Kapitel 2
Sanft fiel der Schnee auf das Autodacht des blauen Smarts, welcher in einem schnellen Tempo über die Straßen der Stadt in die Richtung des Tatorts der nächsten Leiche mit dem Lächeln fuhr.
Mike sang fröhlich bei einem Weihnachtslied mit, welches aus seinem Autoradio drang, während ich nervös an meiner Sweatshirtjacke herum zupfte. Mein Herz schlug Saltos vor Aufregung. Mein erster Tatort., dachte ich immer wieder und lächelte in mich hinein. Mein erster Tatort.
Mike fing auf einmal an auf dem Lenkrad herum zu trommeln und ich zuckte merklich beim ersten Schlag zusammen. Verschreckt schaute ich ihn an. Doch er sang fröhlich weiter. Wie kann man nur so gelassen und fröhlich sein, wenn man auf dem Weg zu einem Tatort ist? Wer weiß, was uns da erwartet. Um ehrlich zu sein will ich das auch gar nicht wissen. Oder doch? Also ich will schon wissen wer der Mörder ist, aber ob ich wissen will wie die Leiche so zugerichtet ist? Das weiß ich eher nicht und wenn es der gleiche Mörder war wie der von dem Ehepaar, dann wird sie hoffentlich nicht zu sehr zugerichtet sein.
»So. «,kam es von Mike und ich schreckte aus meinen Gedanken, zum Glück aber hatte er es nicht bemerkt, sondern strahlte über beide Ohren. Er mag auf jeden Fall seinen Job, wenn er immer so strahlt wenn es eine neue Leiche gibt.
»Wir sind da. «, meinte er und nahm mir was vom Gepäck ab und lief gemächig auf das abgesperrte Haus drauf zu. Ich blieb mit großen Augen stehen und betrachtete alles. Die ganze Straße um das große Haus herum war abgesperrt und überall standen Schaulustige, sowie Kameraleute und Polizisten, die versuchten alle von dem Haus fernzuhalten.
Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse und schnappte hier und da Gesprächsfetzten von den Schaulustigen und den Reportern auf. Mein Blick und meine Aufmerksamkeit blieben jedoch bei einer alten Frau hängen, die auf dem Gehweg vor dem Haus, das gegenüber vom Tatort stand, stand. Sie stand mit verschränkten Armen und mit einem grimmigen Blick dort und schaute sich, sowie ich mich, um. Ihr Blick blieb bei mir hängen und kurz darauf bewegte sie sich auf mich zu. Ich jedoch schaute sie mit großen Augen an und wartete auf ihre nächste Bewegung. Sie blieb kurz vor mir stehen und musterte mich durch ihre grauen Augen. Ihre grauen Haare hatte sie zu einem strengen Zopf nachhinten gebunden und um ihren Hals baumelte eine Brille. Ihr Blick durchbohrte mich formlich und ließ ein mulmiges Gefühl in mir aufsteigen. Es gefiel mir ganz und gar nicht, generell gefiel mir Aufmerksamkeit überhaupt nicht, auf jeden Fall von fremden Leuten.
Nervös trat ich von einem Fuß auf dem anderen, da ich mit meinen Händen das ganze Zeig für die Untersuchung hielt. Oh Gott! Die Leiche! Warum bin ich nur manchmal so vergesslich?
Schnell drehte ich mich um und wollte zum Haus laufen als mich jemand festhielt. Ich blickte verwundert nach hinten und sah die Frau, die mich mit ihrer rechten Hand festhielt.
»Er war es. «, meinte sie mit einer festen Stimme. »Halt dich vor ihm fern. Er ist ein Psychopath und er lächelt dauernd. Geh niemals schlafen, denn dann wachst du nie mehr auf. « Damit ließ sie mich los und ging in Richtung des Hauses. Immer noch verwundert und ein bisschen verwirrt blickte ich der Frau hinterher. Ich soll mich von ihm fernhalten? Er ist ein Psychopath und er lächelt dauernd? Ich soll nicht schlafen gehen, sonst wache ich niemals wieder auf? Was hat die für Drogen genommen?
»Miss Summer? «, riss mich eine Männerstimme aus meinen Gedanken und ich drehte mich ruckartig zu dem Besitzer der Stimme um. Vor mir stand ein junger Mann, so ein zwei Jahre älter als ich und er hatte braune kurze Haare. Seine Augen leuchteten grün und voller Energie. Sie rissen mich sofort in ihren Bann und ich glaubte schon fast, mich selbst in ihnen zu verlieren.
»Miss Summer? «, fragte er mich nochmal und seine Stimme gleicht die eines Engels. Was?! Was denke ich da bitteschön?! Jetzt reiß dich mal zusammen! Es ist dein erster Arbeitstag und du schwärmst schon für einen der Kommissare? Nein. Nein. Nein. Das geht ganz und gar nicht! Überhaupt nicht!
»Ähm... ja? «, fragte ich unsicher und versuchte meine Gedanken zu ignorieren, die sich anfingen gegenseitig sich zu wiedersprechen.
»Mike hat mich geschickt um Sie zu ihm zu bringen. «, meinte er mit einem sanften Lächeln. Diese Lächeln... EVELYN! Reiß dich verdammt noch mal zusammen und fang nicht an zu sabbern, was soll er bitteschön von dir denken? Mmh?
»Oh ja, ich komme. «, meinte ich. Ach, warum kann ich nicht einmal in Ruhe irgendwas denken und werde nicht von mir selber fertig gemacht?
»Soll ich Sie zu ihm bringen? «, fragte er mich höfflich und ich nickte dankend.
»Sie können ruhig zu mir Evelyn sagen und Sie müssen mich nicht siezen. «, meinte ich und lächelte schüchtern, während wir über den Gehweg auf die Eingangstür des großen Hauses zugingen.
»Evelyn... Ein echt schöner Name. «, meinte er und kostete jeden einzelnen Buchstaben von meinen Namen aus. »Mein Name ist Liu und du kannst mich auch gerne duzen. « Liu... Liu. Was für ein schöner Name für einen schönen Man... Ähm... was? Okay, ich glaube beim nächsten Mal sollte ich wirklich aufhören was ich da denke.
»Danke. Sie... ähm du hast auch einen schönen Namen. «, bedankte ich mich und gab das Kompliment zurück. Liu lächelt vor sich hin und bedankte sich bei dem Polizisten der uns die Tür auf hielt.
Ich folgte Liu in den Flur, der voller Bilder hing, die allesamt mit Blut beschmiert waren. Nach ein paar Metern befand auf der rechten Seite des Flures eine Tür die offen stand und aus der Stimmengewirr kamen. Ich lief auf die Tür zu und als ich in den Raum schaute konnte ich Mike erkennen der sich mit einem etwas älteren Herrn unterhielt. Der ganze Raum war verwüstet und voller Blut. Eine jungetliche Leiche lag mitten im Raum, zwischen all den umgeschmissenen Möbeln, und wie Mike schon gesagt hatte, hatte sie ein Lächeln im Gesicht. Das arme Mädchen., dachte ich mitfühlend und wollte gerade in den Raum reingehen als mich Liu festhielt.
»Hey, ähm... wollen wir vielleicht morgen zusammen ins Cafe, in der Mittagspause? «, fragte mich Liu verlegend und vergrub seine rechte Hand in seine braunen Haare. Lächelnd nickte ich und ging in den Raum rein. Mein Blick wanderte zur rechten Wand, wo auch der Fernseher stand und Regale mit Alkohol und anderen Zeug, und blieb bei der in Blut geschriebenen Nachricht stehen.
»Go to Sleep. «, murmelte ich vor mich hin. Don't go to sleep, you will never wake up. Warte. Woher kenne ich diese zwei Sprüche nur? Diese Frau... Sie hat doch davon gesprochen, dass ich nicht schlafen gehen soll, denn ich würde sonst nicht mehr aufwachen. Irgendwoher kommt es mir bekannt vor... Verdammt! Warum bin ich nur so vergesslich?
»Ach, da bist du ja. «, drang Mikes Stimme an mein Ohr. Schnell riss ich meinen Blick von der Schrift weg und schaute zu Mike und den älteren Herrn, der einen schwarzen Mantel trug und mich mit seinen braunen Augen musterte. Wie ich das hasse, wenn mich jemand mustert.
Mike kam zu mir und nahm mir die Sachen weg, dann fing er an, an der Leiche herumzufuchteln während der ältere Herr zu mir kam. Er streckte höfflich seine Hand aus und ich ergriff sie. Mensch. Hat er einen festen Handgriff., stellte ich fest und unterdrückte mein Gesicht von Schmerz zu verzerren.
»Hallo, ich bin Kommissar Tomsohn und bin für diesen Fall zuständig. Sie sind also Miss Summer, die neue Assistentin von Mike. «, stellte er sich vor und ich nickte auf den letzten Satzt ihn zustimmend an. Dann ließ er meine Hand los und wollte gerade zu Liu gehen als er kurz innehielt und sich zu mir umdrehte.
»Wenn Sie irgendwas wissen oder herausgefunden haben, dann sagen Sie mir sofort Bescheid. «, meinte er und verschwand mit diesen Worten. Liu lächelte mich aufmunternd zu und verschwand ebenfalls. Mein Blick war immer noch auf die Stelle gerichtet, wo vorher Liu stand und lächelte die Stehle stumm an.
»Willst du dort Wurzeln schlagen, oder willst du mir helfen? «, fragte mich Mike und schnell lief ich zu ihm. Ich kniete mich neben die Leiche, sowie es Mike auch tat, und schaute sie mir genau an. Sie hatte blonde Haare und ihre leeren Augen hatten mal eins in einem hellen Blauton aufgeleuchtet. Sowie bei dem Ehepaar waren auch ihre Wangen zu einem Lächeln aufgeschlitzt. Ihr blauer Pulli, welcher ihr mageren Oberkörper umhüllte, war an vielen Stellen rot, dort musste er auf sie eigestochen haben, wenn man die Wunden sich anschaut. Also mordet er mit einem Messer., stellte ich fest und mein Blick wanderte weiter nach unten. Ihre Jeans war zerrissen und hatte ebenfalls rote Flecken. Mein Blick wanderte hoch zum Geländer, welches sich über dem Wohnzimmer befand. Liu stand da, mit dem Kommissar Tomsohn, und lächelte mich an. Ich lächelte zurück bevor ich mich zu Mike wandte, der die Temperatur des Mädchens misste und dadurch den groben Zeitraum des Mordes bestimmen konnte.
»Du... Kann es sein, dass das Mädchen dort oben umgebracht wurde und dann das Geländer heruntergefallen ist? «, fragte ich Mike und er folgte meinen Blick.
»Mmh... Womöglich. «, meinte er und stand auf. Ich schaute ihn neugierig an und Mike zwinkerte mir zu. Daraufhin stieg mir die Röte in mein Gesicht und ich blickte schnell wieder auf die Leiche.
»Ich bin kurz oben bei den Kommissaren. «, meinte er und ich nickte dabei wendete ich meinen Blick nicht von dem Arm des Mädchens ab. Ein Stück von dem Pulli war weg und ich konnte so problemlos auf die Haut des Mädchens schauen. Wieso hast du dich nur so abgemagert? Um schön zu sein? Man ist nicht schön wenn man mager ist. Armes Mädchen. Hoffe dir geht es dort, wo du gerade bist besser als hier und ich hoffe, wir finden deinen Mörder., dachte ich und betrachtete die Stelle immer noch bis ich Etwas an dem Arm erkennen konnte. Es wurde in die Haut rein geritzt und getrocknetes Blut klebte unter dem Eingeritzten. Vorsichtig vergrößerte ich den Riss und konnte drei Buchstaben erkennen. Meine Augen weiteten sich als mir ein Namen einfiel, der mit genau den Buchstaben anfing. Hätte meine Freundin mir nicht letzte Woche was über die Creepypasta erzählt, wüsste ich nicht wo ich die Buchstaben einsortieren könnte. Moment. Go to sleep... Don't go to sleep, you will never wake up... Aber... Das ist doch Creepypastas, die gibt es doch gar nicht.
Mein Blick wanderte hoch zu Mike, Liu und dem Kommissar, welcher mich durch dringlich anschaute. Er hatte es bemerkt, dass ich was herausgefunden habe, aber wird er mir glauben? Ich glaube, ich sollte erst mit Mike reden und vielleicht auch erst mit Liu, bevor ich ihm irgendwas erzähle. Ich hab bei ihm kein so gutes Gefühl., dachte ich als mein Blick sich wieder zu den drei Buchstaben senkte, die lauteten:
JTK
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