Nope

Mit einer Leidenschaft und Intensität, die nur Dante Orion besitzen konnte, begann er, seine Vision für das Shooting zu skizzieren. Ich hing die ganze Zeit gebannt an seinen Lippen.

"María," begann er, "ich möchte die Dualität von Kälte und Wärme einfangen. Unsere Models sollen vor einem Hintergrund posieren, der an einen schimmernden Gletscher erinnert. Denk dir Island. Denk dir Alaska. Denk dir Sibirien. Die Weißtöne werden Reinheit und Klarheit symbolisieren, während die Models, leicht bekleidet und ausdrucksstark, die Wärme und das Verlangen repräsentieren."

Unbedingt. Genau das will ich auch. Bitte sprich weiter.

Er fuhr fort und seine Worte malten ein lebendiges Bild von dem, was er sich vorstellte. "Das Licht soll hart und unverblümt sein. Wir brauchen starke Kontraste und Schlagschatten, um die Dramatik des Moments zu betonen und das Gefühl von Kälte und Isolation zu verstärken."

Jup. Genau das. Schlagdings. Ich spüre die Dramatik des Moments jetzt schon. Du musst es mir nur weiter beschreiben, du Halbgott.

Er schloss die Augen und wedelte mit den Händen, als stellte er sich das fertige Bild vor und platziere die einzelnen Elemente. "Die Models sollten sexy und zugleich verletzlich wirken, als wären sie der Kälte ausgesetzt, aber gleichzeitig durch ihre eigene innere Hitze geschützt. Das ist die Metapher, die wir suchen - die Fähigkeit von Crisp, alle Hindernisse mit Leichtigkeit zu überwinden."

Sexy und verletzlich kann ich dir auch geben. Jenna muss nur den Raum verlassen. Oder auch nicht. Mir egal. Fuck. Kompetenz. Vision. Kreativität. Dieser Mann hatte alles, was ich immer nur vorgab zu haben. Und ich wusste genau, dass die Bilder Meisterwerke werden würden.

Er öffnete die Augen und schaute mich direkt an. "Sei mutig mit dem Licht, María. Spiele mit den Kontrasten, um die Textur und Formen zu betonen. Nutze den Schlagschatten, um Tiefe zu erzeugen und das Auge zu führen. Denk an das Spiel von Licht und Schatten, von Wärme und Kälte."

Alles. Was. Du. Willst.

Er nahm einen tiefen Atemzug und schloss mit einer letzten Anweisung. "Lass die Models leuchten vor dem weißen Hintergrund, als würden sie die Kälte abwehren. Sie sind die Heldinnen in dieser Geschichte, die mit Leichtigkeit und Anmut über alle Unannehmlichkeiten hinwegschweben, die das Leben auf sie wirft. Das ist es, was wir mit dieser Session einfangen wollen, María."

Also no pressure. Ich schluckte. Meine Hände wurden schwitzig. Ich muss das hier gut machen. Als ich meinen Verstand wiederfand, nickte ich. Sehr eloquent, ich weiß.

„Du siehst nervös aus." Prüfend musterte er mich. Untertreibung des Jahrhunderts. „Ich bin bei dir, María, du kannst nichts falsch machen. Vertrau deiner Intuition." Eindringlich sah er mich an und ich nickte erneut. Nun mit mehr Selbstbewusstsein und Nachdruck.

„Gut, dann holen wir einmal die Mädels rein", trällerte Jenna und ich ließ mich derweil von Dante in die Handhabung der Lampen und Schirme einweisen. Die vielen Stunden meines Lebens, die ich vor Topmodel-Sendungen verbracht hatten, zahlten sich endlich aus, denn ich kannte eigentlich alle Geräte und wusste grob, was man damit machte.

„Das sind Pan, Mkate und Buke", erklärte Jennas Stimme irgendwo hinter mir und ich machte mich darauf gefasst, drei umwerfend schöne, große und erfahrene Supermodels zu erblicken. Mein Lächeln fiel mir aus dem Gesicht und mein Herz folgte ihm irgendwo in Richtung Boden rutschend, als ich die drei absolut - und zwar völlig! - minderjährigen Mädchen erblickte, die fröstelnd in winzigen neonfarbenen Bikinihöschen vor mir standen. Ich hatte Goethes Faust immer für einen pädophilen alten Sack gehalten, weil sein Gretchen gerade über 14 Jahre alt ist. Aber diese drei Models waren zwölf, vielleicht dreizehn Jahre alt. Ich blinzelte langsam.

„Also ihr Süßen, ab ans Set", rief Dante und klatschte in die Hände.

Nope. Ein ganzer Sack voller Nopes. Was für eine abgefuckte Scheiße ging hier ab? Auf keinen Fall würde ich kleine Mädchen sexy ausleuchten. Nicht einmal angezogen. Aber nur in Bikinihöschen? Mir wurde schlecht. Wie in: Ich kotze gleich alles voll, wenn ich nicht gleich hier rauskomme – schlecht.

„Ich kann das nicht", keuchte ich unvermittelt. Und rannte – ohne Erklärung – quer durch das Fotostudio, wobei ich den Brechreiz unterdrückte, bis ich die Stahltür aufgedrückt und hindurchgetaumelt war. Direkt neben der Tür erbrach ich meinen Proteinriegel.

Und dann rannte ich.


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