Kapitel 4

»Ich hab dich was gefragt. «, kam es von meinem Gegenüber, aber ich antwortete immer noch nicht. Diese Augen. Sie hatten mich einfach in ihrem Bann. Ich konnte mich nicht abwenden. Ich konnte mir nicht sein ganzes Gesicht an sehen nur die hellblauen Augen, die nie blinzeln. Moment. Nie blinzeln?

Erst jetzt konnte ich mich aus dem Bann der hellblauen Augen reisen und ich betrachtete sein ganzes Gesicht. Sein Gesicht war weiß und von schwarzen Haaren umrundet. Um seine hellblauen Augen war die Haut schwarz und es sah so aus als hätte jemand seine Augenlieder abgebrannt. Mein Blick wanderte weiter nach unten zu seinen Lippen welche mit einem Grinsen verziert waren. Nicht mit einem normalen Grinsen, sondern mit einem nichtendenden Grinsen. Entweder er hat sich das Grinsen selber zugefügt oder er wurde gefoltert.

»Na? Gefällt dir was du siehst? «, kam es aus dem für immer grinsenden Mund. Ich bewegte oder sagte nichts. Dafür war ich zu geschockt von seinem Anblitzt, aber irgendwie tat er mich auch leid. Wenn ich ihn so betrachte konnte ich viel Schmerz sehen. Er hat viel in seiner Vergangenheit gelitten und wenn es stimmt und er wirklich gefoltert wurde, dann verstehe ich seinen Schmerz und Verzweiflung, die er durch das Morden verarbeiten will, aber trotzdem verstehe ich nicht, wieso er mordet. Es kann ja nicht nur an seinen Schmerz und an seiner Verzweiflung liegen.

»Antworte mir gefälligst, wenn ich dich was Frage. «, meinte er und seine Hand umfasste meinen Hals. »Dein Hals ist ja echt dünn. Ich kann ihn ja schon fast mit meiner ganzen Hand umfassen. « Er grinste noch breiter als er mir das berichtete und etwas blitzte in seinen Augen auf. Ich konnte es nicht genau sehen, da es so schnell wieder weg war wie es kam, aber ich vermute es war Belustigung und Begierde. Doch worauf er gierig war konnte ich nicht aus seinem Blick herausfinden. Vielleicht auf meinen Tod?, dachte ich bevor ich vor Schreck meine Augen weit öffnete. Mein Gegenüber fing an starken Druck auf meinen Hals auszuüben und mit der Zeit fing ich an zu röcheln. Vergeblich versuchte ich nach Luft zuschnappen, aber er übte immer mehr Druck aus und mit jedem Atemzug schmerzte meine Lunge. Mein Herzschlag wurde langsamer und schwarze Punkte finden an in meinem Blickfeld zu tanzten. Doch ehe ich mein Bewusstsein verlor ließ er los und rannte davon. Ohne was zu sagen oder zu tun.

Ich sah ihm noch hinter her wie er um das Gebäude rannte und aus meinem Blickfeld lief. Immer noch unfähig was zu tun lag ich da und starrte auf die Stelle wo ich ihn zuletzt sah. Wer war das und was wollte er von mir? War er derjenige der die drei umgebracht hatte und wieso hatte er sie vor den Kühllager hingesetzt und mit Blut über die drei Sleep my Beauty geschrieben? Und wieso ist er jetzt einfach abgehauen? Noch mehr Fragen schwirrten in meinem Kopf herum während ich um Atem rannte. Mein Herz fing wieder an schneller und gleichmäßiger zu atmen und mein zittern der Hände wurde ruhiger. Das einzige was nicht aufhörte und noch weh tat war mein Hals. Vorsichtig berührte ich meinen Hals und spürte wie Verzweiflung und Angst in mir aufstieg und ich sie in Form von Tränen ausdrückte. Ich wusste nicht was ich machen sollte geschweige denn was das gerade war. Meine Gedanken kreisten immer noch um das was gerade passierte und waren mir jetzt nicht gerade eine große Hilfe. Doch das was mich am meisten verwirrte war, dass das er einfach so abhauen war.

»Evelyn? «, riss mich eine bekannte Stimme aus meinen Gedanken. »Evelyn, jetzt sag doch was! « Ich konnte hören, wie sich der Besitzter der Stimme Sorgen um mich machte und meinen Kopf sanft anhob und ihn auf seinen Schoß nieder ließ. Dunkelblaue Haare und passend dazu hellblaue Augen, welche vor Besorgnis strahlten, kamen in mein Blickfeld. Mike strich mir eine rote Strähne aus meinem Gesicht und atmete erleichtert aus als er sah, dass ich ihn anschaute.

»Evelyn? Wie geht es dir? Wer war das vorhin? Was wollte er von dir? Zum Glück bin ich noch rechtseitig gekommen. Wer weiß, war er sonst noch alles mit dir gemacht hätte. «, fragte er mich aus. So viele Fragen auf einmal., dachte ich und schaute ihn weiterhin ausdruckslos in seine Augen. Die Tränen, die ich vorher aus Angst und Verzweiflung vergossen hatte, klebten an meinen Wangen und vereinzelten Strähnen klebten ebenfalls an meinen Wangen.

»Ich... Ich weiß nicht. «, brachte ich mit einer krächzenden Stimme heraus.

»Was weißt du nicht? «, hackte er besorgt nach und strich abermals eine Strähne aus meinem Gesicht. Die Berührung fühlte sich warm an und ich fühlte mich bei ihm sicher. Sicher vor ihm. Sicher vor der ganzen Welt, aber das Gefühl was ich bei ihm hatte war ganz anders. Ich konnte es nur schwach zwischen der Angst und der Verzweiflung spüren, aber ich konnte es nicht zuordnen. Dieses Gefühl hatte ich noch nie. Was es wohl zu bedeuten hatte? Vielleicht sollte ich mit meiner Freundin darüber reden.

Mein Blick wanderte an Mikes Kopf vorbei hoch zum schwarzen Himmel welcher mit leuchtenden Kugeln, die Sterne hießen, verziert war. So frei wie ein Stern zu sein ist bestimmt was Tolles. Man wird nicht ermordet, man sieht keine Morde, man lebt einfach in Frieden sein Leben und lässt anderen daran teil nehmen in dem man ihnen ihr Weg leuchtet. Irgendwie beneide ich die Sterne dafür.

»Evelyn? «, fragte Mike vorsichtig und mein Blick wanderte von dem Sternenbesetzten Himmel zu seinen hellblauen Augen. »Soll ich dich nach Hause fahren? « Für einem Moment schaute ich ihn stumm an bevor ich mit meinem Kopf schüttelte.

»Nein. Nein, danke. Ich schaff das schon. «, sagte ich mit einer festen Stimme und stand auf. Mike half mir dabei und brachte mich zu meinem silbernen Mini. Ich verabschiedete mich noch von ihm und steig ein. Dann startete ich den Motor und fuhr los. Durch den Rückspiegel konnte ich Mike immer noch dort stehen sehen wo zuvor mein Auto parkte.

Während ich nach Hause fuhr drehte ich die Musik etwas auf und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Meistens hingen sie an diesem Gefühl, was ich leicht spüren konnte und an der Frage, wer er war. Dieses Gesicht es kam mir so bekannt vor, aber wiederum so fremd. Während ich mir weiter darüber Gedanken machte beschloss ich mit Gina darüber zu reden, aber so wie ich sie kenne, liegt sie jetzt schon im Bett also kann ich erst morgen mit ihr reden.

Ich fuhr die Straßen weiter bis zu dem Hochhaus in dem ich und meine Freundin wohnten. Ich parkte ein paar Häuser weiter und machte den Motor aus. Doch ich stieg nicht aus. Ich blieb im Auto und schaute aus meiner Windschutzscheibe unentschlossen was ich jetzt machen sollte.

Ich weiß nicht wie lange ich im Auto saß, doch nach einer Weile stieg ich aus und lief zu dem Hochhaus. Stille umhüllte mich während ich dem Hochhaus immer näher kam. Bis auf meine Schritte und meinem Atem war nichts zuhören. Ich war alleine. Alleine vor der Haustür und suchte nach dem Schlüssel. Als ich ihn endlich fand und die Tür aufschloss lief ich die Treppen in den zweiten Stock hoch und nahm die Tür gleich an der Treppe. Leise schloss ich sie auf und trat in den dunklen Flur. Ich zog, nachdem ich die Tür hinter mir schloss, meine Schuhe und Jacke aus und lief durch den dunklen Flur zu meinem Zimmer. Ich wollte wegen Gina nicht das Licht an machen also musste ich die Aufschreie unterdrücken wenn ich gegen irgendwas gelaufen bin. Schnell fand ich meine Zimmertür und machte sie auf. Erschöpft von dem heutigen Tage zog ich mir meinen Schlafanzug an und legte mich in mein Bett, welches an der linken Wand von der Tür sich befand. Direkt neben dem Bett befand sich ein kleiner Nachttisch und zwischen der Tür und dem Bett hingen Bilder von Gina, Mom, Lily und mir an der Wand. Links vom Bett befanden sich die Balkontür und die Fenster und gegenüber vom Bett befand sich mein Schrank. Unter dem mittleren Fenster stand mein überfüllten Schreibtisch, denn ich mal aufräumen sollte. Ich knipste das Licht aus und starrte die Decke an bis mich die Müdigkeit einholte und mich mit sich zog.

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