Kapitel 29 - Sheila

Hin und wieder sah Sheila zu Jonathan hinüber, der sich mit Karima zu unterhalten schien. Trotzdem griff sie nach seiner Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen. Nicht, dass sie glaubte, er würde mit ihr flirten, aber sicher war sicher. Jonathan strich mit dem Daumen über ihren Handrücken und sie spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. 

„Karim", rief eine braunhaarige Frau zu ihm und entschuldigend sah er Sheila an. Sie lächelte, denn ihr war klar, dass er sich nicht nur mit ihr unterhalten konnte, sondern sich auch um seine anderen Gäste kümmern musste. Er stand auf und setzte sich neben die Frau, die ihn gerufen hatte. Augenblicklich spürte sie, wie Jonathan den Arm um ihre Schultern legte und sie an sich zog. 

„Alles in Ordnung?", fragte er und schnell nickte sie. 

„Ja, alles okay. Bei dir?", fragte sie zurück und er nickte langsam. Dann küsste er sie sanft auf die Schläfe. Sheila rutschte näher an ihn heran, woraufhin er seine Hand an ihre Hüfte wandern ließ. Obwohl sie selbst nichts getrunken hatte, fühlte sie sich überschwänglich. Vielleicht, weil die meisten anderen ordentlich tranken und die Stimmung immer ausgelassener wurde. 

Sheila beobachtete, wie Karim den Heizpilz aus der Ecke in die Mitte der Terrasse zog und ihn anstellte. Offensichtlich war der Frau mit den braunen Haaren kalt gewesen. 

Sie lehnte ihren Kopf an Jonathans Schulter und genoss seine Berührung. Es tat so unendlich gut, ihn wieder fröhlich zu sehen. Sie bekam mit, wie Karima ihn irgendetwas fragte, doch sie achtete nicht darauf. Erst als Jonathan sich versteifte, sah sie Karima genauer an. Sie wollte nicht, dass sie ihm unangenehme Fragen stellte und zum ersten Mal, seit sie mit Jonathan zusammen war, spürte sie so etwas wie Eifersucht. Das war merkwürdig, denn obwohl Jonathan sich doch ab und zu mit anderen Frauen unterhalten hatte und er auch mit einigen befreundet war, hatte sie nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, er könnte etwas mit einer anderen Frau anfangen. Sie spitzte die Ohren, um die Unterhaltung der beiden mitzubekommen. 

„Wir haben nach der Hochzeit eine kleine Weltreise gemacht", sagte Jonathan und Karima stieß einen bewundernden Laut aus. 

„Wo wart ihr denn überall?", wollte sie wissen und Jonathan fing an, einige Ihrer Ziele aufzuzählen. 

„Zum Schluss waren wir in Armenien, ihre Familie besuchen", sagte er und Sheila spürte, wie er den Druck an ihrer Hüfte verstärkte. Erst da bemerkte sie, dass es seine verletzte Hand sein musste und schnell rutschte sie noch näher an ihn, um den Druck gegen seine Hand zu verringern. Nun wandte Karima sich ihr zu. 

„Ach, bist du aus Armenien?", fragte sie interessiert und Sheila nickte. 

„Ja, ich bin da geboren", erklärte sie, doch dann verstummte sie. Eigentlich erzählte sie gerne von ihrem Heimatland, aber irgendwie mochte sie Karima nicht mehr, seitdem sie den Eindruck hatte, sie würde Jonathan schöne Augen machen. 

„Wo kommt ihr eigentlich ursprünglich her?", fragte sie, denn sie hatte Karim noch nie nach seiner Herkunft gefragt. 

„Unsere Eltern kommen aus Eritrea", antwortete sie und Sheila nickte. 

„Bist du hier geboren?", fragte sie weiter, hauptsächlich, um sie von Jonathan abzulenken. 

„Ja, ich bin hier geboren. Aber du meintest, du wärst in Armenien geboren? Man hört gar keinen Akzent", sagte Karima und Sheila fühlte sich ein wenig verletzt. 

„Ich lebe inzwischen seit 23 Jahren in Deutschland", gab sie ein wenig pampig zurück. Jonathan rutschte ein wenig herum, dann küsste er Sheila auf die Stirn. 

„Ich muss mal auf Klo", sagte er leise und löste sich von ihr. 

„Ich komme mit dir", sagte sie bestimmt und erhob sich ebenfalls. Sie griff nach Jonathans Hand und folgte ihm nach drinnen. Da es im Flur nur eine weitere Tür gab, vermutete Sheila, dass dort das Bad war. Auch Jonathan schien so zu denken und er ging geradewegs in den Flur und öffnete die Tür. Tatsächlich war hier ein kleines Bad. Doch Jonathan blieb etwas unschlüssig im Türrahmen stehen. 

„Was ist?", fragte sie und er sah sie ein wenig verlegen an. 

„Kannst du meinen Knopf aufmachen? Bei der Hose geht das noch so schwer und...", sagte er und hielt dann seine eingegipste Hand hoch. Sheila kicherte und sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Sie schob Jonathan ein Stück weiter ins Bad und öffnete für ihn seine Hose. 

„Wenn du wüsstest, was mir gerade durch den Kopf geht", lachte sie, dann legte sie sich eine Hand an die Stirn, um sie ein wenig zu kühlen. Jonathan legte ihr die Hand in den Nacken und küsste sie. Sheila glaubte, dass sie es nicht mehr nach draußen schaffen würde, wenn er weiter machte. Mühsam löste sie sich von ihm. 

„Hör auf damit, du machst mich noch ganz verrückt", zischte sie, dann ging sie zurück in den Flur und schloss die Tür. Sie wartete, während Jonathan auf die Toilette ging und unwillkürlich wanderte ihr Blick zu den Leuten auf dem Balkon. 

Karima saß noch immer allein in ihrer Ecke und sie schien kein Interesse daran zu haben, sich mit den anderen zu unterhalten. Sheila hörte die Klospülung und ging ohne anzuklopfen wieder ins Bad. Jonathan zuckte kurz zusammen, als hätte er jemand anders erwartet. Sheila grinste. 

„Glaubst du, ich würde irgendjemanden hier rein lassen, während du auf Klo bist?", lachte sie doch Jonathan zuckte nur die Schultern. Sheila kicherte und nachdem er sich die Hände, oder besser gesagt die Hand gewaschen hatte, schloss sie wieder den Knopf an seiner Hose. 

„Du bist so sexy", flüsterte Jonathan, doch Sheila schob ihn nach draußen, um selbst auf die Toilette zu gehen. 

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