Happy Together?
Einen Moment lang schien es, als wären Jack und ich die Einzigen im Raum. Ja, okay, glaubt mir, ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas Kitschiges sagen würde, aber ich bin total für Kitschig, wenn es wahr ist, und mir fällt wirklich kein anderer Weg ein, um zu beschreiben, was passiert ist.
Es war, als wäre ein Nebel aus dem Nichts aufgetaucht und hätte alles außer Jack und mir eingehüllt. Er dämpfte sogar die Geräusche, als hätte ich mir gerade Ohrenschützer aufgesetzt.
Unsere Blicke trafen sich und wir hielten sie. Sein emotionsloser Ausdruck war verschwunden, aber ich konnte immer noch nicht genau sagen, was er dachte. Vielleicht schien er ein wenig ... Angst zu haben? Nein, das konnte nicht sein, Jack bekam keine Angst. 'Was denkst du?' flehte ich leise.
Ich glaube, er muss meine Frage mitbekommen haben und mein Versuch, in seinen Kopf einzudringen, gefiel ihm nicht, denn er stand abrupt auf und sein Stuhl kippte durch die plötzliche Bewegung um.
Ich blinzelte überrascht und kam in die Realität zurück, wo ein sanfter Applaus durch das Zelt schallte. Ich hörte, wie jemand zustimmend pfiff, und sah, wie Simone zu mir hoch grinste, und neben ihr hatte es sogar Micky geschafft, seine Hände zu ein paar flüchtigen Klatschern zusammenzubringen.
Es war kein stürmischer Applaus, sondern er war höflich und zurückhaltend, während sich die Leute verwirrt ansahen und sich fragten, was es mit dem Teil am Ende auf sich hatte. Sie schoben ihre Verwirrung jedoch schnell beiseite und begannen, sich hoffnungsvoll zum Buffet zu bewegen.
Ich schätze, Politikerin sollte nicht zu meinen Karrierezielen gehören, wenn meine Reden auf so wenig Resonanz stießen. Trotzdem war es mir egal, was diese Leute von meiner Rede hielten. Für mich war nur wichtig, was eine Person dachte.
Ich schaute zurück zu der Stelle, an der Jack aufgestanden war, und spürte, wie ein kleiner Eiszapfen meinen Magen durchbohrte, als ich sah, dass er weg war. Ich ließ das Mikrofon fallen und sprang von der Bühne, suchte die Menge ab und versuchte, einen Blick auf ihn zu erhaschen.
In Panik bahnte ich mir einen Weg durch die Leute, rief seinen Namen und erntete dafür jede Menge seltsame Blicke. Aber auch das war mir egal, ich wollte nur Jack. Was, wenn er schon gegangen war? Was, wenn meine Rede ihn nur verärgert hatte? Hatte ich ihn noch weiter weggestoßen?
"Was glaubst du eigentlich, wo du hingehst?" Aus Gewohnheit erstarrte ich, als ich den gefährlichen Ton in der Stimme meines Bruders hörte, aber als ich mich umdrehte, um ihn anzusehen, wurde mir klar, dass er nicht mit mir sprach. Er stand drüben bei einer der Zeltklappen und streckte den Arm aus, um Jack am Weggehen zu hindern. "Sie hält so eine große Rede, und du lässt sie einfach so stehen? Ich denke nicht."
"Was willst du damit sagen?" Jacks Haltung war steif, und ich begann, mich eilig zu ihnen hinüber zu kämpfen, denn ich erkannte, dass diese Haltung normalerweise bedeutete, dass etwas Schlimmes passieren würde.
"Ich sage gar nichts, außer dass du noch beschissener bist, als ich dachte, wenn du einfach gehst, ohne zu hören, was sie zu sagen hat."
"Danke Matt.", sagte ich und warf mich praktisch zwischen die beiden, als ich sah, wie Jack den Mund öffnete, um zu antworten. "Ich übernehme ab hier."
"Gut." Matt berührte mich kurz an der Schulter, warf Jack einen strengen Blick zu und ging dann zu Tommo und den anderen hinüber.
Es gab eine kleine Pause, als wir beide beobachteten, wie Matt wegging, aber ich unterbrach sie, indem ich mich umdrehte und fragte: "Wolltest du gehen?"
Er steckte eine Hand in seine Tasche und schaute auf den Rasen hinunter. "Nein, nicht wirklich, ich musste nur hier raus ... weg von den Leuten, nicht von dir."
Er wollte nicht von mir weg, was sicherlich ein gutes Zeichen ist. Aber dann wiederrum, wollte er gehen, ohne auf mich zu warten, also ... was wollte er damit sagen?
Sein Gesichtszüge verrieten immer noch nichts, und ich hatte das Gefühl, in zwei Hälften zu zerbrechen, während ich darauf wartete, seine Antwort auf meine innige Rede zu erfahren.
"Jack, ich..."
Eine Gruppe von Leuten schob sich an uns vorbei, wodurch ich leicht aus dem Gleichgewicht geriet und meinen Satz unterbrechen musste. Jack seufzte und ergriff meine Hand. "Komm, lass uns einen Ort finden, an dem wir reden können."
Ich schaffte es, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich mit Jack, der meine Hand hielt, zu allem bereit war, und folgte ihm schweigend. Er führte mich nach draußen, wo die Nacht langsam hereinbrach und den Himmel und alle Objekte in der Umgebung in eine Art tiefes Violett tauchte, und in einen der abgelegenen Bereiche.
Wir wurden von duftenden Sträuchern verdeckt und von den kleinen glitzernden Lichterketten, die in die Äste geflochten waren, sanft beleuchtet.
Auf der kleinen Lichtung angekommen, ließ Jack meine Hand los, und ich überspielte meine Enttäuschung, indem ich den Boden nach Feuchtigkeit oder Steinen absuchte, bevor ich mich mit angezogenen Beinen in das weiche Gras fallen ließ.
Jack gesellte sich zu mir, saß nah, aber nicht nah genug, um zu berühren, und stützte seine Arme auf seine angezogenen Knie.
Ein paar Augenblicke lang ließen wir beide die leise Musik und das freundliche Geplauder der Gäste in der Nähe auf uns wirken, dann sagte Jack, während er mit einem Grashalm herumspielte: "Also, ich habe das Gefühl, dass die Rede da drin irgendwie ein bisschen an mich gerichtet war."
"Ein bisschen?!" Ich griff nach dem Grashalm, auf den er sich konzentrierte, und warf ihn zur Seite. "Bist du eingeschlafen oder so? Es war alles an dich gerichtet. Na ja, ich meine, nicht der Teil 'Glückwunsch zu 25 gemeinsamen Jahren'", verbesserte ich mich, "Aber der 'Ich habe die Bedeutung der Liebe entdeckt und ich will dich, Jack' Teil? Ja, das ging alles an dich."
Jack starrte weiterhin in die Ferne. Ich bewegte mich unbehaglich hin und her, und wartete auf irgendeine Reaktion, aber sie gefiel mir überhaupt nicht, als sie kam.
"Was hat sich verändert, Talia?" Nicht 'Tally', wie ich bemerkte, sondern 'Talia'. Dennoch, er hatte mich nicht 'Natalia' genannt, denn dann hätte ich wirklich in Schwierigkeiten gesteckt. "Wann wurde es plötzlich ... günstig?"
"Oh Gott." Ich wünschte, er hätte das nicht so schnell erwähnt. Ich stützte mein Gesicht in die Hände und stöhnte. "Ich kann nicht glauben, dass ich das zu dir gesagt habe. Ich habe mich schrecklich gefühlt, als ich es gesagt habe."
"Es hat sich auch nicht so toll angefühlt, es zu hören.", erwiderte Jack spitz.
Ich sah zu ihm auf, leicht verärgert über seine Bemerkung. "Es tut mir so unglaublich leid. Ich glaube, ich kann gar nicht genug sagen, wie leid es mir tut." Ich fragte mich, ob die Anzahl der Entschuldigungen innerhalb von zwei Wochen die Aufrichtigkeit beeinträchtigte, ich hoffte nicht. "Aber ich hatte meine Gründe, warum ich so ein Miststück war.", versicherte ich ihm.
"Ja?" Er klang nicht gerade überzeugt.
"Ja, ich hatte diesen großartigen 'Ich werde ihn von mir wegstoßen' Plan, der sicherstellen sollte, dass du glücklich bist. Ich dachte, wenn wir nicht zusammen wären, hätte Matt keinen Grund mehr, dich zu hassen, und ihr würdet wieder beste Freunde sein. Außerdem würdest du dich von allen Verpflichtungen, die du mir gegenüber zu haben glaubst, befreit fühlen, und du würdest voller Elan nach England gehen und deine Zukunft fest im Blick haben."
Jack schüttelte leicht verwirrt den Kopf, und ich schätze, jetzt, wo ich es laut ausgesprochen hatte, klang es wohl wirklich ziemlich dämlich.
"Und was wolltest du tun, während ich fröhlich den Sonnenuntergang entgegen gehüpft wäre?", fragte er.
"Ich?" Ich runzelte die Stirn. "Ich schätze, ich habe nicht wirklich über mich nachgedacht."
Als ich Jacks leises Lachen hörte, blickte ich hoffnungsvoll auf, sah aber, dass er mich immer noch nicht ansah und dass sein Lachen, soweit ich das an seinem Gesichtsausdruck im Profil erkennen konnte, relativ freudlos gewesen war.
"Also ging es die ganze Zeit um Matt und mich?" Na klang er vielleicht mal ungläubig, ich schätze, ich war wohl nicht gerade für meine selbstlosen Taten bekannt.
"Nun", ich leckte mir unbeholfen über die Lippen, "vielleicht war es in gewisser Weise eigennützig. Ich meine, du hast wirklich alle meine Sorgen über körperliche Zuneigung weggeblasen, ich kann jetzt wirklich jeden umarmen, aber ich schätze, ich arbeite immer noch an dieser ganzen Gefühlssache. Vielleicht habe ich im Hinterkopf gedacht, dass ich mich selbst davor schützen kann, zu tief hineinzugeraten, wenn ich dich wegstoße."
"Und konntest du?" Sein Ton war verhalten.
Ich schüttelte kläglich den Kopf. "Du kennst die Antwort darauf. Es war zu spät."
Stille legte sich zwischen uns, und wäre es eine andere Situation gewesen, hätte ich mich darüber amüsiert, dass überall um uns herum die Grillen zirpten, weil es ein warmer Abend war. Was für ein Klischee!
"Was ist mit dem Kuss von Adam? War das ein weiterer Trick, um mein ewiges Glück zu sichern?" Der Sarkasmus war deutlich in seiner Stimme zu hören, aber es lag auch etwas anderes darin. Schmerz, denke ich, mit einem Hauch von Wut.
"Nein, das war kein Trick, das war betrunkener Wahnsinn.", antwortete ich Emotional. "Ich weiß, es klingt seltsam und unglaublich, aber es war eine Art Experiment. Ich habe mich so wohl gefühlt, wenn ich mit dir zusammen war und dich geküsst habe, dass ich sehen wollte, ob das auch bei anderen Leuten funktioniert. Ich schätze, ich wollte herausfinden, ob ich dazu verdammt bin, nur mit jemandem im Flammen zu stehen, von dem ich beschlossen hatte, dass ich ihn nie wieder küssen durfte."
"Und?"
"Ich habe herausgefunden, dass ich verdammt bin, weil es kein Feuer gab, nicht einmal den kleinsten Funken. Alles, was ich getan habe, war, mich und Adam in Verlegenheit zu bringen und mich für noch etwas anderes entschuldigen zu müssen. Die Art, wie ich es dir gesagt habe, war einfach..." Ich brach ab, nicht wirklich in der Lage mein Verlangen in Worte zu fassen, wie sehr ich seine Aufmerksamkeit erlangen wollte, und ihm stattdessen nur ein wenig mehr Schmerz zugefügt hatte.
Wieder gab es eine Pause, während er starr vor sich hin starrte und so tat, als wäre ich nicht mal hier, als würde ich nicht neben ihn sitzen und mein Herz ausschütten.
Ehrlich, warum war er mit mir hierhergekommen, wenn er mir keine Chance geben wollte? Ich konnte es nicht mehr ertragen, ich konnte seine Distanz nicht länger ertragen oder wie wenig meine Worte ihn zu berühren schienen. Ich kniete mich hin, rutschte vor Jack und nahm seine Hände in meine.
"Jack, ich weiß, es scheint so, als hätte ich nichts anderes getan als Mist zu bauen, aber ich hatte das Gefühl, dass du mir etwas sagen wolltest, als du sagtest, ich solle herausfinden, was ich will und es dann tun. Wie ich vorhin schon sagte, habe ich herausgefunden, was ich will, und für den Moment werde ich völlig ignorieren, was Matt denkt, und die unangenehme Lage, in die dich das bringt, und dir die absolute Wahrheit sagen. Ich will dich, und das ist mein Versuch. Wenn du mich jetzt nicht mehr willst, dann verstehe ich das und du solltest gehen, damit ich mich in Ruhe mit einer dieser Lichterketten erhängen kann, aber wenn du mich immer noch liebst, dann bitte, bitte rede mit mir!"
Er seufzte und für einen Moment sah sein Gesicht so hager und müde aus wie das eines alten Mannes. "Ich weiß nicht, warum ich mir das immer wieder von dir antun lasse, Talia. Ich denke immer, dass ich alles in meinem Kopf geklärt habe, und dann kommst du daher und alles ist nur noch... Scheiße! Ich glaube, ich habe keine Nacht mehr durchgeschlafen, seit das angefangen hat."
"Ich auch nicht.", sagte ich leise, ließ seine Hände los und sank zurück auf meine Fersen. Natürlich hatte ich wissen wollen, was er dachte, aber zu hören, dass ich ihm das Leben zur Hölle machte, war nicht gerade das, was ich gesucht hatte. Ich sah an mir herunter und biss mir auf die Lippe, um zu verhindern, dass ich vor Kummer aufschrie.
"Hey." Jacks Stimme war plötzlich sanft, und ich hob meinen Kopf, um ihn anzuschauen. "Dann sind wir vielleicht über die Bedeutung der Liebe gestolpert: Schlaflosigkeit." Er lächelte das schiefe Lächeln, das ich so sehr vermisst hatte, und ich spürte, wie meine Brust vor Hoffnung anschwoll.
"Hör zu", fuhr er fort, "ich könnte verbittert darüber sein. Ich könnte mich weigern, mit dir zu reden, und ohne eine Entscheidung zu treffen, nach Oxford gehen, wie es dem Verletzten zusteht, aber ich denke, das wäre der sprichwörtliche Schuss ins eigene Bein."
"Und was willst du damit sagen?", fragte ich vorsichtig, um mich nicht noch mehr zum Idioten zu machen, als ich es ohnehin schon getan hatte, weil ich mehr in seine Worte hinein interpretiert hatte, als er beabsichtigt hatte.
"Ach, was soll's?" Er strich mir eine meiner Locken aus dem Gesicht und steckte sie mir hinters Ohr. "Schlaf wird sowieso überbewertet. Lass es uns versuchen."
"Du meinst ...?"
"Tally", sagte er schließlich mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. "Ich habe versucht, mit dir zusammen zu sein, und ich habe versucht, von dir getrennt zu sein; mit dir zusammen zu sein ist besser. Viel besser."
Ich stieß einen Freudenschrei aus und stürzte mich auf ihn. Ich hörte sein warmes Lachen, als meine Arme sich fest um ihn schlossen. Offensichtlich hatte er jedoch nicht mit der ganzen Wucht meines Überschwangs gerechnet, denn er wurde von mir aus dem Gleichgewicht gebracht und wir fielen gemeinsam rückwärts auf das Gras.
"Tut mir leid.", kicherte ich und richtete mich leicht auf, um ihn ansehen zu können.
"Muss es nicht." Er schlang seine Arme um mich, seine Hände lagen warm auf meinem Rücken. "Ich denke, es ist an der Zeit, dass du aufhörst, dich zu entschuldigen, oder?"
Vergebung schmeckt in der Tat sehr süß! Einen Moment lang war ich besorgt, dass ich in riesige Freudentränen ausbrechen würde, aber es gelang mir, meine ekstatischen Tränen hinunterzuschlucken und zu flüstern:
"Küss mich, Jack."
Und das tat er auch.
Seine Lippen fühlten sich noch besser an, als ich es in Erinnerung hatte, und meine Augen flackerten zufrieden. Ich spürte, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog, und meiner tat dasselbe, bis wir uns durch den Kuss hindurch praktisch angrinsten.
Ich konnte mich nicht erinnern, dass wir uns jemals mit solch einer Wolke des Glücks die uns umgab, geküsst hatten. Leidenschaft, klar, davon gab es immer Tonnen, aber das hier schien irgendwie freier, freudiger.
Als sich unsere Lippen jedoch öffneten und unsere Hände einander fester ergriffen, verblasste das Lächeln auf unseren Gesichtern und wurde durch das dringende Verlangen ersetzt, das sich während unserer langen Trennzeit unserer Lippen aufgebaut hatte. Ich ließ meine Hände zu seinem Gesicht gleiten und neigte meinen Kopf mehr zur Seite, um ihm noch näher zu kommen.
Der Drang, zu verzehren, mit ihm zu verschmelzen, überkam mich erneut, und meine Haut prickelte, als eine von Jacks Händen über die Haut an meinem Oberschenkel strich, wo der Saum meines Kleides endete. Unser Winkel war etwas ungünstig, und ich zappelte leicht, um die Position zu finden, an der unsere Körper einfach ... zusammenpassten.
Offensichtlich fühlte Jack dasselbe und drehte uns mit einer schnellen Bewegung um, sodass ich unter ihm lag, eines seiner Beine zwischen mein eigenes gepresst, sein Beckenknochen hart gegen meinen.
Der Stoff meines Kleides rutschte nach oben, als ich mein rechtes Bein um seine Hüfte schlang, und ich keuchte in Jacks Mund, als sich seine Finger in die Haut gruben, die durch diese Bewegung freigelegt wurde.
Meine eigenen Hände gruben sich unter seine Anzugjacke und machten sich an die Arbeit, das Hemd aus seiner Hose zu ziehen, bis ich meine Handflächen ungehindert über seinen muskulösen Rücken streichen konnte.
Es war mir egal, dass wir nur durch ein dünnes Gebüsch verdeckt waren, es war mir egal, dass ich kleine keuchende Geräusche von mir gab, die jeder in unserer Nähe sicher hätte hören können, es war mir einfach egal!
Alles, was ich wollte, war Jack, und mein Glücksgefühl, ihn zu berühren und von ihm berührt zu werden, verdrängte alle rationalen Gedanken aus meinem Kopf. In gewisser Weise war es beängstigend, dieses Gefühl der totalen Hingabe, aber ich denke, man weiß, dass man jemanden wirklich liebt, wenn man bereit ist, ihm diese Macht über einen zu geben.
"Ich glaube, sie sind da hineingegangen."
Soweit weg ich auch war, ich konnte immer noch die Stimme meines Vaters erkennen, und meine Augen öffneten sich alarmiert, als ich hörte, wie nah er war. Auch Jacks Augen waren offen und sahen ausgesprochen panisch aus.
"Jack?" Meine Mutter stand eindeutig genau auf der anderen Seite des Gebüschs, das uns verbarg. "Hast du da drin etwa Sex mit meiner Tochter?"
Ein verlegenes Kichern sprudelte in mir hoch und ich vergrub meinen Kopf an Jacks Schulter, um es zu unterdrücken.
"Nein, Mrs. D.", erwiderte Jack, wobei sich leichte Belustigung und Frustration mit seinem offensichtlichen Entsetzen darüber mischten, dass er beim Knutschen mit mir erwischt worden war.
"Gut." Durch ihren forschen Ton glaubte ich, einen gewissen Humor in der Stimme meiner Mutter zu erkennen. "Dann solltet ihr beide jetzt herauskommen, wir schneiden gleich die Torte an."
Torte? fragte ich mich. Jack und ich müssen so lange draußen gewesen sein, dass wir das Abendessen verpasst hatten! Na ja, Jack war zweifellos schmackhafter als alles, was die Caterer zu bieten hatten.
Das unverkennbare Geräusch von Schritten, die sich entfernten, erklang, und Jack und ich starrten einander einen Moment lang an, unsere Mienen Spiegelbilder aus Schock und Heiterkeit.
"Scheiße.", flüsterte Jack, bevor wir beide in Gelächter ausbrachen. Etwa eine Minute lang klammerten wir uns aneinander und schüttelten uns vor Lachen. Unser Lachen vertrieb den Schock, den wir beide bekommen hatten, weil wir von meinen Eltern fast in einer äußerst kompromittierenden Position erwischt worden waren.
Schließlich verstummte unser Kichern, und Jack rollte sich von mir herunter, stand auf und half mir auf. Ich strich mein Kleid glatt, während er sein Hemd wieder in die Hose steckte und sein Jackett zurecht rückte, aber ich wusste, so sehr wir uns auch bemühten, uns vorzeigbar zu machen, es würde sich nicht verbergen lassen, was wir in den Büschen getan hatten.
Selbst wenn die Leute die Falten und Knicke in unseren Kleidern übersehen würden, ganz zu schweigen von den Grasflecken, würden unsere geschwollenen Lippen und unser zerzaustes Haar keinen Zweifel daran lassen, was wir getrieben hatten.
Aber ich habe es schon einmal gesagt und ich werde es wieder sagen, es war mir einfach egal!
Ich griff nach oben und schob ein paar von Jacks Haaren zurück, versuchte mit meinen Fingern, die dunklen Strähnen wieder in eine Art Frisur zu bringen, aber ich wurde in meinen Bemühungen unterbrochen, als Jack einen Arm um meine Taille schlang und mir einen kurzen, heftigen Kuss gab.
Als er sich zurückzog, grinste er. "Ich glaube, das mit den Haaren ist ein hoffnungsloser Fall, lass uns ein Stück Torte holen."
Wir tauchten Arm in Arm aus dem Gebüsch wieder hervor und gingen zurück ins Zelt und blinzelten leicht im hellen Licht.
Mum und Dad standen in der Mitte des Zeltes und hielten den Griff eines Messers in der Hand, das über einer riesigen Pavlova schwebte, die Tommos Mutter für diesen Anlass gemacht hatte.
"Da seid ihr ja!", rief meine Mutter und machte damit alle meine Hoffnungen zunichte, dass wir unauffällig den Raum betreten würden. "Kommt herauf."
Die Menge teilte sich, damit Jack und ich in die Mitte zu meinen Eltern und Matt, der an der Seite meines Vaters stand, gehen konnten. Ich versuchte, seinen Blick zu erhaschen, um zu sehen, wie er auf meinen und Jacks sehr "pärchenhaften" Auftritt reagierte, aber er schaute entschlossen auf die Torte, und ich unterdrückte einen kleinen Seufzer.
"Jetzt, wo die Turteltäubchen uns mit ihrer Anwesenheit beehrt haben", begann meine Mutter und ließ mich gegen Jack zurückschrecken. „können wir mit dem feierlichen Anschneiden der Torte fortfahren. Vorher wollte ich aber noch sagen, dass ich meinen Mann liebe, er ist mein bester Freund und ich habe mit ihm den besten Sex, den ich je hatte."
"Mum!", stöhnten Matt und ich beide gleichzeitig entsetzt auf, während die Menge in lauten Jubel und Applaus ausbrach. Ich schätze, der Alkohol war schon in Strömen geflossen, während Jack und ich draußen waren.
"Danke, Liebling." Mein Dad küsste meine Mum mit einem lauten Schmatz Geräusch. "Du bist auch nicht gerade schlecht."
Sie machten den ersten Schnitt und dann übernahm Tommos Mutter, die den Rest der riesigen Eischnee-Kreation effizient teilte und an diejenigen verteilte, die etwas davon wollten. Das Pavlova-Rezept war in Bridunna legendär, und ich zögerte nicht, ein großes Stück zu nehmen und einen Strahl Himbeersoße darüber zu gießen.
Ich hatte gerade einen großen, krümeligen Bissen genommen, als Matt auftauchte und nicht besonders glücklich aussah.
"Hey, Whitby. Auf ein Wort.", schnauzte er gereizt. Offensichtlich hatten unser zerzaustes Äußeres und die anschließende gute Imitation siamesischer Zwillinge nicht gerade zu seiner Beherrschung beigetragen. Jack nickte ernst und nahm seinen Arm von meiner Schulter.
"Ich bin gleich wieder zurück.", versprach er mir, beugte sich zu mir herunter und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich wusste, dass das seine Art war, mir zu sagen, dass er, egal was Matt sagte, keinen Rückzieher von dem machen würde, was wir am Laufen hatten.
Ich nickte, um zu zeigen, dass ich verstanden hatte und zu schätzen wusste, was er mir mitteilen wollte, konnte aber nicht antworten, da mein Mund voller Pavlova war. Gespannt sah ich zu, wie die Jungs in steifer Haltung davon marschierten, das männliche Großgetue in voller Pracht.
Ich hoffte, sie würden ihr Machogehabe ablegen und einfach miteinander reden, aber wie standen die Chancen dafür? Ich überlegte gerade, ob ich mir ein Zeitlimit setzen und sie suchen sollte, wenn sie nicht innerhalb dieses Zeitspanne zurückkehrten, als ich spürte, wie jemand sanft meinen Ellbogen berührte. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Simone sich durch die Menge gekämpft hatte. Sie strahlte über beide Ohren und hatte einen Arm um Micky geschlungen.
"Sieht aus, als hätte es geklappt!", lachte sie, ihre Augen funkelten und ich nickte aufgeregt.
"Hier, gib mir das.", sagte Micky und deutete auf den Teller mit dem Dessert, den ich in der Hand hielt. Ich starrte ihn überrascht an und zog ihn schützend an mich heran.
"Ähm, nein, das ist meins. Hol dir dein eigenes." Ich konnte gerade noch verhindern, dass meine Stimme schnippisch klang, aber es schwang immer noch eine gewisse Schärfe mit.
Er rollte übertrieben theatralisch mit den Augen. "Ich versuche nicht, dein Essen zu klauen, sondern biete dir an, es zu halten, während du herumspringst und quiekst. Meiner begrenzten Erfahrung nach ist das normalerweise der nächste Schritt, wenn Mädels total aufgeregt sind."
"Oh." Ich kam mir dumm vor und war irgendwie überrascht über Mickys Einblick in die weibliche Psyche.
Ich meine, ich bin mir sicher, dass es da draußen viele Mädchen gibt, die mit Freude auf eine sehr unterdrückte, reife Weise umgehen können, aber ich kannte keine. Ich zögerte noch einen Moment, bevor ich Micky den Teller gab, und fragte mich, ob das als Friedensangebot galt. Wahrscheinlich nicht, entschied ich, als er mich spöttisch anlächelte und meinen Teller schnappte.
Trotzdem konnte ich mich jetzt nicht mit seiner dreckigen Einstellung befassen. Nichts konnte mir das Glücksgefühl nehmen, das ich verspürte, nicht Matts schlechte Laune und schon gar nicht der verdammte Micky.
Ich packte Simones Arme, und wir hüpften auf und ab und kreischten ungeniert, ohne die Oldtimer zu beachten, die zusammenzuckten und uns vorwurfsvoll ansahen.
Kichernd ließen Simone und ich einander los, und wäre nicht Mickys mürrische Anwesenheit neben uns gewesen, wäre es genau wie in alten Zeiten gewesen. Micky reichte mir mein Essen zurück und ich verschlang es, während Simone mir erzählte, was ich alles verpasst hatte, während ich mit Jack draußen gewesen war.
Als ich fertig war und den leeren Teller entsorgt hatte, packte sie mich mit der einen und Micky mit der anderen Hand und zog uns beide in den freien Raum, der zum Tanzen bestimmt war. Der DJ spielte einen Mix aus kitschigen 80er-Jahre-Songs, und es dauerte nicht lange, bis so ziemlich jeder tanzte.
Eine Zeit lang amüsierte ich mich damit, Micky dabei zu beobachten, wie er versuchte, nicht zu tanzen, weil er zu cool dafür war, obwohl er es insgeheim unbedingt wollte. Gleichzeitig schaute ich jedoch immer wieder auf die Stelle, an der Jack und Matt das Zelt verlassen hatten.
Ich begann zu schwitzen und war müde, weil ich mich die ganze Zeit hin und her gedreht hatte, als ich die beiden endlich zurückkehren sah. Ich deutete auf sie, um Simone zu zeigen, wohin ich ging, und sie drückte schnell meine Hand, um mir viel Glück zu wünschen.
Die beiden Jungen unterhielten sich noch immer angespannt, als ich mich näherte, aber sobald Matt mich erblickte, schloss er seinen Mund und verschränkte die Arme.
Als ich neben den beiden ankam, schaute ich zuerst Jack an, um anhand seines Gesichtsausdrucks zu sehen, wie das Gespräch verlaufen war, und dann, als ich immer noch im Dunkeln tappte, zu meinem Bruder. Matt war rot im Gesicht und sein Kiefer war angespannt.
"Also...?", fragte ich zaghaft nach einigen Momenten des Schweigens.
Matt schaute Jack mit steinerner Miene an, und der wiederum schaute gleichmütig zurück, nicht so herausfordernd wie Matt, aber genauso eindringlich. Mit einem angewiderten Achselzucken schnappte Matt: "Ihr seid die besten und die schlechtesten Leute, die ich jemals für euch beide als Partner aussuchen würde? Macht einfach nur nicht ... Jack, du weißt, wie es läuft."
Und dann stakste er davon.
"Und ... wie ist es gelaufen?", fragte ich verwirrt, nicht sicher, ob die Nachricht gut oder schlecht sein würde.
"Nun, er hat mich nicht noch einmal geschlagen." Jack lächelte leicht. "Es gibt also eine Verbesserung."
Als er mein niedergeschlagenen Ausdruck sah, zupfte er liebevoll an einer meiner Locken und sein Lächeln wurde breiter. "Hey, er ist immer noch sauer darüber, wie wir ihn angelogen haben, aber er kommt drüber hinweg. Wir haben so etwas wie eine Abmachung."
"Das ist eines dieser Dinge, die ich einfach sein lassen muss, weil es sich von selbst ergeben wird, nicht wahr?" Der Ton meiner Stimme zeigte, wie wenig ich diese Dinge mochte, denn ich war der geborene Einmischer.
"Jep.", stimmte Jack zu.
Ich dachte einen Moment lang über die seltsame Funktionsweise des männlichen Verstandes nach (und da heißt es, Frauen seien verwirrend!), dann legte Jack wieder einen Arm um meine Schultern und riss mich aus meinen Grübeleien.
"Komm schon, vergiss den ganzen Quatsch, wir sind hier, um zu feiern. Las suns tanzen."
****
"Bin ich betrunken?", fragte Matt drei Monate später, als er in die Wohnung stolperte, die Hände voll mit Geschenken, Luftschlangen, Luftballons und all den anderen Utensilien, die normalerweise nach einer Party übrig blieben.
Jack und ich folgten ihm, die Hände ebenso voll, sogar Tüten hingen an den Ellbogen. "Nicht besonders.", erwiderte ich und kippte einen ganzen Haufen der Geschenke, die ich mit mir herumschleppte, auf die Couch. "Du läufst immer noch geradeaus."
"Hm, dann bin ich wohl so müde, dass ich mich betrunken fühle.", schnaubte Matt und warf seine Last auf die meine. Es gab ein bedrohliches Knirschen und ich zuckte zusammen, weil ich wusste, dass gerade etwas kaputt gegangen war. "War ich also betrunken, als ich die Abschiedsfeier für die Nacht vor Jacks Abreise organisiert habe?"
Ich tauschte einen amüsierten Blick mit Jack aus. "Ich weiß nicht, wahrscheinlich.", antwortete ich.
"Es war eine ganz, ganz blöde Idee, ich bin todmüde." Matt gähnte und streckte sich. "Ach, was soll's? Eine gute Idee ist sowieso eine langweilige Idee. Ich gehe ins Bett."
Und ich beobachtete erstaunt, wie er an mir vorbei in sein Schlafzimmer stolperte und die Tür fest hinter sich schloss. Ich war mir sicher, dass er aufbleiben und so viel Zeit wie möglich mit Jack verbringen wollte, solange er noch hier war.
Hieß das, dass ich jetzt auch erwachsen sein musste und ins Bett gehen sollte, damit Jack sich ausruhen konnte, bevor er seine große Reise antrat? Ich hoffte verdammt noch mal, dass nicht.
"Nun", riss mich Jacks Stimme aus meinen Grübeleien, und ich sah ihn fragend an, "Er hat das mit mehr Feingefühl gehandhabt, als ich ihm zugetraut hätte."
"Und das bedeutet?", fragte ich.
Jack lächelte geheimnisvoll und lehnte sich an mir vorbei hinter die Couch, um mit einer großen gefalteten Decke wieder aufzutauchen, die ich vorher nicht bemerkt hatte.
"Komm mit." Er nahm meine Hand und führte mich aus der Wohnung, hinaus auf den Flur.
"Wo gehen wir denn hin?", fragte ich lachend, als er begann, dieTreppe hinaufzugehen. Ich trottete gehorsam hinter ihm her, bis wir zu der schweren Metalltür mit der Aufschrift "Dachzugang" kamen, und ich spürte, wie sich ein breites Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete.
Jack hielt mir die Tür auf, und als ich an ihm vorbeiging, atmete ich tief ein. Es war ein heißer Tag gewesen, und obwohl die Sonne schon vor einigen Stunden untergegangen war, lag immer noch dieses Summen der Wärme in der Luft, dieser unverwechselbare Geruch, der einem sagte, dass der nächste Tag genauso heiß werden würde.
Ich liebte solche Abende, an denen der klare Himmel mit Sternen übersät war und die leichteste Brise an einem vorbei wehte, damit einem nicht zu heiß wurde.
"Ich wünschte, das Wetter wäre so schön gewesen, als wir uns das erste Mal geküsst haben.", sagte ich und breitete meine Arme aus, um die samtene Dunkelheit zu umfassen, die vom Silber des Mondes und der Straßenlaternen durchzogen war. "Mein Haar wehte überall im Wind."
"Tatsächlich?", fragte Jack achselzuckend. "Ich erinnere mich nicht, es waren nicht deine Haare, die meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben."
Ich grinste, schlüpfte dann aus meinen Schuhen und genoss das Gefühl des warmen Zements unter meinen Füßen. Wen kümmerte es schon, wieviel Dreck und Schmutz ich wahrscheinlich auf meine Sohlen bekam, ganz zu schweigen von den seltsamen scharfen Stücken von wer weiß was? Ich war zu jung und die Nacht war zu schön, um mir Sorgen über Dinge wie Schmutz oder Tetanus zu machen.
Während ich mich an dem milden Wetter und der schläfrigen Ruhe der Nacht erfreute, breitete Jack die Decke auf einem flachen Bett aus Beton aus, das etwa einen halben Meter über den Rest des Daches ragte. Als er mich zu sich winkte, wurde mir klar, dass er diesen Platz gewählt hatte, weil wir von dort aus über die Schutzmauer und die Skyline sehen konnten.
Ich ließ mich zwischen Jacks Knien nieder, mit dem Rücken an seine Brust gelehnt, und er schlang seine Arme fest um mich. Es war so spät, dass kaum noch ein Geräusch zu unserem Dach hinaufdrang, und es fühlte sich an, als wären wir die einzigen Menschen auf der Welt.
Während ich mich an Jack kuschelte, versuchte ich, das schmerzhafte, pochende Gefühl tief in meiner Brust zu ignorieren, das da war, seit ich erfahren hatte, dass Jack das Stipendium gewonnen hatte, und das im Laufe der Wochen immer stärker und deutlicher geworden war.
In dieser Nacht, der letzten, bevor Jack mich für ein Jahr oder länger verließ, fühlte es sich an wie ein riesiger bösartiger Tumor, der unaufhörlich giftige Chemikalien in meinen Körper abgab, aber ich war entschlossen, ihm keine Beachtung zu schenken. Ich hatte mir geschworen, in Jacks Nähe positiv und fröhlich zu bleiben, auf keinen Fall wollte ich die kurze Zeit, die uns noch blieb, ruinieren.
Wir hatten kurz über die Möglichkeit gesprochen, dass ich ihm nach England folgen könnte, aber es hatte sich schnell herausgestellt, wie unpraktisch diese Idee war. Zum einen waren da die Kosten; Jack wurden Unterkunft, Studiengebühren und sogar Geld für den Lebensunterhalt zur Verfügung gestellt, und das war die einzige Möglichkeit, wie er es sich überhaupt leisten konnte, dort zu leben. Ich hätte das Geld dafür auf keinen Fall aufbringen können.
Der zweite Grund, warum wir es nicht in Erwägung zogen, dass ich bei ihm wohnte, war, dass Jack das Stipendium alleine machen musste, um sich selbst zu beweisen, dass er es konnte.
Dies und die Tatsache, dass mein ganzes Leben in Australien stattfand und ich mein eigenes Studium abschließen musste, machte jede wunderbar romantische, aber lächerlich undurchführbare Idee zunichte, meiner Liebe durch die Welt zu folgen.
Nein, wir hatten beschlossen, die Dinge so zu lassen, wie sie waren, und einfach zu sehen, was passiert. Mit E-Mails und billige ninternationalen Anrufen war es nicht so, als würden wir den Kontakt verlieren, nur der körperliche Kontakt würde uns fehlen.
Bei diesem Gedanken hob ich eine von Jacks Händen und strich mit meinen Lippen über seine Fingerknöchel, wie um mich zu vergewissern, dass er noch nicht gegangen war, und spürte, wie er mir als Antwort, einen Kuss auf den Kopf drückte.
"Ich denke, das ist mein Stichwort, um etwas Romantisches zu sagen wie: 'Während ich weg bin, schau zu den Sternen, und ich schaue sie mir gleichzeitig an, und wir sind miteinander verbunden.'", murmelte Jack, während wir beide in den Himmel blickten. "Aber wir werden in verschiedenen Hemisphären sein, also werden es nicht dieselben Sterne sein."
"Der Mond wird derselbe sein.", wies ich hilfsbereit hin. "Vielleicht kannst du etwas Romantisches über den Mond sagen."
"Vielleicht.", stimmte Jack zu. "Aber da der Mond nicht für uns beide gleichzeitig sichtbar sein wird, scheint das auch nicht wirklich zu funktionieren."
"Du könntest sagen: 'Schau dir den Mond an, während ich weg bin, und ich werde ihn mir ungefähr 12 Stunden zuvor angeschaut haben, und so werden wir verbunden sein.'", schlug ich vor, und obwohl ich ihn nicht sehen konnte, konnte ich das Lächeln in seiner Stimme hören, als er antwortete:
"Klingt aber nicht ganz so gut, oder?"
"Nein.", stimmte ich zu, "aber wer braucht schon die verdammten kosmischen Messpunkte, um in Verbindung zu bleiben? Ich verlasse mich viel lieber auf E-Mails und Telefonate."
Ich spürte, wie sein Lachen in seiner Brust grollte und in meinem Rücken widerhallte, und genoss es. In den letzten Monaten hatte ich Jack viel öfter lächeln und lachen sehen als früher. Vielleicht versuchte er nur, alles Glück aus jeder Situation herauszuholen, um sich selbst gute Erinnerungen zu bescheren, wenn er wegging, aber ich mochte den Gedanken, dass es daran lag, dass es ihn glücklich machte, mit mir zusammen zu sein.
Das war bei mir auf jeden Fall der Fall. Meine manchmal scheinbar lähmende Unvernunft war irgendwie in den Hintergrund getreten, zusammen mit dem größten Teil meiner Selbstunsicherheit.
Nicht, dass sie ganz verschwunden wäre, das wäre zu viel erhofft und würde sicher länger als drei Monate dauern, aber sie war definitiv auf dem Rückzug. Ich schätze, Sicherheit und Glück machen das mit einem Menschen.
"Du bist der beste Mensch auf der Welt, Jack Morgan Whitby.", seufzte ich. "Ich werde dich so unglaublich vermissen."
"Blödsinn, du wirst zu sehr damit beschäftigt sein, Matt im Alleingang unter Kontrolle zu halten.", erwiderte Jack. "Ich werde es sein, der dich vermissen wird."
Ich neigte meinen Körper zur Seite, sodass ich mich mit dem Rücken an seinen linken Arm lehnte und deutlich zu ihm aufblicken konnte.
"Was habe ich dir darüber gesagt, jemandem zu sagen, dass du ihn vermissen wirst oder vermisst hast? Es muss ein Abstand dazwischen liegen, sonst ist es unaufrichtig!"
"Natürlich.", stimmte Jack zu und dachte offensichtlich auch an die Zeit zurück, als wir in seinem Truck am Strand gesessen hatten. "Gott, das scheint so lange her zu sein. Bei welcher Lektion waren wir da gerade?"
"Nummer 3.", antwortete ich sofort, all diese Lektionen waren für immer in mein Gedächtnis eingebrannt. "Ist schon lustig, wie das alles angefangen hat.", fuhr ich fort. "Ich meine, was wäre, wenn ich einfach nach Hause gegangen wäre, eine ganze Tafel Schokolade gegessen hätte und mich in den Schlaf geweint hätte, wie es ein Mädchen tun sollte, wenn es mit seinem Freund Schluss macht? Meinst du, wir wären dann zusammen gekommen?"
"Ich weiß es nicht." Mir gefiel es, dass Jack die Wahrheit sagte und nicht irgendeinen Unsinn darüber erzählte, dass es unser Schicksal war, zusammenzukommen. "Wahrscheinlich nicht, bevor ich gegangen wäre, ich hätte vor meiner Abreise nichts anfangen wollen. Andererseits hätte ich wahrscheinlich sowieso nichts mit dir anfangen wollen, wegen Matt. Ich schätze, ich hätte wohl einfach ein wenig mit der 'unerwidert Sache' klarkommen müssen."
"Außer dass es erwidert worden wäre, du hättest es nur nicht gewusst.", meinte ich, bevor ich grinste und hinzufügte: "Also willst du mir damit sagen, dass es eine gute Idee von mir war, dich zu überreden, mein Lehrer zu werden, sonst wäre das hier nie passiert! Und ich dachte, es wäre eine dumme Idee gewesen."
"Es war eine dumme Idee." Jack zog mich herum, so dass meine Beine zur Seite hingen und ich mich bequemer an ihn schmiegen konnte. "Es war pures Glück, dass am Ende alles gut ausgegangen ist."
Ich ließ meine Hände über seine Brust gleiten und legte sie dann locker in seinen Nacken. "Hmm, Jack, mir scheint, dass du derjenige bist, der noch viel zu lernen hat." Ich küsste ihn leicht auf die Unterseite seines Kinns und fuhr fort. "Das war Glück, gepaart mit einer gehörigen Portion sexueller Chemie und vielleicht auch ein bisschen Schicksal."
"Ich glaube nicht an Schicksal.", erwiderte Jack, und seine Stimmewurde vor Verlangen immer dunkler, während ich weiter sanfte Küsse auf seinen Hals und Kinn verteilte.
"Ich auch nicht." Ich zog mich zurück, um ihm wieder direkt in die Augen zu sehen. "Aber ich glaube an dich, und du glaubst an mich, und ich denke, das ist genug, um uns zusammenzuhalten."
Ein Jahr war eine lange, lange Zeit. In zwölf Monaten konnte so viel passieren, seht nur, wie viel Chaos ich in nur zwei Monaten angerichtet hatte! Aber am Ende war es doch gut gegangen.
Konnten wir es schaffen? Wir hatten keine Ahnung. Aber wir wollten uns durchwurschteln und es trotzdem versuchen, denn wenn es etwas gab, das ich bei all dem gelernt hatte, dann, dass das Leben und die Liebe am Ende eine einzige große lehrreiche Erfahrung waren. Man musste nur bereit sein, auf dem Weg zu lernen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top