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,,Hast du wirklich alles?", hakte Yoona nervös nach und knetete ihre Hände kontinuierlich. Sie trug bereits ihr wunderschönes Hochzeitskleid und bekam von Areum vorsichtig das Diadem in die Frisur gesteckt. Ich hielt den Strauß von der werdenden Braut feste in den Händen, während auch ich die Spannung der Situation bemerkte. Den Gedanken jetzt etwas entspannenden Alkohol zu trinken sollte ich besonders schnell wieder vergessen. Ich war auf einer Hochzeit. Eine versehentlich betrunkene Trauzeugin wäre mehr als einfach nur Fehl am Platz.
,,Du siehst wunderschön aus. Sehyun wird noch ohnmächtig bei deinem Anblick", schmeichelte Areum Yoona, welche die Augen weitete und laut aufwimmerte.
,,O-Ohnmächtig? Aber.. wir h-heiraten doch-! Was, wenn er wirklich umkippt?! Was machen wir dann..?"
Vorwurfsvoll sah ich zu meiner Arbeitskollegin herüber, die sich schuldbewusste auf die Lippe biss und an dem Schleier der Braut herumzupfte. Ich räusperte mich und hockte mich vor meine Freundin, sah aufmunternd zu ihr hoch.
,,Jetzt mach mal halb lang, das wird schon alles klappen. Im allergröten Notfall halten ihn Jimin und Hoseok fest. Aber Areum hat Recht. Ich werde ihm meinen Absatz in den Fuß rammen, wenn er nicht mindestens anfängt zu weinen, wenn er seine atemberaubend hübsche Zukünftige auf sich zuschreiten sehen wird."
Yoona schaute nach oben und blinzelte heftig, um die Tränen zurückzudrängen, keuchte leise auf.
,,Gott.. wenn ich gewusst hätte, dass eine Hochzeit so emotional für mich wird.."
,,Dann was?", hakte ich resigniert nach und hob die Augenbrauen: ,,Der Fluchtwagen steht noch immer bereit."
,,Hör auf mir das zu sagen.. sonst bitte ich dich wirklich noch darum mich hier raus zu fahren", jammerte sie und lachte kopfschüttelnd, während ich grinsend ihren Oberschenkel tätschelte und mich aufrichtete.
,,Na komm. Wir sollten uns langsam zum Altar begeben. Es warten bestimmt schon alle."
,,I-ich würde gerne noch fünf Minuten haben", meinte Yoona dennoch und sah entschuldigend zu Areum, welche sofort nickte und sich erhob, sich den Jumpsuite gerade strich.
,,Ich schau mal wer alles schon da ist", meinte sie nickend und lies uns dann alleine. Sobald die Tür sich wieder schloss sah ich zurück zu Yoona.
,,Na, wofür brauchst du fünf Minuten?", fragte ich sie schmunzelnd und lehnte mich an den weißen Klassiktisch, hielt noch immer ihren Strauß in der Hand.
,,Für meine beste Freundin", antwortete sie gerade heraus und sah mich verschmitzt an.
Ich runzelte verwirrt die Stirn und zeigte auf mich: ,,Die fünf Minuten brauchst du für mich?"
Yoona nickte eifrig und stand auf, ihr Kleid schwung federleicht um ihre Beine und umschmeichelte ihre Figur. Sie strich sich die eine lose Haarsträhne hinters Ohr und verschränkte dann die Arme.
,,Wie geht es dir?"
Ich war nur noch verwirrter und perplexer, lachte nervös auf und hb beschwichtigend die Hände: ,,Yoona, ich hab überhaupt keine Ahnung was du-"
,,Wie steht es um dich? Wann hast du das letzte Mal Alkohol angerührt? Wie kommst du mit Hoseok voran? Macht dir deine Festanstellung noch immer Spaß?"
Ich verstummte, meine Lächeln verschwand und ich leckte mir über die Lippen: ,,Yoona du heiratest gleich, es dreht sich nur um di-"
,,Nur weil ich in ein paar Minuten heirate heißt das nicht, dass ich mich in diesen Minuten nicht um meine Freundin kümmern darf. Ich kenne dich - das möchte ich jetzt mal einfach so behaupten - besser als so manch anderer. Also sag schon."
Ich seufzte bei ihrem durchdringenden Blick: ,,Du wirst nicht nachgeben was?"
,,Ich werde den Raum erst verlassen, wenn meine Trauzeugin mir ihre Antworten sagt."
Ich schloss die Augen und seufzte ein weiteres Mal auf, sah sie dann leicht entnervt an. Aber was soll man sagen, meine beste Freundin wie ich sie kennen und hassen gelernt hab.
,,Mir geht es super, natürlich macht mir die Festanstellung noch Spaß, sie ist mein absoluter Traum und das weißt du doch."
Yoona nickte und legte en Kopf leicht schief: ,,Was ist mit Mr. Sunshine?"
Ich zuckte mit den Schultern und rieb mir den Nasenrücken: ,,Ich würde einfach mal sagen wir kommen.. voran? Er ist noch immer praktisch der Einzige der die drei Worte sagt, aber ich merke, dass ich Fortschritte mache. Der Kloß im Hals wird von Mal zu Mal kleiner. Irgendwann.. das hoffe ich.. irgendwann kann ich es erwiedern."
Meine Stimme wurde zum Ende hin leiser und ich lies meinen Kopf sinken, der kurz darauf am Kinn wieder von Yoona angehoben wurde, da sie mir lächelnd in die Augen sah: ,,Siehst du. Ich wusste doch, dass das mit Hobi was Ernstes ist. Wann sagst du es Jimin?"
,,Heute Abend beim Essen.. ich wollte ihn dort kurz entführen und... du weißt schon", ich lächelte schief und sah ausweichend zur Seite: ,,Aber was wäre wenn.. wenn er .. wenn er anfängt mich zu hassen? Wenn er es Sejin sagt und der ebenfalls sagt, dass wir nicht zusammen sein dürften? Ich hab ein wenig Angst-"
,,Halt die Klappe", meinte sie liebevoll und ich schloss den Mund erneut, bemerkte, dass ich scheinbar wieder meiner Angewohnheit verfallen war zu viel zu reden, wenn ich mich privaten und persönlichen Widerprüchen stellte.
,,Und bevor wir wieder die Rollen tauschen und uns der Hochzeit widmen, werde ich dir nochmal wegen Hobi in den Arsch treten. Ich schwöre dir. Beim Brautstraußwerfen werde ich zielen. Ich kann nicht versprechen sanft zu wrfen"; kicherte sie und auch ich musste auflachen, nahm ihre Hand in die Meine und reichte ihr den Blumenstrauß, auf welchen sie verträumt hinabsah.
,,Eine letze Frage noch."
Ich verdrehte die Augen und sah wieder zu ihr auf, doch ihr Gesicht sah nicht besonders glücklich aus. Sie war sogar relativ ernst.
,,Wann hast du das letzte Mal Alkohol getrunken?"
Ich spürte wie mein Hals leicht brannte und ich schwer schluckte. Mein Körper sehnte sich das Gefühl zurück, in welchem du dich wie auf Wolken schweben lassen konntest. Allerdings weigerte sich mein Verstand strikt, sich dem Wunsch zu fügen. Ich habe immer nur getrunken um meine Frustration zu mildern, meine Wut rauszlassen und meine Trauer zu verdrängen. Rekorde habe ich mir angetrunken, nur damit ich über die vielen Verluste und Rückschläge hinwegschauen konnte. Jetzt, wo alles nahezu perfekt schien hatte ich keinen Grund mehr zu trinken und mir die Birne wegzuschießen. Wieso also konnte ich meine Finger einfach nicht davon lassen? Wieso war der Drang danach so unfassbar groß?
,,Lange nicht mehr", antwortete ich und presste die Lippen zusammen.
Yoona nickte langsam und griff nach meiner Schulter, drückte sie feste und lehnte ihre Stirn an die Meine.
,,Ich bin stolz auf dich. Aber.. falls du Probleme kriegen solltest, ich bin nur einen Anruf enternt, okay?"
Ich spürte wie meine Auge wässrig wurden und nickte schnell, versuchte es mit etwas Lachen zu kaschieren.
,,Jetzt muss ich gleich weinen.. und du stehst noch nicht einmal vor dem Altar", lachte ich verzweifelt und Yoona kicherte ebenfalls laut auf.
,,Dan sollten wir letzteres ändern, oder?", fragte sie unsicher und ich grinste breit und nickte, rieb mir unter den Augen entlang.
,,Aber hallo."
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