Kapitel 5

Fred Weasley jr. P. o. V.

Zitternd hockte ich mich auf die Steinmauer vor den Gewächshäusern und starrte mit düsterem Blick umher. Fröstelnd zog ich meine Jacke enger und versuchte, wenigstens einen klaren Gedanken zu fassen. Das ganze hatte ein Streich werden sollen! Nachdem Lysander sich letzte Woche am 1. September so blöd benommen hatte, wollten James, Frank und ich uns eine nette Überraschung für das Erbsenhirn überlegen und haben mithilfe von Onkel Harrys nützlichem Tarnumhang in seinem Schlafsaal ein paar Flubberwürmer unter Decke, in ihren Schuhen und in den Schränken verschreckt. Die Viecher sind zwar harmlos, aber extrem ranzig. Außerdem vermehren die sich unter den richtigen Bedingungen wahnsinnig schnell, es würde mich daher nicht wundern, wenn sich das in wenigen Tagen zu einer echten Plage entwickelt. Ich sollte Scamander im Auge behalten und hatte mich nach unserem entspannten Nachmittag unauffällig im Gebüsch versteckt. In der Dunkelheit hatte mich der Slytherin nicht bemerkt und so hatte ich gespannt spekuliert, was das Erbsenhirn wohl vor hat. Merlin, ich konnte ihn wahrhaftig nicht leiden! Als Lysander dann zu meiner Überraschung zu weinen angefangen hatte, tat er mit auf einmal ziemlich Leid. Ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen unseres geplanten Streichs bekommen. Jep. Ich, Fred Weasley, Sohn von Streichemeister Nr 1 und heranwachsender Rumtreiber, hatte Mitleid mit einem Slythetin gehabt. Sein Schluchten war so herzzerreißend und echt gewesen, dass ich mich immer unwohler gefühlt und es schließlich nicht mehr ausgehalten hatte. Das ich so blöd auf ihm landete, nun, das habe ich ja gar nicht gewollt. Obwohl ich danach zugeben musste, dass Lysander schon echt gut gebaut war. Meine Unterlippe fing an zu beben, als ich daran zurück dachte, wie gut es mir gefallen hatte, auf ihm zu liegen und jeden einzelnen seiner Knochen zu spüren. Seine Lippen waren nur Zentimeter von meinen entfernt gewesen und seine Lederjacke hatte verdammt gut gerochen. Ich sprang auf und fing an, wie ein Tiger im Käfig auf und ab zu laufen. Was war das denn für eine Scheiße! In meinem Herz ging gerade alles drunter und drüber, während in meinem Kopf gar nichts mehr lief. Ich schlug mich ein paar Mal kräftig selbst, um wieder zur Besinnung zu kommen. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich nie etwas für ein Mädchen auf diese Art und Weise empfunden. Ich war eher der Kumpel-Typ, mit dem man Spaß haben und über alles reden konnte. Nervös sprang ich auf und ab und dachte dabei darüber nach, ob ich zum Beispiel irgendeine meiner Cousinen attraktiv fand. Hm. Ich meine, klar, ich finde schon, dass Victoire extrem heiß ist. Bin ja nicht blind, aber wenn ich mir vorstelle, sie zu küssen . . . Nichts. Bisher hatte ich gedacht, das sei normal gewesen, aber wenn ich nun zuließ, dass meine Gedanken für einen kurzen Moment zu Lysander und mir abschweiften, wie wir am Schwarzen See lagen . . . Dann explodierte in mir ein ganzes Feuerwerk an Gefühlen. Verwirrt kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Ich kam darauf klar, dass ich schwul war, aber nur die Möglichkeit, ich könnte mich in Lysander Scamander verlieben, brachte mich beinahe um. Hatte ich denn verdammt nochmal gar keinen Einfluss auf meine Gefühle? Offensichtlich nicht, denn gerade verspürte ich das Verlangen, zum Ufer zurück zu laufen, nur um ihn nochmal zu sehen. Ich musste mich selber zur Ordnung rufen. Oh Gott . . . Ich verbarg den Kopf in den Händen. Das durfte doch nicht wahr sein. Aber ich erinnerte mich auch an seine barschen Worte zum Schluss und ein Gefühl von Sicherheit durchströmte mich. Er war halt ein richtiges Arschloch, da war nichts Romantisches an ihm! Ich hatte ihm nur helfen wollen, weil er mir leidgetan hatte. So? Damit war jetzt Schluss. Hatte ich tatsächlich vorhin ernsthaft darüber nachgedacht, dass der Streich fies war? Oh bitte. Für den Typen war nichts zu fies. Wütend richtete ich mich auf, als in diesem Augenlick James atemlos um die Ecke kam. "Wo bleibst du denn, Kumpel?", fragte er grinsend und stützte seine Arme auf seine Knie. "Geht das mit Scamander alles klar?" Nach kurzem Zögern nickte ich: "Jep. Der ist noch immer unten am Ufer und braucht bestimmt noch eine Weile. Hat das mit den Kakerlaken geklappt?" Aufgeregt biss ich mir auf die Zunge und James nickte stolz. "Ohne Probleme! Die Slytherins werden nachher beim Schlafengehen eine nette Überraschung erleben!" Er rieb sich teuflisch die Hände und ich kicherte. Auch wenn wir bereits in der 7. Klasse waren, so hatten wir noch immer großen Spaß daran, die Slytherins zu quälen. Schwungvoll klatschten mein bester Freund und ich uns ab.

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