Kapitel 20
Die Diamantenmesse war um einiges prunkvoller als Caitlin erwartet hatte. Die Räumlichkeiten waren hell erleuchtet und gut besucht, sodass sie hätte drängeln müssen, hätte sie sich von der Stelle bewegen müssen. Über den Köpfen der zahlreichen Besucher befand sich ein Kronleuchter aus durchsichtigen Edelsteinen.
Suchend sah sie sich um. Irgendwo hier mussten Kara und Felicity stecken. Jedenfalls hätte erstere bereits vor zehn Minuten eingetroffen sein sollen. Overgirl hatte gesagt, sie werde selbstständig herkommen, da es für sie praktischer war, weil sie einen weiteren und völlig anderen Weg hatte, den sie – nebenbei gesagt – in Luftlinie hinter sich bringen würde.
Wo um Himmels Willen war Felicity? Eigentlich hätte die Hackerin ihnen auch über die Comms Bescheid geben können, dass sie anfangen konnten, aber Barry hatte darauf bestanden, dass Felicity sich pünktlich beim Verlassen des Gebäudes kurz bei den anderen Teammitgliedern meldete, da das Risiko bestand, dass die Hackerin bei ihren Vorbereitungen, was auch immer die waren, geschnappt wurde.
Caitlin war ins Gebäude allein vorgeschickt worden, Barry wartete derweil am Eingang in einem blinden Fleck der Überwachungskameras. Thea befand sich im Fluchtwagen einen Häuserblock weiter und wartete auf Felicitys Rückkehr. Die kurze Strecke, die zwischen dem Kleinbus und dem Veranstaltungsgebäude lag, würden sie alle später mit Flashs Hilfe mühelos überbrücken können.
Auf einmal geriet eine junge Frau in Caitlins Blickfeld. Sie trug ein schwarzes Kleid und eine ebenso dunkle Nerdbrille, die nicht so recht zum Rest ihrer Aufmachung passen mochte. Die glatten dunkelblonden Haare trug sie offen. Auf einmal zog sie ihre Brille aus und drehte sich einmal langsam im Kreis. Sie schien ihre Umgebung mit Blicken förmlich abzuscannen.
Irgendetwas kam dem Eismeta an dieser Person bekannt vor. Sie hoffte sich nicht zu täuschen und machte sich auf den Weg zu ihr.
Im selben Moment wurde sie von der Frau entdeckt. Die Blondine setzte die Brille wieder auf, schnappte sich ein Sektglas von einem der Tabletts, die ein Kellner durch die Räumlichkeiten trug, und machte eine auffordernde Handbewegung, zu ihr zu kommen. Als Caitlin schließlich vor ihr stand, lächelte die Frau sie breit an. „Es wird frostig", sagte sie. Eine Temperaturanspielung. Lahmer Scherz. Aber immerhin wusste Caitlin nun, dass sie richtig gelegen hatte. Nie hätte sie Overgirl hier wirklich erkannt, ohne das Wissen über ihre Anwesenheit. Kara Danvers wirkte ungewöhnlich freundlich, doch es war wie immer etwas Gefährliches an ihr. Der Alien warf einen Blick auf die riesige Uhr hoch oben an der Wand des beige gestrichenen Empfangsraumes, in dem sie sich befanden. „Overwatch hat noch drei Minuten. Wenn sie bis dahin nicht auftaucht, müssen wir raus. Aber bis dahin können wir uns in Ruhe unterhalten, bevor das Theater beginnt. Weißt du, Barry hat mir kürzlich schon viel von dir erzählt." Sie nippte an ihrem Sektglas.
„Ach, wirklich?" Nicht dass es Caitlin wirklich wichtig war, was ein Alien über sie dachte, aber es interessierte sie durchaus, wie Barry von ihr sprach. „Ich hoffe doch, nur Gutes?"
„Sicher. Ich konnte ihn kaum stoppen, sobald er einmal von dir angefangen hatte", zwinkerte Overgirl. „Er scheint dich sehr gut zu kennen." Irgendetwas an dieser Äußerung alarmierte Caitlin, doch sie konnte nicht sagen, was genau es war.
Das kurze Geplauder konnten sie sich leisten, immerhin war Felicity noch nicht zu ihnen gestoßen. Aber hinter dem augenscheinlichen Smalltalk steckte viel mehr. Sie beobachteten einander, schätzten einander ein. Vertrauenswürdig fanden sie sich gegenseitig nach wie vor nicht, aber sie waren sich sicher, dass die jeweils andere, zumindest was diesen Coup betraf, keinen Schaden anrichten würde.
Auf einmal berührte etwas Caitlin an der Schulter. Sie fuhr herum, fast in der Erwartung, einen Security-Mann angreifen zu müssen, was für den Plan alles andere als förderlich gewesen wäre.
„Ganz ruhig", sagte Felicity mit erschrocken weit aufgerissenen Augen, ließ Caitlin aber nicht los, sollte diese doch noch austicken. Die Hackerin hatte, im Gegensatz zu Overgirl, ihre Brille abgelegt, was ihr ebenfalls ein deutlich verändertes Äußeres verlieh. Darüber hinaus trug sie dezentes Makeup, steckte in einem langen hellrosa Kleid und hatte offensichtlich Gebrauch vom Lockenstab gemacht. Sie passte perfekt auf diese Veranstaltung. Immerhin war das auch ihr normales soziales Umfeld, seit sie mit Oliver Queen zusammen war. Dieser hatte die Veranstaltung mit seiner festen Freundin an seiner Seite eröffnet. Diese informierte ihre Komplizen nun über den Fortschritt des Plans. „Ich habe die Wärmekameras angebracht, das Gebäude hatte keine eigenen", erklärte sie im Flüsterton und sah umher, ob sie belauscht wurden. „Dank meines Status als Freundin des Bürgermeisters hatte ich keine Probleme, in die Räume zu gelangen. Ich gehe jetzt raus und sage dem Chef Bescheid. Ihr wisst ja, was euer Job ist."
„In der Tat", sagte Overgirl mit einem maliziösen Lächeln auf den Lippen und nahm die gefälschten Ausweise und Eintrittskarten aus der Handtasche. „Machen wir ihnen die Hölle heiß."
~*~
Es war viertel nach sieben, als Felicity das Gebäude verließ. Sie tat erst so, als würde sie Flash nicht bemerken, der dort in einem schwarzen Anzug an der Wand lehnte. Sobald sie den Bereich hinter sich gelassen hatte, den die Überwachungskameras erfassten, drehte sie sich um und hob die Hand zu ihrem Ohr, um die Comms anzuschalten. Es knackte kurz in den Lautsprechern, dann war ihre Stimme zu hören: „Die Wärmekameras sind installiert. Gebt mir vier Minuten, dann geht es los."
Barry nickte. Er sah auf seine Uhr. Aufregung machte sich in ihm breit.
Dann war die Zeit um.
„Overwatch ist zurück im Wagen. Wir sind startklar. Leute, seid ihr auf euren Positionen?", fragte Thea über das Kommunikationssystem.
„Ja." Kara.
„Ich auch." Caitlin. Sein Magen zog sich leicht zusammen.
Er entschloss sich, dass Gefühl für den Moment zu ignorieren, und sagte, den Knopf an dem Gerät an seinem Ohr gedrückt: „Dann kann es ja losgehen. Overwatch, stell uns alle auf Dauerempfang. Wenn etwas schiefgeht, müssen wir es schnellstmöglich mitbekommen. Pass auf die Lautstärke auf."
„Geht klar."
„Frost, Overwatch – ich komme in einer halben Minute rein. Los." Das war ihr Codewort. Barry hörte, wie innerhalb weniger Sekunden der Geräuschpegel innerhalb des Gebäudes massiv anschwoll. Die beiden taten eindeutig, was er ihnen aufgetragen hatte.
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