Kapitel 6

Im Unterricht konnte Hermine sich nur teilweise konzentrieren, da ihr Bein immer noch schmerzte. Während Harry und Ron die ganze Zeit redeten, hörte Hermine weg und versank lieber in ihren Gedanken. Draco Malfoy hatte ihr geholfen. Freiwillig! Das kam nahezu an ein Wunder heran. Hermine hätte wirklich nie gedacht, dass sie das noch erlebte. Ein Malfoy half ihr: Hermine Granger. Einer Person, einer Hexe mit Muggelblut.

Und auch später traf man sie nur in Grübeleien versunken an.
„Hey Hermine, was ist heute eigentlich los? Ich hab die ganze Zeit das Gefühl, du seist nicht ganz bei uns", meinte Harry, während sie ein wenig später zum Abendessen eilten. Sie alle drei hatten großen Hunger und ihre Mägen knurrten schon lange. „Ich hab nur viel zum Nachdenken", antwortete Hermine kurz und knapp. Sie hatte keine Lust, ihren Freunden davon zu erzählen. Obwohl, half es nicht immer, darüber zu reden? Und würde es der ganzen Sache mit Malfoy nicht ein bisschen Struktur und Licht geben?
So entschloss sie sich, Harry und Ron doch die ganze Geschichte von heute morgen kurzgefasst zu erzählen.

„Was? Draco hat dir freiwillig geholfen?", fragte Ron verwundert und etwas laut. Schnell blickte Hermine sich um, damit sie sicher sein konnte, dass niemand Rons Ausruf gehört hatte. „Ja, das hat mich auch zuerst sehr gewundert, doch vielleicht ist Draco gar nicht so böse, wie er immer vorgibt. Er hat bestimmt einen weichen Kern." Ron starrte Hermine fassungslos an. „Du verteidigst ihn? Malfoy? Dir ist echt nicht mehr zu helfen." Mit diesen Worten rauschte er mit wütender Miene davon in die große Halle.

Natürlich entschuldigte Harry sich sofort im Namen seines besten Freundes, doch er selbst war eher auf Hermines Seite. Erstens, Rons Verhalten war gerade unmöglich gewesen und zweitens, Draco hatte schon lange nichts Schlechtes oder Böses getan. Außerdem war Draco netter geworden. Und das alles kurz nachdem Hermine ihm eine verpasst hatte... Harry glaubte, Hermine hatte Draco damals zur Besinnung gebracht.
„Ich bin mir sicher, Ron meinte das nicht so. Und ich könnte mir vorstellen, dass du Recht hast..." Harry wurde plötzlich von Dracos Stimme unterbrochen. „Hast du mich ernsthaft verteidigt, Granger?" Sein Tonfall klang nicht belustigt, sondern eher neugierig und vielleicht sogar ein wenig dankbar.

Harry und Hermine schnellten herum und sahen, dass Draco direkt hinter ihnen lief. Sofort errötete Hermine. Sie nahm an, dass er das ganze Gespräch mitgehört hatte und diese Tatsache war Hermine echt peinlich, denn sie hatten über ihn geredet!
Wieso war er eigentlich bei ihr, wo er doch sonst ihre Nähe vermied und wieso sprach er mit ihr?

Da fiel Hermine ein, dass er ja wegen ihres Beines in der Nähe bleiben und sie bewachen sollte, doch ohne ihn wäre Hermine auch gut klargekommen. Sie hatte sich den ganzen Tag über von Harry, Ron und Ginny Hilfe geholt.

„Ja, ich habe dich verteidigt, Malfoy. Und weißt du warum?" Hermine machte eine Pause und schaute Draco an. Es kostete ihr sehr viel Mut, die nächsten Worte auszusprechen. "Weil ich glaube, dass das, was ich gesagt habe, der Wahrheit entspricht. Du bist bestimmt nicht so böse, wie du immer tust und sehr wahrscheinlich hast du auch einen weichen Kern. Doch diese gute Seite an dir willst du nicht zeigen. Niemanden." „So ein Quatsch!" Draco schüttelte den Kopf und lief an ihnen vorbei. Doch sowohl er als auch Hermine wussten, dass sie mitten ins Schwarze getroffen hatte.

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