Kapitel 14 - Jonathan

Mona saß im Garten auf einer Decke im Gras und spielte. Jonathan und Sheila hatten es sich im Schatten der überdachten Veranda auf einer Bank gemütlich gemacht und beobachteten sie. Mona hatte Leonard zum Abendessen eingeladen und auch wenn er sich noch nicht wirklich sicher war, ob er heute große Lust darauf hatte, sich mit ihm zu unterhalten, würde er es wohl oder übel tun. Sheila lehnte mit einem Seufzen den Kopf an seine Schulter und legte ihre Hand auf seine. 

„Du wolltest mir noch von deiner Arbeit erzählen", erinnerte sie ihn und erst da fiel ihm wieder ein, dass er ihr noch nichts von Brians Angebot erzählt hatte. Mal wieder hatte Leonard sein Hirn durcheinander gebracht. 

Allerdings hellte sich seine Stimmung schnell auf, als er an die Chance dachte, die sich ihm möglicherweise bot. Er verschränkte seine Finger mit Sheilas und strich sanft mit dem Daumen über ihren Handrücken. 

„Ich habe vielleicht ein Jobangebot", sagte er dann und spürte, wie er vor Nervosität ganz kribbelig wurde. Überrascht hob Sheila den Kopf und sah ihn ungläubig an. 

„Ein Jobangebot?", wiederholte sie, wobei die Verwirrung in ihrem Blick unübersehbar war. 

„Naja, Brian Slaighter hat mir eine Mail geschrieben und mir eine Zusammenarbeit angeboten. Er hat mich eingeladen, ihn in seinem Studio zu treffen und auszuprobieren, ob es passt", berichtete er und erinnerte sich daran, wie ungläubig er die Mail heute Morgen gelesen hatte. Sheila stieß einen ungläubigen und überraschten Laut aus. 

„Brian Slaighter? Du meinst den Brian Slaighter?", fragte sie und ein wenig stolz nickte Jonathan. 

„Ja, er ist irgendwie auf mich aufmerksam geworden und will mit mir zusammenarbeiten", fuhr er fort und nun schlug Sheila sich die Hand vor den Mund. 

„Allerdings müsste ich dafür zumindest einmal nach Bremen fahren, um mit ihm zu sprechen. Wahrscheinlich würde ich dann auch dort arbeiten, zumindest ein paar Tage im Monat", sagte er und beobachtete gespannt ihre Reaktion. Langsam ließ sie die Hand wieder sinken und er sah, wie sie schwer schluckte. 

„In Bremen? Musst du denn wirklich dorthin, um mit ihm zusammenzuarbeiten?", fragte sie und zog gleichzeitig gequält die Augenbrauen zusammen. Sofort wurde sein Herz schwer, denn weder er noch Sheila waren es gewohnt, länger als ein paar Stunden voneinander getrennt zu sein. 

„Naja, zumindest am Anfang. Aber ich habe ihm noch nicht geantwortet. Ich wollte erst mit dir darüber sprechen", sagte er und führte seine Hand an ihre Wange. Um ihre Lippen zuckte ein Lächeln, dann nickte sie. 

„Es wäre ein ziemlicher Karrieresprung, habe ich recht?", fragte sie und er nickte. 

„Ich würde nicht alles hier stehen und liegen lassen, aber es wäre dumm, wenn ich diese Chance nicht nutze. Was mehr Arbeit bedeutet, aber auch mehr Erfahrung", erklärte er und Sheila nickte wieder. 

„Was bedeutet denn mehr Arbeit? Ich meine... wegen Mona", wollte sie wissen und warf einen Blick zu ihrer Tochter. Jonathans Herz wurde schwer, doch dann zog er Sheila mit einer schnellen Bewegung auf seinen Schoß. 

„Ich werde nicht unendlich mehr arbeiten. Nur ein paar Stunden die Woche und ich bin flexibel, was die Zeiten betrifft", sagte er und sah sich schon bei Brian Slaighter im Studio sitzen. Eigentlich hatte er sich bereits entschieden, auch wenn Sheila dagegen gewesen wäre, wollte er auf diesen Schritt nicht verzichten. 

„Okay... Du kannst es dir ja mal ansehen und dich dann entscheiden", sagte sie und setzte ein eher gezwungenes Lächeln auf. Jonathan spürte, dass es ihr recht schwer fiel, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass er dann weniger Zeit für sie und Mona haben würde, aber sie musste doch verstehen, was für eine Chance das war. 

„Wir können ja noch einmal drüber schlafen. Aber es wäre wirklich eine Chance für mich", sagte er, woraufhin sie nickte. 

„Ja, ich verstehe dich ja. Aber ich will nicht, dass du nur noch arbeitest. Wir haben doch genug Geld", sagte sie und auch wenn sie in dem Punkt recht hatte, musste er ihr widersprechen. 

„Es geht doch nicht nur ums Geld. Du tanzt doch auch, ohne wirklich damit etwas zu verdienen", sagte er, biss sich aber sofort auf die Zunge. Ihr strafender Blick traf ihn hart und sie stand von seinem Schoß auf und verschränkte die Arme vor der Brust. 

„Das ist nicht das Gleiche. Ich tanze, wenn Mona im Kindergarten ist und du arbeitest", empörte sie sich, ließ dann aber die Arme wieder sinken. Seufzend trat sie an die kleine Mauer, die die Veranda begrenzte und stützte sich mit den Arme darauf ab. Jonathan erhob sich ebenfalls und legte einen Arm um sie. 

„Tut mir leid, es war nicht so gemeint. Ich würde es mir nur einfach gerne ansehen und dann gucken wir mal, was passiert", sagte er in versöhnlichem Ton und zog Sheila enger an sich. Sie seufzte und wischte sich den Pony aus dem Gesicht, dann nickte sie. 

„Ja, okay. Ansehen kannst du es dir ja mal", sagte sie. Jonathan lächelte und küsste sie auf die Wange. 

„Danke", hauchte er in ihr Ohr, was sie zum Kichern brachte. 

„Dein Atem kitzelt", lachte sie und schmiegte sich enger an ihn. 

„Und du musst wirklich noch arbeiten, wenn Mona im Bett ist?", fragte sie und sah ihn mit großen Augen an. Sofort wanderte sein Blick ihren Körper entlang, doch er riss sich zusammen. 

„Ja, das sollte ich. Schon seit Wochen schaffe ich nicht so viel, wie ich mit vornehme", sagte er, auch wenn ein gemeinsamer Abend mit ihr ziemlich verlockend war. 

„Vielleicht nimmst du dir zu viel vor", lachte sie, entwand sich seinem Griff und verschwand in die Küche. 

„Ich sollte noch ein wenig einkaufen gehen, wenn Leonard gleich kommt. Brauchst du noch was?", fragte sie, doch Jonathan schüttelte den Kopf. Er beobachtete, wie Sheila die wenigen Stufen von der Veranda in den Garten ging und neben Mona in die Knie ging. 

Sie redete mit ihr, doch sie waren zu weit weg, als dass er etwas verstehen konnte. Er setzte sich wieder auf die Bank und streckte sich. Seine müden Knochen knackten und er spürte, dass er müde wurde. 

„Ich mache mich dann eben auf den Weg. Ich brauche nicht lang", sagte sie, beugte sich noch einmal zu ihm hinunter, um ihm einen schnellen Kuss auf den Mund zu drücken, dann verschwand sie im Haus. 

Jonathan sah wieder zu Mona, die noch immer mit ihren Puppen spielte. Sie wirkte ziemlich zufrieden und er war froh, dass sie sich durchaus einige Zeit selbst beschäftigen konnte. Für einen Moment schloss er die Augen und genoss die warmen Strahlen der Sonne auf seiner Haut. Gleichzeitig hörte er, wie auf der anderen Seite des Hauses der Motor ihres Autos gestartet wurde und Sheila davon fuhr. 

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