Kapitel 3

And when it gets hard
You know it can get hard sometimes
It is the only thing that makes us feel alive.

Lieber Harry,

die letzten Tage waren hart. Du behandelst mich wie einen Hund. Warum tust du das? Weil ich schwul bin? Noch immer weißt du nicht, wie sehr ich dich liebe.
Ich werde es dir nicht erzählen. Doch ich versuche es dir zu zeigen. Deine Taten sind eindeutig. Du hasst mich wahrscheinlich, so kommt es rüber. Was habe ich dir nur getan? Hast du so eine Angst vor mir? Was, wenn ich dir jetzt erzählen würde, dass wir am Tag des Unfalls unser 3-jähriges Bestehen hatten? Wenn ich dir erzähle, dass du nur wenige Augenblicke vor dem Aufprall zu mir sagtest, dass du mich liebst?
Wie würdest du reagieren Harry?
Ich liebe dich.

Louis

Kaum bin ich aufgestanden, gehe ich duschen. Es ist erst um acht und ich muss zur Uni. Als ich aus der Dusche komme trockne ich mich schnell ab und putze meine Zähne. Noch ein wenig verschlafen schaue ich in den Spiegel. Ich habe tiefe Augenringe. All die Sorgen machen das, nicht zuletzt auch der Schlafmangel. Harry geht ständig feiern und redet nicht mit mir. Ich gehe oft auf ihn zu, aber es bringt nichts.
Als ich unten die Tür höre, verkrampfe ich mich sofort. Schnell ziehe ich mir eine Boxer an, wasche meinen Mund aus und will schnell in mein Zimmer huschen. Bloß ihm nicht über den Weg laufen.

"Kannst du dir nichts anziehen!?" seine Stimme klingt seltsam. Er lallt. Ich sehe ihn kurz an und sein Blick ist hasserfüllt. Hass. Mein Herz zieht sich wieder zusammen.
"Ich war duschen." antworte ich ihm knapp. Ich kann ja auch eigentlich rumlaufen wie ich will in meiner Wohnung! Es ist doch meine Sache.
Ich höre ihn abfällig schnauben und er läuft an mir vorbei. Dabei stößt er mit seiner Schulter unsanft gegen meine.
"Verdammt Louis!" brüllt er und ich zucke zusammen. Nie hat er mich angeschrien. Selbst im größten Streit war er fair und sanft. Er hat nie gebrüllt. Niemals.

Ohne zu reagieren gehe ich in mein Zimmer. Frustriert stelle ich fest, dass er mich anscheinend wirklich verachtet. Schnell ziehe ich mir etwas an, richte meine Haare und schnappe mir meine Tasche.
Als ich aus meinem Zimmer hervor luge ist der Flur leer. Schnell laufe ich Richtung Wohnzimmer. Dort schnappe ich mir meine Beanie. Kurz schweift mein Blick über die Regale. Dort steht ein Bild von uns. Harry umarmt mich und wir wirken glücklich. Er sieht unglaublich verliebt aus. 
Vorsichtig nehme ich es in die Hand und streiche mit dem Finger darüber. Mein Harry.

"Was tust du da?" ich fahre erschrocken zusammen und mein Kopf schnellt in seine Richtung. Harry sieht mich schockiert an und sein Blick wandert zu dem Bilderrahmen in meiner Hand. Er öffnet den Mund doch sagt nichts. Schnell stelle ich es zurück und will gehen, doch er hält mich an der Schulter fest. "Was ist das für eine kranke Scheiße?" fragt er mich.
Verwirrt sehe ich in seine Augen. Diese grünen Augen, früher haben sie gestrahlt vor Liebe. Heute wirken sie unterkühlt. Wohl eher eiskalt. Voller Abscheu.
"Es ist nichts, Harry." sage ich leise.
Er schnaubt wütend und ich sehe die Ader an seinem Hals hervorstechen. Was zur Hölle macht ihn so wütend. "Fuck, Louis! Das ist krank!" ruft er und ich zucke wieder zusammen.
Nicht wegen der Lautstärke, sondern wegen seiner Worte.
"Dann geh doch!" ich reiße mich von ihm los und bewahre Abstand zwischen uns.
"Was?"
"Hau ab! Wenn du mich hasst wieso wohnst du noch hier? Wieso tust du dir das an?" schreie ich ihn an. Langsam aber sicher kann ich nicht mehr ruhig bleiben.
Er reagiert sofort, aber anders als ich es erwartet hätte. Anstatt zu gehen kommt er auf mich zu. Er steht ganz nah vor mir.

"Du erzählst mir jetzt was hier Phase ist." sagt er bedrohlich.
Ich schlucke. Sehe zu Boden. Soll ich es tun? Meine ganze Wut kocht hoch.

"Hier ist gar nichts Phase Harry."
"Natürlich! Lüg mich doch nicht an!"
"Verdammt kannst du dich nicht einfach erinnern? An das davor, an uns? An unsere drei gemeinsamen Jahre!" wimmere ich und Tränen fließen aus meinen Augen.
Er starrt mich an. Sein Ausdruck wird kurz weich, bis er mich am Arm packt.
"Was für verdammte drei Jahre Louis?"
Ich wimmere auf, seine Hand bohrt sich in meine Haut und so langsam tut es wirklich weh. Er bemerkt es nicht.
"Unsere! Unsere drei Jahre! Merkst du es immer noch nicht?" rufe ich und sehe ihn verzweifelt an.
"Erzählst du mir jetzt ich bin schwul oder was?"

Ich nicke. Weinend starre ich ihn an.
Er starrt mich hasserfüllt an und schüttelt den Kopf.
"Was laberst du da eigentlich? Bist du so verzweifelt dass du mir was vorlügen musst?" fragt er.
In mir breitet sich ein ekelhaftes Gefühl aus. Ich will mich übergeben. Das alles ist viel zu viel. Ich lüge ihn doch nicht an! Im Gegenteil! Ich weiß, dass ich eigentlich nichts sagen darf, dass er geschont werden muss. Doch es ist mir gerade so egal. Er glaubt mir ja eh nicht.
"Ich lüge dir nichts vor." sage ich leise und blicke in seine Augen. Bitte Harry, bitte begreife es endlich.

Mit seiner Reaktionen habe ich nicht gerechnet. Es geht blitzschnell und seine Faust landet in meinem Gesicht. Schockiert schreie ich auf und taumele zurück.
Der Schmerz durchzuckt mich und als ich die warme Flüssigkeit spüre, die aus meiner Nase läuft, gehe ich wimmernd zu Boden. Er hat mich geschlagen.
Schmerzerfüllt starre ich ihn an. "Wie kannst du nur?" frage ich sanft und leise.

Harry's P.o.V.

Blitzschnell war meine Faust an seiner Nase gelandet. Schockiert über mich selbst stehe ich da und beobachte den wimmernden Jungen, der vor mir auf die Knie geht. Blut schießt aus seiner Nase.
"Wie kannst du nur?" höre ich ihn fragen.

Irgendwie dreht sich alles gerade. Wieso schlage ich ihn!? Weil er verliebt in mich ist?
Er lügt mich an! Ich bin nicht schwul. Niemals.
Hasserfüllt sehe ich ihn an bis ich beschließe, abzuhauen. Schnell gehe ich aus dem Wohnzimmer, ziehe im Flur meine Schuhe an und stürme aus dem Haus.

Ich muss hier einfach weg. Noch immer ziemlich betrunken torkele ich durch die Gegend. Ich weiß nicht wohin ich gehe. Ich erinnere mich an einen guten Freund von mir. Auch wo er wohnt. Vielleicht ist er da.

Als ich bei ihm klingele geht die Tür sofort auf. Vor mir erscheint ein junger Mann mit braunen, hochgegelten Haaren. Er sieht mich ungläubig an. Seine braunen Augen bohren sich förmlich in meine.
"Harry?" fragt er ungläubig und ich nicke. "Hey Liam."
Er macht mir Platz und lässt mich rein. Allerdings bemerke ich wie verwirrt er mich ansieht.
"Was tust du hier Harry?"
"Wie meinst du das?"
"Wir hatten vier Jahre keinen Kontakt! Also, was willst du hier?" seine Stimme klingt ein wenig hart.
Verwirrt sehe ich ihn an. Dann wird es mir klar. Ich habe tatsächlich alles vergessen was die letzten 4 Jahre geschehen ist.
Ungläubig schüttle ich den Kopf und sehe mich verzweifelt um. Nichts hier hat sich verändert, nur Liam sieht erwachsener aus.
Ich muss augenblicklich weinen. Er kommt auf mich zu und sieht mich fragend an.
"Was ist denn Harry?" fragt er nun sanfter und berührt mich am Arm.
Und dann erzähle ich ihm meine Geschichte. Er hört mir zu, sagt nichts.
Als ich fertig bin fährt er sich mit der Hand durch seine Haare und sieht mich traurig an.
"Das tut mir so leid. Wirklich. Und du weißt gar nichts mehr?"
Ich schüttle den Kopf.
"Wir haben uns zerstritten Harry. Vor vier Jahren war das. Du hast damals Louis kennen gelernt und warst ständig bei ihm. Als ich sagte du sollst dich mehr um mich kümmern, bist du ausgerastet." er erzählt es mir und in seiner Stimme schwingt Traurigkeit mit. Louis? Wegen ihm habe ich meinen besten Freund hängen lassen? "Warum sollte ich das tun?" frage ich ihn.
"Das würde ich auch gern wissen. Du hast mir nie einen Grund genannt."

Die Worte treffen mich. Irgendwas steckt hier dahinter, etwas Größeres als ich mir jetzt vorstellen kann.
War ich am Ende doch schwul? Nein, das kann nicht sein. Ich stehe auf Mädchen, es war doch schon immer so.
Wieso ist diese ganze Zeit, in der Louis anscheinend in meinem Leben war, wie ausgelöscht?

"Willst du was trinken?"
Wieder schüttle ich den Kopf. Ein wenig zittrig stehe ich auf. "Ich werde jetzt lieber gehen." sage ich und sehe ihn an.
Er nickt. "Bitte komm wieder. Ich hab dich wirklich vermisst." antwortet er mir und ist unsicher.
Lächelnd ziehe ich ihn in meine Arme. "Ich komme wieder."

Dann gehe ich. Liam war schon immer mein bester Freund. Während ich meine Gedanken sortiere laufe ich durch die Straßen. Nichts hier kommt mir sonderlich vertraut vor.
Bis ich an unserer Wohnung angelangt. In mir breitet sich ein unwohles Gefühl aus. Ob er noch da drin ist?
Schlechtes Gewissen macht sich breit. Anders als vorhin tut mir meine Reaktion auf seine Worte jetzt leid. Kurz atme ich tief ein und öffne dann die Tür.

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