Kapitel 110 - Jonathan

Jonathan hatte den restlichen Tag in seinem Bett verbracht und sich Filme angesehen. Nur wenn seine Mutter ihn zum Essen gerufen hatte, war er nach unten gegangen, doch richtig aufmuntern konnte ihn das nicht. 

Er betrachtete immer wieder den kleinen Globus, den seine Mutter ihm geschenkt hatte und jedes Mal blitzte eine Erinnerung an Sheila vor seinem inneren Auge auf. Sie war auf ihrer Reise so glücklich gewesen und sie hatten Erinnerungen fürs Leben dazu gewonnen. Obwohl die Organisation stressig gewesen war und sie für beinahe jedes Land für Sheila ein Visum beantragen mussten, hatte es sich gelohnt. Jederzeit würde er wieder mit ihr aufbrechen, doch in den nächsten Jahren würde daraus erst einmal nichts werden. 

Jonathan klickte auf seinem Handy herum, bis er das Ultraschallbild aufgerufen hatte. Es war noch nicht wirklich viel zu erkennen, nur ein kleiner Punkt, doch bei dem Gedanken, dass dieser kleine Punkt ein Lebewesen war, das sie und er geschaffen hatten, wurde ihm ums warm Herz. 

Er hatte ihr noch keinen Kommentar dazu geschrieben, denn ihm war nichts eingefallen, das seine Gefühle passend beschrieben hätte. Obwohl er sich freute, spürte er gleichzeitig jede Menge Wehmut. Er hatte sie verletzt und das sogar mit Absicht. 

Gerade als er sein Handy wieder weglegen wollte sah er, dass sie online war. Sofort pochte ihm sein Herz bis zum Hals, denn das bedeutete, dass sie irgendjemanden eine Nachricht schickte. Oder dass ihr jemand eine Nachricht geschickt hatte, die sie nun las. Augenblicklich machte er sich Gedanken, mit wem sie wohl Nachrichten hin und her schrieb. Ihrem Bruder? Oder vielleicht auch ihrem Vater? Oder irgendjemand anderem, der ihm ganz und gar nicht passte? Womöglich noch Leonard. 

Bevor er richtig darüber nachgedacht hatte, schickte er ihr ein Herzchensmiley. Sheila las die Nachricht und für einen Moment befürchtete er, dass sie sie einfach ignorieren würde. Obwohl er Zeit für sich hatte haben wollen und sie ein paar Tage nicht bei sich haben wollte, fehlte sie ihm und er hoffte beinahe in jeder Minute, dass sie sich bei ihm meldete. Als keine Minute später eine Nachricht von ihr eintraf, lächelte er unwillkürlich. 

„Ich muss arbeiten, tut mir leid", schrieb sie, dann ging sie wieder offline. Jonathan schluckte und warf einen Blick auf die Uhr. Tatsächlich musste sie gerade bei der Arbeit angekommen sein, wenn sie heute Abenddienst hatte. Trotzdem antwortete er ihr noch. 

„Okay, viel Spaß auf der Arbeit. Du fehlst mir", schrieb er, doch kaum dass er die Nachricht abgeschickt hatte, bereute er sie. Damit brachte er Sheila nur durcheinander. Er signalisierte ihr auf der einen Seite, dass er Abstand wollte und dann schrieb er ihr, dass sie ihm fehlte. 

Wütend über sich selbst, dass er unfähig war, sich an seine eigenen Wünsche zu halten, warf er sein Handy neben sich aufs Bett und widmete sich wieder dem Film. Er hatte noch gar nicht richtig mitbekommen, wovon er eigentlich handelte, denn seine Gedanken kreisten die ganze Zeit. 

Wenn der Film zu Ende war, würde er sich fertig machen und zu Laura und Karl fahren. Tatsächlich freute er sich schon auf die Sendung, die Laura plante. Auch wenn er keine Ahnung hatte, ob sie ihm Fragen stellen wollte oder ob sie sich einfach nur über Musik, die sie spielte unterhielten. Jede Ablenkung von Sheila wäre ihm Recht, denn sonst würde er mit Sicherheit nicht mehr bis zum Wochenende aushalten und in einer überstürzten Aktion wieder nach Hause fahren, wo er sich wieder mit ihr streiten würde. Das war das einzige, was ihn davon abhielt. Er traute sich selbst noch nicht genug, dass er nicht mehr so gereizt ihr gegenüber sein würde.

Einige Zeit später saß Jonathan im Auto und lenkte seinen Wagen an den Straßenrand. Zu seiner Schande musste er gestehen, dass er erst einmal bei Laura und Karl zu Hause gewesen war. 

Sheila und er waren ungefähr zur gleichen Zeit zusammen gekommen wie die beiden, doch obwohl sie gleich alt waren, hatten sich ihre Leben doch sehr unterschiedlich entwickelt. Laura und Karl waren weder verheiratet, noch hatten sie ein gemeinsames Haus noch erwarteten sie ein Kind. Zumindest war das sein letzter Stand. 

Jonathan verscheuchte die Gedanken an Sheila und schaltete den Motor aus, dann machte er sich auf den Weg zum Haus, in dem die beiden wohnten. Er ließ den Blick über die Namensschilder an den Klingeln wandern und brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis er ihre Klingel fand. Genervt drückte er sie und wartete, bis jemand ihm die Tür öffnete. Seine Unkonzentriertheit nervte ihn tierisch, doch wenn er sich darüber aufregte, wurde es nur noch schlimmer. 

Schon nach ein paar Sekunden ertönten das Summen des Türöffners und Jonathan betrat den Hausflur. Er hörte, wie im ersten Stock eine Wohnungstür geöffnet wurde und er beeilte sich die Treppe nach oben zu gehen. 

„Hey", begrüßte er Laura, die freudestrahlend im Türrahmen stand. Sie breitete die Arme aus und er ließ sich einen kurzen Moment von ihr umarmen. 

„Komm doch rein", sagte sie und trat eilig einen Schritt beiseite, damit er hineinkommen konnte. Jonathan betrat den kleinen Flur und zog die Schuhe aus, dann folgte er Laura in ein Zimmer, das rechts vom Flur abging. Neugierig sah er sich um und stellte fest, dass es sich um ein kleines Arbeitszimmer handelte. 

„Karl ist noch unterwegs, seine Bahn kann irgendwie nicht weiter fahren", erklärte sie und machte anschließend eine einladende Handbewegung in Richtung eines gemütlich aussehenden Drehstuhls. 

„Der Arme... Hoffentlich kommt er bald", sagte Jonathan, doch eigentlich wusste er nicht so recht, was er darauf antworten sollte. 

„Naja, ist auch egal. Er würde hierbei sowieso nur stören. Übrigens finde ich es ziemlich cool, dass es so schnell geklappt hat", sagte sie und setzte sich neben ihn in einen zweiten Stuhl. 

Jonathan fing automatisch an, sich mit dem Stuhl hin und her zu drehen. Sie erinnerte ihn mit ihren Worten daran, warum er eigentlich hier war. Denn von seinen Eltern aus hatte die Fahrt nur eine Viertelstunde gedauert. 

„Finde ich auch", murmelte er und zwang sich zu einem Lächeln, doch sie sah ihn misstrauisch an. 

„Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte sie besorgt, aber Jonathan winkte ab. 

„Ach, ich bin nur für ein paar Tage bei meinen Eltern, das ist alles", sagte er, doch sofort bekam er ein schlechtes Gewissen. Er spielte es herunter, obwohl er nun die Möglichkeit hatte, mit jemanden zu sprechen, der vollkommen unvoreingenommen war. Laura verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. 

„Ach was?", fragte sie misstrauisch, woraufhin Jonathan seufzte. Es war gar nicht so leicht, mit jemanden darüber zu sprechen. 

„Willst du darüber reden?", fragte sie, doch es klang gar nicht wie eine Frage, sondern eher wie eine Forderung. Mit den Fingern fuhr er sich durchs Gesicht, doch dann resignierte er. 

„Ich bin im Moment ein wenig... neben der Spur und da fanden wir es besser, wenn ich ein paar Tage wegfahre, um den Kopf frei zu bekommen", erklärte er und sah sie schüchtern an. Obwohl sie eher klein war, konnte sie ziemlich einschüchternd wirken. 

„Was meinst du mit neben der Spur?", hakte sie nach, wobei ihre Stimme überraschend einfühlsam klang. Jonathan war hin und her gerissen, was er ihr erzählen sollte und was nicht. Eigentlich ging es sie ja nichts an, aber gleichzeitig waren sie doch recht gut befreundet. Zumindest waren sie das, bevor bei ihm die Sicherung durchgebrannt war. 

Nach kurzem Überlegen entschied er sich, ihr von seinem Frust zu erzählen. Sie musste ja nichts davon erfahren, was er mit Karima und Sheila mit Leonard getan hatte und die Schwangerschaft behielt er lieber auch erst einmal für sich. 

„Ich weiß noch nicht so genau, woran es liegt, aber ich fühle mich in den letzten Wochen manchmal so, als würde ich platzen. Mich nervt alles und sie bekommt es meistens ab", sagte er dann und Laura nickte wissend. 

„Du meinst die Arbeit nervt dich?", hakte sie nach, doch er zuckte die Schultern. 

„Eigentlich nervt mich alles. Doch seit ich gestern weggefahren bin, vermisse ich sie. Gleichzeitig weiß ich aber, dass es unklug wäre, jetzt schon zurück zu fahren", fuhr er fort. 

„Warum wäre das unklug? Du vermisst sie und ich bin mir sicher, dass sie dich auch vermisst", sagte sie, doch er schüttelte den Kopf. 

„Nein, ich kann noch nicht zurück. Wir haben heute Morgen kurz telefoniert und schon nach ein paar Minuten habe ich gespürt, wie etwas in mir hochkocht, dass ich am liebsten schreien würde. Solange das nicht verschwunden ist, werde ich nicht zurück fahren", erklärte und er klang dabei ganz und gar nicht so entschlossen wie er sich fühlte. Laura schnalzte mit der Zunge. 

„Das ist doch albern. Es gibt keinen Grund, frustriert zu sein. Mit deiner Musik läuft es ziemlich gut und am Samstag wirkte sie wirklich glücklich", widersprach sie, was Jonathan verwirrt die Stirn in Falten legen ließ. 

„Ja, es läuft fantastisch", grummelte er und meinte damit nicht nur die Arbeit. Laura lachte. 

„Ich wusste nicht, dass du größenwahnsinnig geworden bist", erwiderte sie, dann wandte sie sich dem Computer zu, der auf einem Schreibtisch vor ihnen stand. Sie bewegte die Maus und der Bildschirm sprang an. Unwillkürlich warf er einen Blick darauf und sah ein vertrautes Bild. Sie hatte seinen Kanal aufgerufen und für eine Sekunde wanderte sein Blick zu der Anzahl der Klicks. Sicher, wenn er bei sich zu Hause nachsah, konnte er deutlich mehr Statistiken erkennen und ihm war auch bewusst, dass es nicht nur auf die Anzahl der Klicks ankam, aber doch war er von der Zahl überrascht. 

„Oh, wann ist das denn passiert?", fragte er trocken und rollte mit seinem Stuhl näher an den Tisch, um besser sehen zu können. Sein letztes Lied, das er veröffentlicht hatte, schien gut bei den Leuten anzukommen. Sehr viel besser, als er erwartet hatte. 

„Hier, sieh dir die Kommentare an", sagte Laura und scrollte weiter runter. Tatsächlich waren alle positiv. Jonathan schnaubte, denn da fiel ihm wieder ein, welchen Gefallen Sheilas Vater ihm getan hatte. 

„Ist auch egal. Die Leute springen eher auf Cover an", sagte er tonlos und zuckte die Schulter. Laura stöhnte genervt. 

„Hör schon auf damit. Schau dir mal an, was die Leute schreiben. Sie freuen sich alle auf mehr eigene Musik von dir. Vielleicht lief es am Anfang etwas schleppend, aber wenn du dich hinsetzt und dir einen Plan überlegst, könntest du es auch mit weniger Covern schaffen. Vielleicht nicht ganz ohne, aber...", plapperte sie und deutete aufgeregt auf den Bildschirm. Jonathan winkte ab. 

„Ich werde es nie ohne Cover schaffen. Außerdem müsste ich dann mal hinkriegen länger als eine Stunde am Tag zu arbeiten, damit mir irgendetwas einfällt", brummte er, doch Laura stieß ihn nicht ganz unsanft am Arm an. 

„Ich meine es ernst. Vielleicht nimmst du dir noch ein paar Tage Zeit, dann startest du durch. Ich weiß, dass du es schaffen kannst. Du solltest nur das machen, was dich glücklich macht", sagte sie, doch Jonathan lachte leise. 

„Dann kann ich aber meine Rechnungen nicht mehr bezahlen", erwiderte er. Laura stöhnte laut auf und vergrub das Gesicht in den Händen. 

„Du bist echt ein hoffnungsloser Fall! Freu dich doch über das, was du erreicht hast. Vielleicht brauchst du ein paar Cover, um Geld zu verdienen, aber du kannst doch nebenbei deine eigenen Projekte laufen lassen. So wie ich dich kenne hast du jede Menge Ideen", sagte sie und irgendwie fühlte er sich ein wenig geschmeichelt. Tatsächlich hatte er jede Menge Musik geschrieben, die er noch nicht einmal Sheila gezeigt hatte. 

„Ich weiß, mein Sender ist klein und es hören nicht viele Leute zu, aber vielleicht kann ich ein paar Leute erreichen, denen gefällt, was du machst", versuchte sie weiter, ihn aufzumuntern. Er gab auf. Sie würde so lange weiter machen, bis er zustimmte. 

„Na gut. Du hast recht. Ich sollte mir etwas überlegen, wie ich mehr Zeit für eigenen Projekte aufbringen kann", sagte er dann und Laura warf triumphierend die Hände in die Luft. 

„Endlich! Jetzt hör auf dazusitzen wie ein alter Griesgram und hör zu, was ich für gleich geplant habe", fuhr sie fort und erwartungsvoll sah er sie an. Tatsächlich hatte er gehofft, dass sie sich einen Plan überlegt hatte. Etwas unsicher lächelte sie, als sie einen Block aus der Schreibtischschublade holte und ihn ihm hin schob. 

„Ich habe da mal ein paar Themen aufgeschrieben, über die man reden könnte. Allerdings wollte ich es nicht wie ein Interview aufbauen, sondern eher wie ein ganz normales Gespräch zwischen Freunden", sagte sie und schnell nickte er. Das war ihm eindeutig lieber, als ausgefragt zu werden. Jonathan sah auf den Block und überflog die Notizen. 

„Wie lange soll die Sendung noch mal gehen? Drei Tage?", scherzte er, denn sie hatte so ziemlich alles aufgeschrieben, was ihr eingefallen war. Doch er stolperte über einen Punkt auf dem Zettel. 

„Die Reise?", fragte er und sah sie verwundert an. 

„Ja, ich dachte es wäre eine schöne Sache. Immer wenn du davon erzählst, strahlst du und das finden viele Leute interessant. Zwar sollten wir auch ein wenig über deine Arbeit sprechen, aber ich dachte mir, dass dir das Thema vielleicht gefallen könnte. Außerdem sehen dann vielleicht noch ein paar mehr Leute euer Reisetagebuch an", antwortete sie begeistert und Jonathan huschte ein Lächeln über die Lippen. Tatsächlich hatte es Spaß gemacht, mit Sheila diese Art Tagebuch per Video zu führen und es hatte sogar ein wenig Geld eingebracht. Nicht viel, aber doch ein wenig, sodass sie ein paar Ausflüge hatten machen können, die sonst vielleicht nicht mehr in ihrem Budget gewesen wären. 

„Okay, klingt gut. Tatsächlich hat mir meine Mutter einen Gutschein geschenkt für ein Restaurant, das eine kulinarische Weltreise verspricht", sagte er und Laura nickte aufgeregt. 

„Plant ihr in nächster Zeit noch eine Reise?", fragte sie, doch Jonathan schüttelte den Kopf. 

„Nein, erst einmal nicht. Wir müssen uns erst einmal wieder richtig vertragen, dann sehen wir weiter. Sie...", setzte er an, doch dann unterbrach er sich. 

„Was denn?", fragte Laura nach und kurz zögerte er. Allerdings fiel es ihm schwer, wenn sie ihn so offen und ehrlich interessiert ansah, ihr nicht sein Herz auszuschütten. 

„Sie wirkt in den letzten Tagen irgendwie so, als wäre sie vor mir auf der Hut. Als hätte sie ständig Angst, etwas Falsches zu sagen", erklärte er, doch sie sah ihn nur verwirrt an. 

„Wie meinst du das? Wovor hat sie denn Angst?", fragte sie und sofort meinte er eine Spur Misstrauen in ihrem Blick zu sehen. 

„Davor, dass ich sie zu Unrecht anfahre. Dass ich gemeine Sachen zu ihr sage, die ich eigentlich gar nicht so meine", gab er zu und senkte den Blick. Einen Moment war es still, doch dann stupste Laura ihn am Knie an. 

„Hast du schon gemeine Sachen zu ihr gesagt?", fragte sie vorsichtig und sofort nickte er. Und wie er das hatte. 

„Ja, und es tut mir unendlich leid. Aber obwohl ich sie vermisse, traue ich mir selbst noch nicht zu, sie wieder so zu behandeln, wie sie es verdient", sagte er und Laura nickte. 

„Ich weiß, was du meinst. Wie könntest du es denn wieder hinbekommen?", fragte sie ihn, doch er zuckte nur mit den Schultern. 

„Ich habe keine Ahnung. Ich dachte, ich finde es schon irgendwie heraus, wenn ich sie ein paar Tage nicht sehe. Zwar merke ich schon, wie ich weniger gereizt bin, aber ganz weg ist es noch nicht", antwortete er und sah sie hilfesuchend an. Vielleicht hatte sie ja einen Tipp. Sie legte einen Finger an die Lippen, als würde sie überlegen. 

„Was würdest du davon halten, wenn wir mal zusammen arbeiten? Ich meine...", setzte sie an, doch dann winkte sie ab. Jonathan wurde neugierig. 

„Was meinst du?", wollte er wissen und nun war er es, der sie am Knie anstupste. 

„Naja, ich meine damit, dass ich in der letzten Zeit ziemlich viel daran gearbeitet habe, meinen Gesang zu verbessern. Vielleicht hättest du Lust, etwas mit mir aufzunehmen. Wenn nicht, ist das auch kein Problem und...", sagte sie, doch er hob den Finger, was sie verstummen ließ. 

„Die Idee ist super. Hast du schon was Konkretes im Kopf?", hakte er nach und verwundert sah sie ihn an. 

„Du... du meinst das Ernst? Du würdest etwas mit mir zusammen aufnehmen?", stammelte sie und er nickte schnell. 

„Klar!", bestätigte er sie und kurz glaubte er, sie wollte ihm um den Hals fallen, doch sie hielt sich zurück.

„Das wird cool! Allerdings... naja, ich hatte da ein paar Ideen, aber ich bin nicht wirklich gut im komponieren. Im Gegensatz zu dir", sagte sie und grinste. Jonathan spürte, wie seine Wangen rot wurden, doch in seinem Kopf bildeten sich bereits die ersten Ideen. 

„Mir fällt bestimmt irgendetwas Cooles ein. Allerdings dauert das eine Weile, bis es gut genug ist", sagte er und sah sie unsicher an. Zwar wusste er, dass sie mehr von Musik verstand als sie zugeben wollte, doch im Moment fühlte er sich noch nicht in der Lage, irgendetwas innerhalb von ein paar Tagen aus dem Ärmel zu zaubern. 

„Ich könnte ja auch mal zu dir ins Studio kommen. Das würde mich echt mal interessieren, wie du so arbeitest", sagte sie und schnell nickte er. Nicht nur, dass es ihm sicherlich Spaß machen würde, mit Laura zusammenzuarbeiten, sondern schien sie auch offen für alle Ideen zu sein. 

„Abgemacht", sagte er und hielt ihr die Hand hin. Schnell ergriff sie sie und drückte sie kurz. 

„Wann soll es losgehen?", fragte sie und lachte leise, doch auf einmal spürte er einen unbändigen Drang, sich in sein Studio einzuschließen und irgendetwas Kreatives zu schaffen. Doch das musste noch ein paar Tage warten. Unwillkürlich wanderte sein Blick zu seiner Hand, die noch immer eingegipst war. 

„Vielleicht rufe ich mal beim Arzt an, ob dieser blöde Gips nicht schon früher abgemacht werden kann. Allerdings habe ich Sheila gesagt, dass ich...", setzte er an, aber er unterbrach sich. Eigentlich hatte er sagen wollen, dass er Sheila gesagt hatte, er würde am Wochenende wieder nach Hause gekommen. Doch das hatte er gar nicht. Er hatte ihr versprochen, spätestens dann wieder zurück zu sein. 

„Was hast du ihr gesagt?", wollte Laura wissen, allerdings war er sich unsicher, ob er ihr noch mehr erzählen sollte. Sie sah ihn eindringlich an und nach ein paar Sekunden knickte er ein. 

„Ich habe ihr gesagt, dass ich ein paar Tage für mich brauche und dass ich spätestens am Wochenende wieder zurück komme. Aber seit ich hier bin, will ich nur noch zu ihr zurück. Aber ich habe Angst, dass ich mich nicht geändert habe", murmelte er und spürte, wie sein Herz schmerzvoll gegen seine Brust pochte. 

„Wenn du zu ihr zurück willst, dann fahr. Du musst doch nicht den ganzen Tag bei ihr sein. Du kannst arbeiten und sie muss sicherlich auch zur Arbeit. Ich könnte zu dir kommen und wir arbeiten etwas gemeinsam", schlug sie vor, doch er zuckte nur die Schultern. Er wollte nicht, dass Sheila und er sich wieder die ganze Zeit stritten. 

„Ich weiß nicht. Vielleicht... vielleicht sollte ich sie erst einmal anrufen. Hinterher will sie gar nicht, dass ich so schnell wieder zurück komme. Immerhin hat sie mich auch weggeschickt", erwiderte er. Laura sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. 

„Na gut. Aber ruf sie spätestens morgen früh an. Oder vielleicht sogar noch heute Abend, je nach dem, wann sie immer ins Bett geht", sagte sie und Jonathan spürte, wie er wie automatisiert nickte. 

„Du hast recht. Ich glaube, sie hat heute Abenddienst und muss bis Mitternacht arbeiten. Vielleicht rufe ich sie danach noch kurz an", gab er zurück und auf seine und auch auf Lauras Lippen schlich sich ein Lächeln. 

„Das klingt nach einem Plan. Aber jetzt wird es Zeit, dass wir mit der Sendung starten. Ich hole uns noch was zu Trinken und dann geht es los", verkündete sie, sprang auf und lief aus dem Zimmer. 

Jonathan dachte darüber nach, was sie gesagt hatte. Wenn er zu ihr zurück wollte, sollte er fahren. Er musste sich nur zusammenreißen und über seinen inneren Schweinehund springen, dann würde schon alles wieder gut werden. Doch bevor er sich länger den Kopf zerbrechen konnte, kam sie mit zwei Gläsern und einer kleinen Auswahl an Getränken zurück. 

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