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,,Oh HUPS naja?", prustete Hobi und ich kippte den Shot weg, stellte das Glas kopfüber zu den anderen.
,,Oh HUPS naja; das Prinzip nach dem ich den Alkohol in den Mischgetränken dosiere", wiederholte ich und Steve goss uns unsere siebten Shots auf, streckte dann seine Hand zu dem Engel aus.
,,Bist du mit dem Auto hier? So lasse ich dich nicht mehr hinters Steuer."
Hobi wunk lachend ab: ,,Ich bin zu Fuß, mein Freund würde mich abholen, wenn ich ihn anrufe."
Meine Augen verengten sich zu Schlitzen und ich beugte mich weit zu ihm vor.
,,Du bist nicht schwul, oder?"
Bitte, ich habe wirklich nichts gegen Homosexualität, aber irgendwer muss doch auch meine Bedürfnisse verstehen und respektieren.
Hobi beugte sich ebenfalls vor, unsere Nasen berührten sich fast.
,,Nein, ich bin nicht schwul", seine wunderschönen Augenbrauen zogen sich zusammen, als er seine Stirn runzelte: ,,Sag mir bitte, dass du nicht lesbisch bist."
,,Ich stehe auf Baguettes und nicht auf Brötchen", gab ich offen zu und griff nach dem nun achten Shot, während Hobi sich von seinem Lachkrampf erholte und ebenfalls sein Glas anhob.
,,Auf die Heterosexualität."
,,Auch wenn Homosexuelle voll okay sind", pflichtete ich ihm bei und wir stießen an, kippten den Schnaps weg wie nichts.
,,Trinkst du generell viel oder ist heute eine Ausnahme?", fragte ich und beugte mich über die Theke, schenkte uns nach, während Steve mit anderen Bestellungen zugange war.
,,Ich sage mir immer, 'Monika, hör auf zu trinken'."
,,Monika?", fragte ich verwirrt.
,,Zum Glück heiße ich nicht Monika", lachte Hobi und hob sein Shotglas an, wir exten es zeitgleich weg.
,,Verstehe", grinste ich und wackelte mit dem Finger.
,,Du schlaues Ding", meinte Hobi mit wackelnden Augenbrauen und ich hob mein Glas nach oben.
,,Je gebildeter die Frau, umso mehr trinkt sie; ich verlange mit Professorin Doktor Dönerspieß angesprochen zu werden."
Nachdem wir auch diesen Shot weggeext hatten schaute mich Hobi fragend an.
,,Döner...Spieß..?"
,,Ein Fetisch", log ich eiskalt und machte die Gläser erneut voll.
,,Und jetzt erzähl mir 3 Fakten über dich."
,,Ich bin 1,77 groß", er fasste sich nachdenklich ins Haar: ,,Habe keine Glatze...", plötzlich schaute er mich an und grinste so breit, dass man diese süßen Grübchen sehen konnte.
,,Und werde Professorin Doktor Dönerspieß vom Thron des Alkohols stürzen."
,,Das werden wir noch sehen."
,,Zum Wohl, meine Königin", rief Hobi entschlossen und die Gläser klirrten, die Flüssigkeit rann meinen Hals entlang, der wieder von dem vertrauten Brennen und der Wärme heimgesucht wurde.
,,Nun drei Fakten über dich", meinte Hobi und griff nach der Flasche, übernahm das Nachfüllen.
,,Ich bin 22 Jahre alt, extrem gutaussehend und eine schlechte Verliererin."
,,Ich bin 23", meinte Hobi, nachdem wir nun unseren 12. Shot tranken und anfingen aus den 24 Gläsern eine Mauer zu bauen.
,,Arbeitest du? Als was arbeitest du?", fragte er, während wir konzentriert das Glas aufeinander stapelten.
,,Ich bin noch vieeeel zu nüchtern, um dir das verraten zu können", gab ich zu und presste die Lippen aufeinander, stellte das Shotglas halbwegs präzise zu den anderen, stellte zwei frische vor uns hin.
,,Bei Shot 17 hast du vielleicht eine höhere Chance."
,,Und Haustiere?"
,,Nein, zu viel Verantwortung, aber das hatten wir ja schon", lachte ich und auch Hobi gluckste leise.
,,Weißt du was wir außerdem noch machen könnten, abgesehen von deinem hoffnungslosen Versuch mich zu übertrinken?"
Der Engel schütttelte den Kopf, wobei sein flauschiges Haar so wunderbar hin und her flog. Wie in diesen Dauerwerbesendungen, nur dass ich mir diese hier stundenlang ansehen könnte.
,,Wir könnten versuchen, an die goldene Tafel zu kommen", eröffnete ich ihm entschlossen und drehte sein Kopf nach rechts, zeigte mit dem Finger auf die große goldene Tafel, an der hintersten Wand der Kneipe, welche bereits mit einigen Zetteln geziert war.
,,Was ist die goldene Tafel?"
,,Hör mir gut zu, mein Freund", meinte ich und schlang meinen Arm um seinen Hals, zog ihn ganz nah zu mir heran und gestikulierte begeistert mit meiner freien Hand vor unseren Gesichtern.
,,Die goldene Tafel ist das Klatschmagazin schlechthin der Kneipen. Die philosophischsten Gedichte und intelligentesten Sprüche, Weisheiten und Fakten werden auf einen der teuren Bierdeckelg eschrieben und dann da dran geheftet, für die ganze Welt sichtbar."
,,Woah..", hauchte Hobi und ich nickte, drehte uns wieder zurück.
,,Nur die Besten der Besten schaffen es, Steve zu überzeugen und ihre Kreationen da dran heften zu lassen. Auch nach drei Jahren habe ich es noch nicht geschafft, also Konzentration. Das ist eine heilige Kunst."
Hobi nickte entschlossen und drückte mir mein Shotglas in die Hand.
,,Erst nageln wir unseren Spruch da dran, danach schubse ich dich von deinem weichen Thron."
Auch der 13. Shot fand somit seinen Weg in unsere Körper und wir setzten und direkt an unser Meisterwerk, schweiften so ein, zwei, zehn Mal ein wenig ab. Dabei hat uns die Disneydiskussion auf unseren philosophischen Tripp gebracht, wenn auch der 29. Shot nicht ganz so unschuldig daran war.
,,HAKUNA MA'VODKA!", jubelten wir durchgehend, nachdem Steve kopfschüttelnd unseren Spruch auf den Bierdeckel schrieb und ihn unter unseren wachsamen Augen an die goldene Tafel pinnte.
,,Was bedeutet'n das", lallte ein Typ neben mir, der mit zusammengekniffenen Augen auf den kleinen, neuen Bierdeckel starrte.
,,Hakuna Ma'Vodka - keine Erinnerungen für den restlichen Tag", fasste Hobi ohne eine zweistündige Erklärung von Disneyfiguren meinerseits zusammen.
,,Shot Nummer 30. Wir nähern uns der 57", bemerkte ich anerkennend und musterte mein kleines Glas.
,,Ich denke die 57 werden wir heute aber nicht mehr erreichen."
Ich kippte fast vom Stuhl, als ich Hobis Meinung hörte: ,,Ich dachte du wolltest mich so unbedingt übertrumpfen?"
,,Also zuerst, das würde ich auch mit Leichtigkeit können, wollte ich die nächsten Tage nicht halbwegs schmerzfrei meinen Alltag bestreiten. Und Zweitens, ich hatte auch so einen wundertollen Abend mit einer wundertollen Frau die ich an einem wundertollen anderen Abend gerne wiedersehen würde."
Ich starrte ihn mit großen Augen an, während er mir wieder eines seiner breiten Lächelnd schenkte.
,,Also.. möchtest du mich wiedersehen?", hakte ich nach und Hobi nickte, krempelte seinen Ärmel hoch und fragte Steve nach einem Edding.
,,Wenn die Hoheit so gnädig wäre, mir ihre Nummer zu hinterlassen?"
,,Du weißt schon, dass ich dir einen Penis auf den Arm malen könnte?"
,,Für den wird auch nach deiner Nummer noch Platz sein."
Ich liebte diese Person. Nicht nur hatte sie mir erlaubt ihr ein Baguette auf den Arm zu malen, nein, sie hat mir auch einen echt tollen Abend beschert.
,,Der Penis hat drei Eier", bemerkte Hobi und ich schüttelte den Kopf, erklärte ihm, dass die Null noch zu meiner Nummer gehörte.
,,Also sehen wir uns wieder, Jae?", fragt er dann, als wir vor der Kneipe nebeneinander standen und uns über die Kälte aufregten.
,,Es würde mich sehr freuen, Hobi."
,,Dann bis dann", grinste er und drehte sich langsam um, torkelte leicht die Straße hinunter.
Ich schaute ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war, ehe ich mich ebenfalls in Bewegung setzte und die Begegnung mit dem Engel erst mal sacken lies.
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