𝟒.𝟏 | 𝐄𝐢𝐧 𝐠𝐮𝐭𝐞𝐬 𝐆𝐞𝐬𝐜𝐡ä𝐟𝐭

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» Stielst du fünf Kruna, wirst du gehängt. Stielst du fünfzig, wirst du belohnt. Stielst du hundert, musst du der Zar sein «

Velisches Sprichwort


DAS ERSTE Mal begegnete Zarja Jaromir Genadiev auf einem illegalen Sklavenmarkt in Shirokov. Denn auch, wenn Leibeigenschaft nicht verboten, ja sogar gesetzlich völlig geduldet und vorgesehen war, florierte dieses Geschäft im Untergrund. Es gab eben immer Menschen, denen erlaubtes Unrecht nicht genügte.

Anständige Bürger erzählten von Orten wie diesem nur die allerschlimmsten Schauergeschichten, auch Jelisaveta hatte das getan: Menschen, die grausam vorgeführt wurden, grölende Massen, jede erdenkliche verrufene Vergnügung, die tiefsten Abgründe der Seele, die sich vor einem auftaten. Aber die Realität war so erschreckend wie banal. Es war ein Markt wie jeder andere, nur, dass statt Pferden, Kühen und Schweinen Menschen nervös, verängstigt oder stoisch auf ihren Verkauf warteten. Neben den üblichen Schwarzmarktgütern, verstand sich.

„Wie viel für dieses Mädchen?", fragte eine Frau direkt ohne jegliche Höflichkeitsfloskeln. Ihr ganzes Erscheinungsbild schien Zarja wie eine Verkleidung. Die raffinierte Garderobe und der Schmuck sollten ihr wahres Vermögen verstecken, der hochnäsige Ton ihren dörflichen Unterschicht-Akzent und damit ihre Herkunft, und die kunstvolle Schminke ihr Alter.
„Ah, Natalja, wie schön, dich hier wiederzusehen. 600 Kruna."
Natalja zog eine ihrer mit Kohlestift nachgezogenen Augenbrauen hoch und kräuselte die kleine Nase.

„600? Für das magere Ding?"
Der Händler lächelte gewinnend, doch nicht so ergeben, dass die Frau auf die Idee hätte kommen können, er bräuchte sie als Kundschaft. Nein, viel eher so als wäre ein Ablehnen dieses Angebots nur ihr eigener Verlust.
„Sie ist noch jung, unverbraucht. Frisch aus dem Lagerhaus."
„Gesund?", fragte die Blondine mit ihrer spitzen Stimme.
„Natürlich. Ich verkaufe keine beschädigte Ware. Das geht gegen die Ehre jedes anständigen Händlers."

„Wissen Sie, ich bin auf der Suche nach neuen Mädchen. Die Freien, die bei mir arbeiten, taugen allesamt nichts. Kaum kommt so ein Geck um die Ecke, glauben sie gleich, es wäre die große Liebe und sind über alle Berge." Sie machte eine wegwerfende Bewegung, wie um ihre feinen Seidenhandschuhe zu präsentieren. „Meistens stehen sie ein paar Monate später wieder vor meiner Tür, aber ich mag solche Unzuverlässigkeit nicht."

Zarja schluckte, als sie begriff, für welches Geschäft diese Frau sie im Sinn hatte. Sofort regte sich in ihr der Gedanke an Flucht. Nicht jetzt, sondern im richtigen Moment. Um diese Frau zu überwältigen hätte sie vermutlich nicht einmal ihre Kräfte gebraucht. Mit ihnen war es eine todsichere Angelegenheit ...
Jedenfalls gedachte sie nicht, ihr restliches Leben in einem Bordell zu fristen.

Fast lächerlich grazil zog die Blondine ihre Handschuhe von den Fingern, umfasste Zarjas Kinn und befahl ihr mit einem „Mund auf" ihr die Zähne zu zeigen, um schließlich eigenhändig ihre Kiefer noch weiter auseinander zu zwingen. Für den Bruchteil einer Sekunde erwog Zarja, das Gebiss über Nataljas dünnen Finger zuschnappen zu lassen. Wenn sie sie schon begutachtete wie einen Gaul, könnte sie auch beißen wie einer.
Sie tat es nicht.
Die kühlen Hände schoben ihr Haar beiseite und verharrten schließlich in ihrem Nacken.
„Was ist das?"

„Na, was schon? Ein kleines Feuermal." Der Händler zuckte mit den Schultern.
Ein Ausdruck der Abscheu huschte über die feinen, alternden Züge Nataljas. „Eine Ved'ma?"
„Nein, sie hat keine Kräfte."
Falsch.
„Aber das Mal –", hob Natalja zum Protest an.
Der Händler schnaubte. „Ammenmärchen. Wer wird denn heute noch so etwas Albernes glauben?"
In Natalja kämpften ihre Zweifel mit dem Bedürfnis nicht als eben so eine abergläubische Törin zu erscheinen, wie sich in dem mehrmaligen Entspannen und Aufeinanderpressen ihrer Lippen deutlich abzeichnete. Man hätte meinen können, sie hätte etwas übelschmeckendes im Mund. In ihrem Fall – und das geschah nicht häufig – musste Zarja gar nicht auf ihren Herzschlag hören, um ihre Mimik deuten zu können.

„Na schön. Die Auswahl heute scheint ohnehin mangelhaft. 600 Kruna, aber keinen Malo mehr."
Sie kramte die Geldscheine aus ihrem Täschchen und überreichte sie dem Händler – und damit war das Geschäft abgeschlossen. Ganz simpel.
„Ah, Natalja Filippovna, immer noch auf der Suche nach neuen Mädchen?", ertönte eine amüsierte Stimme hinter der Frau, deren dazugehörigen Körper Zarja noch nicht ganz ausmachen konnte.
Die Bordellbesitzerin wandte sich mit säuerlicher Miene zu dem Mann um. „Und fündig geworden."

Nun trat der Fremde auch in Zarjas Sichtfeld: Ein durch und durch unscheinbarer Mann, der einem überall schon einmal begegnet sein könnte oder nirgendwo. Ebenso wie er sich hier perfekt vor den Hintergrund des Marktes einfügte, hätte er das in einem der schönsten Viertel Shirokovs, aber auch einem der hässlicheren getan. Über einem feinen Anzug oder einer Uniform wäre sein nicht unattraktives Gesicht vermutlich unwiderstehlich schön erschienen, über Lumpen umso abstoßender. Selbst jetzt mit dem geringsten Mienenspiel vermochte er die Wirkung, die er auf andere ausübte ändern zu können. Es war befremdlich und Zarja konnte nicht erklären, woran es lag.

Doch wesentlich erschreckender war seine innere Stille. Das hieß, kein Herzschlag. Nichts.
Erschrocken schnappte sie nach Luft und wich einen Schritt vor ihm zurück.
Wie ist das möglich?
Natalja und der Händler sahen sie irritiert an, der Fremde hingegen bedachte sie nur mit einem kurzen Blick aus seinen blitzenden grünen Augen, der ihr einen kühlen Schauer über den Rücken jagte.

Nein, das war ausgeschlossen. Jeder Mensch hatte einen Herzschlag. Sie musste ihn bei all den Anwesenden bloß überhört haben, musste ...
Doch so sehr sie versuchte mit ihrem Geist in ihn einzudringen, blieb da doch kaltes Nichts.
„Nettes Angebot hast du. Ich brauche wieder ein paar neue Arbeiter für die Fabrik. Die hier steht doch noch zum Verkauf, oder?"
„Nun eigentlich –"

„Ich biete 10.000 Kruna. Ist das genug?", fragte er mit einem unschuldigen Lächeln, dem man die Unwissenheit, die dahinterlag, hätte glauben können.
„Zehn ... tausend?"
Der Mann war schon im Begriff die Scheine zu ziehen, da hielt Natalja ihn auf.
„Sie gehört mir. Tut mir leid, Jaromir, du kommst zu spät."
„Verkauft an Jaromir Ganediev!", rief der Händler begeistert aus, der wusste, dass er Zarja sonst nie und nimmer für einen solchen Preis an den Mann gebracht hatte. Wahrscheinlich, so viel verstand sie auch, war sie nicht einmal die 600 wert.

„Bitte?" Nataljas empörter Schrei schmerzte Zarja in den Ohren. „Ich habe sie eben gekauft! Sie können doch nicht ... Das ist illegal!"
„Sie haben Recht, sie haben recht. Ich fürchte, Sie werden mich bei der Politsija melden müssen." Um Jaromirs Lippen spielte ein zartes Lächeln, dem nur dank der Situation seine Bösartigkeit zu entnehmen war. Natürlich konnte Natalja rein gar nichts anzeigen. Wie auch, wenn alles an diesem Geschäft illegal war?

„Sie unverschämter ...", setzte die Frau unter ihrem Puder vor Zorn errötend an und es hätte wohl nicht viel gefehlt, dass sie wie ein trotziges Kind mit dem Fuß stampfte, wurde aber schlicht von Jaromir unterbrochen.
„Aber, aber, Natalja Filippovna, Sie wissen doch: Das Geschäft beendet, wer am meisten zahlen kann."
Erst jetzt wurde Zarja bewusst, was das bedeutete. Sie war in den Besitz dieses herzlosen Mannes übergegangen.

Erst als sich die Dämmerung hinter den Dächern ankündigte, kehrte Zarja in Jaromirs Haus, das sich schmal zwischen zwei andere drückte, zurück. Obwohl „sein Haus" vielleicht eine irreführende Bezeichnung war, denn es handelte sich nur um eines davon. Sein tatsächliches befand sich auf der anderen Seite des Flusses und besaß alle repräsentative Wirkung und den Komfort, den sich ein erfolgreicher Fabrikant leisten konnte. Dieses Gebäude hier nutzte er, um seine Fabrik im Auge zu haben und für all die zwielichtigeren Geschäftspartner.
Ein guter Unternehmer weiß sich mit beiden gutzustellen, den Edelsten und den Schändlichsten, wie er ihr einmal erklärt hatte.

Wie immer schlief Jaromir selbst nicht. Als sie die Treppe leise wie eine Wildkatze hinaufstieg, bemerkte sie, dass die Tür zu seinem Arbeitszimmer lediglich angelehnt war und von drinnen ein zarter Lichtschein auf den abgetretenen Holzboden im Flur fiel. Bedacht darauf, nicht den geringsten Laut zu verursachen schlich sie daran vorbei. Und es gelang ihr, doch –
„Mrazova", drang Jaromirs Stimme gedämpft zu ihr, „in mein Büro."
Wie hatte er sie bemerkt?

Manchmal wunderte sie sich, ob er auch ihren Herzschlag hören konnte, so wie sie, doch natürlich war das albern. Menschen konnten so etwas nicht und besäße er dieselben Kräfte, wofür bräuchte er dann noch sie?
Mit dem flauen Gefühl von Sorge in ihrer Magengegend schob sie die Tür auf. Eigentlich wartete sie doch bereits seit längerem, dass sie für ihre nächtlichen Spaziergänge, die nichts mehr mit der Arbeit zu tun hatten, Ärger bekommen würde. Doch ihr blieb keine andere Wahl. In diesem Haus glaubte sie zu ersticken.

Jaromirs grüne Augen bohrten sich in Zarja, in der Sekunde, in der sie in sein Sichtfeld trat. Wach und klar wie immer, obwohl die Papiere auf seinem Schreibtisch, die halbleere Flasche Mastika und die Bartstoppeln an seinem scharfgeschnittenen Kinn von einer schlaflosen Nacht sprachen. Eine alles in allem gewohnte Szenerie.

Zarjas Blick zuckte durch den Raum, als würde er nach irgendeiner Veränderung suchen, einem Hinweis, was er von ihr wollte. Natürlich gab es keine. An der linken Wand reihten sich in einem alten Schrank immer noch seine Ordner aneinander – selbstverständlich bloß die, deren Inhalte unverfänglich waren, die anderen verbarg er in einem versteckten Tresor dahinter –, direkt gegenüber ein ähnlicher, nur mit dem Unterschied, dass er die Alkoholsammlung verwahrte. Das schäbige Mobiliar füllte keine der Wände auch nur annährend aus und wirkte damit immer deplatziert. Nur der gewaltige Schreibtisch aus te'gredmesischem Ebenholz lieferte eine vage Ahnung von Jaromirs eigentlichem Reichtum. 

Zarja wusste nicht, ob sie diesen Raum auch nur ein einziges Mal bei Tageslicht gesehen hatte, denn für gewöhnlich, so auch jetzt, waren die schweren bleichroten Vorhänge vors Fenster gezogen und verwehrten jedem noch so winzigen Sonnenstrahl Einlass. Einziger Lichtquell war die grüne Petroleumlampe auf dem Schreibtisch, die den Raum nicht zu erhellen, sondern nur die Schatten weiter in die Ecken zu drängen vermochte. 

Heute glänzte in ihrem warmen Licht, direkt darunter und halb von Papier begraben ein goldener Haarschmuck, den irgendeine Frau hier vergessen haben musste. Dieser Anblick war zwar als einziges neu, aber dennoch nicht fremd. Jaromirs Mätressen gingen hier ein und aus – ein weiterer Zweck der Wohnung.

In der Luft hing der Gestank von abgestandenem Rauch. Der Aschenbecher quoll beinahe über. Das hinderte den Fabrikbesitzer allerdings nicht daran, sich eine neue Zigarette zu drehen, nachdem er sich sein Glas wieder angefüllt hatte.

Kein Hinweis, dass etwas nicht stimmte. Aber Jaromir ließ sie so etwas nie vorher spüren, also wäre ironischerweise selbst, wenn sie jetzt Ärger erwartete, alles wie immer.
„Erfolgreiche Nacht?"
„Alle halten sich an die Abmachungen. Und Melnik wird zahlen", antwortete sie schlicht.
Ein kleiner Hauch von Zufriedenheit huschte über sein Gesicht, gerade lange genug, dass sie ihn hätte fassen können, ehe er seine Gefühle wieder vor ihr verschloss. So wie eigentlich immer. Nichts schien ihn jemals zu berühren. 

Selbst Zarja gelang es nicht durch diese Fassade zu blicken – so es denn eine war – und seine Gedanken an seinem Körper abzulesen. So sehr sie sich bemühte, wenn sie auf Jaromirs Herzschlag lauschen wollte, spürte sie nach wie vor nichts. Bloß Stille. Bei ihrer ersten Begegnung hatte ihr das schon eine Heidenangst eingejagt und selbst heute, wo ihr längst bewusst war, dass er sich irgendwie gegen Magie schützen musste und kein wandelnder Toter war, verfehlte es seine unheimliche Wirkung nicht. Es nahm Zarja jede Grundlage, ihn zu begreifen – und ein Hauch von Zweifel blieb dennoch.

„Ist der alte Ihor also noch vernünftig geworden. Wie viel?"
„Fünfzehn Kruna."
Jaromir nahm einen genüsslichen Zug seiner Zigarette und blies langsam den Rauch in die bereits zu genüge verpestete Luft. „Hm. Besser als nichts. Und weiter?"
„Das war alles."
„Eigenartig." Wie die Augen eines Wildtiers auf der Jagd richteten sich seine auf sie, die in dieser Gleichung die Beute darstellte. „Ich dachte, du hättest nach so einer langen Nacht mehr zu berichten."

Zarja schluckte. „Nein. Ihors Fall hat etwas Verhandlung erfordert und mich aufgehalten."
Ein Seufzen entkam dem Fabrikbesitzer. Ob darin Enttäuschung oder bloß ein fast lustloses Missfallen mitschwang, konnte sie nicht einordnen.
„Erspar uns diese Spielchen. Du weißt, was dein Auftrag war?"
Verflucht, er wusste es tatsächlich!
„Mich um Ihre Geschäfte zu kümmern", presste sie mühsam hervor.
„Und dann?" Jaromir ließ sie noch immer nicht aus den Augen, als er die brennende Spitze Zigarette in einem Berg aus Asche erstickte, sich erhob und direkt vor Zarja aufrichtete.
Die Angst streckte ihre Krallen nach ihr aus, doch sie zwang sich, sie sich nicht anmerken zu lassen. Jaromir war wie ein Bluthund – er konnte sie riechen und wenn er das tat, schlug er zu. 

„Sofort hierher zurückkommen", antwortete sie vorsichtig, während ihr Verstand nach der Strafe suchte, die ihr Meister für angemessen halten würde. Keine weiteren Botengänge für ihn? Schlecht, weil es ihr einziger Weg hier raus und zu Geld war, und schließlich, womit sie sich ein klein wenig seiner Gunst verdient hatte, aber kurzfristig verschmerzbar. Ihr doppelte Schichten in der Fabrik auferlegen und das bisschen Luxus eines eigenen Zimmers nehmen? Schlecht. Sie weiterverkaufen? Schlechter. Oder sie ans Messer liefern oder gar selbst...? Eine beschissene Katastrophe. Nicht, dass er das durfte. Mord blieb Mord. Aber wann hatte sich Jaromir schon um Gesetze gekümmert?

„Du weißt, wenn ich eines nicht leiden kann, dann irgendwelche Machenschaften hinter meinem Rücken. Dachtest du wirklich, du kannst deine Ausflüge in den Güldenen Bär vor mir geheim halten?"
Hatte sie das? Nun, zumindest hatte sie es gehofft. Unwillkürlich fragte Zarja sich, wer sie verraten hatte.
„Ich hätte dir mehr Verstand zugetraut als zu erwarten, dass ich nicht davon erfahre, wenn meine Angestellte in einem derart beliebten Etablissement für Aufsehen sorgt", fuhr Jaromir fort, als hätte er ihre Gedanken gehört. „Das kann in dieser Branche gefährlich sein. Besonders in deiner Position."

Für einen Moment hing die gesamte Bedeutung der letzten Worte noch schwerer im Raum als die Rauchschwaden, die sich im Gegensatz zum Nebel, der nun in den frühen Morgenstunden noch über Altingrad hing, nicht von der Sonne durchdrungen werden würden. War das eine Drohung? Oder bloß eine Warnung? Bei Jaromir ging das eine oft nahtlos in das andere über und letztlich hatte Zarja keine Ahnung, wie viel er wirklich über ihre Kräfte wusste. Doch gerade das war es, was ihr einen kühlen Schauer über den Rücken jagte.

Jaromir griff nach seinem Glas und schwenkte scheinbar lustlos die durchsichtige Flüssigkeit darin.
„Ich werde dich bestrafen müssen." In seiner Stimme schwang weder ernsthafter Zorn, noch Enttäuschung mit, eigentlich gar keine Emotion. außer möglicherweise ein Hauch von Unzufriedenheit, doch auch dieser blieb nicht greifbar und Zarja hörte ihn vielleicht mehr, weil sie ihn dort für passend, fast notwendig, gehalten hätte.

„Vorerst überlasse ich die Geschäfte außerhalb des Hauses anderen. Bei der Arbeit in der Fabrik wirst du genug Zeit haben, dir über deinen Fehler Gedanken zu machen."
Beinahe spürte Zarja Erleichterung in sich aufsteigen. Sie hätte schlimmeres erwartet.
Doch dann streckte Jaromir ihr mit einem eisigen Blick eine geöffnete Hand entgegen.
Zarja begriff nicht.

„Das Geld. Du hast doch heute Gewinn gemacht?"
Ihr war klar, dass eine Lüge nichts nach sich ziehen würde als eine härtere Bestrafung. Nur kurz zögerte sie, ehe sie in ihren Mantel griff und das Geld, das sie durch Wetten, Kampf und Schmerz verdient hatte, in seine Hand fallen ließ.

„Ich sehe, ein erfolgreicher Abend." Es war unmöglich zu sagen, ob der Schimmer von Beeindrucken, der beim Zählen über Jaromirs glitt, echt oder gespielt war. „Nun ... ich will nicht zu streng sein, so fleißig wie du nebenbei für uns Geld beschaffst, nicht? Solche Vorbildlichkeit sollte belohnt werden. Vielleicht setze ich dich öfter im Güldenen Bär ein. Mir gefällt diese Tsirinskaja ohnehin nicht – zu unkooperativ. Zeit dieser Konkurrenz ein Ende zu machen."
Ohne jede Hast verstaute er das Geld in seinem Tresor.
„Danke, du kannst gehen."

Obwohl Jaromir ihr den Rücken zuwandte, verabschiedete sich Zarja mit einer kleinen Verbeugung, ehe sie ruhigen Schrittes das Arbeitszimmer verließ. Nichts an ihr verriet den leisesten Hauch von Zorn, doch in diesem Moment hätte sie alles dafür gegeben, dass Jaromir doch ein Herz hätte, damit sie es jetzt zum Stehen hätte bringen können.

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𝐀 𝐍 𝐌 𝐄 𝐑 𝐊 𝐔 𝐍 𝐆 𝐄 𝐍

Da ist er nun also endlich, der berühmt-berüchtigte Jaromir. Ein äußerst sympathischer Herr, ich weiß :'D
Damit nähern wir uns nun also endlich der ersten großen Schlüsselszenen und Hauptcharakter Nr. 2. Spät in Kapitel 4? Ja, irgendwie schon, aber mir kam die Szene im Güldenen Bär dazwischen.

Ich hab nun endlich hier auch eines meiner berühmten Trennsymbole, das Sonnenrad. Eigentlich wollte ich ein wirklich traditionelleres Sonnenrad nehmen ... aber dank gewissen Herrschaften im letzten Jahrhundert haben die leider zu großen Teilen einen sehr negativen Anstrich bekommen.

Momentan arbeite ich an einer neuen Karte, weil mir die aktuelle nicht mehr unbedingt gefällt und die Welt repräsentiert, wie sie in meinem Kopf ist. Agvila wird um ein paar kleine Staaten wachsen. Und vielleicht krieg ich dann auch endlich meine Weltkarte hin. Drückt mir die Daumen :'D

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