Kapitel 1

Die ganze Familie saß am Frühstückstisch. Mama hatte Brötchen gebacken. Ich war eigentlich ganz happy drauf, aber dennoch wunderte ich mich, dass Mama die ganze Zeit ungeduldig aus dem Fenster schaute. Erwartete sie irgendetwas? Wenn ja, dann kam es wohl jetzt, denn Mama sprang auf. Milan, mein Bruder, fragte erstaunt: „Mama!?" und auch ich wunderte mich über das merkwürdige Verhalten von meiner Mutter.

Doch es wurde noch merkwürdiger. Sie öffnete das Fenster und ich konnte kurz nicht sehen, was sie machte, doch im nächsten Moment hielt sie einen Brief in der Hand. Ich schaute genau hin, und erkannte, dass mit Smaragdgrüner Tinte der Absender und der Empfänger geschrieben waren. An irgendetwas erinnerte mich das doch! Aber an was?

Mir blieb nicht viel Zeit zum Nachdenken, denn meine Mutter riss den Brief auf. Nervös faltete sie ihn auseinander. Dabei fiel ihr der Umschlag aus der Hand. Ich hob ihn auf und erkannte... Nein, das konnte nicht sein. Das Siegel von Hogwarts! Wollten sich meine Eltern einen Spaß erlauben? Oder meinten sie es ernst?

Da fing Mama auch schon an vorzulesen. „Sehr geehrte Miss Meddleton, Wir freuen uns, ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind. Beigelegt finden Sie eine Liste aller benötigten Bücher und Ausrüstungsgegenstände. Das erste Schuljahr beginnt am 1. September. Mit freundlichen Grüßen Minerva McGonagall stellvertretende Schulleiterin"

Stille breitete sich in der Küche aus. Dann sagte Mama, so überrascht, dass es nicht gespielt sein konnte: „Ich dachte sie würde auf das St. George gehen?" „Das dachte ich auch. Vielleicht ist sie dort, weil auch wir für ein Jahr dort waren, und ich war ja noch im GLZS. Vielleicht schien es ihnen am besten sie nach Hogwarts zu schicken?", sagte Papa.

Ich tauchte vom Tisch auf und starrte die beiden an. Sie meinten es also ernst? „Ich... bin in Hogwarts?", fragte ich vorsichtig. Und McGonagall ist stellvertretende Schulleiterin?, Wollte ich fragen, doch irgendetwas hinderte mich daran. Das kam mir verdächtig vor. Schließlich war das am Anfang der Geschichte um Harry Potter auch so.

Doch schon antwortete mir meine Mutter: „Ja. Ich verstehe es auch nicht so ganz, wieso, aber klar ist: Du bist eine Hexe." ungläubig starrte ich sie an. Irgendetwas an ihrem Gesichtsausdruck sagt mir, dass ich ihr vertrauen konnte. Also setzte ich mich wieder hin, und forderte sie auf: „Na los, erklärt uns alles!"

„Na gut. Wo soll ich anfangen? Ah ja. Ich denke, alles fing damit an, dass ich in St. George angenommen wurde. Wisst ihr, auf den Deutschen liegt irgendein Fluch, durch den Deutsche ihren Kindern nicht sagen können, dass sie Zauberer sind. Ich wurde also da angenommen, und lernte zaubern.

Dann gab es da dieses coole Angebot, ein Jahr lang nach Hogwarts zu gehen. Natürlich willigte ich ein, ich hatte schon viel über Hogwarts gehört. In meinem vierten Schuljahr fuhr ich, nicht wie sonst nach St. George, sondern nach Hogwarts. Ich wurde für das eine Jahr nach Gryffindor eingeteilt, zusammen mit einem gewissen Jason." sie zeigte auf meinen Vater.

„Der hatte nämlich auch ein Auslandsjahr angenommen. Wir wurden Freunde. Und bald auch mehr als das. Nach diesem Jahr, in dem wir zusammen gewesen wahren verloren wir uns bald aus den Augen. Doch dann in diesem einen Sommer sahen wir uns, wie es das Schicksal wollte, wieder. Und verliebten uns neu. Papa war übrigens auf dem GLZS, welches jetzt nicht mehr existiert. Die einzige Zauberschule in Deutschland ist jetzt St George."

„Okay, das klingt so verrückt, dass es nicht erfunden sein kann!", stieß ich hervor. Mama lachte. „Das ist es auch nicht.", sagte Papa. Doch dann fiel mir eine Frage ein: „Wie soll ich bis zum Ende des Schuljahrs noch Englisch lernen?" „Erstens,", meinte Mama, „Kannst du schon Englisch, du musst es nur noch besser können, und zweitens, Habe ich gerade eine Notiz entdeckt, in der steht, dass Sabine dir Englischunterricht geben wird."

„Wer ist Sabine?", fragte nun Milan, der bisher noch nichts gesagt hatte. Mama schaute etwas verlegen drein. Es schien als hätte sie eben vergessen uns etwas zu erzählen. Sie fing an: „Also... Ich war nicht alleine beim Jahr in Hogwarts. Eigentlich war noch meine beste Freundin Sabine Reinert dabei." Was????????

„Das glaub ich jetzt nicht!", rief ich und sprang auf, „Du warst beste Freundin mit meiner Klassenlehrerin, und du hast es mir nicht erzählt?" Mama schaute noch verlegener. Und es sah auch aus als täte es ihr leid. Und sofort hatte ich ihr wieder verziehen. Sie hatte Angst, dass ich so weit in sie hineinbohren würde, dass sie es mir erzählen würde, und dann würde der Fluch über uns hereinbrechen...

„Tut mir leid.", murmelte ich betreten. Meine Mutter sah mich überrascht an. Dann schloss sie mich in ihre Arme. Und plötzlich bemerkte ich, dass es eigentlich nicht besser sein konnte. Ich würde nach Hogwarts kommen! Wie cool! In dem Moment war ich der glücklichste Mensch auf Erden. Die vielen Ungereimtheiten und dass Mama mir immer noch nicht alles erzählt hatte, fiel mir nicht auf.

***

Am nächsten Tag erfuhr ich die Wahnsinnsnachricht von Diana, Rocky und Emmy, meinen Freundinnen: Sie drei waren auch Hexen! Nur leider nicht auf Hogwarts. Sie würden auf das St. George gehen. Schade. Aber vielleicht konnten sie ja irgendwann mal ein Auslandsjahr machen, wie Mama.

Wir hatten uns eine Ausrede für die Muggel ausgedacht. Sabine (Ich durfte Frau Reinert jetzt so nennen) hatte vorgeschlagen, dass wir ihnen einfach die Wahrheit sagen würden: Ich habe ein Stipendium von einem englischen Internat bekommen. Eine Lüge war das ja nicht. Nur nicht die ganze Wahrheit.

Als ich am Montag an der Schule ankam , war ich nervös. Sollte ich es Vivienne sagen? Ich wusste nicht wie! Mit klopfendem Herzen ging ich in den Englischunterricht. Sabine sah sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie rief mich kurz zu ihr. „Was ist denn los?", fragte sie besorgt.

Ich erzählte ihr, was los war. Sie nickte verständnisvoll. Dann schlug sie vor: „Wie wäre es, wenn ich es einfach der ganzen Klasse sage?" „Oh, bitte nicht! Das soll ja nicht gleich die ganze Klasse wissen!" „Wieso eigentlich nicht? Irgendwann werden sie es ja sowieso erfahren, wenn du Anfang des nächsten Schuljahrs nicht mehr da bist. Also sage ich es ihnen am besten jetzt, nicht?"

Sie hatte recht, natürlich hatte sie recht. Doch trotzdem gefiel mir der Gedanke nicht. Sie sagte noch kurz: „Heute nach der Schule, erstes mal Zusatzunterricht?" „Ok", antwortete ich und setzte mich auf meinen Platz. Die Klasse hatte munter getratscht und jetzt, wo ich mich auf meinen Platz gesetzt hatte wurde es still.

Sally flüsterte mir zu: „Na, hast dich wieder bei Frau Reinert eingeschleimt, damit du bessere Noten kriegst?" „Nicht wirklich.", antwortete ich kalt, „Aber du wirst es noch früh genug erfahren." Und mit diesen Worten dreht ich mich nach vorne, um dem Unterricht zu folgen.

Frau Reinert begann den Unterricht direkt mit der Ansage: „Also, zuerst habe ich euch etwas zu sagen. Rose hat ein Stipendium von einem englischen Internat bekommen. Das heißt, sie wird nächstes Schuljahr dort sein." Lautes Gemurmel stieg an und Sally fragte mich völlig verdutzt: „Also darüber habt ihr gesprochen?" „Wenn du es genau wissen willst, dann ja." , antwortete ich.

Vivienne kam bei mir vorbei und fragte: „Wieso hast du mir das nicht erzählt?" Ich sah verlegen drein. „Na ja,", begann ich, „Es war halt keine Zeit dazu und außerdem, hätte ich sowieso nicht gewusst, wie ich es dir sagen sollte." Vivienne schaute etwas besänftigt.

Ich lächelte zu Sabine hin, um zu zeigen, dass alles gut war und daraufhin rief sie „Ruhe!" Und alle verstummten. Sie meinte beruhigend: „ Ich weiß, das sind große Neuigkeiten, aber ich bitte euch doch Ruhe zu bewahren, denn ich bin sicher, Chaos macht die ganze Situation schlimmer als sie ist. Und sie hat nur ein Stipendium von dieser Schule, weil sie einen englischen Text geschrieben hat, den ich meiner Freundin aus London gezeigt habe, die davon schwer beeindruckt war, davon ein Foto gemacht hat und es dann ihrer Freundin geschickt hat, die wiederum nach neuen Schreibtalenten Ausschau gehalten hat. Es ist reiner Zufall."

Ich wunderte mich, wie gut Sabine lügen konnte (Eigentlich so gut wie ich) und wie gut sie ihre Rolle spielen konnte, denn ich war mir sicher, dass diese Geschichte gerade von ihr erfunden war.

Doch die Leute aus meiner Klasse schien die Geschichte tatsächlich überzeugt zu haben. Sie schauten alle zu mir und ich spürte wie ich leicht rötlich anlief. Das stimmte noch nicht einmal! Ich war einfach nur in Hogwarts aufgenommen worden. Warum wusste ich auch nicht. Dieser falsche Lob kotzte mich so an. Doch ich musste so tun, als entspreche das alles der Wahrheit. Denn niemand durfte herausfinden, dass im Untergrund immer noch Hexen und Zauberer wie ich lebten.

Der Unterricht ging weiter und wir machten Englisch. Danach waren noch weitere Stunden. Als dann endlich der Tag vorbei war, fiel mir auf, dass Sabine ja gesagt hatte, ich sollte nach dem Unterricht zu ihr kommen. Ich ging also zu ihrem Raum und fand sie dort drin auf. Ich fragte mich, warum sie jetzt keinen Unterricht hatte.

Ich ging also zu ihr und fragte sie: „Hast du jetzt nicht noch Unterricht?" „Normalerweise schon.", antwortete sie, „Aber eine Kollegin übernimmt das. Du bist wichtiger." Wieder lief ich rot an. Doch ich fragte weiter: „Was hast du denn gesagt? Dass du dich nicht gut fühlst?"

Sie schaute mich an. „Himmel nein! Ich habe ihr die Wahrheit gesagt. Hat Milla dir denn nicht erzählt..." „Anscheinend nicht. Ich glaube sie hatte einfach keinen Grund dazu." „Ok. Also Rose, mach dich auf etwas gefasst... Diese Schule hat ausschließlich Hexen und Zauberer als Lehrer. Wir helfen den Muggeln, die ohne uns vermutlich so hohen Lehrermangel haben würden, sodass viele nicht zur Schule gehen könnten. Hast du dich nie gefragt, wieso deine Mutter Lehrerin ist?"

„Na ja, ich dachte es liegt auf dem Fluch, der auf den Deutschen liegt..." „Dieser Fluch verhindert zwar, dass wir, bis wir vereint mit den Engländern gegen das Dunkle gekämpft haben unseren Kindern nicht sagen können, dass sie magisch sind, aber nicht, dass man selbst magische Sachen macht. Deine Mutter hätte auch im Deutschen Zaubereiministerium arbeiten können. Stattdessen hat sie sich aber, wie ich dafür entschieden, den Muggeln zu helfen. So, nachdem ich dir jetzt ziemlich viel erklärt habe, werden wir jetzt erst einmal mit dem Englisch anfangen. Im nächsten Unit kommt das Present Progressive vor, das ist eine Zeitform, in der man..."

Und so ging es immer weiter. Innerhalb zwei Wochen konnte ich alle Zeiten, die man in der Fünf lernt anwenden. Bald lernte ich auch Sachen in der sechs und in der Sieben. Im Englischunterricht langweilte ich mich nur noch. Sie machten Sachen, die ich schon längst gelernt hatte. Natürlich meldete ich mich immer noch mal, aber in den Arbeitsphasen gab mir Sabine dann Arbeitsmaterial für die Siebte, denn ich musste viel Englisch aufholen.

Und trotz allem hatte ich Spaß. Ich liebte Englisch als Sprache. Ich liebte den Gedanken an Hogwarts. Und vor allem mochte ich Sabine und ihre Art. Es schien so, als könnte nichts besser sein. Doch der Schein trügt oft.

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