lasst uns ein Spiel spielen
Schweigend sahen mich die Schüler ungläubig an. In solchen Momenten wäre es zu schön gewesen das Bild festzuhalten, um es später nochmals ansehen zu können. Es dauerte eine Weile bis wieder einer der Schüler zu mir sprach.
„Sie wollen dass wir… Fangen spielen?“ Er klang recht unsicher bei seiner Aussage und ich blickte ihn mit einem sanften Lächeln an um ihn zu beruhigen.
„Ja, genau das werden wir tun. Aber auf einer um einiges grösseren Spielfläche als normalerweise. Der Ganze Übungsareal im Wald wird unser Spielfeld sein und ihr müsst nur jemand fangen: mich. ich werde mit meinem Pferd unterwegs sein und versuchen euch zu entkommen, entweder zu Pferd oder mit meiner Gear.“ Ich klopfte mit meiner Hand auf die Apparatur um meine Hüften. „Ich werde natürlich nicht die ganze Zeit meine Gear benutzen, wenn ihr die Verfolgung zu mir aufnehmt darf ich das Gerät nicht länger als 30 Sekunden benutzen. Ihr selbst dürft alles benutzen, was ihr gerade jetzt dabei habt. Und denkt ja nicht daran zusätzliche Ausrüstung holen zu wollen. Die Ställe und alle Türen sind geschlossen, ihr müsst mit dem auskommen, dass ihr jetzt bei euch habt!“ Viele Gesichter in den Reihen verloren ihre Farbe und wurden blass. Die meisten der Kadetten hatten nicht daran gedacht, ihre vollständige Ausrüstung mitzunehmen und bemerkten, dass sie nun in einem grossen Nachteil waren.
„Auf euren Blättern habt ihr sicher gesehen dass ihr in Gruppen aufgeteilt seit. Gruppe A wird als erstes mit mir in den Wald gehen für die ihre Partie. Jeder dieser Spiele gehen 40 Minuten mit einer 5 minütigen Pause für mich, bevor die nächste Gruppe daran kommt. Die Erste Gruppe soll sich schon mal bereit machen.“ Ich drehte mich und lief zu meinem Pferd hin, dass an einem Pfahl festgebunden war. Hinter mir konnte ich die Schüler aufgebracht miteinander diskutieren hören. Sie waren nicht gerade zufrieden mit der Situation.
„Frau Volker hätte uns sagen können was auf uns zukommt!“
„Genau, nun können wir alle schlecht bewertet werden nur wegen dieser verdammten Übung!“
„Das ist nicht gerade fair von ihr!“
Durch den Lärm konnte ich hören wie mich die Schüler förmlich verfluchten. Nur einer schien einen Durchblick in dieser Übung zu haben.
„Ich glaube das ist genau der Sinn der Sache…“, hörte ich Armin Alert leise sagen, sodass sich nur die um ihn herum hören konnte. Mit einem Grinsen ging ich zu ihm hin.
„Scheint so als wüsstest du worauf ich hier hinaus will.“ Armin lief rot an als ich ihn angesprochen hatte. Der Rest der Schüler wurden nun auch wieder ruhiger, nachdem sie mich gehört hatten. Ich deutete Armin an, er solle seine Gedankengänge weiter erklären.
„Ich denke hier sollten wir lernen mit Befehlen umzugehen, egal wie unsinnig sie sind. Wen ein Vorgesetzter einem etwas befiehlt, muss dieser ausgeführt werden.“ Zufrieden nickte ich dem Jungen zu.
„Ganz genau. Auf einem Schlachtfeld ausserhalb der Mauer kann jeder Befehl kommen, genauso wie hier hinter den Mauern. Euer Vorgesetzter könnte etwas völlig unlogisches von euch verlangen, die vielleicht erst später Sinn machen. Ob ihr es wollt oder nicht, diese müssen befolgt werden, wenn ihr nicht bestraft werden könnt. Des Weiteren dient diese Übung dazu, dass ihr flexibel sein könnt. Auf den Missionen die ich ausserhalb der Mauer hatte, musste ich mit dem auskommen was ich bei mir hatte. Und ihr habt jetzt eine ähnliche Situation.“ Ich bestieg nun mein Pferd und nahm die Zügel in die Hände. „Benutzt euer Köpfchen und ihr werdet mich sicher im Wald fangen können. Gruppe A, eure Runde beginnt jetzt!“ Ich spornte Leica an und der Hengst sprang los. Während des Galopps schielte ich über die Schulter und sah wie sich die ersten Schüler ebenfalls auf ihre Pferde stiegen und mir nachritten. Einholen konnten sie mich aber nicht. Ihre Pferde waren zwar noch jung und voller Energie, aber weder die Schüler noch die Pferde hatten Erfahrungen im Feld und würden schnell müde werden, wenn sie die Kraft nicht einteilten. Dieses Problem hatte ich mit meinem Hengst nicht. Er war speziell für den Aufklärungstrupp gezüchtet worden und hatte somit sehr viele Energiereserven. Zudem waren lange Ritte im Galopp nichts Neues für ihn. Er würde lange durchhalten mit kurzen Pausen dazwischen. Natürlich würde ich aber nicht die ganze Zeit auf seinem Rücken verbringen. Nein, mit dem Gear könnte ich mich selbst frei bewegen und Leica so eine zusätzliche Pause gönnen.
„Zeigen wir ihnen was wir können mein Lieber!“
Mehr als zwei Stunde später hatten mich drei Gruppen erfolglos gejagt. Keiner hatte den Wald gut genug studiert um ohne Probleme vorwärts zu kommen, während sie mich gejagt hatten. Ich hatte mich auch zwischendurch in den Bäumen versteckt gehabt und hinter Felsen, was die Jagt für die Kadetten natürlich erschwert hatte. Einige waren zwischendurch recht nah am Ziel gewesen, aber eher durch Glück als Strategie. Für die letzte Gruppe aber hatte ich grosse Hoffnungen. In ihnen sah ich viel Potenzial, und hoffte sie könnten diesen Test hier bestehen. Sie war eine reine Männergruppe bestehend aus Eren, Reiner, Berthold, Armin, Connie, Marco und Jean, allesamt talentierte Kadetten in ihrer eigenen Art und Weise. Als die letzte Runde losging war ich selbst noch mitten im Wald und versteckte mich in den Baumkronen bis die Reiter auftauchen würden. Keiner in der Gruppe hatte eine Ausrüstung für die Übung angezogen also waren sie recht im Nachteil, einfacher würde ich es ihnen aber deswegen nicht machen. Meinem Pferd befahl ich, ein wenig in der nahen Gegend umherzulaufen, um meine Jäger darauf aufmerksam zu machen. Schnell hatten diese die Verfolgung aufgenommen, kamen aber rasch zu einem Halt, als sie bemerkten, dass ich nicht im Sattel sass.
„Verflixt sie ist gar nicht auf ihrem Pferd!“ hörte ich Eren Rufen.
„Vielleicht sollten wir uns verteilen und sie somit versuchen zu fangen. Was meint ihr?“ Es war schon mal ein guter Vorschlag von Marco, aber er wusste auch es wäre keine perfekte Idee.
„Wenn sie nicht im Sattel ist…“ direkt unter mir hörte ich Armin wie er nachdachte. „…dann versteckt sie sich irgendwo im Wald. Das Gas in ihrer Ausrüstung hält nicht ewig, also wird sie dieses aufsparen wollen. Leute wir müssen die Augen offen halten und nach ihr Ausschau halten!“
Dieser Armin war wirklich klug und verstand wie er sich in solchen Situationen verhalten müsste. Ewig verstecken konnte ich mit ihm in der Gruppe nicht. Ich steckte beide kleine Finger in den Mund und liess einen lauten Pfiff ertönen. Etwas erschrocken sahen die Schüler hoch und entdeckten mich zwischen den Ästen.
„Da ist sie ja!“ rief Jean und führte sein Pferd näher an meinen Baum hin. Die schnellen Schritte meines Pferdes liessen mich Aufsehen und ich sprang vom Ast runter. Mit der Gear schwang ich mich zu meinem Pferd, das auf mich zukam und liwss mich in den Sattel fallen. Im vollen Galopp raste ich an der Gruppe vorbei und liess sie die Verfolgung aufnehmen. Inzwischen war zirka die Hälfte der Zeit vergangen und noch hatten die Jungs keine Fortschritte gemacht. Über der Schulter konnte ich erkennen, dass sie sich wenigstens miteinander absprachen, während sie mir folgten. Ich sah wie sie Armin zunickten nach einer kurzen Besprechung und dann spornten Eren, Reiner und Jean ihre Pferde. Diese holten doch recht schnell auf und waren mir dicht auf dem Fersen als ich durch den Wald raste. Ich führte mein Pferd in eine kleine Schlucht indem ein Bach floss. Die Wände waren kaum drei Meter hoch und die Schlucht breit genug um drei Kutschen nebeneinander aufstellen zu können, aber der steinige, unebene Boden bremste meine Verfolger mit ihren unerfahrenen Pferden etwas ab. Ich hatte die Schlucht fast durchquert, als ich plötzlich Hufschläge zu meiner Rechten hörte. Ich drehte gerade noch den Kopf um zu sehen wie Armin mit seinem Pferd von der oberen Kante der Schlucht mir vor die Nase Sprang. Mein Pferd bremste hart ab und bäumte sich auf vor Schreck. Ich selbst fiel mit einem lauten Schrei aus dem Sattel und landete auf den steinigen Untergrund. Als ich mich wieder aufrichtete, hatte mich die Gruppe umzingelt und verhinderte meine Flucht. In dieser Situation wäre es mir auch nicht möglich gewesen mit dem Gear zu befreien da ich keine Stelle für die Hacken finden konnte, ohne dass sich jemand bei dem Versuch verletzen würde.
„Ich glaube wir haben diese Partei gewonnen Frau Volker.“ Eren hatte ein Siegeslächeln auf dem Gesicht das mich zum Lachen brachte.
„Das ist wohl wahr. Ihr habt euch gut geschlagen, super gemacht.“ Mit etwas Mühe erhob ich mich vom Boden und beäugte kurz meine Ausrüstung um sicher zu gehen dass nichts beschädigt war.
„Um ehrlich zu sein ohne Armin hätten wir Sie nie kriegen können.“ Sagte Jean. „Es war seine Idee gewesen, ihnen den Weg abzuschneiden.“ Ich blickte den kleinen Jungen bewundernd an. Dieser kratzte sich etwas verlegen an der Wange.
„Wie bist du auf die Idee gekommen?“ fragte ich ihn aus.
„ich hatte mich an die Schlucht erinnert und dachte mir dass Sie eventuell hier durchreiten, um die anderen etwas abzuschütteln. Die einzige Möglichkeit die mir zu der Zeit einfiel war Ihnen den Weg abzuschneiden.“
„Gut kombiniert.“ Lobte ich ihn. „Das Gelände wo eine Operation stattfindet kann über Erfolg oder auch Niederlage einer Mission entscheiden. Du könntest mal ein super Stratege werden später. Ich bin wirklich beeindruckt. Auch von euch.“ Ich richtete mich nun an dem Rest der Gruppe. „Ihr habt gezeigt dass ihr einander vertraut indem ihr Armin zugehört habt und seine Anweisungen gefolgt seid. Dass ist ebenfalls wichtig im Militär. Ohne gegenseitiges Vertrauen können Missionen schief gehen und scheitern. Nun denn, ich glaube wir sollten doch langsam zurückgehen. Das Spiel ist vorbei für heute und wir müssen immer noch aufräumen.“ Ich ging rüber zu Reiner der die Zügel meines Pferdes hielt. Er reichte mir diese ohne Worte und ich schwang mich wieder in den Sattel. Gemeinsam ritten wir durch das Dickicht und erreichten den Sammelplatz. Alle Kadetten warteten gespannt ob die letzte Gruppe erfolgreich gewesen war und jubelte auf als ich verkündet hatte, Gruppe D hatte das Spiel gewonnen.
„Es tut mir ja leid dass ich euch unterbrechen muss, aber wir müssen noch aufräumen. Bis zum Abendessen um sechs Uhr habt ihr Zeit eure Ausrüstung aufzuräumen und euch um die Pferde zu kümmern. Ihr wisst schon wie mit der Ausrüstung umzugehen ist, wenn ihr aber Fragen habt wegen den Pferden, kommt bitte zu mir. Die Jungtiere haben heute zum ersten Mal so viel geleistet also müssen wir uns besonders gut um sie kümmern.“ Alle Kadetten riefen mir ein ‚Jawohl‘ zu bevor sie sich an die Arbeit machten. An ihren Gesichtern konnte ich sehen, dass sie schlussendlich doch Freude an dieser Übung gehabt haben. Selbst zufrieden mit dem Tag, zog ich meine Ausrüstung etwas unbeholfen ab. Der Sturz hatte mein Bein etwas zugesetzt und es pochte leicht schmerzhaft. Ich ging jedoch ohne gross darauf zu achten mit meinem Hengst zu den Ställen. Während ich mich um ihn kümmerte, kamen immer wieder mal Schüler um mich um etwas bezüglich den Pferden auszufragen. Es war ein andtrengender aber interessanter Tag gewesen und ich hatte das Gefühl gehabt den Kadetten etwas näher gekommen zu sein. Ich war gespannt darauf zu sehen wie sie sich während der Rest der Ausbildung schlahen würde. Mit einem zufriedenem Lächeln ging ich gemeinsam mit den Schülern nach den Aufräumarbeiten zum Abendessen.
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