You're Not the Same
"Jack, ich brauche dich!"
Nie waren wahrere Wortegesprochen worden.
Aber wie wahr, konnte ich zudiesem Zeitpunkt noch nicht wissen.
Dieser Satz war nur eines von vielen Dingen, die sich in dieser Nacht als prophetisch herausstellten ... Beachtet, wie ähnlich prophetisch und pathetisch klingen, und Ihr habt das ganze Szenario so ziemlich vor Augen.
Ich habe jedoch an einem Punkt begonnen, der eigentlich nicht der Anfang ist. Der Grund, warum ich diese vier verhängnisvollen Worte ausgeprochen habe, ist nicht besonders schön, sondern geradezu demütigend, aber es ist unglaublich erlösend, die Wahrheit zu sagen - je peinlicher die Wahrheit, desto besser. Und so muss ich euch mit zurücknehmen, zurück zu einem Mittwochabend vor nicht allzu langer Zeit....
*******
Die Musik für die 7-Uhr-Nachrichten ertönte, als ich die Wohnung meines Freundes betrat, der anscheinend nie seine Tür abschloss oder den Fernseher ausschaltete. Meine Tasche lag schwer auf meinen Schultern und mein Körper war von einem sehr langen Tag erschöpft. Ich stellte meine Tasche auf dem Boden ab und taumelte in die Küche, wo ich den Wasserhahn aufdrehte, meine Hände darunter hielt, um das Wasser aufzufangen und einen großen Schluck nahm. Okay, es hätte nur ein paar Sekunden länger gedauert, um ein Glas zu holen, aber es war einer dieser Tage, an denen selbst diese winzige zusätzliche Anstrengung mir zum Verhängnis hätte werden können.
Ich hasste Mittwoche. Wenn man an den ganzen Scheiß dachte, den man bis Mittwoch schon erlebt hatte, und dann feststellte, dass nochmal genau so viel Zeit bis zum Wochenende verging, war absolut herzzerreißend. Diesen Mittwoch hasste ich ganz besonders. Meine Kurse waren unendlich langweilig gewesen, ich hatte das Mittagessen verpasst, weil ich in der Pause noch Hausaufgaben erledigen musste, und auf der Arbeit war höllisch viel los gewesen.
Die einzige Rettung war, dass ich früher Feierabend gemacht hatte, weil eines der anderen Mädchen unbedingt mehr Stunden brauchte. Ich hatte sie ihr bereitwillig gegeben und machte mich ein paar Stunden früher auf den Weg, als ich es normalerweise getan hätte. Und das nicht gerade begeistert, wie man sich denken würde, sondern mit schwerem Herzen, da ich wusste, dass ich die zusätzliche Zeit nur nutzen würde, um etwas Lesestoff für die Uni nachzuholen.
Nun, ich würde mich an die Hausaufgaben machen, nachdem ich meinen Freund besucht hatte. Wird uns Studenten nicht immer gesagt, dass das Studium nicht alles ist und dass wir in unserem Leben ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit finden müssen? Jedenfalls war das zumindest der Spruch, den wir im Moment eingetrichtert bekamen, weil unter uns, die wir im ersten Jahr Jura an der Grove University studierten, ein beunruhigend hohes Maß an Stress festgestellt wurde.
Wie auch immer, ich hielt es für eine gute Idee, bei Brad vorbeizuschauen (nicht der beste Name, ich weiß, aber wir arbeiten mit dem, was wir haben), bevor ich mich auf den Heimweg machen würde, um mich in die Feinheiten des Vertragsrechts einzuarbeiten.
Ich wischte mir die nassen Hände an meiner Jeans ab und schlenderte den Korridor hinunter zu Brads Schlafzimmer und fragte mich, warum er nicht herausgekommen war, um mich zu begrüßen. Er musste mich gehört haben, schließlich bin ich nicht gerade auf Zehenspitzen unterwegs.
Ich fing an zu reden, bevor ich überhaupt die Hand auf den Türknauf gelegt hatte, eine alte Angewohnheit von mir, und damit begann der wahre schreckliche Teil des Mittwochs.
"Brad, bist du beschäftigt? Tut mir leid, dass ich einfach so hereinplatze, aber... huh."
Jup, ich habe tatsächlich'huh' gesagt, und das auch nicht auf eine fragende Art und Weise, sondern eher in Resignation. Jetzt könnte ich etwas sagen wie "Ich hatte eine Art Vorahnung", aber das wäre absoluter Schwachsinn und ich werde eure Intelligenz nicht beleidigen, indem ich solche Behauptungen aufstelle.
Nein, das 'huh' kam so heraus, wie es herauskam, wegen des riesigen, wogenden, nackten Busens, der mir entgegen blitzte, als ich Brads Schlafzimmer betrat.
Jetzt Mal ehrlich, was hätte ich denn auch sagen sollen? Netter Vorbau? Ich denke, das hätte wirklich die Grenzen des Anstands überschritten, die, so wie es aussah, bereits auf eine harte Probe gestellt wurden.
Wir haben also festgestellt, dass meine erste Reaktion "huh" war, die zweite, so fürchte ich, war leider kein bisschen dramatischer. Das Einzige, was mir einfiel, war, diese riesigen Milchmonster zu verdecken, und so schnappte ich mir einen von Brads Pullovern, der über seinem Schreibtischstuhl hing, und reichte ihn wortlos an das Mädchen weiter, das die enorme Verantwortung hatte, diese Bazookas überall hinzuschleppen.
Gott sei Dank wurden diese Brüste dann endlich verpackt, und meine Sichtgrenzen erweiterten sich dramatisch. Ich hob meinen Blick vom Brustbereich und sah, dass ich das Mädchen wiedererkannte, das unbeholfen in Brads hässlichem Strickpullover dastand.
"Hi Allison.", grüßte ich höflich. "Was zum Teufel ist hier los?" Okay, das sagte ich weniger höflich, aber ich glaube, unter den gegebenen Umständen hatte ich einen guten Grund, mich so profan auszudrücken.
"Hi Talia.", erwiderte sie nervös. "Ich, ähm, ich wollte gerade gehen..." Sie drängte sich um mich herum in Richtung Tür, aber ich streckte einen Arm aus, um sie aufzuhalten.
"Du hast nur einen Pullover an. Hol deine Sachen" Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas zu nett war und fügte deshlab in einem etwas härteren Tonfall hinzu: "und dann verschwinde."
In diesem Moment schaute ich Brad endlich an. Er lag inmitten der zerwühlten Laken, hatte sich jedoch auf einen Arm gestützt, während er mit dem anderen auf dem Boden nach seinen Boxershorts suchte. Während Allison ihre Sachen einsammelte und sich eilig umzog, beobachtete ich mit einer gewissen Genugtuung, wie Brads Fingerspitzen immer wieder nur knapp den seidigen Stoff seiner Unterwäsche verfehlten.
Die ganze Sache fühlte sich so surreal an.
Brad und ich waren seit etwa sechs Monaten zusammen, und ich hatte gedacht, dass wir ziemlich fest zusammen sind. Er war zwei Jahre über mir in Jura und wir hatten uns bei einem der "Kennenlern-BBQs" kennengelernt, die die Uni ständig veranstaltete. Er sah gut aus, auf diese "Ich verbringe meine Freizeit damit, in dunklen Räumen über die Sinnlosigkeit des Lebens zu grübeln"-Art, mit blasser Haut, schwarzem gewelltem Haar und ebenso dunklen Augen.
Trotz seines Aussehens gehörte er nicht zu den tiefgründigen, philosophischen Typen, die einem zu Indie-Filmen in verschiedenen Sprachen mitschleppten. Nein, er war einfach ein typischer Jurastudent im dritten Jahr, was bedeutet, dass er viel Bier trank und mehr als nur ein wenig über Deliktsrecht wusste.
Um ehrlich zu sein, war ich ein wenig erstaunt, als er mich ansprach und fragte, ob ich noch etwas trinken wolle; die älteren Studenten stiegen selten von ihrem hohen Ross herab, um mit Erstsemstern abzuhängen. Und auch, wenn ich ganz passabel aussah, wenn ich mir Mühe gab, war ich kein offensichtlicher Hingucker.
Ich habe honigbraunes Haar, das an manchen Tagen eher blond ist und an anderen Tagen nicht anders als braun bezeichnet werden kann. Meine Augen sind haselnussbraun und scheinen sich, genau wie meine Haare, nie entscheiden zu können, welche Farbe sie haben sollen. An manchen Tagen sind sie grün, an anderen braun, aber das ist erstaunlich häufig der Fall und nichts, was die Leute wissen, wenn sie einen zum ersten Mal treffen. Ich bin mittelmäßig gebaut, mittelgroß, mittel- wirklich alles, sogar mein Kleidungsgröße schreit Medium.
Normalerweise trage ich ein Oberteil mit V-Ausschnitt und ein Paar Jeans. Einfach, klassisch und perfekt für mein Leben, das sich um die Uni und die Arbeit dreht, die beide kein Übermaß an Neckholder-Tops oder Miniröcken erfordern.
In anbetracht der Situation mit Allison, in die ich gerade hereingeplatzt war, hätte Brad mich an diesem ersten Tag, an dem ich ihn kennenlernt hatte, fragen sollen, ob ich ein Wurst haben wollte, welches mich ziemlich schnell hätte davon laufen lassen. Aber so war es nicht. Ich nahm das Angebot an, und nachdem er mir einen Plastikbecher mit lauwarmem Bier gebracht hatte, unterhielten wir uns für den Rest des Nachmittags.
Er war höflich, interessant und, was am wichtigsten war, er behandelte mich nicht wie eine verdammte Erstsemsterin, wie es die meisten anderen älteren Jurastudenten taten, die ich getroffen hatte. Als die Sonne unterzugehen begann und wir feststellten, dass fast alle gegangen waren, lud er mich auf einen richtigen Drink ein, und ich hatte ohne zu zögern ja gesagt.
Danach trafen wir uns so oft wie möglich, aber da wir beide die Uni besuchten, allerdings mit unterschiedlichen Kursen, und einen Job hatten, war es nicht so einfach, Zeit füreinander zu finden. Trotzdem haben wir es geschafft, ein paar Mal in der Woche auszugehen und waren damit zufrieden.
Gut, es gab Momente, in denen ich dachte, er sei ein totales Arschloch. Zum Beispiel, als er nicht auf der Hochzeit meiner Cousine auftauchte, obwohl er es versprochen hatte, oder als er sagte, er verstehe nicht, warum die Leute so wegen der AFL (Australien Football League) durchdrehten. Aber ich hatte ihm diese beiden Verfehlungen verziehen, und die anderen kleinen belanglosen Dinge waren es nicht wert, sich darüber aufzuregen. Was machte es schon, dass er ein überaus Körperkontaktfreudiger Mensch war und ich, nun ja, nicht? Er respektierte, dass ich meinen Abstand brauchte, und wir kamen gut miteinander aus.
Zumindest dachte ich das. Offensichtlich war der Brad, der hier herumfuchtelte, um seine Blöße zu bedecken, nicht der, den ich kannte.
Allison hatte endlich ihre Sachen beisammen und zog sich ihren Rock an, ohne sich die Mühe zu machen, ihn zurechtzurücken, denn er hing ihr schief von den Hüften. Als sie zur Tür huschte, hielt sie nur lange genug inne, um ein "Entschuldigung" zu sagen, obwohl ich nicht weiß, ob es an mich oder an Brad gerichtet war. Sie schloss die Tür leise hinter sich, und mein Freund und ich blieben zurück und starrten uns in völliger Stille an.
Ich versuchte nicht, ihn mit meinem Schweigen zu verunsichern, ich wusste nur einfach ehrlich nicht, was ich sagen sollte, also wartete ich darauf, dass er anfing. Er hatte schließlich seine Boxershorts gefunden und zog sie sich unter der Bettdecke zappelnd an.
Letztendlich wurde ihm mein Schweigen dann wohl doch zu viel und er schnauzte: „Na dann los, Brüll, Schrei und all das. Bringen wir es hinter uns."
Wenn ich zurückdenke, kann ich nicht glauben, wie ich damals meine Wut im Zaum halten konnte. Wie konnte er es wagen, wütend auf mich zu sein?! Ich hasste es, wenn Leute den Spieß umdrehten, wenn sie sich schuldig fühlten. Aber ich war so geschockt, dass ich als Antwort nur leicht die Augenbrauen hochzog, was ihn noch mehr zu verärgern schien, als wenn ich einfach wie eine Harpyie auf ihn losgegangen wäre.
"Um Himmels willen, Talia, sag doch was!", explodierte er ein paar weitere Augenblicke später, in denen nur der Verkehr vor seinem Fenster zu hören gewesen war.
Schließlich erwachte ich aus meiner Benommenheit und sagte, eher beiläufig: "Du magst Allison doch gar nicht."
Er schnaubte vor Lachen und zuckte dann mit den Schultern, so nach dem Motto: "Was soll ein Mann schon machen?", was mich schließlich völlig aus meiner Verblüffung riss und mich auf das aufmerksam machte, was ich gerade unterbrochen hatte.
„Du hast Mittwochabends Sex mit Allison in deiner Wohnung, während ich arbeiten bin?" Fragt mich nicht, warum ich das Gefühl hatte, dass diese Frage geklärt werden musste, es war ja nicht so, dass die Situation auch nur ansatzweise zweideutig gewesen wäre.
Er öffnete seinen Mund, um zu antworten, aber ich unterbrach ihn. "Wie lange? Wie lange vögelst du sie schon?"
„Allison? Erst seit ein paar Wochen. Es tut mir wirklich leid, Baby." Er stand vom Bett auf und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu, aber ich wich ihm schnell aus dem Weg. Etwas an der Art, wie er gefragt hatte, ob ich Allison insbesondere meinte, verursachte in meinem Magen ein mulmiges Gefühl.
"Sie ist nicht die Einzige, oder? Du hast es mit anderen Mädchen getrieben, während wir zusammen waren? Mein Gott Brad, mit wie vielen?"
Er griff erneut nach mir und sagte: "Nicht so viele, Talia, mach keine große Sache draus. Es war nur Sex.", fügte er nachträglich hinzu.
Was für ein Klischee! Glaubte irgendein Kerl da draußen tatsächlich, dass es damit in Ordnung war? Wenn ja, dann gab es ein böses Erwachen, und es war meine Pflicht, Brad das zu erklären. Ich überlegte, ob ich ihm in aller Ruhe erklären sollte, dass Frauen ein Gewissen hatten und an das Konzept der Treue glaubten, aber das schien mir zu zeitaufwändig, also entschied ich mich für die Kurzversion.
„Du Scheißkerl." So. Das deckte soweit alles ab.
Er ließ seine Arme und seinen versöhnlichen Tonfall fallen und sah wieder wütend aus. "Na komm schon, Talia, das kann dich doch nicht wirklich überrascht haben.", knurrte er.
Nicht überrascht? War er verrückt? Glaubte er wirklich, ich wäre bei ihm geblieben, wenn ich den Verdacht gehabt hätte, dass er mich betrügt?
"Warum sollte ich nicht überrascht gewesen sein?" fragte ich mit bewundernswerter Selbstbeherrschung. Am liebsten hätte ich ihm etwas Hartes in den Allerwertesten gerammt.
Er lachte, ein kleines, irritierendes Lachen, das mich dazu brachte, die Hände auf dem Rücken zu verschränken, um mich in Schach zu halten. "So blind kannst du doch nicht sein. Du weißt doch, dass die Dinge seit Ewigkeiten unangenehm sind, seit Rorys Party schon."
Ich zuckte zusammen.
Daran hatte ich schon lange nicht mehr gedacht. In Wahrheit hatte ich versucht, es völlig aus meinem Gedächtnis zu verdrängen, aber es war einer dieser Momente, von denen ich wusste, dass ich mich immer daran erinnern würde, egal wie sehr ich versuchte, sie zu verdrängen.
Rory war einer von Brads Freunden und bekannt für die extravaganten Partys die er schmiess, zu denen fast die gesamte Uni eingeladen war und auch fast jeder auftauchte. Sie waren dafür bekannt, dass sie sich über das ganze Wochenende hinzogen und erst am Montag aufhörten, wenn die Leute müde zu den Vorlesungen taumelten.
Brad und ich waren seit etwa fünf Monaten offiziell ein Paar, und so war ich inzwischen auf einigen von Rorys Partys gewesen. Ich fühlte mich ziemlich gut, als ich an diesem Abend an Brads Arm auftauchte, denn ich war zuversichtlich, mich zu amüsieren.
Die Nacht verging wie im Fluge mit Tanzen und Plaudern, obwohl der Alkohol nicht der Grund dafür war. Ich bin kein großer Trinker, ich hatte nichts dagegen, aber nach einem eher unglücklichen Vorfall mit einem Kerl auf der „Sweet 16th" Party einer Freundinn, zog ich es vor, auf Partys einen kühlen Kopf zu bewahren.
Kurz nach 3 Uhr morgens wurde ich langsam müde und machte mich auf den Weg nach oben, um Brad zu suchen und ihm zu sagen, dass ich abhauen würde. Mein Bruder wollte mich mitnehmen, so dass Brad nicht gehen musste, wenn er nicht wollte.
Mein Freund kam oben aus dem Bad und roch sehr stark nach Bier. Er legte mir einen Arm um die Schultern und steuerte mich in eines der Schlafzimmer, wo er mir laut ins Ohr flüsterte, wie gut er sich amüsiere. Lachend ließ ich ihn weitersprechen und ignorierte den immer stärker werdenden Druck seines Arms um mich herum. Langsam änderte sich jedoch seine Haltung und er begann, mich mit dem Rücken zum Bett zu schieben. Schließlich stießen meine Beine gegen die Kante und ich fiel rückwärts auf die Matratze, woraufhin Brad auf mich krabbelte.
Ich genoss die Aufmerksamkeit und ließ mich von ihm küssen, wobei ich den sauren Geschmack des Bieres und die Tatsache ignorierte, dass ich mich nicht wirklich wohl dabei fühlte, mit ihm an einem Ort zu knutschen, an dem jeder hereinspazieren konnte. Als ich jedoch merkte, dass die Hand, die nicht mein Gesicht liebkoste, die Knöpfe meines Oberteils öffnete, änderte sich meine Stimmung schlagartig. Ich löste meine Lippen von seinen und stieß ihn ohne Vorwarnung von mir herunter, so dass er auf den Boden fiel und mich böse anschaute.
„Was zum Teufel...?"
„Nicht hier Brad.", sagte ich knapp, schloss meine Bluse und stieg vom Bett.
„Nicht hier, und nirgendwo anders.", grunzte er. „Meine Freundin, meine Damen und Herren, schwieriger hineinzukommen, als in das beste Restaurant der Stadt."
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich noch nicht bereit dafür bin.", erwiderte ich würdevoll. „Und mein erstes Mal wird sicher nicht oben auf einer von Rory Murraghs Partys sein."
"Ich werde nicht ewig warten, weißt du. Es gibt genug andere Mädchen, die bereit sind, mit mir in die Kiste zu springenn, auch wenn du es nicht bist." Er hatte in den Teppich gemurmelt und sah so aus, als würde er gleich einschlafen.
Verärgert verließ ich eilig das Zimmer und begegnete auf dem Flur meinem Bruder Matt. Er hatte mich gesucht und war nicht sonderlich begeistert davon, dass ich mich oben in dem Bereich aufhielt, der nur für Paare bestimmt war. Ältere Brüder. Was soll man machen?
Jedenfalls hat sich Brad am nächsten Tag zutiefst entschuldigt und alles getan, einschließlich auf die Knie zu fallen und mich um Verzeihung zu bitten, und wie der Idiot, der ich nun mal bin, habe ich den Vorfall auf sich beruhen lassen. Wohlgemerkt, ich bin kein dummes Mädchen, das vor dem entsetzlichen Verhalten meines Freundes die Augen verschließt. Es war nur ein einziges Mal in sechs Monaten, und ich glaubte ihm, dass es ihm wirklich leid tat. Wir alle machen Fehler, vor allem unter Alkoholeinfluss.
Also schmerze die Tatsache, dass er diese Nacht erwähnte, obwohl er versprochen hatte, dass es nichts weiter als betrunkenes Geschwätz gewesen war, wirklich sehr.
"Du wusstest von Anfang an, was Sache ist, Brad.", schnappte ich. "Ich habe dir vom ersten Date an gesagt, dass ich nicht einfach mit dir ins Bett springen würde."
"Ja, aber mir war nicht klar, dass das Verbot für deinen Körper die ganze Zeit, in der wir zusammen sind, andauern würde. Wartest du, bis du verheiratet bist oder so was? Was ist los mit dir?"
"Ja, weil ich mich bei deinem Verhalten gerade so dumm fühle, dass ich nicht bei der erst besten Gelegenheit, die ich hatte, mit dir ins Bett gesprungen bin.", erwiderte ich Sarkastisch, während Übelkeit in mir aufstieg.
Das Problem war, dass er ein bisschen zu nah an der Realität war. Ich wusste nicht, was mit mir los war. Ich habe mich mit dem körperlichen Teil von Beziehungen einfach nie wohl gefühlt. Ich war nicht lesbisch oder so, eine Zeit lang war ich sicher, dass das die einfache Lösung wäre, aber leider bin ich einfach nicht so veranlagt.
Vielleicht lag es daran, dass ich einen beschützenden älteren Bruder hatte, oder an den psychischen Schäden, die von der Begegnung mit dem Typen auf der Party übrig geblieben waren, wo Alkohol und meine eigene Dummheit mich in eine missliche Lage gebracht hatten, die mich zu dem gemacht hatte, was ich war. Ich wusste es nicht, aber jedes Mal, wenn die Aktion über einen leichten Kuss hinausging, verkrampfte ich mich und fühlte mich unwohl.
Das Zusammensein mit Brad, der so verständnisvoll zu sein schien, hatte meine Ängste, ein prüder Freak zu sein, ein wenig besänftigt, aber all meine Unsicherheiten waren jetzt mit einem Schlag zurückgekehrt.
"Du kannst so zickig sein, wie du willst, Babe, aber die Wahrheit ist, dass du nie in der Lage sein wirst, einen Freund lange zu halten, wenn du einen nicht ein bisschen mehr... eigentlich viel mehr, an dich heran lässt.", sagte er grausam, vermutlich spürte er, dass er die Oberhand hatte.
"Seit wann bist du so ein Arschloch?", zischte ich und meine Augen füllten sich mit ungewollten Tränen. "Ich kann nicht glauben, dass ich nicht bemerkt habe, was für ein Wichser du bist. Nun, Allison und die anderen Mädchen können dich gerne haben." Ich stürmte aus seinem Zimmer und den Flur hinunter, wobei ich fast sofort merkte, dass er mir folgte und sich wieder in den fürsorglichen, sensiblen Brad verwandelt hatte.
"Talia, Baby, es tut mir so leid, ich meinte es nicht so. Ich bin bereit zu warten, das bin ich wirklich."
Ich schnappte mir meinen Rucksack, riss die Tür auf und wartete nur lange genug, um: "Verpiss dich und verreck.", zu schreien, bevor ich mich auf den Weg zu meinem Auto machte.
Ich konnte nur ein paar Kilometer fahren, bevor ich am Straßenrand anhalten musste, weil meine Tränen meine Sicht zu sehr behinderten, um sicher zu fahren. Ich stellte den Motor ab, zog meine Füße auf den Sitz und schluchzte, die Arme um die Beine geschlungen, gegen den Stoff meiner Jeans.
Erst als ich spürte, wie die Tränen, die durch den Stoff gesickert waren, auf meiner Haut kalt wurden, merkte ich, dass ich aufgehört hatte zu weinen. Ich griff in meine Tasche, um ein Taschentuch zu holen, säuberte mich und lehnte mich mit einem Gefühl der völligen Erschöpfung zurück. Was für ein Tag. Ich wusste, dass ich Mittwoche aus einem bestimmten Grund hasste. Als ich mir Brads schneidende Worte immer und immer wieder durch den Kopf gehen ließ, kullerten ein paar weitere Tränen aus meinen Augen, aber es hatte auch noch einen anderen Effekt.
Ich wurde unglaublich sauer.
Wütend, um genau zu sein. Und nicht, wie Ihr vielleicht erwarten würdet, auf Brad. Nein, ich war wütend auf mich selbst. Wie lange hatte Brad mich schon zum Narren gehalten? Wie lange hatte ich mich in dem Glauben gelassen, er sei der perfekte Typ für mich? Wie lange hatte ich zugelassen, dass meine Angst vor körperlichen Beziehungen mich davon abhielt, das Leben in vollen Zügen zu genießen?
Die letzte Frage machte mir am meisten zu schaffen, und ich drehte das Problem in meinem Kopf hin und her und versuchte herauszufinden, wie ich es überwinden könnte. Noch vor einer Stunde wäre die offensichtliche Antwort gewesen, mich ganz auf Brad einzulassen und damit fertig zu werden, aber das war jetzt keine Option mehr, und außerdem sträubte ich mich immer noch gegen die Idee, es nur zu tun, um ihn glücklich zu machen.
Plötzlich, wie ein verdammt großer Blitz, donnert die Antwort in meinen Kopf. Ich konnte nicht glauben, dass mir das nicht schon früher eingefallen war! Was ich brauchte, war jemand, der mir die Teile einer Beziehung beibrachte, mit denen ich solche Schwierigkeiten hatte. Jemanden, der sich genug um mich sorgte, um meine Notlage zu verstehen, und der rücksichtsvoll und geduldig mit mir sein würde. Jemand, der wie ein Bruder war, aber eindeutig nicht mein Bruder (igitt!), und ich wusste auch schon ganz genau wer.
Ich schaltete den Motor wieder ein und legte den ersten Gang ein. Ich raste nach Hause und überschritt die Geschwindigkeitsbegrenzung, traf aber zum Glück keine Polizisten, denn ich bezweifelte, dass sie für den Grund meiner Gesetzesübertretung Verständnis aufgebracht hätten. Ich stellte mein kleines Auto in die Parklücke und eilte über den Asphalt zu dem Wohnblock, in dem ich wohnte, und die Treppe hinauf zu meiner Wohnungstür.
Dort musste ich einen Moment verharren, während ich in meiner Tasche nach meinen Schlüsseln kramte, aber schließlich fand ich sie und platzte eilig ins Wohnzimer. Ich ließ meine Tasche auf den Boden fallen und rannte praktisch durch den offenen Wohn-, Ess- und Küchenbereich zu den vier geschlossenen Türen. Ich riss die zweite Tür von links auf und keuchte:
"Jack, ich brauche dich!"
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