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Mein Arm fiel schon fast ab, als ich wieder einen Flyer in die Menschenmenge hielt, die sich durch diese Einkaufstraße zwängte. Es wurden immer mehr Menschen, aber niemand schien sich für so einen verdammten Döner zu interessieren - ich sagte doch, man braucht für sowas keine Reklame zu machen.

Mit der Zeit wurde es dunkler und kälter. Es roch ziemlich exotisch hier, dank der verschiedenen Düfte der unterschiedlichen Süßigkeiten und herzhaften Snacks, die angeboten wurden. Wunderschön auch waren die verschiedenen Laternen und Lichterketten in ihren einzigartigen Formen und Farben. Über meinem Kopf hing beispielsweise eine Art Melodie mit ihren Noten und Notenlinien, die Sträucher an den Wänden der Geschäfte waren ebenfalls mit Lichtern geschmückt.

Mir war schrecklich warm in diesem Kostüm. Die zwei Deoflaschen, die ich hier rein investiert hatte überdeckten den Schweißgeruch und ließen den Dönerspieß nach frischen Gurken duften, was wohlmöglich dazu beitragen könnte, dass ich heute so wenig Papier los wurde. Dieser Mittwoch gehörte eindeutig zu einem meiner weniger beliebten Erinnerungen.

Besonders wenn man so viele Familien und Pärchen durch das Lichterfest schlendern sah. Eltern die ihren Kindern einen süßen Apfel spendierten, Mädchen die sich mit ihren Dates an zusammenpassenden, leuchtenden Herzstäbchen erfreuten. Ich würde auch viel lieber an einer Flasche nuckelnd in der Bar hocken oder mit meinem Bruder und Hobi was machen, doch stattdessen musste ich mich zusammenreißen, den Passanten die Flyer nicht ins Gesicht zu werfen.

In meiner Verzweiflung überlegte ich ein paar Strohhalme zu besorgen und somit ein bisschen Alkohol in dem Kostüm verstecken zu können, diesen zu trinken und das Bisschen Hohlraum klug zu nutzen. Gerade als ich Abwägte wie ich an die Strohhalme aus dem Abstellraum kam, lies mich ein ohrenbetäubendes, schrilles Kreischen zusammenfahren. Nicht nur ich, auch die anderen Menschen zuckten zusammen, eines der vielen nervtötenden Kinder fing an zu weinen, da es vor Schreck seinen Ballon los gelassen hatte.

,,JUNG HOSEOK!", brüllte die schrille Stimmer erneut, die ich nach kurzem Suchen einem blauhaarigen Mädchen in einer J-Hope College-Jacke zuordnen konnte. Nicht weit entfernt sah ich den Grund für ihren Ausraster. Hobi hob hektisch seinen Hut auf und zog ihn wieder über sein rotes Haar, zog seinen Schal wieder über seine Nase und seine Ohren.

,,MACH EIN FOTO MIT MIR!! YOU'RE MY HOPE AND MY ANGEL HOBIII!~"

Ich spürte bis hier hin, wie unangenehm es ihm war, da sich zu dem Mädel immer mehr Passanten gesellten, die ihre Handys zückten. War Hobi etwa alleine hier? Von Jimin war jedenfalls keine Spur. Sie wollten doch zu zweit das Festbesuchen, wenn überhaupt.

,,Ich bin dein ALLERGRÖßTER Fan!"

,,Es tut mir leid aber ich bin beruflich hier, ic-"

Weiter kam er nicht, denn ein schwarzhaariges Mädchen stellte sich ihm in den Weg und umarmte ihn heftig, heulte hemmungslos und jammerte wie sehr sie ihren Oppa ja vermisst hatte. Ich hatte echt Mitleid mit dem armen Hobi, der immer mehr bedrängt wurde. Er konnte sich aus der Umarmung befreien und fing an mit schnellen Schritten von dort weg zu kommen. Seine Flucht schien allerdings nur von ihm allein wirklich gewertschätzt zu werden, denn die zwei Mädels jagten ihm hinterher, mit weiteren Kameras im Schlepptau, die auf ihn gerichtet seine verzwickte Situation filmten.

Als er unmittelbar vor mir war, packte ich ihn am Armund zog ihn hinter mich in die enge Seitengasse, durch die ich eigentlich verschwinden wollte, um mir Strohhalme zu besorgen. Ich warf den kreischenden Mädchen hinter uns die restlichen Flyer entgegen, schlug uns ein paar Sekunden heraus, während wir am Ende der Gasse hektisch durch die Menschenmenge liefen.

Die Leute sahen uns mit komischen Blicken an, aber widmeten sich ihren Tätigkeiten nach kurzem Gaffen wieder. Wann sah man den schon einen Dönerspieß jemanden hinter sich her zerren, sich hektisch den Weg durch die Menge bahnen? -Stimmt, praktisch gar nicht.

Wir liefen noch eine ganze Weile, ehe ich ihn auf der kleinen Nebenbrücke losließ, die kaum benutzt wurde, da die große Hauptstraße daneben eine viel kürzere Variante war. Das knutschende Pärchen, welches kurz zuvor noch Zärtlichkeiten austauschte, rannte eilig davon. Entweder sie waren beide extrem notgeil oder ein grunzendes und schnaufendes, braunes Etwas, wie ich, schien sie verjagt zuhaben. Es ist ganz und gar nicht einfach, in diesen Kostümen zu rennen. Usain Bolt wäre stolz auf mich, würde er mich so sehen, wie ich halb auf dem Geländer verreckte.

,,Dankeschön", keuchte Hobi, der sich schneller fing als ich und sich auf seinen Oberschenkeln abgestützt hatte, sein Kopf in die Richtung gerichtet, aus der wir kamen.

,,Ich wüsste nicht, was ich ohne dich gemacht hätte. A-aber du bist doch kein Fan oder etwa doch?", fragte er und sah mich stirnrunzelnd an.

Ich seufzte leise auf und griff mit meinen Stümmelärmchen an meinen Hinterkopf, öffnete den Klettverschluss und zog mir die übergroße obere Hälfte des Dönerspießes vom Kopf, grinste Hobi schief an, dessen Mund aufklappte.

,,Jae...hee..?"

Ich legte den Kopf des Maskottchens ab und nickte, setzte mich auf den Boden und lehnte den Kopf gegen das kühle, metallene Geländer.

,,Was machst du in dem..? Wie..?", perplex fuchtelte er mit seinen Händen umher, ich klopfte augenverdrehend auf die freie Stelle neben mir.

,,Setz dich, bevor du mir noch wegklappen tust. Hast du etwa geglaubt es steckt kein Mensch hier drin? Das man so geboren wird?"

,,Nein das doch nicht", lachte Hobi und lies sich neben mir zu Boden sinken, legte seine Hände in seinen Schoß fallen.

,,Ich bin nur überrascht, dass ein Mädchen sowas auch wohl macht. Gerade du- hattest du nicht einen anderen Job?"

,,Das ist auch mein Nebenjob", erklärte ich uns starrte in den Himmel, im Hintergrund das aggressive Hupen des Abendverkehrs.

,,Verstehe", flüsterte Hobi und er räusperte sich, ich drehte meinen Kopf zu ihm.

,,Ist was?"

,,Naja.. hast du noch was vor?"

,,Eigentlich nicht, nein."

,,Wie wär's dann.. wir gehen ein wenig was Trinken?"

Ich lächelte und seufzte, schloss die Augen und drehte meinen Kopf wieder gerade.

,,Hakuna Ma'Vodka, was?"

,,Hakuna Ma'Vodka", stimmte mir Hobi zu und erhob sich, zog mich ebenfalls auf die Füße.




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