Kapitel 36 - Jonathan

Jonathan beobachtete Sheila und Mona, wie sei gemeinsam ihre Koffer ausräumten. Er selbst saß auf dem Bett und sah sich neugierig um. Das Apartment bestand aus nur einem Zimmer, das jedoch recht geräumig war. Es gab ein großes Doppelbett und ein kleineres Beistellbett, in dem Mona schlafen konnte. Es war hell und freundlich eingerichtet und eine große Glastür führte zu einer kleinen Terrasse, von der aus man einen wunderschönen Blick auf das Meer und den Strand hatte. 

Mit einem Seufzen ließ er sich in die weichen Kissen fallen und streckte sich. Schon jetzt fühlte er sich erholt und er schloss genüsslich die Augen. Doch schon nach ein paar Sekunden landete ein Stück Stoff auf seinem Gesicht, was ihn zusammenzucken ließ. Mona kicherte und auch Sheila lachte. 

„Volltreffer", sagte Mona, anschließend hörte er ein klatschendes Geräusch, so als würden sie und Sheila einschlagen. Jonathan griff nach dem Teil, das auf seinem Gesicht gelandet war und identifizierte es als seine Badehose. 

„Wer von euch hat mich abgeworfen?", fragte er gespielt zornig und richtete sich blitzschnell auf. Sheila und Mona grinsten und zeigten jeweils auf die Andere. Empört schnappte Jonathan nach Luft, dann schnappte er sich Mona, hob sie hoch und warf sie auf das große Doppelbett. Sie jauchzte und kicherte, doch recht schnell rappelte sie sich wieder auf und rannte wieder zu Sheila, die ihr ihren Badeanzug hinhielt. 

„Wenn ihr schwimmen gehen wollt, müsst ihr euch umziehen", sagte sie und kramte nun in dem Schrank herum, den sie gerade erst eingeräumt hatte. Mona lief ins Bad und keine drei Sekunden später flog ihr T-Shirt durch die Tür und landete auf dem Boden. Jonathan wandte sich Sheila zu, die nun auch ihren Bikini in den Händen hielt. 

„Du kommst doch auch mit, oder?", fragte er und trat näher an sie heran. 

„Klar", sagte sie, suchte dann aber seinen Blick. Als seiner den ihren traf, breitete sich ein wohliges Gefühl in ihm aus und unwillkürlich legte er ihr den Arm um die Taille. Sie schlang ebenfalls die Arme um ihm und küsste ihn. 

„Ich bin froh, dass wir hier sind", sagte sie leise und bevor er antworten konnte, legte sie ihre Lippen wieder auf seine. 

„Nicht knutschen! Wir wollten doch Schwimmen", unterbrach Mona sie, was ihn kichern ließ. Nur widerwillig ließ er Sheila los und ging ins Bad. 

„Aber erst hebst du deine Anziehsachen auf und legte sie ordentlich auf den Stuhl da", sagte er streng, dann verschwand auch er im Bad und zog sich um. Sheila folgte ihm nur wenige Sekunden später und er hörte Monas kleine Füße über den gefliesten Boden tapsen. 

„Sie ist noch ganz aufgekratzt", sagte Sheila leise zu ihm und er nickte. 

„Ist ja auch alles aufregend", erwiderte er und lächelte sie an. Jonathan spürte, dass Freude auf die kommenden zehn Tage in ihm aufstieg und er konnte es kaum erwarten, Zeit allein mit Sheila zu verbringen. Nicht, dass ihm irgendetwas in ihrer Beziehung fehlte, aber manchmal vermisste er die Abende, an denen sie einfach nur redeten und die Zweisamkeit genossen. 

„Fertig?", fragte Mona und streckte den Kopf durch die Badezimmertür. Jonathan nickte und sah dann erst zu Sheila, die noch ihr Bikini-Oberteil zurechtzog. Bei ihrem Anblick schweiften seine Gedanken ab, doch er riss sich zusammen. Sheila grinste, offensichtlich war ihr sein Blick nicht entgangen. 

„Ja, ich bin auch fertig", sagte sie, griff nach den bereitgelegten Strandtüchern und folgte ihm und Mona nach draußen. 

Jonathan spürte schon jetzt, wie seine Haut unter der ungewohnt intensiven Sonneneinstrahlung spannte. 

„Hast du Sonnencreme dabei?", fragte er, gerade in dem Moment, als die Tür hinter Sheila ins Schloss fiel. Sie verdrehte die Augen, schob die Schlüsselkarte erneut in das Lesegerät und ging wieder hinein. Sie kramte eine Weile herum, dann kam sie mit einem Beutel zurück, in dem ganz eindeutig mehr war als nur Sonnencreme. Offensichtlich hatte auch sie etwas vergessen. 

„Können wir jetzt endlich gehen?", fing Mona an zu quengeln, woraufhin er zu Leonards Tür sah, die noch verschlossen war. 

„Geh doch mal bei Onkel Leonard klopfen, ob er auch schon fertig ist", schlug er vor und Mona gehorchte. Sie lief zur Tür gegenüber, sah dann aber noch einmal fragend zu ihm, so als wäre sie nicht sicher, dass es die richtige Tür war. Jonathan nickte, woraufhin sie mit ihren kleinen Fingern unerwartet fest gegen die Tür klopfte. Jonathan suchte nach Sheilas Hand und sofort verschränkte sie ihre Finger mit seinen. 

„Ich passe dieses Mal besser auf Spinnen auf und du auf die Sonne", murmelte sie, presste sich dann aber die Hand vor den Mund, um ihr Lachen zu unterdrücken. 

„Sehr witzig", kommentierte er genervt, denn auch wenn er sie vorhin im Flugzeug mit ihrem Spinnenbiss geärgert hatte, fand er diesen Vergleich doch unfair. 

Ausgerechnet in Neukaledonien, dem Ort mit der höchsten Sonneneinstrahlung, hatte er auf einem Bootsausflug die Sonnencreme vergessen. Bezahlt hatte er mit dem schlimmsten Sonnenbrand, den er jemals in seinem Leben gehabt hatte. Sheila fand das allerdings ziemlich witzig und hatte sich drei Tage lang beinahe ununterbrochen über ihn kaputtgelacht. Auch jetzt, ziemlich genau zehn Jahre später, fand sie es noch immer lustig. 

„Na komm, Leonard ist anscheinend soweit", sagte er und zog Sheila den Flur entlang. Leonard und Mona stießen zu ihnen und gemeinsam gingen sie zum Strand. 

Der Sand war durchzogen von feinen, schwarzen Sandkörnen, sodass er beinahe ein wenig schmutzig aussah. Es war relativ voll, aber noch nicht überfüllt und Sheila steuerte zielstrebig auf eine der noch freien Liegen zu. Es waren zwei blaue Strandliegen aus Plastik, zwischen denen ein kleiner Sonnenschirm stand. Sie stellte ihren Beutel darauf ab, kramte die Sonnencreme hervor und reichte sie ihm. 

„Mona, komm mal her", forderte sie und kramte eine kleine Tasche aus ihrem Beutel hervor. Mona befolgte ihre Anweisung, als sie die kleine Tasche sah, seufzte sie. 

„Papa soll das machen", sagte sie, woraufhin Sheila ihm das Täschchen reichte. Jonathan öffnete den Reißverschluss, während Mona sich widerwillig auf eine der Liegen setzte. Er holte die wasserdichte Hülle für ihre Hörimplantate heraus und legte sie neben Mona. Er löste ihre Implantate, schob sie in die Hülle und brachte dann alles wieder an, damit Mona sorglos im Meer planschen konnte. Wortlos ließ sie ihn alles sicher befestigen, doch kaum dass er fertig war sprang sie auf und lief zu Leonard, der ihr die Hand hinhielt. 

„Komm, mal schauen, wie kalt das Wasser ist", sagte er und ging mit ihr in Richtung Meer. 

„Nicht so tief!", rief Sheila, woraufhin Leonard noch einmal einen Blick über die Schulter zurückwarf und den Daumen nach oben streckte. Dennoch bemerkte Jonathan, dass Sheila die beiden genaustens beobachtete. 

„Entspann dich. Er wird schon auf sie aufpassen", versuchte Jonathan sie zu beruhigen, auch wenn er selbst immer wieder Blicke zu den beiden warf. 

„Ja, du hast recht", seufzte Sheila, dann ließ sie sich auf der anderen Liege nieder, setzte ihre Sonnenbrille auf und räkelte sich. Jonathan riss nur mühsam den Blick von ihr, um sich einzucremen. 

„Hoffentlich werde ich wieder richtig braun", sagte Sheila und betrachtete sich. Sie hatte ohnehin schon einen dunkleren Teint als er selbst, doch sobald sie auch nur einen Tag in der Sonne war, wurde sie richtig braun. 

„Bestimmt. Aber creme dich auch ein", erwiderte er und warf ihr die Sonnencreme rüber. Sie fing wieder an zu kichern, blieb aber stumm. Kopfschüttelnd musterte Jonathan sie einen Moment, bis sie sich wieder aufsetzte und die Flasche Sonnencreme öffnete. 

„Machst du meinen Rücken?", fragte sie, machte aber gleichzeitig eine kleine Menge auf ihre Hand und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, dass er sich umdrehen sollte, damit sie an seinen Rücken kam. Er gehorchte und mit einer geübten Bewegung warf sie seinen Zopf über seine Schulter. 

„Kannst du uns gleich was zu trinken holen? Ich habe ein bisschen Durst", fragte sie, während sie ihre Hände auf seine Haut legte. 

„Klar", antwortete er, während er ein Blick zu der Strandbar keine zwanzig Meter entfernt warf. Sie lag auf einer kleinen Holzterrasse, die über den Strand gebaut worden war und war schon recht gut besucht. 

Abwertend beobachtete er die Männer, die schon jetzt betrunken waren, obwohl es erst Nachmittag war. Solche Typen widerten ihn an, denn wenn Kinder in der Nähe waren, konnte man sich doch zusammenreißen. Tatsächlich waren einige Kinder hier und vielleicht könnte Mona jemanden zum Spielen finden. 

„Okay, fertig", sagte Sheila und drückte ihm die Creme in die Hand. Er drehte sich etwas schwerfällig auf seiner Liege um und schob nun auch ihr Haar über ihre Schulter. Sanft cremte er sie ein, doch ganz offensichtlich genoss sie die Berührungen. 

„Schön?", fragte er, woraufhin sie nickte. 

„Ich habe ganz vergessen, wie schön sich das anfühlt", erwiderte sie. Jonathan lächelte und fing an, ihre Schultern zu massieren. Sie war völlig entspannt, was wirklich selten war, dennoch schien sie nicht zu wollen, dass er bald aufhörte. Sie senkte den Kopf und atmete tief durch. 

Hin und wieder warf Jonathan Blicke zu Mona und Leonard, der zum Glück durch seine Größe recht schnell zu finden war. 

„Mona scheint ziemlich viel Spaß zu haben", sagte er, denn sie spritzte Leonard unablässig nass. Nun sah auch Sheila in ihre Richtung und kicherte. 

„Ja, das macht ihr sicherlich Spaß. Ich befürchte, da müssen wir auch durch", sagte sie, kehrte dann aber in ihre entspannte Haltung zurück. 

Jonathan massierte sie noch einige Minuten, bis seine Finger anfingen wehzutun. 

„Willst du auch ins Wasser?", fragte er dann, woraufhin Sheila nickte und sich überrascht schwungvoll erhob. Sie streckte ihm die Hand hin, die er eilig nahm und ließ sich von ihr auf die Beine ziehen. Sie wirkte glücklich, was wiederum ihn glücklich machte. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top