Kapitel 25 - Sheila
Sheila wartete auf der Veranda, während Jonathan Mona ins Bett brachte. Wie meistens wollte sie, dass er ihr noch etwas vorlas. Früher hatte es sie ein wenig traurig gemacht, aber inzwischen nahm sie es einfach hin. Außerdem konnte er wirklich besser vorlesen als sie selbst.
Sie legte ihren verstauchten Knöchel auf den kleinen Beistelltisch und musste zugeben, dass es doch ein wenig mehr wehtat, als sie zugeben wollte. Tatsächlich bildete sich bereits ein ziemlich großer blauer Fleck, aber es war nur ganz leicht geschwollen.
Sobald Jonathan wieder zu ihr nach unten kam, wollte sie ihn nach seinem Gespräch mit den Leuten aus Bremen fragen. Er war heute Morgen so aufgeregt gewesen, dass er es ihr mit Sicherheit erzählen wollte. Auch sie war neugierig, ob und wann er dort hinfahren würde.
Für einen Moment schloss sie die Augen und genoss die letzten Sonnenstrahlen und ließ sich von ihnen das Gesicht wärmen. Die angenehme Wärme erinnerte sie daran, dass Leonard morgen vorbeikommen wollte, um mit ihnen nach Urlaubsangeboten zu schauen. Hoffentlich hatte Jonathan es sich nicht anders überlegt, denn wenn sie noch mehr Tage wie diesen durchstehen musste, war sie mehr als reif für Urlaub.
Schon nach wenigen Minuten spürte sie, wie Jonathan sich neben sie auf die Bank setzte. Unwillkürlich zuckte sie zusammen, denn sie hatte ihn gar nicht kommen hören.
„Zeig mir erst mal deinen Knöchel", sagte er und betastete vorsichtig den blauen Fleck.
„Du solltest das kühlen", sagte er bestimmt und stand wieder auf. Er verschwand in der Küche und kam mit einem Eisbeutel zurück, den er in ein Küchenhandtuch wickelte.
„Danke", murmelte sie, auch wenn sie das ein wenig übertrieben fand. Sie streckte die Hand nach dem Eisbeutel aus, doch Jonathan funkelte sie böse an und platzierte ihn selbst sorgsam auf ihrem Knöchel. Es war süß, dass er sich so sehr um sie kümmerte und ein Lächeln legte sich von ganz allein auf ihre Lippen.
„Und wie war dein Telefonat mit... wie hieß sie noch? Anna?", fragte sie und folgte ihm mit ihrem Blick, bis er sich wieder neben sie auf die Bank gesetzt hatte. Er wirkte ziemlich zufrieden und er grinste bis über beide Ohren, was sie schließen ließ, dass es ein erfolgreiches Gespräch gewesen war.
„Naja, sie wollen, dass ich zu ihnen komme und wir ein paar Tage zusammenarbeiten. Dann entscheiden wir, ob es zu einer längerfristigen Zusammenarbeit kommt", verkündete er und Sheila bemerkte, dass seine Brust ein wenig anschwoll. Sie suchte seine Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen.
„Das freut mich wirklich für dich. Wann sollst du nach Bremen kommen?", fragte sie weiter, woraufhin eine Spur von Wehmut in seinem Blick zu sehen war.
„Erst in zwei Monaten. Anscheinend haben sie noch viel zu tun. Aber so kann ich alles ganz in Ruhe organisieren", antwortete er und sah sie beinahe fragend an, als wäre er nicht sicher, ob sie das in Ordnung fand oder nicht.
„Das klingt doch gut. Wie lange musst du da bleiben?", fragte sie weiter und hoffte, dass es nicht länger als ein paar Tage sein würde.
„Erst einmal vier Tage. Ich fahre Donnerstag hin und komme dann Sonntag Abend zurück. Wäre das okay für dich?", fragte er, woraufhin sie eilig nickte.
„Natürlich. Frag doch nicht so, als hätte ich etwas dagegen. Ich habe doch schon gesagt, dass ich mich für dich freue", lachte sie und knuffte ihn in die Seite. Komischerweise schien er besorgt zu sein, warum auch immer. Er lachte und rieb sich die Stelle, an der sie ihn getroffen hatte.
„Danke, das bedeutet mir wirklich viel. Hoffentlich lohnt es sich auch und wir können uns was Schönes leisten. Urlaub zum Beispiel", sagte er und legte seine Hand an ihre Wange. Sheila lächelte, denn die Aussicht auf Urlaub erschien ihr immer besser.
„Ja, vielleicht. Aber wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm. Ich meine, wenn es sich finanziell nicht lohnt. Du möchtest es gerne ausprobieren, also tu es. Du lässt mich ja auch tanzen", sagte sie, musste aber einen Kloß in ihrer Kehle mühsam hinunterschlucken.
Ihr war durchaus bewusst, dass eine Karriere als Tänzerin in ihrem Alter sehr unwahrscheinlich war, doch sie klammerte sich an diesen Traum, irgendwann noch einmal auf der Bühne zu stehen.
„Sag doch nicht so etwas. Du tanzt gut und das weißt du", widersprach Jonathan, was bewies, dass er keine Ahnung hatte. Sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, doch er funkelte sie wieder so böse an wie vorhin.
„Ich finde, du tanzt toll und das ist das, was zählt", sagte er, lachte aber. Auch Sheila fing an zu lachen, doch dann legte sie den Arm um ihn und zog ihn an sich.
„Hoffentlich gefällt es dir in Bremen. Wäre doch aufregend, wenn das klappen würde, oder nicht?", fragte sie ihn und er nickte.
„Stimmt. Aber wenn du und Mona nicht allein sein wollt, dann...", setzte er an, doch Sheila brachte ihn mit einem Zischen zum Schweigen.
„Schon okay. Du kannst uns ja zwischendurch anrufen. Es sind doch nur vier Tage. Aber wie sieht es denn nun mit dem Urlaub aus?", wechselte sie das Thema und sah ihn fragend an.
„Also von mir aus bleibt es dabei. Spanien zusammen mit Leonard", sagte er, seufzte dann aber theatralisch. Sheila kicherte, doch es freute sie, dass er es sich nicht anders überlegt hatte.
Vielleicht hatte er es wirklich geschafft und seine dämliche Eifersucht überwunden. Tief in sich drin wusste sie, dass das nicht so einfach ging, aber hoffen konnte man ja.
„Okay, dann... bin ich gespannt, was wir morgen finden", sagte sie und umarmte Jonathan fester. Sicherlich würde es ihnen beiden guttun, wenn sie den ein oder anderen romantischen Abend zu zweit am Strand verbringen würden, während Leonard auf Mona aufpasste.
„Ich auch", lachte er, umfasste dann aber mit einer nicht ganz unsanften Berührung ihre Taille und zog sie auf seinen Schoß.
„Mein Eisbeutel", lachte sie, denn der war auf den Boden gefallen. Jonathan ignorierte das und küsste sie.
„Meinst du, ich muss dich ins Bett tragen?", fragte er, schob aber schon seinen Arm unter ihren Beinen durch, um sie hochzuheben. Sheila errötete, denn es war eindeutig, an was er dachte.
„Kommt drauf an, ob du stark genug bist", scherzte sie, denn sie wusste, dass er sie locker tragen konnte.
„Testen wir das doch mal", sagte er und erhob sich mit einem Ächzen. Eilig schlang sie den Arm um seine Schultern, um nicht herunterzufallen. Es war merkwürdig, von ihm durchs Haus getragen zu werden, doch irgendwie fühlte es sich auch aufregend an.
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