Ein kleiner, überraschender Besuch
Am nächsten Tag stand ich bereit um zu sehen, ob Eren es schaffen würde, sein Gleichgewicht zu und Shadis zu beeindrucken. Ich bereitete alles vor während langsam die Kadetten, die den Test schon bestanden hatten, auf das Areal schwärmten. Es war wohl fast so was wie ein Spektakel, zu sehen, ob die letzten der Teenager weiterkommen würden. Bald darauf erschienen Eren, Mikasa und Armin. Beide Jungs sahen so aus als hätten sie kaum geschlafen. Ich fragte mich ob die zwei in der kleinen Gruppe gewesen waren, die ich in der Nacht gesehen hatte. Ich schüttelte meinen Kopf und wandte mich wieder meiner Vorbereitung zu. Einige Zeit später erschien Shadis auch auf dem Feld. Seine strengen Augen wanderten über die letzten Kandidaten und er blickte jeden einzelnen von ihnen an. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und brüllte schon den ersten Namen, der seinen letzten Versuch wagen sollte.
"Eren Jäger nach vorne!" Ich sah wie Erens Gesicht etwas an Farbe verlor, aber er schien doch besser in Form zu sein, als am vorherigen Abend. Er hatte seinen Gürtel schon moniert und war bereit für seine Versuch. Ich half ihm die Seile an dem Gürtel zu befestigen und bemerkte wie er mich aus den Augenwinkeln ansah. Ich entschied mich, ihm ein paar aufmunternde Worte zu geben.
"Ganz ruhig. Du weisst, wie das ganze funktioniert. Denke an die Tipps deiner Freunde und alles wird klappen" Nach einem kleinen Lächeln, schritt ich zurück und nickte dem Soldaten zu, der die Apparatur bedienen und anstellen würde. Dieser betätigte den Hebel neben ihm und Eren wurde in die Luft gehoben. Er spannte seinen Oberkörper an und hielt sich vollkommen ruhig. Und doch kippte er auf einmal und schlug wieder mit dem Gesicht auf dem Boden auf. Hinter mir hörte ich wie Gelächter losging. Ich jedoch blickte stur auf Erens in der Luft hängender Körper und runzelte meine Stirn. Irgendwas an seinem Fall gerade schien... falsch zu sein. Shadis trat hervor und half Eren wieder auf die Beine.
"Geben Sie mir ihren Gürtel Herr Jäger." Shadis hielt die Hand auf und sah auf den Jungen herab. Dieser war bleicher als vor der Übung und fing an seine Ausrüstung auszuziehen. Er übergab das Ledergestell dem Ausbildner in die Hand, das Gesicht auf den Boden gerichtet. Womit ich jedoch nicht gerechnet hatte, war dass er mir den Gurt entgegenwarf.
"Fräulein Volker, was ist hier falsch?" Ich sah überrascht auf und blickte dann auf den Gürtel in meinen Griff. Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff was er meinte.
"Dieser Gürtel ist kaputt." Ich blickte den Ausbilder an und dann zu Eren. "Kein Wunder, dass er es nicht geschafft hat." Ich lief zu einer Kiste und fischte eine der kaum gebrauchten Ledergürtel raus und brachte ihn zu Eren.
"Benutze jetzt mal diesen." Eren blickte erfreut mir ins Gesicht. Er wollte die zusätzliche Chance unbedingt nehmen. Er schnappte sich den neuen Gürtel und band sich diesen um. Nach der Signalation, dass er für einen weiteren Versuch bereit war, betätigte ich den Hebel und Eren wurde ein weiteres Mal in die Luft gehoben. Dieses Mal aber kippte er aber nicht vorne weg und behielt seine Balance. Ich sah ein zustimmendes Lächeln auf Shadis Gesicht und wusste Eren hatte den Test endlich bestanden. Ich nickte ihm zu und liess ihn von der Apparatur runter. Eren eilte sofort zu seinen Freunden rüber, um mit ihnen seinen Triumpf zu feiern.
Nach ihm kamen noch eine Hand voll andere Kandidaten, aber nur drei von ihnen kamen überhaupt weiter. Als die ganze Übung beendet war, entliess Shadis alle neuen Kadetten. Er sagte ihnen, am nächsten Morgen würde die eigentliche Ausbildung beginnen und die Jugendliche sollten ihren letzten freien Nachmittag so wie sie es wollten geniessen.
"Miss Volker." Der Ausbildner rief mich zu ihm als alle Anwesenden sich aus den Staub machten.
"Ja Sir?" Er sah mich von oben auf mich hinab, da er fast einen Kopf grösser war als ich selbst. Oder kam es mir nur so vor?
"Sie müssen noch bei der Administration vorbei. Da wird man Ihnen die Ausbildneruniform geben. Ich weiss Sie sind von ganzem Herzen ein Teil der Aufklärungstruppe, aber solange Sie hier sind, sollten Sie sich anpassen." Ich blickte auf meine Jacke hinab. Es stimmte, ich hatte immer noch meine alte Uniform mit den Flügeln der Freiheit drauf. Ich blickte dem Ausbildner nochmals in die Augen.
"Ich werde sofort dahingehen Sir."
"Gut, Sie werden dort auch noch den Stundenplan erhalten. Darauf wird stehen, bei welchen Unterrichtseinheiten Sie aushelfen werden." Er nickte mir zu und ich salutierte ihm, bevor ich mich auf den Weg machte.
Die Administration war etwas ausserhalb des Trainingsbereichs. Zu Fuss würde ich selbst in meinem Zustand viel zu lange brauchen, also leihte ich mir eins der Pferde aus den Ställen. Es war sehr ungewohnt, nach so langer Zeit wieder im Sattel zu sitzen. Seit meinem Unfall ausserhalb der Mauer waren drei Monate vergangen. drei Monate, bei dem ich grossteils im Bett gelegen hatte, da meine Verletzung viel Ruhe gebraucht hatte. Erst vor einem Monat durfte ich wieder längere Spaziergänge machen und mich überhaupt wieder viel bewegen durfte. Dass war auch der Zeitpunkt, wo man mir mitgeteilt hatte, ich würde bei der 104. Trainingseinheit aushelfen. Mit meiner Erfahrung im Aussendienst und ausserhalb der Mauer, konnte ich den Kadetten viel beibringen und ihnen helfen zu entscheiden, wo sie später gerne dienen würden. Ausserdem gab es meinem Körper Zeit, sich mehr auszuruhen. Zumindest wurde mir versichert, dass ich nach den drei Jahren Ausbildung zurück zu meiner Einheit konnte.
Nach dem langen Ritt fühlten sich meine Beine schon wund an und ich verfluchte den Rückritt jetzt schon. Das Pferd band ich vor der Administration bei den nahen Ställen und sagte dem Aufseher ich würde nicht lange brauchen. Ich wollte gerade das Gebäude betreten, als ich hinter mir jemand meinen Namen schreien hörte.
„Kaaariin!" Bevor ich mich überhaupt umgedreht hatte, umarmten mich ein paar Arme. Ich erkannte sofort die Frau die bei mir war.
„Hanji?!" Ich war völlig überrascht die Abteilungsleiterin zu sehen.
"Was machst denn du hier?", fragte ich sie und lächelte sie freudig an.
"Na dich kurz besuchen du Dummerchen. Wir haben uns in den letzten Monaten kaum gesehen und wenn du bei deiner neuen Stelle anfängst, wird es sogar noch weniger sein! Ach ja, es ist noch jemand hier." Sie drehte sich um und ich sah ihren Blick nach. Ein grosser, blonder, gut gebauter Man stand einige Meter weiter weg.
"Erwin du auch?" Der Kommandant schenkte mir ebenfalls ein Lächeln.
„Schön dich zu sehen Karin. Es scheint dir besser zu gehen, als ich dich das letzte Mal gesehen habe."
„Natürlich, das letzte Mal war vor über einem Monat. Da war ich immer noch in der Heilphase." Ich sah zwischen Erwin und Hanji an, die von mir endlich losgelassen hatte.
„Was macht ihr zwei hier überhaupt?"
„Wir wussten, dass du heute noch hier vorbeikommen musstest und haben dir noch einige Sachen aus deinem Quartier in der Kaserne mitgenommen, die du eventuell noch brauchen wirst." Antwortete Hanji. „Du hast ja kaum Zeit gehabt, dich um den ganzen Umzug zu kümmern."
„Das ist sehr lieb von euch, danke." Ich strahlte die zwei an. „Wo sind die Sachen eigentlich?"
„Bei den Ställen. Komm wir zeigen sie dir." Hanji zog mich zu zwei vor den Ställen wartenden Taschen. Sie waren etwas abseits hingestellt worden, deswegen hatte ich sie vorhin nicht bemerkt. Erwin hatte uns kurz verlassen um noch etwas zusätzliches zu holen und stand einige Minuten später wieder bei uns, in den Händen hielt er das Zaumzeug des Pferdes, das er rausgebracht hatte.
„Leica!" Glücklich ging ich auf das Tier mit Haselnussfarbigem Fell zu. Der Hengst war mir in der Aufklärungstruppe zugeteilt worden und war einer der schnellsten Pferde die ich kannte. Als er mich erkannte, schnaubte das Pferd freudig und liess zu, dass ich ihm zwischen den Augen kraulte.
„Er hat dich anscheinend recht vermisst. Wir haben gemerkt, dass er oft sehr unruhig war, seit du weg bist." Hanji klopfte das Tier freundschaftlich auf die Flanken. Erwin wendete sich dann an mich.
„Wir dachten uns, es wäre für dich und das Pferd gut, wenn ihr euch in den nächsten drei Jahren immer noch zur Seite steht. Er war zum Teil sehr temperamentvoll, wenn andere ihn satteln wollten. Ich glaube deshalb nicht, dass er sich an einen anderen Reiter gewöhnen würde. Wir haben es schon mit Keith abgeklärt und er ist einverstanden, dass dein Pferd in den Ställen eingenistet wird." Ich sah zu Erwin und nickte ihm dankend zu. Die beiden hatten mir gerade eine riesige Freude gemacht.
„Das ist wahnsinnig lieb von euch. Ich weiss gar nicht wie ich euch danken soll!"
„Wird einfach wieder gesund" sagte Erwin. „und komm nach diesen drei Jahren wieder zurück in die Einheit."
„Wir vermissen dich alle jetzt schon meine Liebe." Platzte Hanji in das Gespräch. „ohne dich habe ich das Gefühl Moblit ist überfordert." Sie kicherte etwas vor sich hin, während Erwin und ich sie ernst ansahen.
„Dann sieh zu dass du ihn nicht überarbeitest Hanji!" ich verschränkte meine Arme und sah sie an. „Du bist viel zu hyperaktiv, wenn es um deine Experimente geht. Das weisst du und ich."
„Ich werde versuchen mich zurück zu halten." Hanji konnte ein Grinsen nicht unterdrücken und mir war klar, sie würde das ganz und gar nicht hinkriegen. Ich zuckte mit den Schultern und sah wieder zu Erwin.
„Nun denn, ich muss glaube ich wirklich meine Sachen bei der Administration abholen. Müsst ihr denn schon weiter, oder..?" Erwin schüttelte verneinend seinen Kopf.
„Ich muss leider schon wieder weiter. Aber Hanji will sich sicher noch etwas mit dir unterhalten."
„Oh jaa! Wir haben uns noch so viel zu erzählen!"
„Nun, da das jetzt geklärt ist werde ich mich mal verabschieden. Karin, wir sehen uns ein anderes Mal wieder." Er nickte mir zum Abschied zu und entfernte sich dann von den Ställen.
„Ich warte dann hier mal auf dich. Geh nur rein und kümmere dich um das Ganze. Ich werde bei den Pferden bleiben." Hanji nahm mir das Zaumzeug aus den Händen und deutete mich an, mich zu bewegen. Ich lachte und ging in das Gebäude.
Dort suchte man mir einer der langen Manteln aus das mir auch passte. Den Stundenplan der mir in die hand gedrückt wurde, sah ich mir kurz an, bevor ich alles mit nach draussen nahm. Hanji wartete ganz aufgeregt auf mich und hatte in der Zwischenzeit ihr eigenes Pferd geholt. Sie sagte mir, dass das geleihte Pferd, mit dem ich hierhingekommen war, in dieses Ställen bleiben konnte. Einer der Stalljungen würde zusehen, das es zurückgebracht werde.
Wir sattelten die Pferde mit den zwei Taschen und ritten zusammen los. Hanji konnte einfach nicht aufhören zu plaudern. Aber ich genoss es. Es war schön zu hören, was meine anderen Freunde in der Aufklärungstruppe machten.
Als wir bei den Unterkunften der Ausbildungseinheit ankamen, fing die Sonne gerade an unterzugehen. Ich verabschiedete mich von Hanji und musste ihr versprechen, mindestens einmal im Monat zu schreiben, wenn wir uns schon nicht sehen konnten. Fröhlich mir zuwinkend, gallopierte Hanji dann vom Geläbde weg. Sie musste ja noch selbst zur Kaserne zurückreiten. Ich selbst brachte Leoca zu den Ställen. Erwin hatte recht gehabt, der zuständige Stalljunge war über Leoca als Neuling informiert und eine Stallbox stand schon für ihn bereit. Glücklich nach diesem Tag striegelte ich Leica noch bevor ich selbst für die Nacht einkehrte. Während ich etwas kleines zu Abend ass, schaute ich nach, was morgen auf dem Stundenplan stand. Meine erste Stunde war der Allgemeine Unterricht über das Militär. Ich grinste etwas vor mich hin. Die Kinder würden ja einen interessaten ersten Morgen haben.
Tages darauf, traf ich mich mit dem Hauptlehrer um kurz über die heutigen Stunden zu diskutieren. Ich als Soldatin der Aufklärungstruppe könnte den Kadetten erstklassige Einblicke in das Leben im Militär bringen und der Lehrer war froh mich als zweite Dozentin zu haben.
"Die Kadetten können froh sein sie für diesen drei Jahren als Lehrerin zu haben Frau Volker." Der Lehrer und ich waren gerade dabei in das Schulzimmer zu gehen, um den Unterricht zu beginnen. "Ich denke es wird den Kindern gut tun, Informationen, Tipps oder was auch immer von ihnen zu hören. Das wird ihnen sicher helfen, diese drei Jahre zu überleben."
"Das müssen Sie mir nicht sagen. Ich weiss ja selbst wie anstrengend die Ausbildung ist." Wir erreicjten kurz darauf den Schulraum, aus dem Raum hörten wir die Kadetten vor sich her am reden. Typisch für Jugendliche in diesem alter, solange kein Erwachsener in der Umgebung war, sind diese laut. Mein Begleiter stiess kraftvoll die Türe auf um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Kadetten verstummten und einige eilten schnell auf ihren Sitzplatz.
"So, guten Tag zusammen. Ich bin Herr Andermann und euer Lehrer für denn Allgemeinen Unterricht. Auch dabei ist meine, ich sag jetzt mal Helferin, die sie ebenfalls durch die Ausbildung begleiten wird. Aber ich lasse sie sich am besten selbst vorstellen, bevor ich noch etwas falsches sage." Er deutete mir mit den Händen an ich dürfe mich selbst vorstellen. Ich nickte ihm dankend zu und stellte mich vor der Klasse auf. Die Hände waren hinter meinem Rücken verschränkt und den Rücken gerade durchgeschtreckt, so wie ich es sonst bei der Aufklärungstruppe gewohnt war aufzutreten.
"Hallo zusammen, mein ist Karin Volker. Ich gehöre eigentlich zur Aufklärungstruppe, aber für die nächsten drei Jahre werde ich euch bei eurer Ausbildung begleiten. Auf gute zusammenarbeit."
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