und schaue auf den Fernseher, aber runzle sofort die Stirn, als ich den Abspann sehe.

„Bist du schon wieder mit deinen Gedanken bei Jeongguk, oder was? Es sind nicht mal drei Tage vergangen und du drehst jetzt schon durch, weil du ihn nicht siehst", fragt er mich genervt.

Ich verziehe das Gesicht und strecke ihm beleidigt die Zunge raus. Wooyoung tut auch nichts anderes, als mich jede Stunde für irgendwas anzumeckern. Darum verstehen sich Jeongguk und mein lieber Cousin so gut. Die meckern mich beide an. Wenn wir was zu dritt unternehmen, dann stellen sich beide gegen mich und dissen mich jede freie Sekunde.

„Ich vermisse meinen besten Freund halt und habe dazu noch ein schlechtes Gewissen, weil er mit fremden Leuten auskommen muss. Du weißt, wie schwer es ihm fällt, Freundschaften zu knüpfen", verteidige ich mich und umarme meine Schienbeine, die ich an meine Brust gezogen habe.

„Oh, ja. Ich habe mich auch schon gefragt, ob er irgendwie mit den anderen Versuchskaninchen klarkommt. Aber so wie wir Jeongguk kennen, hat er sich schon mit den meisten angelegt, weil sie seine Gedankengänge nicht verstehen und er ist die sturste Person, die ich kenne", meint Wooyoung und lacht etwas.

Stumm nicke ich nur und mache mir gleichzeitig noch mehr Sorgen. Guk ist sehr schnell verzweifelt, wenn ihn Menschen missverstehen und tut dann so, als würde ihn das überhaupt nicht interessieren. Jedoch verletzt es ihn und er fühlt sich schnell einsam. Er möchte dann nur schlafen und ist so gereizt. Dadurch wirkt er wie das größte asoziale Arschloch, obwohl er ein total liebevoller Mensch ist. Er kümmert sich immer erst um andere und möchte sie beschützen. So wie er mich vor diesem Experiment warnen wollte, weil er ein komisches Gefühl dabei hatte.

„Denkst du, ich darf ihn dort besuchen oder einfach nach ihm schauen?", frage ich Wooyoung nachdenklich.

Dieser zuckt nur ahnungslos mit den Schultern und nimmt sich die Chipstüte von dem Wohnzimmertisch, um sich die Chips in den Mund zu stopfen. Nachdenklich stütze ich mein Kinn auf meinen Knien ab und überlege, ob ich beim Institut anrufen sollte. Ein Versuch schadet doch nicht, oder? Mit einem Ächzen stehe ich von der Couch auf und laufe in den Flur, um dort anzurufen. Ich nehme den Hörer von der Wandtelefonstation ab und suche im Telefonverlauf die Nummer von dem Institut. Wooyoung kommt mit der Chipstüte an die Brust gedrückt in den Flur und sieht mich abwartend an, während er fröhlich herum schmatzt. Ich verdrehe die Augen und drücke dann auf den grünen Telefonknopf, als ich die Nummer gefunden habe. Angespannt beiße ich mir auf die Lippen und halte den Hörer verkrampft an mein rechtes Ohr.

„Hallo, Park Jihyo am Telefon. Was kann ich für Sie tun?", geht Frau Park auch nach wenigen Sekunden ran und lässt mich etwas aufatmen.

„Guten Tag, hier ist Jeong Yunho. Ich hätte dann mal eine Frage. Ist es möglich, dass ich Jeon Jeongguk, während dem Experiment besuchen kann? Ich möchte mich nur vergewissern, dass es ihm gut geht", sage ich ihr gleich, was ich von ihr möchte und starre auf die Wand vor mir.

„Einen Moment. Das muss ich mit meinen Kollegen besprechen", seufzt sie genervt und keine Sekunde später ertönt so eine komische Warteschleifenmusik.

Irritiert drehe ich mich zu Wooyoung, der mich mit gerunzelter Stirn anschaut und sich nun auch fragt, was hier abgeht. Als ich das letzte Mal mit Frau Park gesprochen habe, war sie deutlich freundlicher. Wie auf Knopfdruck kriege ich richtige Bauchschmerzen und habe so ein komisches Gefühl in mir. Hoffentlich hat sie nicht wegen Jeongguk so genervt reagiert, sonst mache ich mir noch mehr Sorgen um ihn.

„Herr Jeong, Sie dürfen Jeongguk zwar nicht persönlich treffen, aber Sie dürfen einen kurzen Einblick auf das Experiment werfen. Aber wenn Sie zu uns ins Institut kommen, müssen Sie Kameras, Handys oder jegliche elektronischen Geräte Zuhause lassen", teilt sie mir nach einer gefühlten Ewigkeit mit.

„Warum das denn?", frage ich entsetzt nach.

„Wir wollen vermeiden, dass Sie irgendwelche Informationen über das Experiment an die Öffentlichkeit bringen, wenn dieses noch nicht beendet ist", begründet sie gleichgültig.

Im Hintergrund höre ich mehrere Stimmen durcheinanderreden und sie scheinen sehr aufgebracht zu sein. Irgendwas stimmt hier nicht. Anscheinend läuft das Experiment nicht so wie geplant, wenn Frau Park so genervt und ihre Kollegen so aufgebracht sind. Ich kann auch ahnen, dass das mit Jeongguk zu tun hat. Er schwimmt gerne gegen den Strom und führt Befehle nicht aus, wenn er sie nicht für richtig hält. Auf der Arbeit hat er deswegen auch schon echt Stress mit seinem Chef bekommen.

„Achso, okay. Wann kann ich denn kommen?", möchte ich wissen und kaue ungeduldig auf meine Innenwangen, als sie Ewigkeiten braucht mir zu antworten.

„Am Sonntag wäre gut", antwortet sie auf einmal und lässt mich den Mund aufklappen.

„Was zum Teufel? Wieso kann ich nicht früher kommen?", gebe ich entsetzt von mir.

„Weil es nicht geht! Entweder Sie kommen am Sonntag oder gar nicht!", schreit sie plötzlich in den Hörer und wirkt auf einmal so panisch.

Plötzlich ertönt ein lautes herzzerreißendes Kreischen und wenn ich mich nicht täusche, dann ist das Jeongguk. Mein Herz beginnt zu rasen und in meinem Hals bildet sich ein fetter Kloß. Ich möchte sie sofort fragen, was da los ist, aber sie legt einfach auf, bevor ich überhaupt einen Laut von mir geben kann.

„Heilige Scheiße! Was war das?", sagt Wooyoung schockiert und starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an.

„Wooyoung", sage ich bloß seinen Namen und schaue ihn vollkommen verstört an.

Langsam merke ich, wie mir jegliche Farbe aus dem Gesicht weicht und wie mir gleichzeitig eisig kalt und höllisch warm am ganzen Körper wird.

„J-Ja?", antwortet er zögerlich.

„Ich glaube, dass ich einen riesigen Fehler gemacht habe und Jeongguk dafür geradestehen muss", murmle ich verzweifelt. 

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