Kapitel 114 - Jonathan

Jonathan saß auf einer Liege am Pool und beobachtete Sheila und Mona, wie sie im Wasser mit einem Ball spielten. Sheilas blaue Flecken schienen in der Sonne zu leuchten und er fragte sich, ob sie wohl Schmerzen hatte. 

Recht schnell kamen sie wieder heraus und ließen sich neben ihm auf einer Liege nieder, wobei sie ihn mit kaltem Wassertropfen bespritzten. 

„Darf ich allein reingehen?", fragte Mona und bevor Jonathan etwas sagen konnte, erlaubte Sheila es ihr. Der Pool war flach und Mona konnte gut schwimmen, also war es schon in Ordnung. 

Jonathans Blick blieb auf Sheila hängen, die sich das Handtuch um die Schultern legte und sich zurücklehnte. Ihre Beine hatte sie angewinkelt und er bemerkte, dass ihre Haut von einer Gänsehaut überzogen war. 

„Ist dir kalt?", fragte er, doch Sheila schüttelte den Kopf. 

„Geht schon", sagte sie leise, dann richtete sie den Blick auf ihre Hände und fing an, an ihren Fingern herumzuspielen. Jonathan wollte sie am liebsten fest umarmen und nie wieder los lassen und sich tausend Mal für sein dämliches Verhalten entschuldigen, aber sie schien noch nicht bereit dafür zu sein. 

Dennoch musste er irgendetwas tun und so streckte er die Hand nach ihrer Schulter aus und berührte vorsichtig den blauen Fleck. 

„Tut es sehr weh?", fragte er und endlich sah sie ihm in die Augen. 

„Schon", sagte sie, schüttelte dann aber seine Hand ab. 

„Das tut mir leid", sagte er, doch Sheila schüttelte leicht den Kopf. 

„Du kannst nichts dafür. Ich hätte besser aufpassen müssen", erwiderte sie, doch nun schüttelte er den Kopf, setzte sich auf und beugte sich zu ihr herüber. 

„Nein, ich bin Schuld. Ich habe immer wieder Streit angefangen. Wenn ich könnte, würde ich es rückgängig machen", sagte er vollkommen ernst, doch Sheila lächelte nur müde.

„Das sagst du nur, weil du Angst um mich hattest", sagte sie kühl, seufzte dann aber. Ihre Worte schmerzten, denn er wusste, dass ein wenig Wahrheit darin steckte. Allerdings war es für ihn eher ein Weckruf gewesen. 

„Sheila, bitte. Wir können Mona heute Abend bei der Animation abgeben, und wir machen und einen schönen Abend", schlug er vor und hoffte, dass sie Ja sagen würde. Doch stattdessen seufzte sie und schüttelte den Kopf. 

Ihre Zurückweisung traf ihn hart, aber er konnte nichts anderes tun, als es hinzunehmen. 

„Okay, wie du willst", sagte er und richtete den Blick wieder zu Mona, denn Sheila schien lieber für sich allein sein zu wollen. 

Wieso sie ihm erlaubt hatte, mit an den Pool zu kommen, erschloss sich ihm nicht ganz, aber es war allemal besser, als allein in seinem Zimmer zu hocken. 

Vielleicht würde sie es sich bis heute Abend ja noch anders überlegen und er könnte noch einmal mit ihr reden. Über alles, seine Eifersucht, die im Moment komischerweise keine Rolle mehr zu spielen schien und ihre Gefühle. Für ihn und für Leonard, denn immerhin hatte sie ihn heute Morgen noch geküsst. 

Es schmerzte zwar, wenn er daran dachte, wie Sheila und Leonard sich küssten, aber ihm wurde klar, dass sein eigenes Verhalten sie dazu gebracht hatte. Sie fühlte sich bei ihm nicht mehr geliebt und suchte sich so die Zuneigung, die sie brauchte, bei jemand anders. Das war ganz normal und er konnte ihr noch nicht einmal einen Vorwurf machen. 

Sein Blick wanderte wieder zu ihr und als er realisierte, dass auch sie ihn angesehen hatte, erschrak er. Ein Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus, bevor sie wieder den Kopf abwandte. 

Jonathan legte sich auf die Seite, sodass er sie die ganze Zeit ansehen konnte und es dauerte keine fünf Sekunden, bis sie seinen Blick erwiderte. 

„Hör auf mich so anzusehen, das ist unheimlich", sagte sie, doch er lachte nur. 

„Wieso unheimlich?", fragte er, wusste aber, was sie meinte. 

„Noch vor 24 Stunden wolltest du mich noch nicht einmal mehr in deiner Nähe haben und jetzt starrst du mich an wie ein Stalker", erklärte sie und unterdrückte ein Lächeln. 

„Ich sehe dich eben gerne an", erwiderte er. 

„Sag ich ja. Stalker", brummte sie, stand auf und faltete ihr Handtuch ordentlich zusammen. 

„Willst du auch was trinken?", fragte sie, und er nickte. Ohne noch etwas zu sagen, verschwand sie zur Poolbar und kam wenige Augenblicke später mit zwei Plastikbechern zurück. Sie reichte ihm einen und er leerte seinen Becker mit Apfelschorle in einem Zug, während Sheila an ihrem nur nippte. 

Jonathan stellte seinen Becher unter seine Liege, damit er nicht wegflog, dann sah er kurz nach Mona, die noch immer im Pool planschte. 

„Ich habe übrigens deinen Ring, falls du ihn irgendwann wieder haben willst", sagte sie beiläufig, doch Jonathan schreckte auf. Schmerzlich erinnerte er sich daran, wie er seinen Ring über die Mauer der Promenade in den Sand geworfen hatte. 

„Was?", fragte er, denn eigentlich hatte er sich schon damit abgefunden, dass er weg war. 

„Ein Junge hat ihn aufgehoben und mir zurückgegeben", erklärte sie und sofort wollte er, dass sie ihm wieder den Ring an den Finger steckte. 

„Kannst du ihn mir wieder geben?", fragte er, doch Sheila zögerte. 

„Nein, immerhin hast du Schluss gemacht. Du kannst es dir nicht auf einmal anders überlegen", sagte sie entschieden und Jonathan schluckte schwer. Sie war verletzt wegen der Trennung, was er nur zu gut verstehen konnte. 

„Sheila, bitte. Lass uns das alles vergessen", flehte er, aber sie schüttelte den Kopf, stand auf und ging davon. Eilig sprang er auf. 

„Warte, wohin gehst du?", fragte er, doch sie marschierte einfach weiter, zurück in Richtung ihres Zimmers. Jonathan sah ihr nach, doch er konnte ihr nicht hinterher laufen, immerhin war Mona hier im Pool. 

Leise vor sich hin grummelnd ging er wieder zurück zu seiner Liege. Sheila machte ihn verrückt und am liebsten hätte er sie einfach gepackt und mit in sein Bett geschleift, aber ihm war klar, dass dafür noch eine Menge Arbeit vor ihm lag.

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