Kapitel sieben

Ich rannte über die Straße, mein Herz schlug wild in meiner Brust. Eilig, schnell – jeder Schritt war ein verzweifelter Versuch, dem Chaos zu entkommen, das sich hinter mir zusammenbraute. In meiner Hand hielt ich die Kassette, das kleine Stückchen Plastik, das so viel mehr bedeutete als nur Musik. Es war ein Schlüssel zu einer Welt, die ich nicht ganz verstand, und doch war ich bereit, alles dafür zu riskieren.

Er stand auf der anderen Seite der Straße, sein Gesicht angespannt, als er sich umdrehte und in eine schmale Gasse verschwand. »Entschuldigung...«, murmelte ich, während ich ihm folgte, meine Schritte hastig und unüberlegt.

Die Gasse war düster und eng, die Wände von einer schützenden Schicht aus Pflanzen umgeben. Rosen rankten sich empor, ihre roten Blüten leuchteten im schwachen Licht wie kleine Feuer, die uns in diesem Moment anlockten.

Als wir in der Sackgasse ankamen, blieb er abrupt stehen. Wir waren gefangen, umzingelt von der massiven Mauer des Pflanzenladens. Die Luft war dick, erfüllt vom süßen Duft der Rosen, der mir in die Nase stieg und mich für einen Augenblick betäubte. Mit einem schnellen Atemzug holte ich Mut, um ihm die Kassette in die Jackentasche seines beigen Sakkos zu stecken. »Ich brauch sie nicht«, sagte ich, doch meine Stimme klang schwach und unsicher, als ob ich die Worte selbst nicht glaubte.

Ich wollte gehen, wollte diesen Ort verlassen und die verwirrenden Gefühle hinter mir lassen, doch er hielt mich an den Schultern fest. Der Druck seiner Hände war sowohl beruhigend als auch beängstigend, und ich fühlte, wie ich in mich zusammenfuhr, als ich zu ihm aufblickte. In seinen Augen lag etwas, das mich fesselte – war es Angst? Panik?

Vielleicht war es auch etwas anderes, etwas, das ich nicht benennen konnte.

»Das stimmt aber nicht«, sagte er, und seine Stimme war fest, doch ich konnte die Unsicherheit darin heraushören. Ein Schauer lief mir über den Rücken, während ich versuchte, seine Gedanken zu entschlüsseln.
»Was... was machst du?«, stammelte ich, meine Stimme zitterte. Der Abstand zwischen uns schien gleichzeitig unüberwindbar und doch so nah zu sein.

Ich wollte wissen, was in ihm vorging. Warum hielt er mich fest, als wäre ich sein einziger Anker in dieser stürmischen See? Seine Augen waren ein Ozean aus Emotionen, und ich konnte nicht anders, als mich in ihnen zu verlieren. Ich sah die Angst, die in den Tiefen schimmerte, als ob sie darauf wartete, an die Oberfläche zu brechen.

Ein verlegener Moment der Stille breitete sich zwischen uns aus, während ich in seine Augen starrte. Die Welt um uns herum schien zu verschwimmen. Ich konnte die Rosen an der Wand sehen, ihre Blütenblätter, die im leichten Wind zitterten, als wollten sie uns warnen. Doch hier, in dieser Sackgasse, war alles andere irrelevant. Nur wir beide zählten.

Sein Griff um meine Schultern war fest, aber ich konnte die Unsicherheit darin spüren.

»Bleib bitte kurz...«, murmelte er, und diese Worte schienen in der Luft zu hängen, als hätte er gerade einen Zauber ausgesprochen. Doch kaum hatte ich den Satz verarbeitet, tauchte hinter ihm eine Horde Polizisten auf, die wie ein Sturm in unsere kleine Welt eindrangen. Gedanken wühlten durch meinen Kopf, und ich fühlte, wie sich das Chaos in mir entfaltete – Hass, Ungerechtigkeit und Zweifel. Diese Zeit war eine Zeit, in der es von diesen Gefühlen nur so wimmelte, und ich war nicht sicher, ob ich mir selbst noch trauen konnte.

Ich verzieh mein Gesicht, als der Polizist ganz vorne sein Notizbuch aufschlug, während sein Blick zwischen uns hin und her wanderte. Soo-ho, der vor mir stand, schien wie erstarrt, und ich fühlte, wie die Luft zwischen uns dicker wurde. Und dann, in einem Moment völliger Verzweiflung, stieß ich ihn zurück. »Du bist ein Fiesling!«, rief ich aus, und meine Stimme zitterte vor Wut und Angst. »Du warst mit Seong auf dem Konzert. Ich weiß es! Dachtest du, ich krieg das nicht raus? Gib es zu! Du bist ein Lügner!«

In seinen Augen lag ein Ausdruck von leichter Verwunderung, als ich ihn erneut gegen die Brust stieß.
»Nein...!« entgegnete er mit einem spielerischen Unterton, der in diesem Moment wie ein Hohn klang. Ich spürte, wie die Wut in mir weiter anstieg, und ich schrie:»Los. Gib es zu!«
Mit jedem Wort, das ich ausstieß, schlug ich ihn weiter, als könnte ich durch die physische Aggression die Wahrheit aus ihm herausprügeln. Doch anstatt zurückzuweichen, ergriff er meine Handgelenke und hielt sie in einem festen Griff. Der plötzliche Druck ließ mich innehalten, und in der nächsten Sekunde schlangen sich seine Arme um meinen Körper, als wollte er mich vor der Welt beschützen und gleichzeitig festhalten.

Mir stockte der Atem. Diesmal war es nicht geschauspielerte Fassungslosigkeit, die mich überkam, sondern etwas viel Echtes und Unmittelbares. Ich konnte den Geruch seiner Klamotten wahrnehmen – eine Mischung aus frischem Waschmittel und einem Hauch von Zedernholz – und die Wärme, die von ihm ausging, war wie ein unerwarteter Schock inmitten des Chaos. Es war ein Gefühl, das mich überwältigte, und ich war mir nicht sicher, ob ich mich dagegen wehren oder es annehmen sollte.

Die Stille durchbrach die aufgeladene Atmosphäre der Gasse, und ich spürte, wie die Welt um uns herum für einen Moment stillstand. Der Lärm der Stadt schien in den Hintergrund zu rücken, während mein Herz wie ein Trommelwirbel in meiner Brust hämmerte. Ich war gefangen zwischen dem Drang, mich zu wehren, und dem unerklärlichen Bedürfnis, ihm nahe zu sein. Zögernd, fast widerwillig, schlangen sich meine Hände auf seinen Rücken, ein zarter Kontakt, der kaum spürbar war, aber dennoch eine Welt voller Emotionen in mir auslöste.

Die Stille hielt an, bis das Schnaufen des Polizisten, der ungeduldig auf uns wartete, die Luft durchbrach. »Los, weiter!«, rief er, und der Befehl war wie ein Weckruf aus einem Traum. Die Realität brach mit einem Donnerschlag über uns herein, und ich fühlte, wie die Kluft zwischen uns erneut größer wurde.

Noch einige Sekunden waren wir wie in Stein gemeißelt zwischen den Mauern und Rosen in der Umarmung verharrt, ehe seine Hände langsam von meinem Körper rutschten, hinauf zu meinen Schultern, an ihnen herunter streifend, verharrten dort. Meine zugekniffenen Augen öffneten sich und erblickten ihn. Zentimeter trennen uns.
»Sind sie weg? Die Polizisten?«
Ich konnte nichts sagen, nur mit dem Kopf nicken. Mein Herz pochte wie wild, mit einem Mal löse ich mich aus seinem Griff und nehme Abstand. Schweige. Sehe zu Boden. Atme.
Sekunden verstreichen. Er beugt sich und hebt meine hinunter gefallene Tasche auf, klopft den Staub von ihr. Ich spüre seinen weichen Blick auf mir, mit dem er mich nahezu immer in einen Bann zieht.

»Alles in Ordnung?«

Mit den Worten hebe ich den Blick und sehe in seine Augen. Ich nickte, unfähig, etwas zu sagen.

Er beginnt kaum merklich zu grinsen, sein Ton in der Stimme wird amüsierter:»Gute Schauspielerin.«
Er hängt mit die Tasche vorsichtig um. Ich war wie versteinert. Vernagelt. Nein, festgenagelt. Festgenagelt am Asphalt.
»Singen kannst du aber nicht.«
Ich hätte geschmunzelt, würden mich nicht diese schrecklichen Gedanken einholen.
Ich starre auf einen Punkt, einen Punkt, doch bloß nicht in seine Augen.
»Mein Bruder wurde bei einer Demo verhaftet. Deshalb...«Ich schluckte, doch ich schaffte es nicht, weiterzusprechen.
»Ah, verstehe...«,sagt er in die Stille hinein, wieder ernster. Ich sehe für eine Millisekunde auf.
»Ich geh dann jetzt.«,gab ich Bescheid, wollte ihn noch ein Mal Ansehen, lief an ihn vorbei und verlies die Gasse.
»Warte kurz...«Diesmal murmelt er mir hinterher.
»Warte...«
Meine Schritte eilen. »Warte kurz.«Er greift nach meinem Arm. Ich hielt an und sehe ihn an. Mein Herz begann erneut zu pochen, es war ein seltsames Gefühl, unbeschreiblich. Seine Mundwinkel erheben sich leicht.
»Willst du... Heute Abend...«Er hielt inne. Sieht zu Boden. Er nimmt die Kassette zur Hand, geht einen Schritt nähr an mich heran und legt sie mir in meine Hände.
»Danke für die Hilfe.«
Mit den Worten lief er an mir vorbei und mein Blick war zu Boden gerichtet. Es schien als würde er mit dem Wind verschwinden, der beginnt zu wehen, und hinter mir verschwindet. Gefühle holen mich ein und sagen mir, dass ich ihn hätte nicht loslassen sollen. Ich presste die Lippen aufeinander und nehme den Mut zusammen, um ihn hinterher zu rennen und seinen Arm zu greifen.

Unsere Blicke streifen sich, wir schweigen, und doch sagen unsere Augen mehr als tausende Worte.

»Ich... bin ungern jemandem etwas schuldig.« Ich hob die Kassette in meiner Hand, ließ sie wie ein kleines, wertvolles Geheimnis in der Luft schweben. »Ich werde sie dir zurückzahlen. Komm also morgen um drei ins Café Roma.« Mit meinen Händen formte ich eine klare Zahl, als wäre sie in Stein gemeißelt. »Morgen. Um drei. Vergiss es nicht.«

Ich wendete mich ab und lief quer über den Bürgersteig, um die Straßenseite zu wechseln. Die Straße lag in einer fast meditativen Stille, als ob die Welt um uns herum für einen Moment den Atem anhielt. Ich warf ihm einen letzten Blick zu, ein kurzer Augenblick, in dem sich unsere Blicke trafen, bevor ich mich in Bewegung setzte.

»Dann bis morgen,... Ja?«, rief ich über die Straße, während ich weiterlief, meine Schritte beschleunigten sich, als ich den Weg zum Wohnheim antrat. Ein Gefühl der Freude überkam mich, wie ein warmer Sonnenstrahl, der durch die Wolken bricht und das Herz erhellt. Es war eine Freude, die in mir wie ein lebendiges Feuer loderte, in verschiedenen Facetten und Farben, als ob ich in einem Gemälde gefangen wäre, das die Emotionen der 1980er Jahre einfing.

Die Stadt um mich herum, mit ihren schimmernden Lichtern und dem Duft von frisch gebrühtem Kaffee, schien in einem nostalgischen Glanz zu erstrahlen. Ich fühlte mich, als wäre ich Teil eines großartigen Films, in dem die Musik im Hintergrund spielte und das Leben in all seinen Facetten pulsierte.

Die Vorfreude auf unser Treffen war eine Melodie, die in meinem Herzen widerhallte, ein sanfter Rhythmus, der mich antrieb. Es war, als würde ich durch die Straßen tanzen, die Gedanken an das, was kommen würde, wie ein süßer, berauschender Traum. Ich stellte mir vor, wie wir in dem kleinen Café sitzen würden, umgeben von dem Duft frisch gebrühten Kaffees und dem Rascheln von Zeitungen.

In diesem Moment war ich nicht nur ein Schatten in der Menge, sondern ein Teil von etwas Größerem, etwas, das über die bloße Rückzahlung einer Kassette hinausging. Es war das Versprechen von Vertrautheit, von Freundschaft und vielleicht sogar von Liebe, das in der Luft schwebte, wie ein geheimes Flüstern zwischen den Zeilen der Vergangenheit.

Ich schmiss meinen Körper auf das Bett. Lachend. Die Kassette ruht in meinen Händen, liegend auf meiner Brust, fest umschlungen, während ich an seine Hand dachte, die meinen Rücken berührt hatte, die Wärme, die von ihm ausging, mich beruhigte, und doch mein Herz schneller schlagen lies. Ich konnte meinen Kopf in seine Halsbeuge legen, doch das hatte ich vor Nervosität nicht getan. Ich bereue es, doch in der anderen Sichtweise, explodierte mein Herz voller Gefühle, und noch immer hatte ich den Geruch seiner eleganten Klamotten in meiner Nase und seinen Blick in meinem Gedächtnis gemalt wie ein Denkmal.

Er hat ein markantes und ausdrucksstarkes Gesicht. Seine Mimik ist ernst und nachdenklich, was seine geheimnisvolle und komplexe Persönlichkeit unterstreicht. Er hat scharfe Gesichtszüge mit hohen Wangenknochen und einem definierten Kiefer. Seine Augen sind intensiv und können sowohl Wärme als auch Kälte ausstrahlen. Diese Fähigkeit, Emotionen subtil zu vermitteln, macht seinen Charakter besonders fesselnd. Ich drückte meinen Kopf in das seidige Kissen, ein grinsen auf meinen Lippen, die Kassette auf meinen Lippen. Dann fällt mir etwas ein. Ich stehe auf, richte mich auf und nehme den Kassettenrekorder, der sich unter mein Bett befindet und lege ihn auf mein Bett. Ich schob eine besondere Kassette in den roten Kassettenrekorder und drückte einen Knopf. Ich versteckte mich unter der Decke, machte es mir gemütlich, während die Stille durchbiss leere Zimmer huscht. Das kreischen eines Mädchens schallt durch den Flur. Ich starre den roten Kassettenrecorder vor mir an, die Decke bis an meine Ohren gezogen. »Was liebe auf den ersten Blick ist, das wusste ich nie genau...«Stille. Ich lache.

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