Kapitel 1
Ich saß am Schreibtisch und sah die verschiedenen Zettel, die auf dem Schreibtisch lagen, durch. Ich musste schmunzeln, da es daran lag, dass Ingrid so unordentlich gewesen war. Wenn ich hier in Zukunft arbeiten sollte, musste ich noch viel ändern. Gerade hatte ich angefangen aufzuräumen, da kam mein kleiner Bruder Ben herein und neben ihm sein älterer Kumpel Paul, auch ein Waisenkind und hier zuhause. Ich ließ sie spielen, damit ich keinen Grund hatte aufzuräumen.
Deshalb ging ich auch raus dem Büro und den Gang mit allen Zimmern der Waisen entlang, ich musste wie immer lächeln da jede Zimmertür und jedes Zimmer dahinter von seinen Bewohnern unglaublich verschieden gestaltet worden war. Je weiter ich ging desto bunter und chaotischer wurde es, ich wollte es aber auf jeden Fall so lassen, weil wir unsere Freiheiten hatten. Nach dem Gang mit den Zimmern kam die Abzweigung, rechts ging es zur Bibliothek und dem Spielzimmer, links ging es zum Gemeinschaftsraum und dem Raum in dem die Spenden gesammelt worden. Am Ende beider Gänge führten Treppen hinunter in die Eingangshalle, von wo aus man nach draußen und in die Speisehalle kommen konnte. Ich überlegte, denn ich wollte mir einen Snack aus der Speisehalle holen und mich dann draußen in einen abgekapselten Bereich zurück ziehen, aber wollte dabei so wenig anderen Kindern, wie möglich, begegnen.
Ich lief erstmal den Gang mit dem Gemeinschaftsraum lang und passte auf, dass keines der anderen Kinder oder besser gesagt meiner Geschwister mich sah.
Ich war schon fast an der Treppe, als ich doch noch Geräusche aus einem Besprechungsraum neben dem Spendenraum hörte. Ich wollte mich erst verstecken, merkte aber, dass sie nicht rauskommen würden, zumindest jetzt noch nicht. Deshalb ging ich näher, auch wenn ich wüsste, dass man so etwas nicht tat, lauschte ich. Leider konnte man nicht sehr viel verstehen. Manchmal nur allein... Angst... so unendlich... und wieder Angst. Ich wusste leider nicht worum es ging, weshalb ich mich auf die Stimmen konzentrierte. Ich hörte leider nur Simon und Lana heraus, aber es musste noch mehr sein. Ich schloss irgendwie auf gleichaltrige und da sie fünfzehn waren, waren es mit Sicherheit Karola und Felicitas, lieber Karo und Fee genannt.
Ich ging aber lieber doch weiter, damit ich nicht erwischt wurde.
Ich kam endlich in der Küche gehabt, fand im Kühlschrank noch Reste eines Kuchen und schnitt sich ein Stück ab. Sie packte ihn auf einen Teller, nahm sich eine Gabel und ging dann durch eine Tür in den Garten. Ich sah, dass überall immer wieder Kinder spielten und ging trotzdem an ihnen vorbei. Am Ende gelangte sie zu einer abgeschirmten Ecke mit einer Bank, einer Hollywood-Schaukel und eine Hängematte. Sie setzte sich auf die Hollywood-Schaukel und begann sich mit den Beinen abzustoßen. Dann machte sie mit der Gabel ein Stück ein Stückchen ab und kratzte noch mehr Creme drauf und schob sich dann alles in den Mund. Sie genoss die leckere Schokocreme auf ihrer Zunge und freute sich über einen solchen schönen Moment nach dem ganzen Wirbel. Sie hörte auf einmal Schritte, die sich der Sitzecke näherten, und schluckte das Stück schnell runter. Dann schaute sie gespannt wer jetzt wohl kommen würde. Da Bogen auch schon Karo und Fee um die Ecke und sahen mich überrascht. „Setzt euch doch.", sagte ich und merkte mit einem Stich im Herzen, wie oft Ingrid das früher zu uns gesagt hatte.
„Danke, Sam. Aber wir wollten dich nicht stören", meinte Karo und wollte sich schon umdrehen. „Nein. Bitte bleibt hier. Jetzt alleine zu sein, ist glaube ich nicht der richtige Weg.", entgegnete ich und die beiden setzten sich wirklich auf die Bank. „Wie geht es euch?", fragte ich, um in ein Gespräch zu kommen.
„Gut. Aber viel wichtiger, wie geht es dir?", antwortete Fee. „Ich finde nicht, dass das wichtiger ist, aber ich weiß immer noch nicht wie ich mit der Situation umgehen soll." Ohne zu antworten nickten die beiden und warfen sich viel sagende Blicke zu. Doch dann sagte Fee: „Keine sorge. Wir schaffen das, alle zusammen so wie immer. Wisst ihr noch als wir auf einem Ausflug ein Floss bauen wollten, es aber einfach nicht hinbekommen haben. Als dann Ben, Paul, Adam und Viki dazu gekommen sind, wussten sie genau wie man es machen muss, obwohl sie viel jünger sind als wir." Karo und ich mussten lachen und auch Fee stimmte mit ein. Ich genoss es mal nicht mit dem Papierkram Idee sorgen um unserer aller Zukunft beschäftigt zu sein. Sondern einfach Spaß zu haben.
„Was denkt ihr, morgen wie früher unser Pizzaabend? Immerhin ist dann Freitag und alle würden sich freuen." Die beiden nickten schnell und man könnte ihn die Freude auf den morgigen Tag ansehen. Ich lächelte zurück und wir erzählten noch eine ganze Weile. Bis die Sonne nicht mehr zu und in die Sitzecke drang und wir schnell ins Haus gingen. Kurze Zeit später saßen alle im Speisesaal und machten sich bereit gleich zu essen. Als ich reinkam, saßen auf der linken Seite Ben, Paul, Adam, Viki, Leo Fabienne und Sabine, die jüngsten von uns. Auf der rechten Seite waren Simon, Lana, Karo, Fee, Alex, Livie, und Nick. Ich ging wie gewohnt zu den älteren auf der rechten Seite und setzte mich neben Livie und Simon. Dann spürte ich wie mich alle anschauten und plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich das Essen erst eröffnen musste. Früher hätte es immer Ingrid gemacht und darum kam ich mir komisch vor, als ich aufstand und laut sagte: „Bevor ich das Essen eröffne, morgen findet wie üblich unser großer Spielemarathon statt und ich habe mir für den Abend eine kleine Überraschung überlegt. Aber erstmal ist das Essen eröffnet!"
Sofort lief der ganze Linke Tisch nach vorne, wo das Essen stand und nahm sich etwas. Anschließend ging der rechte Tisch nach vorne. Ich wartete bis ich an der Reihe und nahm mir dann von der Obstplatte, von Brot und Wurst auf meinen Teller. Ich setzte mich dann auch wieder auf meinen Platz und begann, wie die anderen, zu essen. Nach dem Essen gingen die älteren in den Gemeinschaftsraum und die Jüngeren ins Bad und danach in ihre Zimmer. Ich lief durch den Flur und schaute, ob sie alle gut eingeschlafen waren und ging dann beruhigt mit in den Gemeinschaftsraum. Als ich da war hörten sie auf zu reden und ich fragte verwirrt: „Alles okay? Ihr könnt ruhig weiterreden." Doch statt eine Antwort zu geben nickten sie und Simon stand auf und kam auf mich zu. „Hör mal Sam. Du solltest aufhören mehr mit uns zu machen. Du bist jetzt die Leiterin des Hauses und musst unparteiisch bleiben. Darum solltest du besser mit beiden Altersgruppen gleich viel machen." Ich sah die anderen an, manche schauten verlegen zu Boden, andere nickten oder schauten mich direkt an. Ohne es zu wollen ging ich langsam zur Tür, verabschiedete mich schnell und rannte dann in mein Zimmer. Ich schloss schnell die Tür hinter mir und ließ mich dann aufs Bett fallen. Warum ist das alles bloß so schwer. Ach Ingrid, wärst du doch bloß nich hier und alles wäre wieder normal.
Dann drehte ich mich um und glitt in einen unruhigen Schlaf.
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