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Es war endlich Feierabend und ich schaute ungeduldig auf die roten Ziffern im Fahrstuhl, der mich nach oben bugsierte. Ich wollte Hoseok noch kurz tschüss sagen, bzw. ihn fragen ob er Zeit und Lust hätte, noch was essen zu gehen oder so. Auf dem Weg zu seinem Studio bin ich dann Taehyung und Yoongi begegnet, welche mir erklärten, dass Mr. Sunshine noch immer am Ausfeilen seiner neuen Choreographie sei. Und somit fuhr ich nun ein paar Etagen weiter rauf um den Engel zu suchen. Auf dem Weg dorthin fiel mir erleichtert auf, dass sich die komische Spannung zwischen Taehyung und mir endlich wieder gelockert hatte. Vielleicht würden wir auch irgendwann selbst darüber lachen können, dass ich ihn versehentlich beim Nachdenken auf dem Pott gestört habe.
Mit einem feinen Lächeln auf den Lippen schlurfte ich durch die vertrauten Flure bis zur Tür, durch die die Musik leise nach außen drang. Mein Herz hüpfte ein wenig, als ich die angelehnte Tür weiter aufdrückte und den hübschen Mann beim Ausüben seiner Leidenschaft beobachten durfte. Das Einzige, was mich an diesem Bild störte, war etwas, was dort ganz und gar nicht hingehörte. Jedenfalls nach meinem Empfinden nicht. Wieso tanzte er nicht alleine? Wieso tanzte Jiyeon mit ihm?
Der Refrain von ,Youth' hallte in dem großen Raum wieder und das Quietschen der Turnschuhe auf dem Boden gehörte zu den wenigen Nebengeräuschen. Ich schluckte feste, als ich das Lächeln der Schwarzhaarigen sah, meinte sie sah mich aus den Augenwinkeln, machte jedoch unbeirrt weiter. Und Hoseok schien viel zu vertieft in die Choreo, um den Rest um sich herum wahrzunehmen. Ich .. ich wusste selbst nicht wieso, aber irgendwas tief in mir drin hasste den Gedanken, dass gerade Jiyeon ihn in einer Sache bestimmt glücklicher machte als ich es jemals könnte.
Ich würde niemals so mit ihm tanzen können, wie es diese Dunkelhaarige gerade mit ihm tat. Irgendwann würde mein Knie nachgeben und es würde eine weitere Operation und erneute Wochen der Genesung brauchen. Es war mir so klar vor Augen wie noch nie. Ich habe das sonst nie als so gravierendes Defiziet betrachtet, bevor ich nicht direkt mit einer solchen Situation konfrontiert wurde.
Ich seufzte leise und straffte die Schultern. Ich war hergekommen, um Hobi zu begegnen und nicht der kleinen Schnepfe neben ihm. Ich nickte langsam und wollte den Raum wieder still und heimlich verlassen, wie ich auch hergekommen war, das schaltete sich die Musik schlagartig aus und er rief meinen Namen, ich hörte schnelle Schritte hinter mir.
Sobald ich mich umdrehte schloss er mich auch schon lachend in seine Arme.
,,Jae! Was machst du denn hier? Hast du schon Feierabend?", fragte er mal wieder mit seinem strahlenden Grinsen, von dem jedes Lebewesen einfach nur angesteckt werden konnte, ebenfalls so glücklich zu sein.
,,Ja. Ich wollte dir einfach Tschüss sagen aber du warst ja.. beschäftigt", meinte ich undlugte kurz über seine Schulter, wo Jiyeon sich einen neuen Pferdeschwanz band und sich somit ihr bauchfreies Top noch höher zog. Als würde sie mir irgendwas unter die Nase reiben wollen.
,,Jetzt sind wir ja fertig, wollen wir noch zu dir oder so oder wolltest du nur eben Tschüss sagen?", fragte Hobi und schmollte ein wenig, während ich überrascht lächeln musste und das dritte Rad am Wagen hellhörig wurde.
,,Äh, Hobi, wir müssen noch ein wenig trai-"
,,Das kann man auch morgen machen", meinte er und drehte sich grinsend zu Jiyeon um, zog mich etwas näher an sich: ,,Denn jetzt hab ich was Wichtigeres zu tun."
Allein wegen dem Gesicht des Mädels vergötterte ich Hoseok. Aber auch, weil er mich soeben einer höheren Priorität benannt hatte. Ich war ihm wichtiger als das Training, als der Tanz. Dennoch wollte ich noch gründlich darüber nachdenken, ob mich das eher glücklich oder traurig machen sollte.
,,Übrigens, Jiyeon, dass ist Jaehee, meine Freundin. Jae, das ist Jiyeon, sie arbeitet auch bei BigHit und hilft mir seit kurzem wenn sie fertig ist mit dem Tanzen weiter. Wusstest du, dass ihr Vater eine Tanzschule besitzt?"
Ich schaute zu Jiyeon und wir beide schenkten uns denselben gelangweilten Blick.
,,Aha", meinte ich nur und die Schwarzhaarige funkelte mich an. Gott die musste mich ja wirklich hassen, was?
,,Wie gesagt, wir sehen uns morgen Jiyeon", grinste Hoseok und nahm meine Hand und seine Sporttasche und gemeinsam verliesen wir den Trainingsraum und dann auch das Management.
,,Wollen wir noch was zu Essen holen? Ich hab nen' Bärenhunger nach dem Training", lachte Hobi und zog sich seine Cap auf und die Kaputze darüber, als wir rausgingen. Es war nicht nur arschkalt, sondern auch noch relativ hektisch und voll in Seoul, sebst zu Uhrzeiten wie 23 Uhr. Hauptstadt eben.
So kam es also, dass wir eine Stunde später am Geländer der großen Brücke lehnten, beide jeweils eine warme Teigtasche in der Hand. Da sie noch heiß war, dampfte sie und dies war selbst im spärlichen Licht der Brückenbeleuchtung noch zu erkennen. Wir aßen gemeinsam und schauten den Schiffen dabei zu, wie sie unter uns durch fuhren oder einfach an ihren Anlegestellen seichte auf und ab schwankten, durch das Bisschen Wellengang.
,,Und wie war dein Tag heute so?"; fragte mich der Engel und knüllte das Papier seiner Teigtasche zusammen, kaute genüsslich zu Ende.
,,Ganz okay", meinte ich wahrheitsgemäß, erinnerte mich an meine Fast-Nervenzusammenbrüche, wenn ich mal wieder nach Alkohol dürstete: ,,Und deiner?"
,,Auch. Ich hab dich vermisst, hab viel zu wenig meine Prinzessin heute sehen dürfen", grinste er und beugte sich zu mir, küsste zärtlich meine Schläfe und lehnte dann seine Stirn gegen meinen Kopf, atmete ruhig ein und aus.
Mein Herz raste so unfassbar sehr. Ich musste einfach lächeln und mich weiter gegen ihn lehnen. Weshalb war ich vorhi überaupt eifersüchtig gewesen? Ich hab was, was diese Frau hoffentlich niemals haben wird; die Liebe dieses wunderbaren Engels. Ich war das glücklichste Lebewesen auf diesem Planeten, weil ich wusste, dass Hoseok dieses ganz bestimmte Lächeln von sich nur für mich aufhob. Weil ich wusste, dass seine Augen dieses kleine Funkeln hatten, wenn wir einander ansahen. Und das war nur bei uns so. Und das machte mich so euphorisch, dass ich schreien könnte vor Glück.
,,Ich liebe dich", flüsterte er leise und küsste nochmal etws länger meine Schläfe. Und ich wiederholte die Worte in meinem Kopf, ehe ich sie gedanklich zurückgab. Wieder und wieder spielte ich sie in meinem Kopf herunter, doch sie kamen mir noch immer nicht über die Lippen.
Und das war wieder eine der Fragen, einer der Gründe, weshalb ich mich fragte, ob ich diese Liebe verdient habe. Ob ich ihm genau das auch wieder zurückgeben könnte. Denn ich würde mich selbst hassen, wenn dem nicht der Fall ist.
Dieses Buch ist mein kleines Baby, ich bin einfach so glücklich wenn ich schreibe. So ergeht es mir mit allen meinen Werken, aber hier fällt mir das Schreiben von 1000 Worten noch immer am Einfachsten. :)
Einen schönen Samstag noch!
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