Kapitel 10

Glücklicherweise traf kurz darauf Recovery Girl ein, sodass Midnight davon abließ, die beiden Männer weiterhin zu verprügeln. Doch Aizawa ging es verhältnismäßig, bis auf die gebrochenen Rippen, ziemlich gut, auch wenn Chiyo weiterhin davon absah, die Brüche zu heilen, nur für den Fall. Außerdem wirkte Shota ohnehin sehr k.o. und erschöpft und das, obwohl er fast 24 Stunden durchgeschlafen hatte. Sehr erholsam war der Schlaf wohl nicht gewesen, stattdessen schien es ihn nur noch mehr ausgelaugt zu haben. Dennoch weigerte er sich, sich wieder hinzulegen. Da es schon wieder Morgen wurde, hatte er ohnehin keine Lust, etwas zu schlafen. Es kostete ihnen viel Überzeugungskraft Aizawa davon abzuhalten aufzuspringen und sich für die Arbeit fertig zu machen.

Stattdessen saßen sie nun weiterhin im Gemeinschaftsraum, Shota an Hizashi gelehnt, der einen Arm um den Dunkelhaarigen gelegt hatte, und tranken ein wenig Tee. Eigentlich hätte Yamada viel lieber mit etwas Stärkerem seine Kehle befeuchtet, doch da sie immer noch im Wohnheim einer Schulklasse waren, ließ sich so schnell nichts anderes auftreiben. Außerdem war es so wohl besser. Schon früh am Morgen zu trinken wäre nicht sehr vorbildhaft, selbst nach so einem Schrecken nicht.

„Es ging alles viel zu schnell", erzählte Shota schließlich, als sie endlich wissen wollten, was passiert war. „Seit diese Vorkommnisse auch hier stattfanden, bin ich an der Sache dran gewesen und nachdem ich gehört habe, dass Tsukauchi eine Sondereinheit dafür zusammengestellt hat, habe ich mich ihnen angeschlossen. Durch einen Untergrundkontakt haben wir erfahren, dass es eine neue Schurkin in der Stadt gibt, mit deren Auftauchen diese Todesfälle begannen. Natürlich haben wir schnell herausgefunden, dass sie auch an den anderen Orten aufgetaucht ist, an denen es diese Toten gab. Sie nennt ihre Macke Sleeping Curse und sich selbst Evil Queen", berichtete er und seufzte, „kurz nachdem wir mit meiner Kontaktperson gesprochen hatten, wurde er getötet, also mussten wir schnell handeln und sie uns schnappen, bevor sie weiterziehen konnte. Aber sie hat uns wohl bereits erwartet. Ich weiß einfach nicht, wie sie uns so überlisten konnte."

Shota fuhr sich durchs Haar und schauderte. Wenn er nur besser aufgepasst und schneller gehandelt hätte, wären keine Menschen zu Schaden gekommen und niemand wäre gestorben. Seine Macke hätte jene der Schurkin auslöschen und viele Schwierigkeiten verhindern können. Wieso war er nur so verdammt langsam und unvorsichtig gewesen?

„Du solltest dir keine Schuld geben. Der Beamte, der vor dir wieder wach war, hat berichtet, dass sie Komplizen hatte, von denen ihr nichts wusstet", meinte Toshinori, als er den Blick seines jüngeren Kollegen sah und deutete. „Es gab mindestens zwanzig Festnahmen und laut dem Bericht sind alle sofort auf dich los, weil sie scheinbar gewarnt worden waren und Bescheid über deine Macke wussten. Du hast dir nichts vorzuwerfen!", versicherte der ehemalige Profiheld. Er wusste jedoch, dass man ständig die Schuld bei sich suchte, wenn etwas schieflief, schließlich war All Might da nicht anders.

Schulterzuckend nahm Shota einen Schluck Tee, ehe er seine Erzählung fortsetzte. „Nachdem ich ihre Komplizen ausschalten konnte, und sie geflüchtet ist, bin ich ihr gefolgt. Aber irgendwo in einer der Seitengasse habe ich sie verloren und sofort Tsukauchi angerufen. Daraufhin wurde die Mission abgebrochen und weil es schon wieder Morgen war, bin ich zurück um zu unterrichten. Mehr oder weniger", fügte er seufzend an. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihm ein Puzzleteil fehlte. Wie und wann hatte diese Schurkin ihn erwischt? „Mir ist erst im Klassenzimmer klar geworden, dass etwas nicht mit mir stimmte."

„Und wir dachten, Sie wären einfach nur extrem übermüdet und haben Sie in ihren Schlafsack gesteckt", meinte Ochako entsetzt, „es tut uns wirklich verdammt leid, Sensei!" Nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn sie einfach der Meinung gewesen wären, ihn weiter schlafen zu lassen. Das wäre eine furchtbare Überraschung gewesen, wenn sie ihn am nächsten Tag tot in der Klasse gefunden hätten. Allein der Gedanke daran entsetzte das Mädchen so sehr, dass ihr Tränen in die Augen stiegen.

„Schon in Ordnung. Im Prinzip bin ich selbst schuld, weil ich immer mal kurz ein Nickerchen in der Klasse mache, wenn ich Zeit dazu habe. Ihr konntet es nicht wissen", versicherte Aizawa der Schülerin, damit sie sich nicht weiter schlecht fühlte. Vermutlich hätte er nicht anders gehandelt. Wenn er nur früher bemerkt hätte, dass die Müdigkeit von der Macke gekommen war, hätte er auch die Zeit bis zum Einschlafen nutzen können, um die Schüler einzuweihen.

„Zum Glück ist alles gut ausgegangen", freute sich Eri und gähnte laut. Obwohl sie etwas geschlafen hatte, war sie immer noch sehr müde, und lag halb auf Shotas Schoß. „Aber das mit dem Märchen hat trotzdem gestimmt!", begann sie dann erneut und grinste, „du hast mir doch erst von Dornröschen vorgelesen und deswegen wusste ich, dass dich ein Kuss retten kann!" Dabei sah sie zu Hizashi, der sofort rot anlief und versuchte sich hinter einem Vorhang aus seinen Haaren zu verstecken. „Aber Tante Nemuri hat mir erklärt, dass moderne Helden nicht mehr so arbeiten, und trotzdem hat es funktioniert! Das ist schon sehr verwirrend!", meinte sie vorwurfsvoll und sah zu Izuku.

„Ja, Eri war kurz geschockt und hat sich gefragt, ob sie jemals gerettet wurde, weil weder Lemillion, noch Deku sie jemals geküsst haben", warf Midnight ein. Nun lief auch Izuku knallrot an. „Aber Eri ...", stotterte er darauf los, was Nemuri zum Lachen brachte. „Keine Sorge, sie ist nun aufgeklärt, dass Märchen ein sehr altes Heldenbild darstellen. Wobei man schon sagen muss, dass ich ein wenig neidisch auf Shotas Prinzen bin", scherzte die Dunkelhaarige und zwinkerte Hizashi zu, dessen Wangen eine noch viel dunklere Farbe annahmen.

„Tatsächlich bin ich erst auf den Gedanken gekommen, was die Ursache für die Tode sein könnte, als ich dir das Märchen vorgelesen habe, Eri", berichtete Aizawa und überhörte den Scherz seiner Freundin, „es gab nämlich auch Berichte darüber, dass Opfer nach tagelangem Schlaf wieder aufgewacht sind. Aber es gab keinen Anhaltspunkt dafür, ob es eine richtige Gemeinsamkeit gab, weil die meisten Angehörigen zu aufgelöst waren, um richtige Zeugenaussagen zu machen. Es war eben nur eine sehr kleine Spur, die sich am Ende als guter Hinweis herausgestellt hat." Sein Blick glitt zu Yamada hoch, der eine sehr unnatürliche Gesichtsfarbe angenommen hatte. Kurz darauf sprang der Blondschopf auf und stürmte nach draußen. Verwundert sah Shota ihm nach.

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