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Mir war heiß und kalt zugleich. Ich saß noch mit Jihyun, Areum und Yoona in dem Auto auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus, dass ich damals zuletzt an Weihnachten verlassen hatte. Ich wollte nicht dabei zusehen, wie sich der Engel von dem ich in so großen Dimensionen dachte, seiner Sterblichkeit unterwirft. Sein Lächeln war unsterblich. Und das ürde für mich immer eine unumstößliche Tatsache darstellen.
,,Wollen wir?", fragte Jihyun und ich nickte langsam. Gemeinsam stiegen wir aus und machten uns auf dem Weg ins Gebäude. Am Eingang lagen unheimlich viele Blumen, Kerzen und Kuscheltiere. Viele der Fans saßen oder standen dort, beteten und weinten. Sie alle wünschten sich ihr strahlend glückliches Idol zurück. Niemand von ihnen wusste, dass es heute enden würde. Weder das Management noch die Jungs hatten etwas dergleichen öffentlich gemacht. Es sollte etwas Privates werden. Eine Erklärung würde man im Nachhinein finden.
Doch während wir reingingen und ich immer öfter kleine Anteilnahmen der ARMYs sah, fragte ich mich, ob es nicht etwas unfair ihnn gegenüber war..? Haben sie nicht ein Recht darauf, es zu wissen..?
Jimin empfing uns, da die Schwestern offiziell nicht wussten, das BTS anwesend war und darüber keine informationen rausgeben durfte. Als meine Brüder sich sahen, schlossen sie sich fest in die Arme und drückten einander. Keine Lautstarken Ausrufe des Glücks wegen dieses Wiedersehens. Viel mehr mit Bedacht, der ernsthaften Situation nicht ihrer Kraft zu berauben und sie ins Lächerliche zu ziehen.
,,Du hast gleich etwas Zeit mit ihm allein"; flüsterte Jimin mir ins Ohr, als er mich umarmte und leicht hin und her wog.
,,Sobald du fertig bist, sagst du Bescheid .. und dann werden die Maschinen abgestellt."
,,Und was ist mit euch? Habt ihr euch noch nicht.. verab.. schiedet?", fragte ich leise. Das letzte Wort klang so flau, und lag mir bitter im Mund, dass ich leicht das Gesicht verzog.
,,Was denkst du, was wir den ganzen lieben langen Tag gemacht haben?", fragte Jimin mich trurig und erst jetzt fielen mir seine noch immer leicht geschwollenen Augen auf. Scheint als habe er eine Weile ziemlich stark geweint.
,,Komm, ich bring dich hin", meinte mein großer Bruder und nahm mich bei der Hand. Wir mussten in eines der oberen Stockwerke. BigHit hatte aus Gründen der Sicherheit und aus Rücksicht für alle Familien- und Bandmitglieder, sowie Freunde, einen größeren Bereich einnehmen dürfen.
,,Hey Jae", schloss mich als Nächster Taehyung in die Arme, als wir vor dem Zimmer ankamen. Es ging der Reihe um, jeder umarmte mal jeden, ehe wieder diese verflixxte Stille eintrat, welche den ganzen Tag bereits an meinen Fersen heftete.
,,Hoseok liegt da drinnen. Lass dir Zeit", meinte Namjoon und nickte mir einmal zu, während ich die Schultern straffte und meine Hände fester in den Gurt meiner Umhängetasche krallte, während ich das unschuldig aussehende Krankenzimmer betrat. Die Tür schloss sich hinter mir und ich traute mich zuerst nicht, näher an das Bett der schlafenden Schönheit zu treten. Doch wie bereits bei unserer ersten Begegnung festzustellen war, besaß er auch jetzt noch diese besondere Art von Anziehung, welcher ich ohne Nachzudenken immer und immer wieder verfiel.
Ich stand dann neben ihm, mein Blick flog über seinen schier leblosen Körper, bis in sein entspanntes Gesicht. Die Schläuche, an die er angeschlossen war, die seine Atmung und seinen Herzschlag für ihn machten, da er selbst nicht dazu im Stande war, unterstrichen die Schrecklichkeit eben dieses Momentes noch viel weiter.
,,Hey"; hauchte ich. Eigentlich wollte ich stark klingen, stark sein und ihm die letzte Ehre erweisen, doch meine Stimme brachte nicht viel mehr als den verkrüppelten Ansatz einer Begrüßung heraus. Ich zog mir einen der Hocker nahe an das Bett heran und griff vorsichtig nach seiner Hand. Es versetzte mir einen Stich, als er nicht von ganz automatisch den Druck unserer verschränkten Finger erwiederte. Küssen konnte ich ihn ebenfalls nicht. Die Schläuche hindeten mich daran, mich wieder an dem berauschenden Gefühl zu beglücken. Nicht mal ein letztes Mal dürfte ich das.
,,Ich hab dir so viel zu erzählen", flüsterte ich und legte meine Lippen dann auf seine kühlen Fingerknöchel, streichelte seine Hand zwischen den Meinen.
,,Zuallererst. Ich vermisse dich Hobi. Ich vermisse dich so unendlich sehr, ich liebe dich. Ohne dein Lächeln und deine fröhliche Art habe ich die letzten drei Monate nicht nur einmal daran gedacht, mich irgendwo runterzustürzen oder vor einen Zug zu springen. Ich.. ich habe überlegt was mich hier sonst noch halten würde als du. Und dann habe ich gestern einen Grund gefunden."
Ich spürte bereits die ersten heißen Tropfen über meine Wangen rinnen, als ich mich erhob und seine reglose Hand auf meinen Unterleib legte.
,,Das ist dein Kind Hobi. Die eine Nacht hat uns einen kleinen Engel geschickt. Ich wette er oder sie wird genauso aussehen wie du. Das hoffe ich doch. Also.. bitte.. kannst du nicht einfach aufwachen und leben? Ich meine.. wir kriegen ein Baby. Wie soll ich das bitte ohne dich schaffen?", lachte ich leise und hatte im Inneren auf eine Regung von ihm gehofft. Doch es kam nichts. Er blieb genauso still und reglos wie bereits zu Anfang. Kraftlos setzte ich mich wieder auf den Stuhl und zog aus meiner Jackentasche den Chip, drückte ihn in seine Handfläche und schloss meine Hände wieder feste um seine.
,,Ich bin clean Hobi. Bist du stolz auf mich? Ich wünschte du könntest es jetzt sein. Ich hab für dich aufgehört und somit auch dem Kind das Leben gerettet. Also hatte es mehrere positive Seiten. Doch was mich wirklich aufmuntern könnte, wäre, wenn du mir jetzt eines deiner warmen Lächeln schenken könntest. Oder mir durch meine Haare fahren und mir sagen würdest, wie wunderschön ich doch sei, während ich dich mal wieder für verrückt halten würde."
Ich schluchzte auf und schloss meine Augen, lehnte meine Stirn gegen seinen Handrücken und hoffte inständig, dass er einfach aufwachen würde. Seine Augen aufschlug, von alleine atmen könnte und mir sagen würde, dass er mich auch so sehr lieben würde. Ein Happy End. Doch scheint als würde dies heute nicht der Fall sein.
Denn es vergingen Minuten für Minuten und ich starrte schluchzend auf den jungen Mann herunter, der sich weiterhin in diesem friedlichen halbtoten Zustand befand.
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