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Ich habe das Lied beim Schreiben gehört. Ich hab mein neues Lieblingslied gefunden und Inspiration für diverse neue Buchideen.
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Ich presste meine Lippen feste zusammen, als ich die Tür öffnete und vorsichtig in den Raum kam, bereits von hier meinen Bruder mit dem Rücken zu mir stehen sah. Seine Hände steckten in seinen Hosentaschen, das Jackett etwas nach hinten geschlagen und er schaute durch die verglaste Wand auf das schwarze Meer hinaus, welches irgendwo in der Ferne mit dem Himmel verschmolz und sich mit diesem zu einer großen Masse aus Sternen und ihren Spiegelungen mischte. Der Mond stand ebenfalls hoch und war am heutigen Tag sogar voll.
Mit einem leisen Klicken schloss ich die Tür wieder und ging langsam auf meinen Bruder zu. Das leise Klacken meiner Absätze auf den Fliesen war das Einzige, was wirklich zu hören war. Dann stand ich auch schon neben ihm und musterte sein Profil. Mit einem undefinierbaren Blick stand er einfach da, regte sich nicht und zeigte auch keine Regung, als ich mich etwas vorbeugte.
,,Was machst du hier?", fragte ich leise, lehnte mich ein wenig gegen das Geländer, welches mittig am Glas angebracht worden war, als kleine Stütze für Besucher diente.
,,Die Aussicht genießen. Die Ruhe auskosten. Eine Hochzeit ist in gewissen Punkten auch anstrengend", seufzte er und legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und atmete tief durch.
,,Ist es.. weil ich mit Hobi zusammen bin?"
,,Nein es ist nicht, weil du mit Hobi zusammen bist", schoss er sofort zurück und ich zuckte leicht zusammen, bei seinem durchdringenden Blick, mit dem er mich nun zum ersten Mal, seit ich den Raum betreten habe, ansah.
Ich leckte mir kurz über die trockenen Lippen und kam etwas näher, versuchte ihn zu verstehen, versuchte seine Körperhaltung und seine Gefühle zu deuten. Doch mein großer Bruder war weitaus besser im Verstecken von Dingen, die man nicht gerne zeigte, als ich.
,,Wieso bist du dann so wütend..?", fragte ich vorsichtig und Jimin lachte humorlos aus und rieb sich mit der Hand durch das Gesicht, schütelte den Kopf und fuhr sich durch das Haar.
,,Ich bin nicht wütend. Jedenfalls nicht nur. Ich.. ich weiß nicht wie ich mich fühle. Es fühlt sich falsch und komisch an, als würde ich mit dem Kopf schreiend gegen die nächste Wand laufen wollen. Ich habe einfach.. ich..", er biss sich auf die Lippen und kniff die Augen zusammen. Es brach mir das Herz, als ich sah, wie ihm feine Tränen über die Wangen liefen. Ich habe meinen Bruder sonst nie wirklich weinen gesehen.. also nicht mit einem so ernsten Hintergrund.
,,Ich habe Angst, Jaehee", flüsterte er dann und ich hatte das Bedürfniss ihn zu beschützen und ihm zu versprechen, dass alles gut sei. Ich wollte ihn umarmen und ihn hin und her wiegen, ihm durch sein Haar streichen, wie es Mama früher immer bei uns getan hat. Doch stattdessen hörte ich ihm einfach zu.
,,Ich .. ich habe so viel verpasst, während ich mit meiner Karriere beschäftigt war, dass ich-"
,,Jimin, niemand macht dir Vorwürfe deswgen. Wir verstehen das vollkommen. Es ist dein Traum und wir unterstützen dich als deine Familie in Allem, was du erreichen willst und was du schaffen möchtest."
Wieder lachte Jimin leise und vergrub sein Gesicht nun in beiden Händen, versteckte somit die mehr werdenden Tränen, dessen Beweggrund ich noch immer nicht wirklich nachvollziehen konnte. Zaghaft streckte ich meine Hand nach ihm aus, doch da warf er erneut mit Worten um sich.
,,Aber ich gehöre auch zu DEINER Familie. Ich sollte auch EUCH alle unterstüzen. Jihyun ist ein Mann geworden, ohne dass ich da war und ihm als großer Bruder helfen konnte. Mama und Papa müssten auch ziemlich schwere Zeiten gehabt haben, wenn ich nicht-", ein Schluchzer von ihm brachte ihn kurz zum Verstummen, was ich als Möglichkeit nutzte.
,,Jimin hör auf. Du kannst nunmal nicht alles machen. Manchmal muss man Opfer bringen, um die Menschen um sich herum glücklich zu machen und gleichzeitig den eigenen Weg zu gehen. Ich meine, ich hab es doch auch hinbekommen die Jahre über und-"
,,GERADE DU!", rief Jimin verzweifelt und gestkulierte wild mit seinen Händen, riss das Wort wieder an sich und schluchzte vor sich hin.
,,DU BIST MEINE KLEINE SCHWESTER! ICH HÄTTE DA SEIN SOLLEN!", wimmerte er und schnappte hektisch nach Luft, während mir ebenfalls die Kehle zugeschnürrt wurde bei der verzweifelten Trauer, welcher mein Bruder nun Luft verschaffte.
,,Ich hätte da sein sollen, als du den Unfall hattest. Aber ich wurde noch nicht einmal angerufen"; hauchte ich leise und ich weitete die Augen, meine Hände zitteren leicht.
,,Woher.. weißt du das..? Hat Hoseok dir..?", keuchte ich und er schüttelte den Kopf.
,,Ich habe es im Auto mitbekommen. Auf dem Weg zurück, als wir im Auto saßen und ihr dachtet ich würde schlafen.. als du ihm alles erzählt hast. Ich.. ich hab alles gehört. Hoseok hat nichts gesagt. Aber.. genau das zieht mich noch mehr, weißt du?", mein Bruder schaute blinzeldn nach ben, versuchte vergeblich aufzuhören zu weinen.
,,Zu wissen, das meine kleine Schwester so viel durchgemacht hat.. ohne dass jemand davon wusste, ohne dass man dir helfen konnte.. Ich glaube einfach, dass wenn ich dort gewesen wäre, ich dir hätte helfen können, weißt du?"
,,Jimin..", hauchte ich und fiel ihm in die Arme, schlang die Arme um seine Mitte und presste meinen Kopf gegen seine Brust. Seine Arme hingen noch immer schlaf an seinen Seiten, ehe er schwach seine eine Hand hob und diese auf meinem Kopf platzierte, ein weiteres Schluchzen durchzuckte seinen Körper.
,,Ich hätte dir helfen können. Ich hätte da sein können und stattdessen wurde ich berühmt und schrieb an Songs, schloss neue Bekanntschaften und lebte ein Leben in dem Glauben, euch ginge es gut."
,,Jimin uns geht es doch auch gut. Ich hätte mir nie was anderes gewünscht. Es ist dein Traum, deine Karriere gewesen. Ich würde niemals von irgendjemandem verlangen seine Ziele aufzugeben, nur um mir zu helfen, wenn ich glaubte am Ende zu sein."
,,Du verstehst es nicht"; hauchte Jimin und erwiederte nun auch die Umarmung: ,,Ich wollte aber für dich da sein. Hätte ich die Chance zurück zu reisen, würde ich ohne zu Zögern meine Karriere gegen meine Familie eintauschen. Nichts auf dieser Welt kann mir nämlich geben was Jihyun, Mama, Papa und du mir geben."
,,Doch. Deine Band. Sie geben dir eine zweite Familie und unterstützen dich genauso sehr, wie wir es-"
,,Und wenn wir uns auflösen und eigene Wege gehen? Heiraten und Solokarrieren starten? Plötzlich tief fallen und Mist bauen? Freunde sind nicht immer da, kennen einen nicht so gut wie meine Geschwister und meine Eltern es tun. Ich liebe euch alle. Und ihr seid immer da und.. es.. es tut mir einfach so unendlich leid Jae."
Als Jimin erneut aufschluchzte musste auch ich anfangen zu weinen und versuchte einfach tröstend seinen Rücken zu streicheln.
,,Es ist alles gut.."; flüsterte ich, hoffte je öfter ich es wiederholen würde, dass auch ich es anfangen würde zu glauben.
,,Jetzt vielleicht... und dem habe ich auch Hoseok zu verdanken."
,,Du hast also nichts dagegen, dass..?"
,,Nein. Solange er dich nicht verletzt, natürlich. Aber da er meine kleine Schwester gerettet hat, als ich zu blind war, um etwas zu erkennen.. ich gönne es ihm. Ich gönne es dir."
Ich schloss die Augen und umarmte ihn noch ein wenig fester.
,,Ich hab dich lieb Jimin."
,,Ich dich noch mehr, Schwesterchen."
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