Ein unerwartetes Wiedersehen

Die nächsten Tage träumte ich nicht mehr von Henry, egal wie oft und wie lange ich es probierte. Es wollte mir einfach nicht gelingen! Die Winterferien verbrachte ich größtenteils Zuhause, weil ich nichts anderes zu tun hatte und ich mich nur mit Koran lesen ablenken beziehungsweise beruhigen konnte. An einigen Tagen jedoch versuchte ich mehr über meine Herkunft herauszufinden und übte mich mit dem Zaubern. Jedoch kam ich nicht wirklich voran, da ich keinerlei Zaubersprüche kannte. Also probierte ich mich weiter mit der Herkunftsrecherche.

Auf jeden Fall hatte ich schon einen Anhaltspunkt: Meinen Geburtsname Heather Potter. Das einzig Logische was ich daraus ziehen kann ist, dass ich irgendwas mit Harry Potter zu tun haben muss. Das wäre schon ein großer Zufall wenn es eine Potter-Familie gibt, die auch Hexen und Zauberer wären. Oder? Ich zweifelte gerade selber an mir.

Als Weihnachten vor der Tür stand hatte ich ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust und ich fühlte mich so verdammt einsam. Als ob Henry das gespürt hatte, tauchte er nächste Nacht in meinem Traum auf. Ich freute mich so sehr,dass ich ihn ansprang und stürmisch umarmte. Er lachte glücklich und umarmte mich zurück. Seine Augen strahlten mich an und ein breites Gesicht zierte sein Gesicht. Als ich von ihm abließ bemerkte ich, dass seine Hand zu einer Faust geballt war. Also fragte ich:,, Was hast du da?", während ich meinen Kopf fragend schief legte.

Sein Grinsen wurde noch breiter als es schon war und antwortete:,, Da steht meine Handynummer drauf, dann kannst du mich immer anrufen und ich muss dich nicht immer in ein Traum ziehen, weil das wirklich kräfteraubend ist und auf Dauer echt gefährlich für mich und auch für dich werden könnte." Ich nickte verständnisvoll. Das klang plausibel. ,,Aber!", und er hob einen Finger um seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen, ,, Ich werde dir das natürlich gerne beibringen." ,,Nur wenn du das willst, natürlich.", fügte er schnell hinzu. Ich nickte heftig. Natürlich würde ich das lernen wollen, ich wollte ohnehin schon fragen.

Aber jetzt wollte ich seine Telefonnummer haben,also streckte ich meine Hand nach dem Zettel aus und wollte nach ihm greifen. Jedoch zog Henry seine Hand zurück und lachte ,während er seinen Kopf schüttelte. Dabei tänzelten seine wilden schwarzen Locken um seinen Kopf umher und ich musste glucksen. ,,So einfach ist das leider nicht.", sagte er. Ich fragte:,, Warum?" Er setzte zum sprechen an:,, Also...."

Als er fertig mit der Erklärung war musste es nur noch in die Tat umgesetzt werden. Ich zählte nochmal die einzelnen Schritte im Kopf. Erstens: Mich in den Schneidersitz setzen um mich besser zu konzentrieren. Zweitens: Das Bild der Telefonnummer im Kopf festsetzten. Drittens: Die Augen schließen und mich voll und ganz auf die Stimme meines Zwillingsbruders konzentrieren. Ich tat alles genau und hörte wie Henry nochmal die Telefonnummer sagte:;,+44..." Seine Stimme war nur noch gedämpft, ich spürte seine warme Hand an meinen Fingern und wie er langsam den Zettel reinlegte.

Ich öffnete meine Augen, aber kniff sie gleich aufgrund des hellen Lichts der Sonne die mich blendete, wieder zu. Als ich mich endlich traute die Augen wieder zu öffnen öffnete ich meine rechte Faust, schaute rein und tatsächlich hatte es geklappt! Ich unterdrückte einen Freudenschrei damit ich die Nachbarn nicht weckte, die Wände sind leider sehr dünn, sodass man wirklich alles hören konnte. Auf beiden Seiten. Ich schüttelte den Gedanken wieder aus meinem Kopf raus und widmete mich dem Zettel in meiner Hand. Ich nahm mein Handy vom Nachttisch und speicherte die Nummer direkt ein.


Er ging off, also legte ich mein Handy ebenfalls weg. Ich seufzte enttäuscht. Ich glaube das Herz war zu viel....
Was hätte ich ,denn erwarten sollen? Vielleicht ein Datum, in ein paar Wochen oder Tagen. Ich ließ mich auf mein weiches Bett sinken und nahm meinen Teddy Elyan. Und als ich ihn so anschaute merkte, dass ich mir eigentlich gar nicht so sicher war, ob ich mein Leben in Hamburg einfach so zurücklassen konnte. Immerhin hatte ich hier Freunde, die mich liebten und vermissen würden. Ich blickte zu meiner Fotowand und spürte wie mir die Tränen kamen. Ich dachte an die wunderbaren Momente mit meinen Freunden und mit meiner Familie. Naja wenn auch Adoptiveltern. Sie waren wunderbare Eltern und ich liebte und vermisste sie.

Jetzt liefen mir doch die Tränen herunter. Ich fühlte mich wieder so alleine. Diesmal unterdrückte ich meine Schluchzer nicht, ich ließ alles raus und schaute mir, währenddessen die Fotos an und wusste, dass ich niemals ohne eine richtige Verabschiedung gehen durfte. Meine Tränen versiegten und ich ging ins Badezimmer um mein Gesicht zu waschen. Als ich in den Spiegel schaute, der so viele Kratzer und Erinnerungen barg, funkelten mich zwei stumpf aussehende Augen an. Ich war dem allen so müde. Ich will mich einfach hinlegen, einschlafen und nie wieder aufwachen. Aber ich war nicht dumm. Ich muss durchhalten, wenn auch nicht für mich. Sondern für meine Freunde, meine leibliche Familie und am meisten für Henry. Er hatte nicht umsonst nach mir gesucht, wir waren nicht umsonst so nah einander aufgewachsen ohne uns zu kennen. Wir waren uns so nah und doch so fern.

Ich ging wieder in mein Zimmer und schaute auf die Koffer, die ich voller Freude und ohne nachzudenken, gepackt hatte. Ich hatte leider keinen Zauberstab parat um alles zurück zu räumen, aber hatte ich beim packen ja auch nicht. Also legte ich los um alles in den Schrank zu legen, die Kleider und Strickjacken wieder aufzuhängen, die Schuhe in die Schuhschränke zurück zu räumen und währenddessen noch ein bisschen aufzuräumen. Die Koffer mussten wieder auf den Dachboden, damit es nicht so aussah als würde ich abhauen wollen.

Die Sozialarbeiterin von der mir der Polizist erzählt hatte sollte heute zum ersten Mal vorbeikommen und ich wollte einen guten Eindruck machen. In der E-Mail ,die ich vom Jugendamt bekommen hatte stand, dass sie wohl immer erfolgreich war, nie zu spät kam und das Wichtigste nie den Schlüssel vergaß. Heißt ich muss ihr nicht die Tür öffnen und rein theoretisch könnte sie immer einfach so reinspazieren. Hoffen tat ich natürlich, dass sie sowas nicht bei mir tun würde.
Anscheinend tat sie sowas nur bei extrem schwierigen Fällen, die zum Beispiel Gefahr liefen, ihren Schmerz in Alkohol zu ertränken oder in die farbenfrohe Welt der Drogen zu flüchten.

Als ich fertig war ,machte ich mir einen warmen Kakao und setzte mich mit einem guten Buch ins Wohnzimmer um die restlichen 20 Minuten nicht in Langeweile zu versinken. Ich war so vertieft in die spannende Geschichte von Sydney der Alchemistin und dem Vampir Adrian, dass ich die dröhnende Klingel nicht hörte und schreckte auf als jemand anfing heftig gegen die Tür klopfte. Ich versucht mein rasendes Herz zu beruhigen, aber klappen tat es auf keinen Fall.

Wer war das nur? Das Klopfen hörte auf und ich konnte aufatmen und hörte Schritte die, die Treppe wieder runtergingen. Als ich mir sicher war, dass diese beunruhigenden Personen weg waren wagte ich mich die Treppe runter zur Tür und riss sie auf. Was ich sah schockierte mich so sehr, dass mir die Luft wegblieb und mir wieder aus unerklärlichen Gründen Tränen in die Augen schossen.

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