4 🔒 Bad Liar
NIALL ✨ 23.12.2016
So wirklich glauben kann ich es immer noch nicht, als ich am späten Morgen zusammen mit meinem Neffen Theo in die U-Bahn steige. Wir befinden uns tatsächlich auf dem Weg zu Sarah nach Hause, um sie abzuholen.
Seine kleine Hand liegt fest in meiner, damit ich ihn nicht verliere, als wir in der vollgestopften Bahn stehen. „Und die sind auch wirklich lieb?" fragt er mich zum x-ten Male und schaut mich mit großen Augen an. Ein Lachen kann ich mir nicht verkneifen. „Aber klar! Sarah kennst du doch schon und ihr kleiner Bruder ist auch wirklich cool", versuche ich seine Zweifel zu zerstreuen, auch wenn ich Benjamin selbst noch nicht getroffen habe. Es ist wahnsinnig goldig, was für Sorgen er sich macht. Schon als ich ihn vor drei Tagen vom Flughafen abgeholt habe, hat er mich kontinuierlich ausgefragt.
(„Mag Benni Fußball?" „Ist Benni cool?" „Isst Benni auch so gerne saure Gummibärchen und muss ich die dann teilen?")
Hundertprozentig überzeugt scheint Theo nicht zu sein, doch spätestens als er in der Bäckerei ein Rosinenbrötchen in der Hand hält, ist seine Welt wieder in Ordnung. Völlig zufrieden läuft er neben mir her und hält die zwei Bäckertüten fest in seiner Hand, als transportiere er gerade den goldenen Schnatz. Auch ich trage eine größere Tüte mit einigen Brötchen vor mir her und je näher wir ihrer Wohnung kommen, umso nervöser werde ich. Erklären kann ich es mir nicht, ist dies doch schon unser drittes Date. Im Gegensatz zu Harrie, die schon länger irgendwie und irgendwie auch wieder nicht, mit Felix zusammen ist, lasse ich es langsamer angehen. Alles, was ich möchte, ist Zeit mit ihr zu verbringen. Verlieben kann sie sich auch später noch. Was meine Gefühle angeht, ist ohnehin Hopfen und Malz verloren. Spätestens, als sie an Harries Prüfungstag völlig außer Takt mitten auf der Tanzfläche gestanden hat und sich nicht die Bohne um blöde Kommentare und Blicke geschert hat, ist es um mich geschehen. Sorgenfrei und glücklich hat sie dort gestanden und mich einfach dazu animiert mitzutanzen und zu grinsen, wie der größte Vollidiot.
„Wann sind wir da?" quengelt Theo und holt mich so aus meinen Gedanken. Ganz cool versuche ich die Tatsache zu überspielen, dass ich vor lauter grübeln an der richten Adresse vorbei gelaufen bin. Vergebens, denn mein Neffe ist alles: süß, nervig, anstrengend, cool. Aber nicht doof. „Oh man", kommentiert er und klatscht sich die Hand auf die Stirn, als er merkt, dass ich auf dem Absatz kehrt mache und mich lachen wieder herum drehe. „Ach lass mich doch", zicke ich gespielt beleidigt und strecke dem Frechdachs die Zunge raus. „Aber denk dran, sowas machen wir zuhause nicht, gelle, Kumpel?" „Ja", stimmt er zu und gibt mir ein High Five. Schon lange, lange versuche ich mich nicht in die Erziehung meines Bruders einzumischen oder sie gar zu zerstören. Genau deswegen haben wir einen Deal abgeschlossen: »Onkel Niall ist cool und er darf mehr, als zuhause. Aber er darf zuhause nie, was er bei Onkel Niall darf. Alles, was bei Onkel Niall passiert, bleibt auch bei Onkel Niall.«
Aber zumindest behalte ich Recht, wenn Theo mich schon mobbt. Denn Benni ist ein wirklich cooler Junge und mein Neffe versteht sich auf Anhieb super mit Sarahs kleinem Bruder. „Können wir in mein Zimmer gehen, Sari?" fragt der dunkelhaarige mit den großen Knopfaugen und springt sogleich fröhlich pfeifend auf, nachdem sie ihre Zustimmung gegebene hat. „Kannst du mir das auch beibringen?" höre ich Theo fröhlich und fasziniert zugleich, fragen.
„So, dann hätten wir das auch geklärt", lacht Sarah und beginnt damit den Brunch-Tisch wieder abzuräumen. „Gott sei Dank", erwidere ich und helfe ihr dabei die Marmelade und all das Geschirr wegzuräumen, aufzuwaschen und abzutrocknen. Mit einem Male schlägt sie einen anderen Ton ein, sieht mich eindringlich an. „Nein, ich meine das Ernst." Spätestens jetzt mache ich mir Sorgen. „Wenn Benni dich nicht leiden könnte, wäre 's das gewesen, das ist dir klar oder?" spricht sie. Es wurmt mich, dass ich nicht einschätzen kann, wie ernst sie diese ganze Sache meint.
Also stehe ich mit offenem Mund in ihrer Küche und starre sie an, wie der letzte Vollidiot.
Zumindest solange, bis sie lacht. Herzlich lacht sie mich aus und legt ihre Arme um meine Hüfte. Als ich die Umarmung erleichtert erwidere, kitzelt mich ihr dunkles Haar in der Nase. Sommerlicher Blütenduft steigt auf, mein Puls steigt und ich möchte die Zeit in diesem Moment am liebsten anhalten. „So blöd das auch klingen mag, Horan, aber dich gebe ich so schnell nicht her. Dass Benni dich mag, ist da nur das Sahnehäubchen." Mehr als einen sanft gehauchten Kuss kann und will ich gar nicht erwidern. Wenn ich jetzt anfangen würde, ihr zu sagen, was für ein hoffnungsloser Fall ich war, wie sehr ich mich verliebt hatte, ohne viel über sie zu wissen, dann würde ich sie nur verschrecken. Und das will ich unter gar keinen Umständen!
Also belasse ich es dabei und genieße einfach den Spaziergang durch den verschneiten Park, die Schneeballschlacht mit den Jungs und auch das Nachbilden eines Olafs. Während Theo ein absoluter Disney-Freak ist – alles dank Harries grandioser Beeinflussung – scheint ‚Frozen' der einzige Film zu sein, den Benni mag. Doch er gibt sich zufrieden, nachdem Theo verspricht mit dem Singen aufzuhören und seine Gummibärchen zu teilen.
Mit der festen Überzeugung, es ist ein guter Tag, begebe ich mich also mit Sarah neben mir, zu Louis Geburtstagsparty. Sobald wir Benni bei ihren Eltern und Theo bei meinem nach London umgezogenen Vater abgeliefert haben, fahren wir in meinem schwarzen Audi zu meinem Freund nach Hause. Wie in jedem Jahr will Louis mit der Band in seinen Geburtstag hinein feiern und am nächsten Tag den Weg nach Doncaster antreten.
„Und das ist wirklich okay?" fragt Sarah unsicher kurz bevor ich an Louis' Anwesen angekommen, den Code in sein Tor eingeben will. Aufmunternd lächle ich ihr zu, während ich ihr versichere, dass Louis seine Erlaubnis gegeben hat. „Aber Harriette bringt doch auch niemanden mit, oder?" Zwar stellt Sarah so eine berechtigte Frage, aber ich bin mir sicher, dass meine beste Freundin nicht dahingehend erwähnt hat. Weder Tom, noch Felix würden heute mit uns feiern. Beruhigend wirkt diese Antwort zwar nicht, doch es führt immerhin dazu, dass sie nervös nach meiner Hand greift und unsere Finger miteinander verschränkt.
Doch Sarahs Bedenken sind völlig haltlos. Sobald wir das Tomlinson – Anwesen betreten, stürzen sich die Mädels auf meine Begleitung, als wäre sie schon immer ein Teil dieser One – Direction – Familie gewesen. Als wir eintreffen ist der Großteil meiner Freunde schon bei feuchtfröhlicher Laune und eigentlich hätte es mir zu denken geben müssen. Doch stattdessen genieße ich lieber Eleanors grandiose Salate und warte geduldig darauf, dass Harry und Liam ihren Mann gestanden haben und ein saftiges Steak vom Grill auf den Tisch bringen.
Gut, Kohlebrikett traf es am Ende eher, doch es tat der Stimmung keinen Abbruch. Meiner schon gleich gar nicht, denn ich freute mich schon den ganzen Tag auf die jährliche Tradition: Karaoke.
Da ich weiß, wie ‚gut' Harrie und Sophia singen können, warne ich Sarah vor. Nicht wissend, dass sie sich sofort lachend bei den Mädels einreiht und gar nicht mal schlecht unseren Song ‚Alive' zum Besten gibt.
„Das hättest du ruhig mal erwähnen können", sage ich am Ende und drücke ihr einen Kuss auf die Schläfe. Auch an mir geht der Alkohol nicht spurlos vorbei und nur deshalb fasse ich den Mut, ihr so offen zu zeigen, was eigentlich in mir vorgeht. Doch sie stört sich nicht daran. Im Gegenteil. Sarah trinkt mit den Mädels, lacht mit den Jungs und lässt es sich nicht nehmen, mich auf Louis' improvisierte Tanzfläche zu zerren.
Lange, lange dauert es, bis ich mich wirklich traue, sie zu küssen. Mehr, verlangender zu küssen, als ich es sonst tue. Doch sie wehrt sich nicht. Im Gegenteil.
„Mensch, du gehst aber ran", lallt mir Harry ins Ohr, als wir vor Harries legendärer Bowle stehen. Auch er hat schon deutlich getrunken, was sich durch seine nicht gerade standfeste Haltung auszeichnet. Aber es interessiert ihn genau so wenig, wie es mich interessiert, dass mir der Alkohol zu Kopf steigt, denn wir sind hier, um Louis' Geburtstag zu feiern. Mit einem flüchtigen Blick auf die Uhr, stelle ich fest, dass nicht mehr viel Zeit bleibt. Somit weise ich meinen dunkelhaarigen Freund lieber darauf hin, anstatt auf seine blöde Aussage anzuspringen.
Mein bester Freund strahlt uns entgegen, als wir schief und nicht gerade textsicher ‚Heute kann es regnen' singen. Aber auch das ist egal. Er grinst, er lacht. Er bedankt sich und verdrückt ein Tränchen, als er seinen Geburtstagskuchen sieht und als er seine Geschenke auspackt.
„Und, was hast du dir gewünscht?" fragt Harrie unverhohlen und stellt den Kuchen mit den erloschenen Kerzen wieder auf dem Tisch ab. Von allen Seiten werfen sie ihr zu, dass das internationale Wunschgesetz verbiete, diesen Preis zu geben.
Aber Louis schert es nicht. Er schaut nur auf eine leere Flasche, zückt seine Uhr und nickt ins Wohnzimmer. Scheiße!
Den gesamten Tag über hatte ich es verdrängt. Louis' Vorliebe für bescheuerte und peinliche Partyspielchen sind jedes Mal der Grund, warum ich völlig verstört und mit viel zu vielen Informationen wieder nach Hause gehe. Unser selbsternannte ‚Doncaster-Bad-Boy' denkt sich jedes Mal solch behämmerte Aufgaben aus, dass wir uns lieber als Linksträger oder klassischer ‚Der Beginn des Toilettenpapiers muss oben sein' – Typ entlarven, anstatt uns zum Vollidioten zu machen und Popel essen oder nackt um den Block rennen.
Fuck! In Gedanken vor mich hin fluchend wünsche ich mir mit einem Male, dies wäre eine riesige Party, denn dann könnte ich mich schlicht weg verpissen. Aber so muss ich meinem Schicksal ins Auge blicken: Es ist Louis' Geburtstag und Louis wird seinen Willen durchsetzen. Rein aus Prinzip nehme ich ein zweites Glas Bowle und gieße es extra voll. Sicher ist sicher.
Und jap, meine Vorahnungen enttäuschen mich nicht.
Um Punkt 3:37 Uhr, mitten in der Nacht, sitze ich neben meiner besten Freundin im Schrank und warte seit genau einer Minute und fünfzig Sekunden darauf, dass die sieben Minuten vergehen.
„Eigentlich müssten wir ja jetzt rummachen, aber das wäre schon ganz schön eklig", lallt sie und rückt näher. Zwar ist es stockduster, doch mit ihrem Handy macht sie seichtes Licht. „Naja eklig nicht", erwidere ich. „Einfach nur seltsam. Wir kennen uns schon zu lange."
„Da has' du recht." Gähnend lehnt sie ihren Kopf an meine Schulter, ihren Rücken an die Kommode hinter uns. Nur der Eleanors Modebegeisterung haben wir es zu verdanken, dass wir in diesem begehbaren Kleiderschrank in der Größe meines Badezimmers sitzen können. In früheren Jahren war es deutlich unbequemer gewesen.
„Kann ich dich was fragen?"
Harrie durchbricht die Stille. Eine Stille, die mich beinahe einschlafen ließ, doch wenn wir jetzt Kopf an Kopf einschliefen, hätten wir ein fettes Problem und würden sicher morgen geschminkt und gefesselt auf einem Londoner Parkplatz aufwachen. Trotzdem nicke ich nur, ich bin einfach viel zu müde. „Du hast sie angelogen, oder? Du hast noch nie...also, du weißt schon." Ob es wirklich eine Frage ist, kann ich nicht sagen. Viel mehr klingt es, wie eine Feststellung. Also sage ich ja. Warum auch nicht? Es ist die Wahrheit und ich vertraue ihr. Okay, ich bin ein bisschen sehr betrunken aber hauptsächlich vertraue ich ihr. Zumindest glaube ich das.
Bis sie anfängt zu lachen.
„Ist ja witzig. Ich auch nicht." Schallend lacht sie, sie klingt, wie ein hyperventilierendes Pferd und ich mache mir ernsthafte Sorgen, dass sie erstickt. Zumindest solange, bis sie schlagartig verstummt und mich durch das fahle Licht ansieht. „Erinners' du dich an unsre Abmachung von früher?"
Meint sie das Ernst?
✨✨✨✨
So meine Lieben, ab jetzt wird es ernst ;)
Es folgen noch zwei Kapitel, dann ist diese Kurzgeschichte beendet xD
Aber vorher muss ich mich einfach noch einmal herzlich bei euch bedanken, denn ich habe nicht damit gerechnet, dass diese kleine Mitternachtsidee so gut ankommt, ihr seid einfach die besten! ♥️
Liebe Ambi63 dir möchte ich dieses Kapitel hier widmen aber da ich vor heute Abend nicht an den Laptop komme, tue ich es auf diesem Wege :) vielen lieben Dank für deine Worte, die mich wahnsinnig motiviert haben ♥️
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