Danger! High Voltage

Sicher in dem Zimmer, in dem ich aufgewachsen bin, kuschelte ich mich unter meine Decke und versuchte, das schläfrige Gefühl wiederzuerlangen, das ich hatte, bevor ich vor Matts Zimmer gelauscht hatte. Leider war das nicht der Fall. Obwohl das, was gesagt worden war, nicht für meine Ohren bestimmt war, konnte ich nicht aufhören, über die Auswirkungen des kurzen, halbherzigen Streits nachzudenken, den ich mitgehört hatte.

Jack ging also seinem Vater aus dem Weg. Das war neu für mich, aber nicht wirklich überraschend. Ich weiß noch, wie Matt und Jack sich immer im Schuppen meines Vaters oder unter dem Haus versteckt hatten, wenn Mr. Whitby nachmittags kam, um Jack abzuholen. Manchmal konnten meine Eltern ihn überreden, Jack über Nacht bleiben zu lassen, aber meistens wurden die Jungs aus ihrem Versteck geholt und Jack wurde nach Hause geschickt. Trotzdem kam er morgens als Erstes mit den Zwillingen zurück, um Matt und mich für den Weg zur Schule abzuholen. Manchmal schien es, dass er nur zum Schlafen nach Hause ging und um die Zwillinge ins Bett zu bringen.

Für die Zwillinge war er so gut wie allein verantwortlich gewesen, denn seine Mutter war nie der besonders mütterliche Typ gewesen. Als Jack zehn und die Zwillinge drei Jahre alt waren, war sie sogar mal einen ganzen Monat lang verschwunden, tauchte danach wieder auf und weigerte sich irgendjemandem zu sagen, wo sie gewesen war oder was sie getan hatte. Nicht lange danach hatte sie angefangen zu trinken, obwohl Jacks Vater sich weigerte, das zuzugeben, und jedes Hilfsangebot meiner Eltern wütend zurückwies.

Ich habe Jacks Vater schon immer gehasst, und ich glaube, er war auch nicht besonders erpicht auf mich. Er ist der strengste Mann, den ich je getroffen habe, und er scheint zu glauben, dass Jack ein schlechtes Kind geworden ist. Er sagt ständig, dass er es zu nichts bringen wird und dass es besser wäre, zu Hause zu bleiben und bei der Pferdeausbildung zu helfen, anstatt auf irgendeine dämliche Universität zu gehen.

Ich starrte auf die vertraute Decke, die ich als Kind mit im Dunkeln leuchtenden Aufklebern beklebt hatte, und dachte wütend daran, wie viele Möglichkeiten Jacks Vater ihm vorenthalten hatte. Wie konnte es sein, dass sein Vater nach allem, was Jack durchgemacht hatte, so hart zu ihm war.

Soweit ich weiß, hat Mr. Whitby den Tod seiner Frau und seiner Kinder einfach totgeschwiegen, nie mit Jack darüber gesprochen und ihm nie Unterstützung angeboten, um ihm durch seine Trauer zu helfen. Ich verstehe, dass er, wie Matt sagte, auch eine schwere Zeit hatte, aber er muss doch erkannt haben, dass es nicht der beste Weg war, mit seinem Verlust fertig zu werden, indem er sein einziges überlebendes Kind ständig kritisierte.

Während ich versuchte, diese Gedanken aus meinem Kopf zu verdrängen, um endlich schlafen zu können, hörte ich, wie eine Tür heimlich geöffnet und geschlossen wurde, und dann die Geräusche von jemandem, der sich leise auf dem Treppenabsatz zu bewegte.

Als ich zu meiner Tür hinüberblickte, die einen Spalt geöffnet war, sah ich, wie jemand an meinem Zimmer vorbeiging und die schemenhafte Figur dann langsam die Treppe hinunterschlich. Einen Moment später hörte ich die Fliegengittertür knarren, und stieg aus meinem Bett. Ich ging zum Fenster, schaute durch einen Spalt in den Vorhängen und sah Jacks Gestalt über den Rasen gehen und dann im Schuppen verschwinden.

Offensichtlich war ich nicht die Einzige, die nicht schlafen konnte.

Ich legte mich wieder ins Bett und war entschlossen, meine Neugierde zu unterdrücken und Jack die Zeit zu lassen, die er so offensichtlich brauchte. Ich drückte meine Augen fest zu und begann von 100 an rückwärts zu zählen, wie es sich für eine schlaffördernde Taktik gehörte. Ich hatte gerade die 50 erreicht und fühlte mich immer noch hellwach, als ich draußen im Schuppen ein sehr leises, dumpfes, klopfendes Geräusch hörte. Ich wusste sofort, was es war: Jack hatte die Boxhandschuhe herausgeholt.

Im Monat nach dem Unfall, als wir alle so besorgt waren, dass Jack so tief in seinem Elend versinken würde, dass wir ihn nie wieder herausholen könnten, hatte mein Vater ein Paar Boxhandschuhe und einen roten Lederboxsack gekauft, die er im Schuppen aufgehängt hatte. Ohne ein Wort zu sagen, hatte er Jack die Handschuhe überreicht und war gegangen.

Offenbar gab man einem Jungen, wenn alles andere versagte, etwas, das er verprügeln konnte, und überließ ihn dann seinem Schicksal.

Es hatte ebenfalls funktioniert, Jack hatte angefangen, seinen ganzen Frust an dem gefüllten Stück Leder auszulassen und eine brutale Schlagroutine entwickelt, die er stundenlang durchhalten konnte. Manchmal ging Matt mit ihm hinein, aber meistens war es Jack allein, der mit den Handschuhen in der Hand zum Schuppen schritt, und ich gewöhnte mich bald an das dumpfe Geräusch seiner Fäuste, die auf den Boxsack schlugen.

Es jetzt, nach so vielen Jahren ohne, wieder zu hören, ließ meine Augen sich mit Tränen füllen. Ich hatte mich so sehr daran gewöhnt, an den starken, begabten Jack zu denken, dass ich fast den wütenden, verwirrten jugendlichen Jack vergessen hatte. Im Laufe der Jahre war dieser ängstliche, verlorene Blick aus seinen Augen gewichen, aber das vertraute Schlagen der Fäuste auf Leder erinnerte mich daran, dass er nicht aufgehört hatte, um seine Familie zu trauern, sondern es eher verdrängt und gelernt hatte, es zu kontrollieren.

Es nützte nichts, die Vorstellung von Jack, der draußen im kalten Schuppen versucht, seine Dämonen auszutreiben, trieb mich aus der warmen Zuflucht meines Bettes in Richtung Tür. Mir wurde jedoch klar, dass ich nicht mit meiner dünnen blauen Pyjamahose und einem weißen Tanktop nach draußen gehen konnte, ich würde erfrieren.

Ich schnappte mir meine Sandalen und die dünne Jacke, die ich vorhin getragen hatte, und machte mich auf den Weg nach draußen und die Treppe hinunter. An der Hintertür schlüpfte ich mit den Füßen in die Schuhe und zog mir die Jacke über, bevor ich die Tür langsam öffnete, um das Knarren zu dämpfen, und auf die Veranda trat. Ich wünschte mir sofort, ich hätte meinen wärmeren Schlafanzug mitgenommen oder eine dickere Jacke angezogen, denn auf dem Gras hatte sich bereits Tau gebildet, und mein Atem zeichnete sich als kleine weiße Wolke vor mir ab.

Ich versuchte, die Kälte zu ignorieren, und machte mich auf den Weg über den Rasen in Richtung des Schuppens, wo ich durch die Lücken zwischen dem Wellblech dünne Lichtstreifen sehen konnte. Die Tür des Schuppens war leicht angelehnt, und durch den Spalt konnte ich Jack mit dem Rücken zu mir stehen sehen. Die Muskeln in seinen Armen und seinem Rücken zeichneten sich deutlich unter seinem dünnen T-Shirt ab.

Er trug nur eine lockere Trainingshose und das T-Shirt, keine Jacke, und ebenfalls keine Schuhe. Ich fröstelte allein schon, als ich sie nur der kalten Luft und dem noch kälteren Betonboden ausgesetzt sah. Das fluoreszierende Licht des Schuppens verlieh der Szene ein fast unheimliches Aussehen und färbte Jacks Haut in ein ungesundes Grau.

"Du solltest wieder ins Bett gehen.", sagte Jack plötzlich, seine Stimme hallte in dem großen Schuppen wider und ließ mich aufschrecken.

Woher hatte er gewusst, dass ich da war? Ich war sicher, dass ich keinen Laut von mir gegeben hatte. Aber ich nehme an, wir alle wissen, wenn wir beobachtet werden, und wenn man jemanden gut genug kannte, wusste man manchmal sogar, wer es war, ohne ihn zu sehen.

"Das solltest du auch.", erwiderte ich und betrat den Schuppen. "Warum bist du hier draußen?"

Er hatte seinen Schlagrhythmus bei meinem Erscheinen überhaupt nicht verändert, er hämmerte immer noch eine schnelle Eins-Zwei-Bewegung auf den Sandsack, seine Schläge waren perfekt getimt und kamen so regelmäßig, als wäre er eine Maschine. Genau genommen, sah er, mit dem seltsamen Licht, auch so aus, fast gar nicht menschlich.

"Ich konnte nicht schlafen.", antwortete er mir nur knapp.

"Also hast du natürlich dein schönes, warmes Bett verlassen und bist in den eiskalten, von Spinnen bewohnten Schuppen gegangen, in der Hoffnung, dass du hier draußen eine bessere Chance hast, zu schlafen?", fragte ich sarkastisch.

Er antwortete nicht und ich ging um den Sandsack herum, bis ich ihm gegenüberstand. Als ich sein Gesicht erblickte, wünschte ich mir jedoch fast, ich wäre geblieben, wo ich zuvor war. Sein Gesicht war angespannt und ausdruckslos, seine Augen waren rot umrandet und eingefallen und zeigten kaum noch etwas von ihrer schönen blauen Farbe. Sein Mund war zu einem schmalen Strich verzogen, und seine Stirn war von der Konzentration, mit der er sein rasantes Tempo beibehielt, in Falten gelegt.

„Du siehst beschissen aus.", sagte ich ihm ehrlich.

"Danke.", schnauzte er zurück, sein Blick blieb auf den schwingenden Sandsack vor ihm gerichtet.

"Ernsthaft, was hat dich hierher geführt und dich so aussehen lassen?", fragte ich und trat näher heran, obwohl ich immer noch außer Reichweite des schwingenden Sandsacks war. "Ist es wegen deines Streits mit Matt?"

Er ignorierte mich völlig. Es war, als hätte ich überhaupt nicht gesprochen, als würde ich nicht einmal existieren.

Seufzend ging ich zur Seite des Schuppens und setzte mich auf eine der alten Kisten, in denen meine Eltern ihre Campingausrüstung aufbewahrten. Ich zog meine dünne Jacke enger um mich, verschränkte die Arme und fuhr damit fort, Jack weiter anzustarren.

Wie ich gehofft hatte, schien ihn das zu nerven, und ich sah, wie seine Augen zu mir hinübhuschten, als würde er sich fragen, was ich da tat.

"Geh wieder ins Bett, Natalia.", wiederholte er, seine Stimme war heiser und brüchig, sein Eins-zwei-Rhythmus geriet schließlich ins Stocken.

"Nur wenn du auch gehst, James.", erwiderte ich zickig. Ganz ehrlich, ich hasste nichts mehr als Leute, die meinen vollen Namen benutzten, um mich zu bevormunden. Okay, vielleicht hasse ich ein oder zwei Dinge mehr als das, Rassisten, Homophobe, unheilbare Krankheiten und so weiter, aber das stand auf jeden Fall ganz oben auf der Liste.

Es herrschte wieder Schweigen zwischen uns, als Jack das Tempo gegen denBoxsack noch einmal erhöhte. Als die Kälte wirklich anfing mich zu stören, rieb ich meine Hände zusammen, stampfte mit den Füßen und lenkte mich dadurch ab, indem ich fragte:

"Das hilft also, ja?" Ich verschränkte die Arme und steckte meine Hände unter meine Achseln. "Mitten in der Nacht aufzustehen, in einen eiskalten Schuppen zu gehen und die Scheiße aus einem leblosen Gegenstand zu prügeln?"

"Im Gegensatz zu was?", fragte er fast sofort und zeigte damit, dass er darauf gewartet hatte, dass ich das Schweigen brach. "Mitten in der Nacht aufzustehen, in einen eiskalten Schuppen zu gehen und ein lebendiges Objekt zu verprügeln?"

"Willst du damit sagen, dass du mich schlagen willst, Jack?", konterte ich schnell und war perverserweise zufrieden, zu sehen, wie er mit seinem Schlag zögerte.

"Die Aussicht darauf wird immer attraktiver.", murmelte er, aber ich merkte, dass ich ihn mit der Andeutung, dass er mich schlagen würde, getroffen hatte. Trotzdem ließ er nicht von seinen Schlägen ab, ich glaube, er wurde sogar noch wütender. Er war wie einer von diesen Wikingern, die immer so durchdrehten, wenn sie außer Kontrolle waren. Es war verdammt beängstigend.

Mit großer Willenskraft hielt ich mich zurück, aufzustehen und ihn zu berühren, denn in seinem Zustand hätte er es wohl kaum bemerkt. Ich suchte krampfhaft nach einer Möglichkeit, ihn zu beruhigen. Ich weiß, normalerweise sollte man die Leute einfach ausreden machen lassen, aber er sah aus, als würde er sich selbst ernsthaften Schaden zufügen, und ich hatte Angst, dass er einen völligen Zusammenbruch erleiden könnte, wenn ich nichts unternahm. Plötzlich wurde mir klar, was ich zu tun hatte.

"Jack.", rief ich mit klarer, fordernder Stimme. "Jack, beruhige dich, bitte atme tief durch und beruhige dich." Aber wie zuvor auch, glaubte ich nicht, dass er mich hören konnte.

Zeit, die Kavallerie zu rufen, oder wie wir es auch gerne nannten, die Schafe ins Spiel zu bringen. Ich erhob meine Stimme und ließ etwas von der Angst, die ich spürte, in sie eindringen, und versuchte es erneut. "Ich berufe mich auf Regel 5. Hast du mich gehört? Ich fühle mich nicht wohl, ich will, dass du damit aufhörst. Ich meine es ernst, das reicht. Schaf, verdammt noch mal, Schaf!"

Und endlich, schien er mich zu hören.

Mit einem großen "Zischen" atmete er aus und sackte gegen den Sandsack. Seine Stirn und seine Fäuste fest gegen das Leder gepresst. Die Muskeln in seinen Armen, Beinen und seinem Rücken sichtlich entspannter, und er war wie erstarrt, sodass die einzige Bewegung, die von ihm ausging, die kleinen Schweißrinnsale waren, die seine Stirn und seinen Nacken hinunterliefen.

Ich wartete, bis klar war, dass er nicht wieder anfangen würde und sagte dann mit leiser, sanfter Stimme:

"Komm und setz dich zu mir."

Er blieb noch einen Moment lang wie eingefroren stehen, aber dann stieß er einen langen, kontrollierten Atemzug aus und begann, seine Handschuhe auszuziehen. Er warf sie zur Seite, fuhr sich mit den Fingern durch das schweißnasse Haar, kam zu mir hinüber und ließ sich auf die Ablagefläche fallen. Er lehnte sich mit dem Kopf gegen die Wand und schloss die Augen. Als sein Atem ruhiger wurde, streckte ich meine Hand aus und verschränkte sie mit seiner. Seine Finger schlossen sich um meine, und ich spürte, wie er durch diese Verbindung den letzten Rest seiner Anspannung ablegte.

Lange Zeit lauschten wir nur den Geräuschen der Nacht, die durch die Lücken im Schuppen drangen, dem Quaken der Frösche, dem Rascheln der Opossums und dem Klopfen der Wallabys und Kängurus, die auf dem Rasen meines Vaters herumsprangen und fraßen.

"Du hast mich doch angelogen.", murmelte ich, als ich das Gefühl hatte, dass es wieder sicher war, zu sprechen.

"Habe ich das?", fragte Jack, seine Stimme war heiser, als hätte der Sandsack ihm sogar die Stimme gestohlen.

"Ja, du hast mich in dem Glauben gelassen, dass es Matt war, der Brad angegriffen hat, aber du warst es."

Jack zuckte mit den Schultern, den Kopf immer noch nach hinten geneigt, die Augen nach wie vor geschlossen. "Ich habe nicht gelogen, ich habe dich nur weiterhin etwas glauben lassen, was nicht der Wahrheit entsprach."

"Das ist das Gleiche."

Daraufhin öffnete er seine Augen und schaute auf mich herab, gerade als draußen ein Windstoß aufkam, der die Schuppentür mit einem Knall zufallen ließ und einen Luftzug an unseren Beinen vorbeipeitschen ließ. Ich zitterte leicht und drückte mich enger an Jacks Seite, um mich vor weiteren kalten Windstößen zu schützen. Doch im nächsten Moment hatte Jack meine Hand losgelassen und mit einem leisen:

"Komm her.",  zog er mich auf seinen Schoß. Er war leicht verschwitzt vom Boxen, aber auch ausgesprochen warm, und ich kuschelte mich glücklich an seine Brust.

"Ich hätte einfach weitergehen sollen.", sagte Jack nach ein paar Sekunden leise. "Es war dumm, mich von Brad so aufhetzen zu lassen. Es war nur so, dass die Dinge, die er gesagt hat..." Er schlang seine Arme um mich, als wollte er mich vor den schrecklichen Dingen schützen, die Brad vermutlich gesagt hatte. "Er kann froh sein, dass ich ihm nicht das Genick gebrochen habe."

Ich legte meinen Kopf schief und sah ihn einen langen Moment lang an, bevor ich meine Hand auf seine Wange legte und sie sanft streichelte. "Du kannst manchmal ein bisschen beängstigend sein, Jack, das weißt du doch, oder?"

Er sah überrascht aus, und so fuhr ich fort: "Ich meine, du kannst so intensiv sein und du bist so stark, ich glaube, du weißt manchmal gar nicht, wozu du fähig bist."

Seine Miene verfinsterte sich und er löste seine Wange von meiner Hand. "Und du denkst, dass ich eines Tages jemanden verletzen werde?", fragte er ungläubig und ein wenig verärgert. "Du denkst, dass ich ausrasten werde und dann was? Jemanden ins Krankenhaus bringe oder so? Hör zu, ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele Jungs gibt, die Brad einfach in Ruhe gelassen hätten, wenn er so über ihre... Freunde geredet hätte. Die meisten hätten sogar Schlimmeres getan, als ihm nur einen Schrecken einzujagen, so wie ich es getan habe."

Ich hatte das Zögern, bevor er 'Freunde' gesagt hatte, bemerkt, und fragte mich kurz, ob er die Schwester des besten Freundes sagen wollte, verwarf den Gedanken jedoch wieder. Denn noch hatte ich wichtigere Dinge zu bedenken, denn Jack sah aus, als überlegte er, meinen Hintern auf den kalten Boden zu verfrachten und dann abzuhauen.

Ich wünschte, ich hätte nichts gesagt, aber ich konnte nicht mehr zurück, denn einmal angefangen, war ich nicht in der Lage einen Rückzieher zu machen. Ich schüttelte den Kopf und versuchte zu überlegen, wie ich ihm meine Ängste erklären könnte. "Es ist nicht so, dass ich glaube, dass du jemand anderem etwas antun wirst.", sagte ich vorsichtig, "sondern eher, dass du dich eines Tages selbst verletzen wirst."

Er verengte die Augen, aber unterbrach mich nicht, also fuhr ich fort: "Als ich zum Beispiel gerade in den Schuppen kam, schienst du außer Kontrolle zu sein, und ich hatte richtig Angst, dass du dich ... ach, ich weiß nicht, verletzen würdest, denke ich. Und das war beängstigend, Jack, viel beängstigender, als ich mir vorstellen kann, wie du bei Brad warst. Du bist so viel härter zu dir selbst, als zu anderen Menschen."

Seufzend zuckte er leicht mit den Schultern. "Ich habe vor langer Zeit gelernt, dass man keine Kontrolle über andere Menschen hat, die einzige Person, die man dazu bringen kann, das Richtige zu tun, ist man selbst. Also, ja, ich bin hart zu mir selbst, das sind wohl die meisten Menschen."

Da es schon spät und ich zu erschöpft war, um mich auf diese Diskussion einzulassen, nickte ich nur leicht. "Gut, aber sei bitte nicht zu streng mit dir, ja? Manchmal ist es nämlich schwieriger, sich selbst zu kontrollieren, als andere Menschen zu kontrollieren."

Er merkte, dass ich vorerst von ihm abließ, und ich spürte, wie er sich wieder entspannte. "Okay.", murmelte er, küsste meine Schläfe und lehnte seinen Kopf kurz an meinen. "Ich werde versuchen, daran zu denken."

Es gab eine weitere Pause, in der ich meinen Kopf unter Jacks Kinn legte und mich enger an ihn schmiegte, um die kalte Luft abzuwehren.

"Ist dir immer noch kalt?", fragte er, während seine Hand auf meiner nackten Haut ruhte, wo mein Oberteil hochgerutscht war, und er vermutlich die Gänsehaut spürte, die sich überall gebildet hatte.

Ich gab ein verhaltenes "Mmmm" von mir, weil ich nicht wollte, dass er mich wieder zurück ins Bett schickte.

"Hier, lass mich das mal versuchen." Jack fuhr mit seiner Hand meinen rechten Arm hinunter, bis seine Hand mein Handgelenk umfasste.

"Was machst du da?" Ich lachte, als er mit seinen Fingern über die Haut an der Innenseite meines Handgelenks strich.

"Du verlierst deine Körperwärme hauptsächlich über deine Hände, Füße und Nase.", antwortete er im Plauderton. "Wärme gewinnt man aber am besten an den Stellen, wo die Venen nahe an der Haut liegen, den Pulspunkten. Die besten Stellen sind die Handgelenke, der Hals und der Intimbereich."

Okay, ich gebe es zu, ich bin rot geworden, als er Intimbereich gesagt hat. Wie alt bin ich? Zehn?!

"Deshalb..." Jack grinste über mein rotes Gesicht und führte dann mein Handgelenk an seinen Mund heran. Bevor ich fragen konnte, was er vorhatte, hauchte er sanft über mein Handgelenk, die warme Luft kitzelte die empfindliche Haut.

Warm.

Sofort spürte ich, wie eine warme Glut meinen Arm hinaufrollte und sich in meiner Brust ausbreitete. Natürlich konnte ich nicht sagen, wie viel davon von der Aufwärmtechnik und wie viel von dem unglaublich erregenden Gefühl seines heißen Atems kam, der mich streifte.

Er warf einen Seitenblick auf mich und lächelte über meinen Ausdruck, den man wohl nur als benommen bezeichnen konnte. Er sah mich immer noch an, als er erneut seinen Kopf zu meinem Handgelenk führte, aber diesmal küsste er sanft die Haut dort.

Wärmer.

Meine freie Hand umklammerte krampfhaft die Vorderseite seines T-Shirts, als würde ich fallen, und ich biss mir auf die Lippe, um mich davon abzuhalten, irgendein peinliches Geräusch von mir zu geben, denn ich wollte im Moment wirklich nicht, dass er über mich lachte.

Er hob wieder den Kopf, als wollte er überprüfen, wie gut er das machte. Mein Blick muss ihm verraten haben, dass die Antwort darauf in derTat ein sehr gut war, denn er erwiderte meinen Blick mit einer Mischung aus Freude und Selbstgefälligkeit. Bevor ich Zeit hatte, mich zu erholen, senkte er seinen Kopf erneut, aber dieses Mal legte er seinen offenen Mund auf mein Handgelenk.

Heiß!

Ich glaube, ich glühte in diesem Moment tatsächlich. Das konnte nicht nur das Blut sein, das durch meine Adern floss, es musste Lava sein, ja, Lava mit einem guten Schuss Chili. Ich schloss die Augen und stieß ein kleines "Oh" aus, obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, nicht wie eine Idiotin zu klingen. Ich weiß nicht, was es mit dem Gefühl seines Mundes auf dieser kleinen Hautstelle auf sich hatte, das mich so stark reagieren ließ, vielleicht, weil das Handgelenk so empfindlich ist, vielleicht, weil es so stark auf Hitze reagiert, oder vielleicht einfach, weil es das Sinnlichste war, was ich je erlebt hatte.

Jack hob noch einmal den Kopf und grinste mich diesmal breit an "Besser?", fragte er und seine Augen leuchteten mit einem Blick, den ich noch nie gesehen hatte.

"Viel besser.", antwortete ich, schlang meine Arme um seinen Nacken und zog seine Lippen auf die meinen.

Dieser Kuss hatte eine Dringlichkeit, die bei den anderen Malen nicht vorhanden gewesen war. Zu Beginn waren sie langsam gewesen, oder, wie im Falle des Kusses, als er mich ein faules Ei genannt hatte, schnell und heftig. Dieser Kuss hatte sowohl das Tempo als auch die Leidenschaft auf seiner Seite. Keiner von uns beiden, so schien es, war bereit, sich mit dem Langsamen oder dem Zarten abzugeben, wir hatten das Aufwärmen buchstäblich hinter uns.

Die Position, in der wir uns befanden, war einschränkend, wenn es darum ging, einander wirklich nahezukommen. Ich saß seitlich auf ihm. Ohne den Kuss auch nur einen Moment zu unterbrechen, drehte ich mich, bis ich rittlings auf ihm saß und meine Knie auf der Ablage auf beiden Seiten seiner Oberschenkel ruhten. Seine Hände umfassten meine Hüften und zogen mich dicht an ihn heran, so dass ich durch den dünnen Stoff, der uns trennte, jede Erhebung seiner Brust spüren konnte.

Nun, kalt war mir jedenfalls nicht mehr.

So ging es eine Zeit lang weiter, seine Hände lagen heiß auf meinen Hüften und hielten mich fest, und meine Arme lagen um seinen Hals. Ich fühlte mich wie damals, als wir im Club getanzt hatten, als gäbe es kaum einen Unterschied zwischen dem, wo er aufhörte und ich anfing. Es schien, dass Jack sich auch so fühlte wie bei einer früheren Gelegenheit mit mir, nämlich am Sonntag, als ich auf ihm gelegen hatte. Und wieder, wie an jenem Sonntag, war ich begeistert von dem berauschenden Gefühl, das Jack zu erregen, in mir auslöste.

Ungefähr zu diesem Zeitpunkt beschloss das rationale Denken offensichtlich, dass es ein bisschen zu spät war, um noch zu funktionieren, und sich stattdessen schlafen legte und mich den nicht ganz so fähigen Händen des Urinstinkts übergab. Es war fast so, als könnte ich die Veränderung in meinem Körper körperlich spüren, als ich von vollkommen glücklich zum verzweifelt mehr wollen, wechselte.

Ich löste meine Arme von Jacks Nacken und fuhr mit meinen Händen über seine Brust, bis hin zu dem Saum seines T-Shirts. Dort angekommen unterbrach ich den Kuss kurz, zog ihm das Shirt über den Kopf und warf es zur Seite. Ich fing seine Lippen fast sofort wieder ein, da ich mich diesen einen Moment ohne sie beraubt füllte. Ich legte meine Handflächen flach auf seine Brust und genoss das Gefühl seiner nackten Haut. Seine Brust war wie der personifizierte Jack, hart und doch weich, und so unglaublich heiß.

Als mir die Ungleichheit unserer Situation bewusst wurde, ließ ich meine Jacke von den Schultern gleiten, war aber nicht bereit, den Kuss so schnell wieder zu unterbrechen, um mein Oberteil auszuziehen. Dennoch hatte Jack, völlig zu Recht, meinen mutigen Schritt als Signal gesehen, dass es in Ordnung sei, mich intimer zu berühren, und somit glitten seine großen, fähigen Hände unter mein Oberteil.

Eine Weile lang, fuhr er einfach nur mit seinen Händen auf der nackten Haut auf und ab, seine Daumen bewegten sich in langsamen Kreisen über meinen Bauch. Doch dann fuhr er mit seinen Hände nach oben, bis sie direkt unter meinen Brüsten ruhten. Zärtlich zeichnete er mit seinen Fingern die Unterseiten der Rundungen nach und nahm dann das ganze Gewicht der Brüste in seine Handflächen.

Ich war völlig benommen und konzentrierte mich auf nichts anderes als auf die Lust und das Vergnügen, das ich empfing. So sehr, dass ich mir einen Schrei verkneifen musste, als er mit seinen Fingern über meine Brustwarzen strich, denn ein weit entfernter Teil meines Gehirns funktionierte noch genug, um mich darauf hinzuweisen, dass das eine schlechte Idee wäre.

Eine Welle des Wagemuts überkam mich, die von Gott weiß woher kam, und ich ließ meine Hände über Jacks wohlgeformte Brust, über seine Hüften und hinunter zu dem Bund seiner Trainingshose wandern. Ich löste den Knoten und wollte gerade mit der Hand unter den Hosenbund tauchen, als ich plötzlich spürte, wie Jacks Hände meine Brüste verließen und meine Hände ergriffen.

"Was?", fragte ich überrascht, aus dem Nebel der Lust, in den ich versunken war. Mein Gesicht erhitzte sich sofort bei der Position meiner Hände und dem, was ich vorhatte zu tun, und ich zog sie weg und verschränkte die Arme.

"Ich habe kein Kondom.", erwiderte Jack.

"Du hast was?", rief ich aus. "Ich dachte, Jungs haben immer ganze Päckchen griffbereit, für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihnen irgendeine Frau das Okay gibt."

Er lächelte sein süßes, schiefes Lächeln und schüttelte den Kopf. "Nicht, wenn sie mitten in der Nacht rausgehen, um in den Schuppen eines Freundes zu boxen, dann nicht."

"Also", ich legte meine Arme auf seine nackten Schultern und küsste ihn wieder leicht, "Dann geh und hol eins."

"Ich denke nicht, dass das eine so gute Idee ist.", sagte er, nahm meine Hände von seinen Schultern und drückte sie fest an seine. "Aber das liegt nicht daran, dass ich nicht mit dir zusammensein will.", fuhr er fort, vermutlich, weil er die immer dunkler werdende Färbung meines Gesichts sah. "Aber denk einen Moment ernsthaft darüber nach, vielleicht ist es gut, dass uns etwas aufgehalten hat."

"Ja?", fragte ich und versuchte, die Situation zu begreifen. "Warum denn?"

Jack schwieg eine Sekunde lang und ich merkte, dass er überlegte, wie er seinen nächsten Satz am besten formulieren sollte. "Okay, erinnerst du dich, als ich dich in der Wohnung gefragt habe, was du dir für uns wünschst?"

Ich nickte.

"Nun, was war es, dass du dir vorgestellt hast, dass dich hat so rot werden lassen, wie du es jetzt bist? Was hast du gesehen?"

"Dich und mich.", antwortete ich sofort, das Bild zauberte sich durch die Ebenen meines Unterbewusstseins und explodierte lebhaft vor meinem geistigen Auge.

"Das ist schon mal ein guter Anfang.", lachte er leise. "Aber wo waren wir?" Als ich ihn verwirrt ansah, fuhr er fort: "Ich meine, waren wir zum Beispiel in dem schmutzigen, kalten Schuppen deines Vaters und schlichen mitten in der Nacht herum?"

Ich schüttelte den Kopf, während sich das Bild ausdehnte, bis ich ganz deutlich sehen konnte, wo ich uns gesehen hatte. "Wir waren in deinem Zimmer in der Wohnung", antwortete ich ihm, "sauber, warm, und niemand war da, der uns hätte stören können."

Meine Verlegenheit, meine Fantasie mit ihm geteilt zu haben, wurde durch den glücklichen Gesichtsausdruck von Jack bei meinen Worten sofort wieder wettgemacht. Er ließ meine Hände los und fasste mich um die Taille, und bevor ich wusste, was geschah, küsste er mich wieder. Ich war etwas überrascht über seine Reaktion, aber es gefiel mir, dass ich seine Zustimmung und Freude über meine Antwort fast schmecken konnte.

"Da hast du es.", sagte er und zog sich mit einem Lächeln zurück. "Du verdienst etwas Besseres als einen kalten Schuppen, Natalia Jane Davenport."

"Das ist alles schön und gut, Jack Morgan Whitby", lächelte ich liebevoll zurück, "aber in Anbetracht unserer Situation ist ein kalter Schuppen vielleicht alles, was ich bekommen werde."

"Siehst du, damit liegst du falsch." Jack tippte sich an die Seite der Nase und zwinkerte mir verschmitzt zu. "Das wird schon klappen, Tally, versprochen."

Ich hob die Augenbrauen über sein seltsames Verhalten, schlug ihn leicht gegen die Brust und fragte: "Also gut, was weißt du, was ich nicht weiß?"

"Das wirst du bald herausfinden.", erwiderte er ärgelich vage.

Ich versuchte einen Schmollmund zu machen, aber ärgerlicherweise verwandelte sich dieser in ein breites Gähnen. Als Jack das sah, griff er nach meiner Jacke, warf sie mir über die Schultern und deutete damit das Ende unserer nächtlichen Romanze an.

"Hör zu, und ich will nicht bevormundend klingen, aber du solltest jetzt wirklich wieder ins Bett gehen", sagte er, "du frierst und bist müde."

Ich nickte widerstrebend und rutschte von seinem Schoß auf den Boden. Er stellte sich neben mich und wir streckten uns beide. Ich schob meine Arme in die Jackenärmel, während Jack sein T-Shirt aufhob und es wieder anzog.

Wieder gähnte ich ausgiebig und machte mich auf den Weg zur Schuppentür, blieb aber stehen, als ich merkte, dass Jack mir nicht gefolgt war. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie er seine Boxhandschuhe einsammelte und sie sich wieder überstreifte.

"Oh nein, Jack!", stöhnte ich auf. "Hast du für heute Abend noch nicht genug getan? Bist du noch nicht bereit fürs Bett?"

Jack schüttelte mit einem schiefen Grinsen den Kopf.

"Warum nicht?", verlangte ich, verschränkte die Arme und hoffte, dass ich ihn nicht wieder beruhigen musste, ich war wirklich müde.

„Nun, lass es mich so sagen", begann er und sah ziemlich unbehaglich aus, "So sehr ich logischerweise weiß, dass wir beide heute Abend hier im Schuppen nichts machen werden, braucht mein Körper etwas länger, um sich mit der Idee anzufreunden, verstehst du, was ich sagen will?"

Ich starrte ihn verständnislos an und schüttelte den Kopf, nein.

Er seufzte und gestikulierte in Richtung seines Unterleibs: "Ich muss noch etwas abarbeiten, Tally, hast du mich jetzt verstanden?"

Jep, das hatte ich verstanden. Ich schlug mir eine Hand vor den Mund, um das Kichern zu unterdrücken, das mir überraschend aus der Kehle gekommen war.

"Na gut, dann viel Glück damit.", presste ich hervor. "Nacht Jack."

"Gute Nacht Tally."














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