Kapitel 72 - Jonas
Nervös hielt Jonas vor Antoines Haus. Er wagte es nicht zum Fenster zu sehen, denn sicherlich würde er entweder Antoine selbst oder seine Frau dort sehen, er spürte es einfach.
„Okay, ich werde nach Hause fahren und für uns ein Frühstück vorbereiten. Du kommst doch wieder zu mir zurück, hab ich recht?", versicherte Markus sich noch einmal, so als hätte er tatsächlich Zweifel.
Nein, ich komme nicht zu dir zurück, auch wenn ich dir noch vor einer halben Stunde versprochen habe, dir bis Sonntag Abend eine Chance zu geben, schrie es in ihm, aber natürlich verließen diese Worte seinen Mund nicht. Stattdessen nickte er kaum merklich.
„Gut, denn... Ich liebe dich wirklich und ich würde es nicht verkraften, wenn du einfach abhaust. Vergiss das nicht, Schatz. Denk daran, dass wir uns hier ein schönes Leben aufbauen und dass wir heiraten, sobald sich alles wieder ein bisschen normalisiert hat."
Jonas unterdrückte ein Seufzen. Dieses Geplapper machte ihn noch ganz wahnsinnig.
„Küss mich", forderte Markus und er spürte, wie er sich über die Mittelkonsole zu ihm beugte. Jonas hielt ihm die Wange hin, allerdings umfasste Markus seinen Kiefer und drehte seinen Kopf mit sanfter Gewalt zu ihm herum. Sein durchdringender Blick bohrte sich durch seine Augen bis tief in seine Seele.
Ganz langsam kam Markus näher, so als würde er ihm die Wahl lassen, den Kuss zu verweigern, gleichzeitig krallten sich seine Finger förmlich um seinen Kiefer und zwangen ihn so, stillzuhalten. Markus legte seine Lippen auf seine, erst unerwartet sanft, dann gewohnt fordernd. Er schob seine Zunge in seinen Mund und fand die seine und obwohl Jonas nicht wirklich in Stimmung war, erwiderte er den Kuss, er schloss sogar die Augen. Auch wenn Markus fordernd und bestimmend war, seine Liebe zu ihm war echt und allumfassend. Allmählich löste Markus sich von ihm, ein süffisantes Grinsen auf den Lippen.
„Wir sehen uns gleich, Schatz", sagte er, dann stieß er die Tür auf und stieg aus. Jonas sah ihm nach, bis er an seinem Auto angelangt war und sich hinein setzte. Erst da bemerkte er eine Bewegung im Augenwinkel und automatisiert drehte er den Kopf. Er erblickte Antoine, der mit verschränkten Armen im Türrahmen der Haustür stand und ihn kopfschüttelnd ansah. Jonas senkte verlegen den Blick auf den Schoß, während seine Hand zu dem Knopf wanderte, der den Gurt löste. Mit einem ratschenden Geräusch schnellte der Gurt zurück und Jonas versuchte, sich zusammen zu reißen.
Sicherlich würde es ihm gut tun, mit Antoine zu reden. Er warf einen Blick in den Seitenspiegel und sah, wie Markus gerade in die Mitte der Fahrbahn lenkte und davon fuhr. Erst als er nicht mehr zu sehen war, öffnete Jonas die Autotür und stieg aus. Er schob verlegen die Hände in die Hosentaschen und ging langsam durch Antoines Vorgarten.
„Was war das denn?", begrüßte Antoine ihn grimmig und erst als er nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war, wagte Jonas es, den Blick zu heben und ihn anzusehen. Antoine war eindeutig wütend – nein – fassungslos.
Jonas fühlte sich auf einmal wie ein kleines Kind, dass von Vater wegen einer Dummheit zurechtgewiesen wurde. Antoine seufzte, packte ihn am Arm und zog ihn ins Haus. Jonas hörte die Kinder oben quatschen, als er durch den Flur bis ins Wohnzimmer gezogen wurde.
„Also, was zur Hölle tust du hier? Zusammen mit ihm? Hast du vergessen, was für ein ekelhafter Mensch er ist? Und was für einen lieben Kerl du mit gebrochenem Herzen zu Hause sitzen hast?", echauffierte Antoine sich, drückte ihn auf das Sofa und baute sich vor ihm auf. Jonas schluckte schwer, denn er hatte ja recht. Dennoch ärgerte es ihn, dass Antoine seine offensichtlich vorhandenen Gefühle für Markus so herunterspielte. Immerhin war er mit ihm nach Hause gegangen und hatte zugelassen, dass er mit ihm schlief.
„Ich...", murmelte er, brachte aber keinen vernünftigen Satz heraus.
„Du, du, du! Du was? Setz dich verdammt noch mal in den scheiß Auto und fahr nach Hause zu Matthias, zu den Kindern! Das ist dein Leben, nicht das hier mit diesem Typen, der dich wie Dreck behandelt", redete Antoine sich in Rage und schmiss zur Unterstreichung seiner Worte die Arme in die Luft. Jonas zuckte zusammen. Für seinen Geschmack fühlte Antoine sich eindeutig viel zu involviert in diese ganze Sache.
„Ich habe ihm versprochen, ihm bis Sonntag Abend Zeit zu geben und... erst dann werde ich entscheiden, was ich tun werde", sagte er, aber er merkte selbst, wie bescheuert das eigentlich alles war. Antoine seufzte theatralisch und ließ sich neben ihn auf das Sofa fallen.
„Dann bleib bis morgen Abend bei mir und fahr dann zurück nach Hause. Du kannst mir nicht erzählen, dass du Markus wirklich Matthias vorziehst", sagte er, nun in etwas ruhigerem Ton. Jonas schluckte schwer und senkte den Blick wieder auf seinen Schoß.
„Ich... ich empfinde schon irgendwie was für Markus aber... eigentlich muss ich die ganze Zeit an Matthias denken", gab er zu und spürte eine Last von seinen Schultern fallen, dass er es sich endlich wirklich und wahrhaftig eingestanden hatte. Antoine klatschte in die Hände.
„Aha! Na siehst du", sagte er und stupste ihn mit der Schulter an. Jonas atmete tief durch.
„Aber ich muss mit Markus sprechen, denn... wenn ich einfach abhaue, wird er mich vermutlich nicht in Ruhe lassen", sagte er auf einmal wurde ihm bewusst, dass Markus tatsächlich auf die Idee kommen könnte, ihn wie ein Stalker zu verfolgen. Antoine schien einen Moment lang darüber nachzudenken.
„Du willst einen endgültigen Schlussstrich ziehen?", fragte er und bevor er wirklich begriff, was das bedeutete, nickte Jonas.
„Weißt du... wenn Matthias mir nicht klargemacht hätte, dass er mich zurück will, hätte ich mich vermutlich noch einmal ernsthaft auf Markus eingelassen, aber... Matthias liebt mich noch immer. Er verzeiht mir meine Fehler", sagte er und auf einmal schossen ihm Tränen in die Augen. Er hatte Matthias nicht verdient! Er hatte sein Vertrauen missbraucht und...
„Und du drehst vollkommen durch, anstatt mit ihm zu reden", unterbrach Antoine seine kreisenden Gedanken. Jonas musste zugeben, dass er recht hatte. Schon als Jonas Matthias am Telefon von seinem Fehler berichtet hatte, schien er bereit zu sein, darüber zu sprechen. Nur hatte er das in diesem Moment nicht gesehen und sich tiefer und tiefer in eine Grube aus Schuldgefühlen gegraben.
„Ja, ich... hatte wohl Panik, dass ich alles kaputt gemacht habe. Und Markus... naja, er... er hat mich seitdem keine Sekunde mehr aus den Augen gelassen und... er liebt mich", erklärte Jonas. Antoine fuhr sich mit der Hand durch die Haare und anschließend durchs Gesicht.
„Er liebt dich nicht. Ich meine... das ist doch keine Liebe, das ist Besessenheit", schloss er und sah ihn so eindringlich an, dass Jonas nach ein paar Sekunden den Blick abwenden musste. Antoine hatte schon irgendwie recht.
„Ich sollte wohl mit ihm reden und... dann wieder nach Hause fahren", sagte er, mehr zu sich selbst als zu seinem Kumpel.
„Das solltest du. Und sollte irgendetwas sein, ruf mich an, okay?"
Jonas nickte, erhob sich anschließend aber. Nicht, dass er diesem Gespräch mit Markus freudig entgegensah, er wollte es nur schnell hinter sich bringen. Vielleicht würde Markus ihn gar nicht mehr sehen wollen und er könnte schon heute nach Hause fahren. Antoine stand ebenfalls auf und begleitete ihn zur Tür.
„Danke, dass... dass du für mich da bist", sagte Jonas, was Antoine nur mit einer wegwerfenden Handbewegung beantwortet.
„Denk dran, nicht schwach werden. Egal, was Markus sagt, es ist eine Lüge", erinnerte Antoine ihn, auch wenn Jonas ihm da nicht ganz zustimmte. Dennoch nickte er, hob noch einmal schwach die Hand zu einem angedeuteten Winken und ging zu seinem Auto.
Als er sich hineinsetzte, klammerten seine Hände sich fest um das Lenkrad. Er fühlte sich, als sei er in einem Film und nicht im wahren Leben. Kopfschüttelnd versuchte er, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Er musste zu Markus fahren und mit ihm reden. Ganz in Ruhe, wie zwei erwachsene Menschen. Hoffentlich war das möglich.
Er warf einen letzten Blick zu Antoines Haus, doch er hatte bereits die Haustür geschlossen und auch am Fenster war er nicht zu sehen. Er atmete tief durch, straffte die Schultern und startete den Wagen.
Wenige Minuten später hielt er vor dem Haus, in dem Markus wohnte. Jonas entdeckte sein Auto etwas weiter die Straße runter und als er den Motor ausschaltete, bemerkte er im Augenwinkel einen Schatten. Beinahe erschrocken riss er den Kopf herum und er erkannte Markus, der am geöffneten Küchenfenster im ersten Stock stand und zu ihm herabsah.
Wieder einmal kam ihm der Gedanke, dass er einfach davonfahren könnte. Markus würde ihn vermutlich nicht einholen. Aber das war kindisch und albern und würde die ganze Situation vermutlich nur noch schlimmer machen.
Seufzend stieß er die Autotür auf und ging zum Hauseingang. Noch bevor er die Klingel drücken konnte, drückte Markus von oben die Tür auf. Natürlich. Jonas öffnete sie und lief mit angehaltenem Atem durch das stinkende Treppenhaus. Markus erwartete ihn bereits ziemlich selbstzufrieden grinsend an der geöffneten Wohnungstür.
„Hey, da bist du ja", sagte er und beugte sich zu ihm nach vorn, um ihn zu küssen. Jonas ließ es zu, dass er für einen schnellen Kuss seine Lippen mit seinen berührte, bevor er sich an ihm vorbei in die Wohnung drängte.
„Im Treppenhaus stinkt es echt wahnsinnig", beschwerte sich, was Markus auf einmal leise lachen ließ. Verwirrt sah Jonas zu ihm, als er gerade die Wohnungstür schloss. Markus senkte für einen Moment den Blick auf den Boden und als er ihn wieder hob, sah er ihm direkt in die Augen.
„Darüber hast du dich schon immer beschwert", sagte er und erst da erinnerte Jonas sich, dass es recht hatte. Auch seine Mundwinkel zuckten für einen Moment, als er sich selbst vor sich sah, wie er als junger Mann, fast noch ein Junge, nach der Schule hier her gekommen war.
„Stimmt", sagte er und schob ein wenig verlegen die Hände in die Hosentaschen.
„Komm mal mit", forderte Markus ihn nach einem kurzen Moment auf, griff nach seinem Ellbogen und zog ihn in die kleine Wohnküche. Es war wirklich gruselig, wie sehr diese kleine Wohnung hier der von Matthias glich. Nur war diese hier sehr viel heruntergekommener und viel zu klein.
Als sein Blick jedoch auf den kleinen quadratischen Tisch an der Wand zwischen Küche und Sofa fiel, wurden seine Augen groß. Markus hatte sich wirklich Mühe gegeben. Auf dem Tisch standen zwei Teller, ein reichlich gefüllter Brotkorb und eine rote Kerze in einem eleganten silbernen Halter brannte.
„Komm schon", raunte er ihm zu, packte ihn an den Schultern und führte ihn bis zu dem gedeckten Tisch. Jonas wusste nicht so recht, wieso ihn das so sehr rührte, es war ja eigentlich keine Meisterleistung, ein Frühstück vorzubereiten, aber es zeigte ihm eine ganz andere Seite von Markus. Eine liebevolle, vielleicht sogar liebenswerte.
Langsam ließ Jonas sich auf einem der Stühle nieder, während Markus sich ihm gegenüber setzte. Sofort spürte er, wie Markus seine Füße zwischen die seinen schob.
„Es ist zwar eigentlich schon etwas spät für Frühstück, aber...", sagte Markus und beendete den Satz mit einem Schulterzucken. Tatsächlich war es bereits Mittag und auf einmal fing Jonas Magen an zu knurren.
„Oh, und ich habe deine Sachen mit in die Waschmaschine gepackt", plapperte Markus und hielt ihm den Brotkorb hin. Jonas nahm sich ein Croissant heraus und legte es beinahe andächtig auf seinem Teller ab.
„Du siehst aus, als willst du reden", bemerkte Markus wie beiläufig und biss eine Ecke von seinem Croissant an. Jonas schluckte schwer, zwang sich aber zu einem Nicken.
„Ja, ich..."
Er konnte es nicht. Er konnte Markus nicht ins Gesicht sagen, dass er zurück zu Matthias wollte.
„Raus damit. Egal was es ist", ermutigte Markus ihn und brachte so etwas wie ein Lächeln zustande. Allerdings wirkte es nicht echt. Jonas wischte unsichtbare Krümel von seinen Fingern und schloss für einen Moment die Augen. Sein Herz hämmerte wie wild, aber er sollte wirklich ehrlich zu Markus sein. Als er die Augen wieder aufschlug, sah er Markus Hand, die leicht geöffnet und sehr erwartungsvoll auf dem Tisch lag. Jonas ignorierte sie.
„Ich... ich will zurück. Zu ihm. Das hier mit uns, das... das ist nicht das, was ich will", sagte er und auch wenn sicherlich ein Donnerschlag folgen würde, war er erleichtert.
Eine geschlagene Minute herrschte absolute Stille, man hätte wirklich die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören. Dann passierte ziemlich viel ziemlich schnell.
Markus sprang so hastig auf, dass sein Stuhl umfiel und er wuselte unruhig durch die Wohnung, bis er im Schlafzimmer verschwand. Unsicher sah Jonas ihm nach. Was tat er nur? Eigentlich hatte er mit einer Schimpftirade oder einem Wutanfall gerechnet.
Nur wenige Augenblicke später tauchte Markus wieder auf, eine Hand hinter dem Rücken verborgen. Seine Miene war ausdruckslos, als er auf ihn zukam und auf einmal vor ihm auf die Knie fiel. Endlich nahm er die Hand hinter dem Rücken hervor und zum Vorschein kam das kleine Kästchen mit dem Ring. Jonas glaubte, in Ohnmacht zu fallen. Das sollte Markus Geheimwaffe sein? Er machte ihm immer und immer wieder einen Antrag, den er immer und immer wieder ablehnte? Markus klappte das Kästchen auf und das Licht ließ den Ring funkeln.
„Schatz, du weißt, ich liebe dich. Ich will dich heiraten, mein Leben mit dir verbringen. All das ist neu für uns beide, aber bitte, bitte verlass mich jetzt nicht. Du hast versprochen, dass du bis morgen Abend bei mir bleibst und ich habe dir versprochen, dass du dann noch immer gehen kannst", kam aus Markus Mund, aber all das hatte Jonas schon mehr als einmal gehört. All das waren doch nur leere Versprechungen. Jonas spürte, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug, sodass es ihm schwer fiel, zu sprechen.
„Du weißt genau wie ich, dass das nicht funktionieren wird. Wir streiten uns ständig und... ich fühle mich von dir unter Druck gesetzt", hörte er sich sagen, keine Ahnung, woher dieser Mut kam. Markus Lippe zitterte heftig. Er hielt ihm das geöffnete Kästchen noch immer entgegen.
„Bis morgen Abend. Bitte."
Jonas Kopf bewegte sich wie von allein nach links und nach rechts. Ein Schluchzen ertönte, und als ihm klar wurde, dass Markus nahe eines Nervenzusammenbruchs war, konnte er nicht länger hier sitzen bleiben.
Er sprang auf und lief unruhig auf und ab, bis er an das noch immer geöffnete Fenster trat und sich am Rahmen abstützte. Er hörte Markus Schritte, die näher kamen, bis sich seine Arme um ihn schlangen.
„Ich liebe dich, Schatz", hauchte Markus an seinem Ohr. Jonas erzitterte, denn wieder einmal fühlte er sich, als würde er eingesperrt werden. Sein Blick wanderte in die Ferne, hinaus auf die Weizenfelder.
Eine Bewegung weckte seine Aufmerksamkeit, ein Mann, der über die Feldwege wanderte. Jonas konnte im Nachhinein nicht mehr sagen, was genau ihn noch ein zweites Mal hinsehen ließ, aber als ihm bewusst wurde, wen er da sah, entfuhr ihm ein Keuchen.
„Oh Gott! Ruf die Gendarmerie, sofort!", schrie er und schubste Markus unsanft zur Seite, während er sein Handy aus der Hosentasche fischte.
„Was? Was zur Hölle ist los?", fragte Markus verwirrt und warf nun ebenfalls einen Blick nach draußen. Jonas wählte schon die Nummer seines Chefs.
„Mach schon, ich meine es todernst. Den Kerl da draußen auf den Feldern sucht die Polizei in Deutschland! Bitte, es ist wirklich – Chef, ich habe Paulchen gesehen! Er ist in Frankreich, ich... was soll ich tun?"
Endlich schien Markus den Ernst der Lage zu begreifen, denn er hielt sich ebenfalls das Telefon ans Ohr. Jonas lauschte den Worten seines Chefs und rannte in Richtung der Wohnungstür, dicht gefolgt von Markus.
„Halten Sie ihn im Auge, die französischen Kollegen sind informiert", befahl sein Chef und Jonas riss die Wohnungstür auf, um nach draußen zu rennen. Sein Handy wollte er in die Tasche schieben, aber es fiel daneben. In diesem Moment war es ihm egal, er durfte Paulchen nicht verlieren! Gerade als er losrennen wollte, packte Markus ihn am Arm und riss ihn schmerzhaft zurück.
„Nein. Wenn das ein Verbrecher ist, dann bleibst du verdammt noch mal hier", fuhr Markus ihn an und zerrte ihn zurück in die Wohnung.
„Lass los, ich... ich darf ihn nicht aus den Augen verlieren", schrie er Markus an, der jedoch wenig beeindruckt wirkte. Er schubste Jonas hart, sodass er in den Flur stolperte und platzierte sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihm und trat mit dem Fuß die Tür zu. Jonas sah ihn ungläubig an.
„Markus, das ist mein Job, dass ich solche Leute finde, verdammt! Lass mich durch", sagte er, aber Markus schüttelte vehement den Kopf.
„Nein, du bringst dich nicht in Gefahr", sagte er bestimmt. Jonas trat vor und versuchte, ihn zur Seite zu schieben, aber er war einfach zu schwer.
„Jonas, bitte. Lass das die Gendarmen regeln! Bleib hier", mahnte Markus. Jonas konnte nicht fassen, dass Markus ihn nicht gehen ließ. Es ging hier nicht mehr um ihre Liebesfehde, sondern um etwas wirklich wichtiges!
„Geh weg, oder ich muss dir wehtun", drohte er, denn auch wenn Markus mindestens 50 Kilo mehr als er wog und vermutlich stärker war, gegen einen Tritt zwischen die Beine richteten die stärksten Kerle nichts aus. Jonas setzte schon zu einem Tritt an und legte all seine Wut hinein. Über sich selbst, dass er sich so sehr betrunken hatte, dass er sich mit Markus eingelassen hatte. Darüber, dass er unendlich viele Chancen verpasst hatte, zu Matthias zurückzukehren, obwohl er es eindeutig war, mit dem er zusammen sein wollte. Darüber, dass Markus ihn bevormundete und ihn wie sein Eigentum behandelte und einfach nicht einsah, wie verdammt wichtig es war, dass er diesen Mörder und Vergewaltiger da draußen nicht verlor.
Allerdings passierte etwas vollkommen Unerwartetes, das seinen Plan zunichte machte. Markus machte einen Satz nach vorn und schubste ihn mit all seiner Kraft und all seinem Körpergewicht. Jonas strauchelte, sein Fußgelenk knickte um und er fiel. Sein Kopf traf auf etwas Hartes, vermutlich den Türrahmen der Badezimmertür und es wurde schwarz um ihn.
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