9 - Speifrei seit ... noch nie

Nach dem dritten Becher Sangria fange ich an, mich richtig miserabel zu fühlen. Ich würde ja sagen, ich trinke nie wieder, aber das wäre gelogen. Stattdessen werde ich einfach nie wieder wetten; ja, das klingt realistischer ... Ein Schwall von Übelkeit steigt in mir auf und ich habe den ätzend sauren Geschmack meiner eigenen Kotze auf der Zunge, bevor ich mich mitten in den noch halbvollen Sangria-Eimer erbreche.

„Ih!", quietscht eine hohe Stimme schräg hinter mir. Das zierliche, dünne Mädchen mit den langen schwarzen Haaren und den Sommersprossen im Gesicht presst die Lippen so fest aufeinander, dass sie zu einer geraden Linie werden, was irgendwie witzig aussieht, sodass ich lachen muss. Mein Zwerchfell freut sich nicht über die Schwingungen, die das verursacht, und ich reiere schon wieder. Dag lacht neben mir und legt mir eine Hand in den Nacken.
„Komm, Alter, lass gut sein", meint er. „Soll ich dich nach Hause bringen?", fragt er mich.
„Nein", sträube ich mich. „Bring mir mal lieber 'ne Serviette oder so." Marlene reicht mir hilfsbereit ein Taschentuch und streicht mir die Haare aus der schweißfeuchten Stirn. Ich zucke vor ihrer Berührung weg.
„Dag hat recht, Vince, du solltest lieber nach Hause gehen."
„Dag hat nie recht", widerspreche ich nuschelnd. „Ich hab immer recht", füge ich noch hinzu.
„Marlene, pack doch mal mit an", fordert Dag unsere gemeinsame Freundin auf und sie umfasst meinen linken Arm, während er nach meinem rechten greift. Sie stellen mich umständlich auf die Füße.

„Lasst mich in Ruhe", grunze ich und mache mich los. Leider fehlt mir das Gleichgewicht. Als ich vorwärts kippe, falle ich gegen Charlotte, die mich genauso geistesgegenwärtig abfängt wie Dag und Marlene. „Sorry", murmle ich.
„Ich rufe ein Taxi", beschließt Dag und ich fahre zu ihm herum.
„Digga, ich will nicht nach Hause, wie oft denn noch?", sage ich und mir wird schon wieder übel. Als die Hälfte von allem, was ich heute gegessen habe daraufhin im Sangria-Eimer landet, drückt Marlene mir das Teil in die Hand. „Wir gehen ins Bad, komm", fordert sie mich auf.
„Mann, was willst du hier denn noch?", fragt Dag, der mich entschieden aus dem Raum rausschiebt. „Du kannst zu Hause doch deine eigene Kloschüssel knutschen."

Ich antworte nicht darauf. Die Wahrheit ist, dass Charlotte es mir angetan hat. Nicht nur so ein bisschen, sondern so richtig. Ich sehe mich nach ihr um, entdecke sie und schaue ihr kurz in die Augen. Hoffentlich hört es mit ihr nicht schneller auf, als es anfangen konnte. Es ... Was meine ich eigentlich damit? Meinen nächsten Onenightstand? Dafür verstehen wir uns beinah zu gut. Sie ist keine Frau für eine Nacht, zumindest macht sie nicht diese Art von Eindruck auf mich. Falls ich bei ihr unten durch sein sollte, lässt sie sich davon nichts anmerken, eher im Gegenteil. Sie steuert auf die Schwarzhaarige zu, die offenbar eine ihrer vielbesungenen Freundinnen ist. Kurz bevor Dag und Lenny mich aus der Küche schleifen können, werfe ich einen Blick zurück. Charlotte zwinkert mir zu. Oder bin ich so besoffen, dass ich mir das einbilde? Vielleicht hat sie recht und ich bin narzisstisch.

„Lenny, du kennst doch Charlotte, oder?", frage ich, während Dag mich im Badezimmer auf den Boden runterdrückt.
„Setz dich hin", fordert mein bester Freund mich auf.
„Dagi, kannst du mir was zu trinken holen? Ich will 'nen Eistee oder sowas, irgendwas Süßes."
„Ich bring dir Wasser, Whynee, du musst erstmal entgiften." Erst, als er verschwunden ist, bemerke ich Marlenes breites Grinsen.
„Ich kenne Charlotte gut, wieso fragst du?" Sie klimpert mit ihren langen Wimpern und ich blinzle sie verständnislos an.
„Weil sie heiß ist", antworte ich. Marlene lacht.
„Sie würde prima zu dir passen", befindet sie. An Dag, der zurückkehrt und sich eine Wasserflasche unter den Arm geklemmt hat, wendet sie sich mit einem offenherzigen: „Vincent hat sich verknallt."

„Das habe ich so nie gesagt", protestiere ich.
„Ja, aber man sieht's dir an", fällt Dag mir ganz trocken in den Rücken. „Die Blonde. Aber nicht die, die du vorhin angequatscht hast, sondern die von der Couch. Charlotte, richtig?"
„Woran willst du das denn bitte erkannt haben, dass ich in die verknallt sein soll?", frage ich Dag.
„Digga, ich verbringe dreiviertel meines Lebens mit dir, ich weiß Dinge über dich, die weißt du selbst nicht mal", gibt er lachend zurück.
„Ich bin aber gar nicht in die verschossen, ich hab die wenn's hochkommt vor 'ner halben Stunde kennengelernt", maule ich verlegen. Marlene kichert neben mir.
„Ich kann's dir nicht verübeln. Charlotte hat ein einnehmendes Wesen, wenn ich das mal eben so poetisch ausdrücken darf."
„Hat sie?", fragt Dag mit hochgezogener Augenbraue und Marlene schnalzt mit der Zunge.
„Es geht gerade nicht darum, wie sie auf dich wirkt, sondern auf ihn."
„Achso", murmelt Dag. „Hat die so Eindruck bei dir geschindet?", wendet er sich an mich.
„Die is' niedlich", nuschle ich einigermaßen beschämt. Dag bricht daraufhin in schallendes Gelächter aus, genauso wie Lenny.
„Wie er rot wird", prustet Dag. „Als wärst du dreizehn, Alter." Er plumpst neben mir auf den Boden und begibt sich in den Schneidersitz. „Mann, Mann, Mann. Du hast das echt drauf, verknallst dich Hals über Kopf an 'nem Abend, an dem du kaum noch geradeaus laufen kannst."

„Seht ihr, hat ja eh keine Zukunft", murre ich enttäuscht und lege meine Arme auf den Schultern meiner Freunde ab.
„Wenn du dich da mal nicht täuschst", flötet Marlene und trinkt einen Schluck von ihrer Rum-Cola. Ich beneide sie um ihr Getränk. Wasser schmeckt langweilig.
„Hat sie was zu dir gesagt? Über ihn?", löchert Dag unsere Freundin mit Fragen. Er starrt sie aus riesengroßen Augen an, während ich ihn mustere und verspätet feststelle, dass mich das Gespräch ja auch was angeht.
„Sie findet dich süß", antwortet sie mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
„Wie süß?", fragen Dag und ich gleichzeitig, allerdings deutet er im nächsten Moment einen Blowjob an.
„Dicka, fremdschämen", stöhne ich und schubse ihn leicht.

„Zufällig hat sie mir gestern bei unserem Bar-Abend gesteckt, dass sie wieder frei ist."
„Und davor? Beziehung?", hake ich ein. Marlene schüttelt den Kopf.
„Booty Call", erteilt sie mir bereitwillig Auskunft.
„Fährt die immer so 'ne lockere Schiene?", will Dag wissen.
„Sie hat halt Ansprüche, deswegen weicht sie öfter auf die lockere Schiene aus. Aber ich persönlich finde, Vincent würde ihren Ansprüchen genügen."
„Warum?", schalte ich mich wieder ein.
„Das verrate ich dir nicht, aber ich würde kurz mit ihr bereden, ob ich dir ihre Nummer geben darf."
„Das kann ich auch selbst", meine ich, will vollkommen von mir überzeugt aufstehen und scheitere kläglich. Wieder umarme ich die Kloschüssel, in der mein zerhäckselter Snack vom Nachmittag landet, ein paar Stücken Obst. Angewidert lehne ich mich zurück und nehme das Klopapier dankbar an, das Dag mir reicht.
„Lass Lenny mal lieber die Nummer für dich klären", empfiehlt er. Ich wische mir den Mund trocken, muss jedoch aufstoßen, was nur einen weiteren Schwall Verdautes hochholt. „Junge, Junge", höre ich Dag singen. Er ist aufgestanden und drückt die Spültaste. Ich verdrehe die Augen.

„Ihr müsst hier nicht mit mir hocken." Ich boxe leicht in Dags Richtung, aber er hüpft rechtzeitig rückwärts, weshalb ich ihn haarscharf verfehle.
„Los, stürz dich ins Getümmel, klär dir eine", schlage ich meinem Kumpel vor.
„Das war dein Plan für heute, Stein, nicht meiner. Sicher, dass wir dich allein lassen sollen?", fragt er skeptisch.
„Ja, ich brauche wenigstens fünf Minuten Ruhe. Sobald es mir besser geht, komme ich raus, versprochen." Marlene schaut mir besorgt in die Augen.
„Du kannst einfach die Taxe nach Hause nehmen, das solltest wahrscheinlich sogar, Vincent", belehrt sie mich.
„Ja ja, Mama", ächze ich. „Beschaff du mir endlich diese Handynummer. Und du -" Ich drehe mich zu Dag. „Du amüsierst dich jetzt und machst, was auch immer du geplant hattest."
„Ich komme in zehn Minuten nochmal, um nach dir zu gucken", verspricht er und deutet auf die Flasche Wasser, die ich noch nicht angerührt habe.
„Trink das."
„Hau ab jetze", verscheuche ich ihn. Diesmal zeigt es Wirkung.
„Ich rede mit Charlotte", verabschiedet auch Marlene sich. „Und hör auf Dag, trink das." Sie tippt gegen die PET-Flasche. „Dieses eine Mal hat er recht, das ist wichtig."

+

„Hey." Charlotte hat sich gegen den Türrahmen gelehnt, den Kopf leicht schief gelegt. Ihre blonden Haare fallen über ihre Schultern und der oberste Knopf ihrer Spitzenbluse ist offen. Mein Blick wandert automatisch in ihren Ausschnitt. Als ich ängstlich aufschaue, wie ein kleiner Junge, der mit der Hand in der Keksdose erwischt wurde, sehe ich, dass sie nur süffisant lächelt. Sie weiß genau, dass ich einen Narren an ihr gefressen habe.
„Hey", grüße ich zurück und setze ebenfalls ein Lächeln auf. Wahrscheinlich sollte ich bereuen, dass ich mich in Sachen Trinkfestigkeit überschätzt habe - Insbesondere, weil ich immerhin keine vierzehn mehr bin. Aber Charlotte gibt mir nicht das Gefühl, mich für irgendwas schämen zu müssen. Sie tapst zu mir rüber, über die beheizten Fliesen, und setzt sich neben mich auf den Badezimmerboden.

„Pass auf", warne ich sie. „Is' bisschen dreckig hier, alle laufen mit ihren Straßenschuhen rein und raus", erkläre ich.
„Macht mir nix", winkt sie ab, trinkt einen Schluck aus ihrem Becher und hält weiter Blickkontakt mit mir, obwohl ich besoffen genug bin, dass ich ihr Gesicht doppelt sehe. Na ja, über doppelte Schönheit beklage ich mich nicht. „Wie bist du hier gelandet, Vincent?", fragt sie mich und ich wende mich mit einem nervösen Lacher von ihr ab, sehe auf meine Knie und spiele mit den Kordeln meines roten Hoodies, während ich antworte: „Alkohol macht dumm. Ich wollte Spaß, hab's übertrieben und das ist die Quittung."
„Wenigstens bist du ehrlich", zuckt sie die Schultern. Sie reagiert entspannter, als ich gedacht hätte.
„Manchmal." Ich wünschte, ich könnte es verhindern, aber ein Grinsen bahnt sich seinen Weg auf meine Lippen. Betrunken fehlt mir der Filter, der mich davon abhält, den Scheinwerfer auf die kaputte Gesellschaft, schlechte Angewohnheiten meiner Freunde oder Verfehlungen meiner Familienmitglieder und - nicht zuletzt - meine eigene Schattenseite zu richten. Ich lüge nicht notorisch, aber wer sagt schon immer die Wahrheit? Charlotte scheint mich jedenfalls nicht zu verurteilen. Sie sippt weiter an ihrem Getränk und löst den Augenkontakt auf, starrt nachdenklich die gegenüberliegende Wand an. Die Fragen, die sie mir daraufhin stellt, klingen verdächtig harmlos.

„Warum hast du übertrieben? Was ist los in deinem Leben, dass du so verzweifelt versuchst, Spaß zu generieren?"
„Kurz 'ne persönliche Frage: Arbeitest du fürs FBI?", scherze ich und sie lacht leise.
„Komm schon, Vincent, mal im Ernst", fordert sie mich dann jedoch auf. Ihre Augen glänzen gespannt. Ich kratze mich am Kopf.
„Na ja, sagen wir einfach, privat lief's zuletzt eher bescheiden bei mir. Ich hab mich viel auf meine Karriere konzentriert - und es hat sich auch bezahlt gemacht", beteuere ich rasch. „Versteh mich nicht falsch, ich liebe meine Arbeit ... Aber inzwischen ist die Luft raus, die Kreativität geht mir flöten und dadurch schleichend auch die Lust."
„Die Lust am Job?", hakt sie spitz nach. Ich grinse leicht und mustere sie aufmerksam, versuche abzuschätzen, ob sie flirtet.
„Nur die, ja." Charlotte lächelt geheimnisvoll, ehe sie das Thema wechselt.

„Ich könnte immer arbeiten."
„Geht mir genauso, aber ich will was Vernünftiges abliefern. So halbherzigen Scheiß ertrag' ich nicht." Sie nickt.
„Okay, das kann ich nachvollziehen."
„Was machst du beruflich?", frage ich sie.
„Ich bin Journalistin", erwidert sie und wirft mir nur einen kurzen Seitenblick zu. Trotzdem spricht aus ihren Augen der Stolz.
„Journalistin", wiederhole ich anerkennend. „Mega. Kindheitstraum von dir?"
„Voll." Sie schmunzelt. „Mit sechs, gleich nachdem ich lesen und schreiben in der Schule gelernt hatte, wollte ich bei einer Zeitung anfangen, am liebsten sofort."
„Die Bild hätte dich und den neusten ausrangierten Schimpansen aus dem Tierversuchslabor vermutlich ohne zu zögern eingestellt", kommentiere ich.
„Ich hätte für die Bild Profite einfahren können, puh, da wärst du baff gewesen", lässt sie sich auf den Scherz ein. „Mit sechs stand ich total auf geschmacklose Titelseiten und reißerische Überschriften."

„Gut, dass sich die Zeiten ändern, hm? Heute steh ich auf dich, aber mein sechsjähriges Ich hätte dich total scheiße gefunden."
„Lass mich raten: Es ist, weil ich ein Mädchen bin." Sie verschränkt die Arme vor dem Körper, wodurch ihre Brüste hochgedrückt werden. „Das ist so unfair und gemein von dir."
„Du hast sexistisch vergessen." Bevor ich ihr noch ins Dekolleté sabbere, schnappe ich mir die Wasserflasche, die Dag mir vorhin gebracht hat, schraube sie auf und trinke in tiefen Zügen daraus. Ich bin völlig dehydriert. Mit dem Handrücken wische ich mir über den Mund und schließe die Augen.

„Alles in Ordnung?", fragt Charlotte.
„Alles bestens, die Welt dreht sich nur schon wieder so schnell und ich hasse - hasse - Karussell fahren."
„Sag mir bitte nicht, du hasst es, weil du davon kotzen musst." Kaum hat sie den Satz zu Ende gesprochen, hänge ich auch direkt wieder über der Kloschüssel. „Fuck", seufzt Charlotte und ich kann mich noch nicht mal darüber ärgern, dass ich sie damit höchstwahrscheinlich endgültig vergrault habe. Der Schüttelfrost hat mich gepackt. Abwechselnd wird mir heiß und kalt, und ich zucke unwillkürlich zusammen, als eine kühle Hand mich am Arm berührt. „Scheiße, hast du kalte Finger", fluche ich und schaue flüchtig über die Schulter. Charlotte ist hinter mich gekrochen und kniet dort. Sie fasst an meine Stirn, misst meine Temperatur. Ich schiele nach oben zu ihrer Hand hin und gluckse belustigt. „Na, Frau Doktor. Wie lang hab ich noch?" Sie setzt eine todernste Miene auf.
„Wenn's hochkommt möglicherweise noch ein Jahr. Versprechen kann ich Ihnen aber nichts, fürchte ich. Was steht denn auf Ihrer Bucket List?"
„Ich weiß nicht, mit so einer vernichtenden Diagnose habe ich nicht gerechnet; und-und-und", stottere ich, „und ich habe keine Bucket List. Ich meine, ich bin doch ein Mann in der verdammten Blütezeit seines jungen Daseins. Hm, allerdings ... Jetzt, wo Sie danach fragen ... Ich bin dieser Frau begegnet und sie könnte ja die Liebe meines Lebens sein. Vielleicht sollte ich die Zeit, die mir auf Erden noch bleibt, mit ihr verbringen." Charlotte lächelt sanft.
„Tja, dann sollten Sie wohl weniger trinken und diese Frau stattdessen kennenlernen."

Einen Augenblick fühlt es sich an, als würde ich uns von außen betrachten. Wir sehen aus, als hätte man uns gewaltsam aus einem kitschigen Film gerissen und in dieses Badezimmer, auf den nackten, dreckigen Fliesenboden verfrachtet - In der nächsten Sekunde verabschiedet sich der letzte Rest von allem, was ich heute gegessen habe, aus meinem Magen und landet im Toilettenbecken.
Charlotte streicht mir über den Rücken und eigentlich sollte mich das beruhigen, aber es ist nervenaufreibend. Ich versuche mir vorzustellen, dass sie wer anders ist. Das hier könnte ein Traum sein. Ja, es muss ein Traum sein. Wann sonst wird man von seiner Traumfrau gestreichelt, wenn nicht im Traum?

„Wegen des Taxis, dass dein Kumpel vorhin erwähnt hat und dass du abgelehnt hast ..." Ich würge, es kommt aber nichts mehr.
„Ich geb auf, ihr habt gewonnen."
„Hallo, ich würde gern ein Taxi bestellen", höre ich Charlotte sagen. „Ein Fahrgast. Zur folgenden Adresse ..." Sie betet den Straßennamen samt Hausnummer runter und ich richte mich auf. Schön langsam. Blinzelnd starre ich auf mein Erbrochenes. Charlottes Hand taucht vor mir auf und drückt die Spültaste. „Komm", befiehlt sie, steht auf und hilft mir auf die Beine, was sich recht schwierig gestaltet, weil ich erstens einen Kopf größer bin als sie und zweitens noch immer schlimme Gleichgewichtsprobleme habe. „'Tschuldige", murmle ich, als ich mich an ihr festhalte und meine Hand an ihrem Rücken tiefer rutscht, als sie sollte. Charlotte entschließt sich scheinbar, meinen Fauxpas zu ignorieren und ich bin ihr dankbar dafür.

„Lass uns runtergehen, das Taxi ist gleich da", übernimmt sie ungefragt die Führung, nimmt mich an die Hand und zieht mich aus dem Bad in den Flur.
„Hey." Ich entziehe mich ihr, als wir im Flur vor den Jacken stehen. „Geh zurück zu deinen Freundinnen. Ich schaff es allein in dieses blöde Taxi zu steigen." Charlotte schüttelt amüsiert den Kopf.
„Vergiss es, du fällst noch die Treppe runter und brichst dir das Genick, so voll wie du bist. Ich setze dich ins Taxi und damit basta." Sie hat sich zielsicher einen Trenchcoat aus dem Haufen gegriffen, der sich auf dem Parkett türmt, und deutet auf den Stapel. „Nach welcher Jackenfarbe suchen wir denn?"

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