Kapitel 5
Ich stolperte durch die Dunkelheit meines Zimmers in die Richtung der Fenster. Als ich schließlich bei den Fenstern ankam wollte ich gerade die Rollladen hochkurbeln als die Spule und das Gehäuse auseinander fiel. Ein Teil des weißen Gehäuse blieb an der Wand hängen während das andere Teil auf den Boden viel. Die Metallspule knallte mit voller Wucht gegen meinen rechten Daumen und ich unterdrückte einen erschrockenen Aufschrei. Verdammt. Verdammt. Verdammt., dachte ich und hielt mit der linken Hand die Spule fest während ich mit der Rechten nach dem Gehäuseteil suchte. Ich tastete auf dem Boden herum bis ich es schließlich in der Hand hielt.
Erleichter richtete ich mich wieder auf und baute alles wieder zusammen. Als ich schließlich geschafft hatte kurbelte ich den ganzen Rollladen hoch und eine aufgehende Sonne begrüßte mich. Ich kurbelte auch die anderen Rollladen hoch bevor ich mir ein weißes Langarmshirt, eine Röhrenjeans, Unterwäsche, Handtuch und meine schwarze Sweatshirtjacke nahm und ins Bad ging, welches gegenüber von meinem Zimmer befand.
Im Bad wusch ich mir meine roten Haare und zog mich um, dann kämmte ich sie mir und ging wieder raus. Aus der Küche konnte ich gemeckerte von meiner Freundin hören also machte ich mich auf um ihr zu helfen. Ich lief den Gang entlang an Familienbildern vorbei und an der Tür des Wohnzimmers, sowie dem Gästezimmer und Ginas Zimmer, welche sich das Zimmer mit Lily teilte. Das Wohnzimmer befand sich direkt neben meinem Zimmer und rechts neben dem Bad das Gästezimmer und links neben dem Bad Ginas Zimmer. Links neben meiner Tür befand sich noch die Abstellkammer.
Immer mehr Flüche kamen aus der Küche und als ich durch die Tür trat konnte ich auch die Ursache erkennen. Gina stand am Herd und verfluchte die Pfannkuchen, weil sie ihrer Meinung nach viel zu lange brauchen. Lily saß in ihrem Kinderstuhl am Tisch, welcher sich an der rechten Wand, von der Tür aus, unter den Fenstern befand. Links neben der Tür befanden sich der Kühlschrank und eine große Ablagefläche. Gefolgt von vielen Schränken, Mikrowelle, Herd, Backofen, Spülbecken und Spülmaschine. Das alles erstreckte sich über zwei Wände. An der Wand rechts neben der Tür hingen von Lily gemalte Bilder und ein vollgeschriebener Kalender. Am Kühlschrank hingen ebenfalls Bilder von Lily und Merkzettel.
»Guten Morgen. «, brachte ich zu Stande und lief zu Lily welche mich breit angrinste. Ihre grünen Augen leuchteten vor Energie und ihre blonden Haare sind zu zwei Zöpfen geflochten. Sie trug ein pinken Pulli mit Herzen drauf und eine Jeans. Als ich mich neben sie stellte streckte mir die Fünfjährige ein Bild hin. Ich nahm es und bertachtete es. Auf dem Bild waren viele bunte Schneeflocken draufgeklebt.
»Für dich. «, kam es von Lily und ich bedankte mich lächelnd. Sanft strich ich über ihr weiches blondes Haar bevor ich mich auf den Stuhl, der zwischen dem Tisch und der Wand stand, setzte und mir mein Brötchen mit Marmelade beschmierte. Lily beugte sich währenddessen über ein weißes Blattpapier und kritzelte drauf los. Ich konnte mich gut erinnern wie Gina und ihr Ex-Freund Lily vor zwei Jahren adoptierte. Ich versuchte Gina umzustimmen es nicht zu tun. Doch sie hatte nicht auf mich gehört. Als Lily bei ihnen einzog ging das Theater los und Gina und ihr Ex-Freund trennten sich. So kamen Gina und Lily zu mir und von ihrem Ex kam seit dem nichts mehr. Er kam nicht mal an den Vaterwochenenden oder generell einfach mal so um Lily zu besuchen.
Gina kam mit den Pfannkuchen und legte eins auf ihren Teller und eins auf Lilys, welche sofort aufblickte. Gina fing an Lilys Pfannkuchen zu beschmieren während ich schon fast die ganze Brötchenhälfte aufgegessen hatte.
»Du, Gina. «, sagte ich zwischen zwei Bissen und erntete nur ein Mmh von ihr, während sie darauf achtete, dass Lily sich nicht allzu sehr verkleckerte. »Du kennst dich doch mit Creepypasta aus oder? « Gina nickte, aber ihr Blick war immer noch auf Lily gerichtet. »Wer von ihnen sagt: Go to Sleep und Don't go to sleep, you will never wake up? « Erst jetzt blickte Gina zu mir. Ihr Blick war undefinierbar aber ihre schwarzen Augen sahen mich durch dringlich an.
»Wieso willst du das wissen? «, fragte sie mich verwirrt. Soll ich es ihr sagen? Darf ich das überhaupt? Aber wenn ich Antworten will, dann muss ich es ihr sagen... Ich muss wissen wer er ist. Ich muss es einfach wissen und niemand wird hiervon erfahren.
»Es geht um die Mordfälle. Alle Leichen wurden erstochen und in den Arm wurde JTK eingeritzt. Bei den Tatorten stand an den Wänden immer Go to Sleep und ich dachte... Ich dachte du könntest eventuell weiter helfen. «, erzählte ich ihr alles was ich wusste. Als ich fertig geredet hatte schaute mich Gina mit großen Augen an. Hab ich was falsches gesagt?, fragte ich mich.
»Evelyn... Versprich mir, dass du auf dich aufpasst und egal was du auffälliges siehst, sag es sofort einen der Polizisten. Denn... Denn das was du erzählt hast passen auf zwei Creepypasta. Haben die Leiche immer ein Grinsen? «, fragte mich Gina und ich nickte. »Wenn das stimmt, dann ist es Jeff the Killer, würde auch zu JTK passen, aber wie gesagt er ist ein Creepypasta und er existiert nicht wirklich. Es müsste ein Nachahmer sein und wer weiß wie sehr er psychisch gestört ist. Der zweite Spruch gehört zu Jane the Killer, die Feindin von Jeff. Sie ist ebenfalls ein Creepypasta und so müsste für sie auch ein Nachahmer geben. Dann gäbe es noch Jeffs Bruder Liu. Wenn die beiden einen Nachahmer haben, dann müsste er auch einen haben. « Ich nickte abermals. Also Jeff the Killer. Wusste ich doch, dass es mir irgendwie bekannt vor kam und ich hoffe mal, dass es ein Nachahmer ist denn auf den echten hätte ich nicht so sehr Bock. Wenn ich gleich wieder zur Arbeit muss, werde ich dort mal nach Jeff googeln und nach Jane und... Liu? So heißt doch der Polizist mit dem ich heute einen Cafe trinken gehe... Soll ich ihn vielleicht auch sagen? Was ist, wenn er auch ein Nachahmer ist? Ist er dann nicht auch ein Mörder? Vielleicht sollte ich auch nach ihm mal googeln.
»Erde an Evelyn. Ich hab dich was gefragt. « Meine Freundin fing an vor mir herum zu fuchteln. Erschrocken blickte ich auf.
»Ja? «, fragte ich und Gina verdrehte ihre schwarzen Augen zur Decke.
»Könntest du vielleicht Lily zum Kindergarten bringen? Ich muss nämlich jetzt schon los. «, meinte sie und ich nickte. Gina bedankte sich noch und ging aus der Küche. Nun waren nur noch Lily und ich in der Küche. Als ich fertig gegessen hatte räumte ich den Tisch auf und ging aus der Küche.
Ich machte mich ebenfalls fertig und suchte nach Lilys Schuhen. Als ich sie endlich fand ging ich mit den Schuhen und ihrer Jacke zurück in die Küche. Lily saß immer noch am Tisch und kritzelte herum.
»Lily, kommst du mal. «, meinte ich und die Fünfjährige hüpfte vom Stuhl und lief zu mir. Dabei wippten ihre zwei Zöpfe auf und ab. Ich half ihr schnell in die Jacke und in die Schuhe und nahm sie anschließend an die Hand.
»Wohin gehen wir? «, fragte sie neugierig und schaute mich mit ihren grünen Augen an.
»Na, zum Kindergarten. «, meinte ich und zog sie hinter mir her aus der Wohnung raus. Immer wieder versuchte Lily sich zu befreien, weil sie nicht zum Kindergarten wollte und immer wenn ich sie fragte wieso, wich sie einfach aus. Schließlich riss mir der Geduldsfaden und ich hob sie hoch. Ich wollte sie nicht anschreien, da sie viel zu empfindlich und zu zerbrechlich war.
Ich lief aus dem Haus heraus mit einer motzigen Lily auf den Arm in Richtung Auto. Dort angekommen schnallte ich sie hinter dem Fahrersitz auf ihren Kindersitz an. Immer wieder versuchte Lily zu entkommen. Doch schlussendlich schaffte ich es sie anzuschnallen und die Tür zu zumachen.
Auf der Fahrt zum Kindergarten, welcher in der Nähe vom Polizeirevier war, ließ ich meine Gedanken schweifen. Sie umkreisten immer wieder den Namen Jeff the Killer. Kann es sein, dass wir es vielleicht doch nicht mit einem Nachahmer zu tun haben? Aber er ist doch ein Creepypasta also gibt es ihn doch nicht. Ach... Ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich erst mal recherchieren und dann Mike alles erzählen und mal schauen ob ich vielleicht auch Liu davon erzähle, denn wenn er wirklich Jeffs Bruder Liu ist, dann könnte er auch weiter helfen, aber würde er dann nicht seinen Bruder beschützen? Würde er nicht versuchen alle Hinweise auf ihn zu vernichten? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls muss ich ihm zuvor kommen um den Mordfall aufzuklären. Auch wenn ich nur die Assistentin vom Rechtsmediziner bin glaub ich, dass ich es eher schaffe als die Kommissare. Schließlich läuft noch ein Serienkiller herum, aber der wurde schließlich von der CSI geschnappt. Da kann man sehen, wie schlecht unsere Kommissare sind.
Ein Seufzer kam über meine Lippen als wir am Kindergarten ankamen.
»Ich will nicht! «, kam es prompt von hinten und als ich durch den Rückspiegel schaute sah ich Lily mit einem motzigen Gesicht und verschränkten Armen.
»Und wieso nicht? «, fragte ich schon wieder und als Antwort bekam ich wieder ein ich will nicht. Schließlich verdrehte ich die Augen zur Decke des Autos und stieg aus. Eine junge Erzieherin kam zu mir und lächelte freundlich. Sie hatte lilagefärbte Haare und trug eine lila Brille, welche ihre braunen Augen halbverdeckte.
»Guten Morgen. Ich bin Lilys Erzieherin Miss Valencia. Danke, dass Sie sie gebracht haben. «, stellte sie sich vor und ich nickte nur. Ich machte die Tür zu Lily auf und schnallte sie ab. Dieses Mal wollte Lily nicht raus, sondern drinnen bleiben. Immer und immer wieder sagt sie, ich will nicht. Die Erzieherin und ich versuchten vergeblich sie dazu zubringen sie rauszuholen. Immer wieder sagte ich, dass ich sie leider nicht mir zur Arbeit nehmen konnte. Doch das brachte es auch nicht Lily aus dem Auto zu bekommen. Bis ich sie hochhoben und der Erzieherin übergab. Schnell verabschiedete ich mich und stieg ins Auto. Dann machte ich den Motor an und fuhr los. Ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber, wieso Lily nicht in den Kindergarten wollte. Es gab viel zu viele Gründe dafür und die Hälfte sind einfach nur Sinnlos. Ich will auch nicht zur Arbeit, aber ich muss es. Ich will einfach nur schlafen mehr nicht.
Ich fuhr die Straße entlang zum Polizeirevier und als ich dort ankam empfangen mich viele Blaulichter und Polizisten, die das ganze Revier abgesperrt hatten. Was zum?
Schnell suchte ich mir einen Parkplatz und lief zu der Absperrung. Gerade wollte ich rüber als mich ein Polizist aufhielt.
»Miss, Sie können nicht hier durch. «, meinte er nur und drückte mich von der Absperrung weg.
»Aber ich arbeite hier. «, erklärte ich ihm. Doch er glaubte es mir nicht bis Liu kam und mir half über die Absperrung zu kommen. Der Polizist murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und ging, während Liu und ich in die Richtung des Polizeireviers liefen. Was ist hier bitteschön los?
»Liu, was ist hier los? «, fragte ich Liu verwirrt. Doch dieser zog mich einfach weiter in das Polizeirevier und was ich sah stockte mir den Atem.
Nein. Nein!
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