Kapitel neun

Café Roma

Ich sitze im Café Roma. Ich sehe mich leicht um, dann berühre ich die Streichhölzer. Mein Mundwinkel erhebt sich, als ich die ersten Streichhölzer auf den Tisch lege. Ich sitze auf dem Platz, an dem er gestern auf dem Blind Date gesessen hat und bastelte den Turm nach, der mich so sehr fasziniert hatte. Es klingelt. Ich sah zur Türe auf, doch mein Blick neigt sich schnell wieder auf den Turm. Es klingelt erneut. Ich sehe auf. Ein Pärchen betrat das Café. Ich sehe auf die Armbanduhr. Es war nun kurz vor drei. Er sollte bald eintreten. Eine leichte Musik macht den Ton im Café Roma und das zarte, doch auffällige klingeln tat es ihr gleich.

Ich sitze im Café Roma, umgeben von der warmen, gedämpften Beleuchtung, die dem Raum eine nostalgische Atmosphäre verleiht. Die Wände sind mit vergilbten Fotos und Postern aus den 1980er Jahren geschmückt – ein Hauch von Retro, der die Zeit stillzustehen scheint. Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee und süßem Gebäck liegt in der Luft, vermischt mit dem leisen Klang von Gesprächen und dem sanften Plätschern von Geschirr.

Während ich die Streichhölzer auf dem Tisch anordne, spüre ich eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität in mir aufsteigen. Mein Mundwinkel zuckt leicht nach oben, als ich den ersten Turm aus Streichhölzern baue, der sich langsam in die Höhe schraubt. Jeder neue Stock, den ich hinzufüge, wird zum Symbol meiner wachsenden Erwartung. Ich kann nicht anders, als die Form des Turms mit dem Gefühl der Ungewissheit zu verbinden, das in mir brodelt.

Das Klingeln der Tür lässt mich aufblicken, doch der Anblick der eintretenden Menschen zieht meine Aufmerksamkeit schnell wieder zu meinem Bauprojekt zurück. Ein älteres Pärchen, gekleidet in den typischen 80er-Jahre-Stil, betritt das Café. Die Frau trägt ein buntes, schulterfreies Oberteil und eine große, lockige Frisur, während der Mann in einer weit geschnittenen Jeansjacke und einem schlichten T-Shirt strahlt. Sie lachen und unterhalten sich leise, während sie an einem Tisch in der Ecke Platz nehmen. Ihr fröhliches Geplapper ist wie ein sanfter Windhauch, der durch die stille Erwartung in mir weht.

Ich blicke auf die Armbanduhr an meinem Handgelenk – drei Uhr. Er sollte bald eintreten. Die Minuten vergehen, und der Zeiger der Uhr dreht sich unbarmherzig weiter. Der Turm aus Streichhölzern wird immer höher, doch meine Gedanken sind bei ihm. Ich fühle mich wie ein Architekt, der ein Monument der Hoffnung errichtet, während ich auf die nächste Person warte, die mein Leben betreten könnte.

Die Musik im Hintergrund fließt sanft durch den Raum, eine Mischung aus Melodien, die Erinnerungen wecken und Träume anstoßen. Immer wieder öffnet sich die Tür, und neue Gäste strömen herein – junge Leute mit bunten Leggings, großem Haarspray und lässigen Pullovern, die die Atmosphäre der 80er-Jahre wieder aufleben lassen. Sie lachen, reden und scheinen die Welt um sich herum zu vergessen, während ich hier sitze, eingekapselt in meine eigene Erwartung.

Ein neuer Blick auf die Uhr zeigt mir, dass die Minuten zu Stunden zu werden scheinen. Der Turm aus Streichhölzern ist nun ein filigranes Kunstwerk, das wackelig in der Luft schwebt, und ich kann nicht anders, als ihn mit einem Gefühl der Besorgnis zu betrachten – wird er zusammenbrechen, so wie meine Hoffnungen, wenn er nicht kommt?

Ich nippe an meinem Kaffee, der mittlerweile kalt geworden ist, und lasse meinen Blick über das Café schweifen. Es gibt eine gewisse Melancholie in der Luft, ein Gefühl des Wartens, das mich umgibt. Ich sehe Paare, die sich verliebt anlächeln, Freunde, die Geschichtenerzähler mit großem Gestus sind, und Einzelgänger, die in ihre Bücher vertieft sind. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte, sein eigenes Warten, und ich frage mich, ob sie auch auf jemanden warten, der nicht kommt.

Die Zeit zieht sich wie Kaugummi, und während ich auf die Tür starre, wird mir klar, dass ich nicht nur auf ihn warte. Ich warte auf eine Verbindung, auf ein Gefühl, das mir verspricht, dass ich nicht allein bin in dieser großen, chaotischen Welt. Doch die Minuten vergehen, und der Turm aus Streichhölzern bleibt mein einziger Zeuge, während ich in der Stille des Cafés Roma darauf warte, dass sich das Tor zu einer neuen Geschichte öffnet.

Mit einem Mal streift meine Hand das Kunstwerk. Der Turm zerfällt.

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