Kapitel 10: Freundschaften und Feindschaften

Der Professor hat sich seit Stunden nicht mehr gemeldet, was ich sehr angenehm finde, weil ich endlich wieder runterkommen konnte. Ich sitze auf meinem Bett und habe meinen Kopf auf meine Knie gelegt, während ich meine Schienbeine umarme. Niemand von uns redet und geht seinen eigenen Gedanken nach. Wir stecken hier noch zwölf Tage fest und mir geht diese Drohung nicht aus dem Kopf. Was wenn sie Yunho trotzdem etwas antun? Sie wissen gefühlt alles über mein Leben und sicherlich auch über Yunhos.

„Hey, Nummer 7", spricht mich überraschender Weise Yoongi an, der sich vor mich auf mein Bett setzt.

„Was ist?", murmle ich zurück und hebe meinen Kopf nicht.

Ich habe echt keinen Bock darauf, dass er sich jetzt über mich lustig macht. Es reicht mir schon, wenn dieser bescheuerte Professor das macht. Da brauche ich nicht noch einen Yoongi, der mir auf den Geist geht.

„Könntest du mir vielleicht ins Gesicht schauen? Wie unfreundlich kann man eigentlich sein?", schnauzt er mich an und bringt mich dazu ihn genervt anzuschauen.

„Was willst du?!", zische ich ihn an und bemerke Taehyungs Blick auf mir, der in seinem Bett liegt und in unsere Richtung schaut.

Yoongi verdreht die Augen und schnalzt wegen meiner Tonlage mit der Zunge. Wieso muss er mich schon wieder so provozieren? Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Er ist auch ein Grund dafür, weshalb ich es hasse hier zu sein. Seine bloße Anwesenheit regt mich schon total auf.

„Dieser Kerl hat so manche Sachen von dir offenbart, die echt Privat gewesen sind. Hast du den zwei Wissenschaftlerinnen irgendwas davon erzählt?", fragt er mich und sieht mich abschätzig an.

„Nein, ich habe ihnen kaum was von mir erzählt", antworte ich etwas kahl und hoffe, dass er jetzt einfach geht.

Jedoch ist das Glück nicht auf meiner Seite, da er seine Beine übereinanderschlägt und es sich gemütlich auf meinem Bett macht. Der wird in den nächsten Minuten nicht so schnell abhauen. Ich verkneife es mir angepisst mit der Zunge zu schnalzen und sehe den Älteren still an. Taehyung kuschelt sich in seine Decke und mustert Yoongi, der über irgendwas nachdenkt.

„Also haben sie dich sozusagen gestalkt und fanden auch heraus, dass dein bester Freund dir sehr wichtig ist, damit sie dir drohen können. Vielleicht wissen sie, dass du in deinen besten Freund verliebt bist", meint er dann und grinst mich schief an, als ich ihn entsetzt anschaue.

„Uh~... Das habe ich mir vorhin auch gedacht", gibt Taehyung dazu und lächelt uns müde an.

„Einen Moment... Seid ihr eigentlich komplett bescheuert? Was labert ihr? Ich bin nicht in meinen besten Freund verliebt. Er ist mir einfach nur wichtig und ich will nicht, dass ihm etwas passiert", keife ich die beiden an und würde den beiden am liebsten ins Gesicht hauen.

Wie kommen die überhaupt auf diesen Gedanken? Sie kennen Yunho nicht mal. Darum können sie überhaupt keine Schlüsse ziehen und über mich urteilen. Jimin hat unser Gespräch wohl mitbekommen und hüpft auf uns zu, um sich dann auf Taehyung zu schmeißen und auf diesem liegen zu bleiben.

„Wer ist in wen verliebt?", möchte er wissen und wackelt mit seinen Augenbrauen.

„Nummer 7 mag seinen besten Freund", sagt Yoongi und macht sich einen Spaß daraus mich damit zu ärgern.

„Oh, nach seiner Reaktion von vorhin zu urteilen, war mir das direkt klar", meint er auch noch und grinst mich breit an.

Sprachlos schaue ich den Blonden an und kann nicht fassen, dass sich das auf einmal jeder Idiot in diesem Raum denkt. Kann man seinen besten Freund nicht einfach liebhaben, ohne dafür als ‚verliebt' abgestempelt zu werden? Ich meine, wenn ich Yunho wirklich lieben würde, dann würde ich mich nicht so oft über ihn aufregen und ihn aus meiner Wohnung schmeißen wollen. Diese Kerle haben wirklich nichts Besseres zu tun, als sich irgendwelche Geschichten einfallen zu lassen. Ich glaube, die Langeweile steigt ihnen zu Kopf.

„Denkt doch, was ihr wollt. Ihr seid eh komplette Vollidioten", murmle ich genervt und stütze mein Kinn auf meinen Knien ab.

„Lasst doch mal den armen Jungen in Ruhe. Wenn er sagt, dass sein bester Freund ihm nur sehr wichtig ist und er sich Sorgen um ihn macht, dann muss das auch stimmen. Wir kennen wegen dem Professor fast seine ganze Lebensgeschichte, die uns eigentlich überhaupt nichts angeht. Macht euch endlich fort und hört auf ihn zu nerven", meckert Jin die drei an und sieht sie streng an.

Widerwillig steht Yoongi von meinem Bett auf und nach seinem Blick zu urteilen, findet er es scheiße, dass er mich nicht weiter nerven kann. Jimin rollt sich schmollend von Taehyung runter, aber legt sich dann zu ihm unter die Decke und umarmt ihn von hinten. Wenn jemand verliebt ist, dann sind das Taehyung und Jimin. Ich wende meinen Blick von den beiden ab und bedanke mich bei Jin, der mir lächelnd zu zwinkert. Er setzt sich auf dieselbe Stelle, auf der Yoongi eben noch gesessen hat und schaut mich etwas besorgt an.

„Geht es dir gut? Das war vorhin echt heftig, wie er diese ganzen Dinge über dich erzählt hat. Du bist so jung und hast wohl mehr erlebt, als wir alle zusammen", erkundigt er sich über mein Wohlergehen und wird mir immer sympathischer.

„Mir geht es gut. Ich war nur etwas verängstigt und überfordert mit der Situation", antworte ich deutlich freundlicher als bei den anderen.

„Ich habe es gemerkt. Falls du reden möchtest, kannst du immer zu mir kommen und lass dich nicht ständig von dem Professor ärgern", meint er und klopft mir auf die Schulter, bevor er wieder aufsteht und rüber zu seinem Bett läuft.

Jin ist wohl der einzige, den ich wirklich mag. Taehyung und Jimin gehen auch noch so, aber sie nerven mich ein wenig. Yoongi kann ich nicht ausstehen und Hoseok und Namjoon sind fast wie Fremde für mich, die mir einfach nur misstrauen. Vielleicht sollte ich mal mit ihnen reden und sie näher kennenlernen.

Jap, das mache ich jetzt.

Ächzend stehe ich von meinem Bett auf und laufe zu dem Blonden und dem Schwarzhaarigen, die am runden Tisch sitzen und sich leise unterhalten. Als ich mich zu ihnen setze, hören sie direkt auf zu reden und sehen mich wie zwei Goldfische an.

„Nummer 3 und Nummer 4, richtig? Ich finde, wir sollten uns besser kennenlernen", sage ich und lächle sie an.

Namjoon und Hoseok tauschen Blicke aus und nicken sich gegenseitig zu, bevor sie mich wieder anschauen und meinen Vorschlag annehmen. Ich muss es unterdrücken, sie entgeistert anzuschauen bei ihrer Reaktion. Was halten die bitte von mir? Dass ich ihnen in der Nacht am Sack lutsche und mich an ihnen vergehe? Übertreiben kann man es auch.

„Als was arbeitet ihr denn so?", frage ich sie nach wenigen Sekunden, da sie keine Anstalten machten, noch irgendwas zu sagen.

„Ich bin Pädagoge in einer Schule", antwortet Hoseok knapp.

„Ich arbeite als Bodyguard und du?", erwidert Namjoon und zieht eine Augenbraue hoch, als er mich fragt.

„Ihr habt coole Berufe. Ich bin Bürokaufmann", gebe ich zurück und fühle mich so unwohl mit den beiden zu reden.

Die verstecken ihre Abneigung gegenüber mir nicht mal. Wenn Hoseok wirklich Pädagoge ist, dann ist er kein Guter. Der würde mich am liebsten mit einem Besenstiel verkloppen, damit ich mich von ihnen fernhalte. Auf meine Antwort nicken die beiden nur und durchbohren mich förmlich mit ihren Augen. Ich lecke mir nervös über die Lippen und verschränke meine Hände auf dem Tisch. Wieso sagen die bitte nichts? Mehrere Minuten vergehen, in denen diese komischen Kerle mich anstarren und versuchen mich mit ihren Blicken niederzuschmettern.

„Macht es dir Spaß so ein Chaos zu veranstalten? Hast du ADHS oder so?", haut Namjoon dann einfach raus und macht mich damit etwas baff.

„Wie bitte? Ich habe kein ADHS! Ich lasse mich nur nicht gerne herumschubsen", sage ich fassungslos.

„Naja, nach deinen ganzen Tattoos zu urteilen, scheint du gerne mal den Rebellen einer Gruppe zu spielen und gegen den Strom zu schwimmen", entgegnet Hoseok und bringt das Fass zum Überlaufen.

„Geht's euch eigentlich noch gut? Nur weil ich viele Tattoos habe, müsst ihr mich nicht deswegen verurteilen und euch einreden, dass ich irgendein Aufmerksamkeitsdefizit habe! Das war ein riesiger Fehler euch angesprochen zu haben! Ihr habt sie doch nicht alle", rufe ich außer mir und stehe ruckartig von meinem Stuhl auf, um von diesen Missgeburten weg zu kommen.

Wie frech kann man eigentlich sein? Die beiden können mir jetzt endgültig gestohlen bleiben. Mit denen werde ich nicht mehr reden. Sogar Yoongi ist angenehmer als diese Arschlöcher. Und ich dachte, dass Namjoon cool wäre. Jin und Yoongi schauen mich irritiert an und fragen mich, was die beiden zu mir gesagt haben, aber ich stampfe zu meinem Bett und lege mich in dieses. Wenn ich irgendwann eine Aufgabe absolvieren muss, hoffe ich, dass bei der zweiten Auswahlmöglichkeit Namjoon oder Hoseok irgendwelche Würmer essen müssen.  

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