Spielzeug, das

Spiel/zeug

Substantiv Pronomen

Ein Wort für einen Gegenstand, mit dem gespielt wird.

Das Wort leuchtet mir, als wäre es rot makiert, aus dem Duden entgegen. Ich nehme mir einen Stift, makiere es dann wirklich rot und lese die Definition noch einmal

Spielzeug.

Ich lehne mich zurück, teste den Klang des Wortes auf meinen Lippen und ziehe es auseinander

„Spiel – Zeug."

Der klang ist mir zuwider, schmeckt bitter und tropft klebrig in meinen Gaumen.

Sein klang gefällt mir nicht, Gefällt mir überhaupt nicht und ich muss daran denken, dass ich nie gedacht hätte, dass ein Spielzeug lebendig sein kann, dass ich eins sein könnte, aber hier steht es nochmal in seiner Bedeutung zelebriert, steht es schwarz auf Weiß, Schwarz auf Weiß und jetzt auch noch rot makiert, wobei ich es sowieso gleich wiedergefunden hätte.

Spielzeug. Das rot brennt mir unangenehm in den Augen und ich muss daran denken was er mir letztes Mal gesagt hat; was er mir immer sagt.

„Hör zu, im Moment kann ich einfach nicht so viel Zeit für dich aufbringen. Wirklich nicht. Nähe steht mir nicht so. Lassen wir es doch einfach so wie es ist; du hast deinen Spaß, ich habe meinen und gut is. Nerv mich bitte einfach nicht mit dem ganzen anderen Scheiß."

Ich erinnere mich an das widerwärtige grinsen das er mir danach geschenkt hat an seinen Blick der kurz meinen Körper runtergeglitten ist, bevor er wieder in seinem Haus verschwand, hinter seiner Tür.

„Du hast Spaß. Ich hab Spaß."

Ein schnauben löst sich von meinen Lippen und ich muss wiederum an das Denken was man mir heute Morgen gesagt hat. Was meine Mitbewohnerin meinte und was der Grund ist, das ich hier, mit einem frischgekauften Duden, am Bahnhof sitze und verzweifelt Versuche das Wort Spielzeug netter zu definieren, als es von ihr wahrscheinlich gemeint war.

„Er mag Spiele und du bist eines dieser. Nicht viel mehr, oder weniger Wert wie eines dieser Puppen die man kleinen Mädchen schenkt." Hat sie gesagt und dann hat sie mich mitleidig angesehen; so mitleidig das mir kurz schlecht geworden ist und ich dann mit der nächsten Bahn in die Stadt bin, um mir diesen vermaledeiten Duden zu kaufen der schwer in meinen Händen wiegt. Viel zu schwer, wenn ihr mich fragt, denn damit macht er mir die endgültige Bedeutung des Wortes Spielzeug ums Zehnfache mehr bewusst und diese Bedeutung schmerzt. Attackiert mich wie eine Waffe.

Ich will nicht, dass sie recht hat, ich will nicht nicht viel mehr oder weniger Wert wie eine Puppe sein. Für keinen. Ich bin kein Spielzeug und trotzdem steht es hier.

Das laute brummen meines Handys lässt mich aufschrecken und ich ziehe es zögerlich, immer noch verwirrt was ich jetzt mit dieser Stinkblöden Information anfangen soll, hervor.

Mit einem wisch über den Screen muss ich feststellen das ich eine neue Nachricht habe.

WhatsApp.

Vielleicht, ist es ja eine die mir versichert das ich doch kein Spielzeug bin und mir wieder das zurückgibt, das ich bis heute Morgen, bis ich diesen Duden gelesen habe noch hatte.

Vielleicht; aber ich glaube es eher nicht. Das Wort liegt zu schwer, als das es nicht echt sein könnte.

Ich tippe auf die App und sein Name prangt mir entgegen.

Name und die Nachricht.

Ich tippe auf den Chat.

„Kommst du nachher vorbei? Ich habe eine halbe Stunde. Lass uns ein bisschen Spaß haben."

Mein Magen krampft sich, wenn das überhaupt noch möglich ist noch mehr zusammen.

Hier habe ich noch was. Noch ein weiteres Indiz dafür das man anscheinend so toll mit mir spielen kann, dass ich eine Puppe bin. Ein Spielzeug.

Fahrig streiche ich mir eine strähne hinter die Ohren, bevor ich eine Nachricht tippe.

„tut mir leid. Heute habe ich keine Zeit. Nein nicht Heute, Nie mehr."

Ich schalte es wieder aus, hole tief Luft und stecke es dann wieder in meine Hosentasche, bevor ich aushole und den Duden in den Mülleimer schmeiße, der keinen Meter von mir entfernt steht.

Ich bin keine Puppe und so werde ich mich auch nicht behandeln lassen.

Ich stehe auf, steige in die nächste Bahn und beobachte mit einem blick über die Schulter, den Wind dabei, wie er durch die aufgeschlagenen Seiten des Dudens im Mülleimer streicht.

Ich bin kein Spielzeug.

Ich bin kein Gegenstand und werde es auch nicht sein; vor allem nicht freiwillig.

-Crystallhoney