Kapitel 18
Harry's P.o.V.
"Harry, wenn du mich liebst, zeig es mir."
Seine Worte hallen in meinem Kopf. Schon lange ist der Blauäugige aus meinem Sichtfeld verschwunden, doch ich starre den Platz an, an dem er stand. Leichte Tränen kommen hoch doch ich blinzle sie weg. Ich bin stark, ich heule nicht wie ein Baby.
Wie soll ich ihm bloß beweisen, dass ich etwas für ihn empfinde. Alles was mir einfällt ist lahm und kein richtiger Beweis. Rosen, Luftballons, dieser kitschige Scheiß ist nichts für mich. Flüchtig kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht doch einmal so war. Aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Ich sollte mal jemanden fragen, ob ich tatsächlich so ein kleiner Romantiker war.
Langsam erwache ich aus meiner Starre und setze das fort was ich tun wollte, als mir Louis in den Weg geriet. Spazieren gehen. Den Kopf freikriegen, so wie es meine Mom immer nennt.
Ein wenig zittrig noch von dem Zusammentreffen laufe ich los und versuche, die Gedanken zu verbannen. Es muss doch möglich sein mal einen Tag nicht an diesen kleinen Kerl zu denken, mit seinen Wuschelhaaren und diesen blauen...Nein, stop! Leicht schüttle ich den Kopf und runzle die Stirn. Denk an was anderes, Styles!, fordere ich mich auf und versuche mich zu erinnern an meine Kindheit. Viel weiß ich davon nicht mehr. Nur dass meine Mom immer versucht hat mich zu beschützen vor allem Bösen in der Welt. Lächelnd denke ich daran zurück. Wie sie ausgeflippt ist beim Fußballspiel, wenn einer mich gefoult hat. Sie hat herum geschrien und ich musste so lachen, dass ich die Schmerzen die ich manchmal dadurch erlitt, völlig vergaß.
"Styles!?" fragt eine Stimme neben mir ungläubig und ich blicke nach oben. Luke.
Augenrollend wende ich mich ab. "Du hast mir grade noch gefehlt." sage ich leise, doch er hält mich an der Schulter fest bevor ich gehen kann. "Warte doch mal!" sagt er und ich drehe mich wieder zu ihm. "Was?"
"Nicht so zickig, Styles." sagt er grinsend und fährt sich durch die Haare. Dieser Vollidiot muss sich ja wirklich für was ganz Besonderes halten. "Verpiss dich." murmle ich und er lacht leise.
"War Lou bei dir?" fragt er. "Seit wann heißt er für dich Lou?" antworte ich zickig. Gott dieser Typ treibt mich zur Weißglut wenn er nur den Mund aufmacht.
"Ich weiß dass du eifersüchtig bist. Ist aber nicht mein Problem. Ich will wissen ob er bei dir war eben."
"Frag ihn selbst, ihr wohnt doch zusammen!"
Luke's Augen weiten sich überrascht und kurz mustert er mein Gesicht bis er wieder anfängt höhnisch zu grinsen. "Ja tun wir. Aber er ist einfach abgehauen." erklärt er mit einem mir unerklärlichen Unterton in der Stimme.
Also stimmt es doch. Louis wohnt mit diesem Arschloch zusammen. Plötzlich überkommt mich eine große Wut. Mein kleiner Louis. Wie kann er mir das antun.
"Dann warst du wohl böse zu ihm." erwidere ich eiskalt.
Er gluckst leise und wirkt noch immer amüsiert. "Nein nein, wenn dann war er der böse Junge." Etwas irritiert schaue ich ihn an, nicht wissend was er da von sich gibt. "Was auch immer er ist, geh zu ihm und lass mich in Ruhe." sage ich schlicht und will laufen, doch wieder hält er mich fest.
"Ich finde ja, du solltest endlich aufgeben." sagt er, als wäre es das Normalste auf der Welt.
"Was geht dich das eigentlich an?" knurre ich ihn an. Meine Geduld ist langsam ausgereizt. "Louis ist mein Freund, Harry. Also verpiss dich."
Wieder schmerzen seine Worte. Und dieses Arschloch ist sich nur zu gut dessen bewusst das spüre ich. "Ist er das, ja? Warum liebt er mich dann?" provoziere ich ihn.
"Weil er im Moment noch verwirrt ist, das treibe ich ihm schon noch aus." sagt er leichthin. Moment mal, was!? Habe ich mich verhört?
"Wenn du ihm nur ein Haar krümmst, Luke ich schwöre dir..." sage ich, trete näher an ihn heran und funkle ihn hasserfüllt an. Er bleibt völlig entspannt was mich ehrlich gesagt noch viel mehr aus der Fassung bringt. "Was schwörst du mir, mh?" fragt er.
"Lass die Finger einfach von ihm." warne ich ihn und er lacht spöttisch.
"Das geht nur leider nicht mehr, Harry. Weißt du ich war schon dran an deinem kleinen Baby." antwortet er und bringt damit das Fass zum überlaufen.
Wie automatisch wandert meine geballte Faust in sein Gesicht und als die beiden zusammentreffen, taumelt der Blondschopf nach hinten und kippt um. "Fuck!" flucht er laut und ich muss mich wirklich beherrschen um nicht auf ihn drauf zu springen und ihm die Seele aus dem Leib zu prügeln. Alles was ich immer geahnt habe hat er mir bestätigt. Louis wohnt mit ihm zusammen, er vögelt mit ihm. Und dann steht dieser kleine verträumte Kerl hier vor mir und faselt etwas von "Zeig es mir"!?
Tränen der Wut sammeln sich in meinen Augen und ich schnaube, während Luke vor mir wieder aufsteht und mich schubst. Ich taumle nicht einmal zurück. Kurz erkenne ich in seinen Augen die Überraschung und hole zum zweiten Schlag aus, doch er weicht aus.
"Fick dich doch, Hemmings!" rufe ich wütend aus und er lacht nur leise.
"Meinst du das kommt gut, wenn ich das Lou erzähle?" fragt er arrogant und ich drücke ihn wie im Wahn gegen die nächstbeste Hauswand. "Ich reiß dir die Eier ab, wenn Louis was passiert. Das ist mein Ernst. Erzähl ihm was du willst, es ist mir scheißegal! Aber wenn ihm etwas geschieht, Luke, bringe ich dich um." Ich betone jedes einzelne Wort und Luke hebt abwehrend die Hände.
"Ist ja gut, lass mich los du Irrer." nuschelt er und ich lasse schwer atmend von ihm ab. Er kann ihm alles erzählen. Verloren habe ich ihn sowieso schon.
Aber wehtun wird er ihm ganz sicher nicht. Dafür sorge ich.
Ich höre Luke noch schnauben während er sich verpisst. Voller Wut im Bauch gehe ich heim. Wie kann er mir sowas antun nachdem er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hat, sich von mir hat verprügeln lassen, mich angefleht hat, wie kann er jetzt plötzlich einfach alles ändern!? Schnell wische ich die Tränen weg, die sich nun doch endlich ihren Weg meine Wangen hinab gebahnt haben. Und ich dachte wirklich es wird alles besser.
Luke's P.o.V.
Wutentbrannt gehe ich wieder zu Louis' Wohnung. Meine Nase tut höllisch weh und blutet natürlich, aber das interessiert mich einen Scheiß. Viel schlimmer ist es, dass ich eigentlich genau weiß, dass Louis bei diesem lockigen Idioten war. Ich hab es an Harry's Reaktion gesehen.
Wenn er dachte, er könnte ihn zurück erobern ist das jetzt vorbei. Jetzt wo er denkt, dass Louis und ich zusammen wohnen, wird er aufgeben ich bin mir sicher. Ein wenig Genugtuung verspüre ich bei dem Gedanken daran, dass Harry jetzt wahrscheinlich leidet wie ein Hund. Aber das ist mir egal. Louis leidet auch fürchterlich aber das ist jetzt vorbei. Er wird nicht mehr leiden müssen, ich werde mich um ihn kümmern. Er wird lachen können und er wird glücklich sein. Glücklich wegen mir.
Schon im Club als ich ihn gesehen habe, wie ein verlorener Welpe saß er mit trauriger Miene an der Bar, wollte ich ihn. Bei dem Gedanken daran verzieht sich mein Gesicht zu einem Lächeln.
Wie selbstverständlich öffne ich die Wohnungstür und gehe hinein, ziehe meine Schuhe aus und lasse sie unbeachtet dort liegen, wo sie hin fallen.
Als ich nach vorn sehe lugt Louis' Kopf aus der Küche hervor. Sein Blick erschrocken, seine Augen gerötet. Er hat geweint.
"Du hast schon wieder die Tür nicht abgeschlossen." sage ich leichthin und höre ein genervtes Seufzen. Tz tz tz, das sollte er besser lassen.
Langsam gehe ich in die Küche und als er mich ansieht weiten sich seine Augen. "Was ist denn mit dir passiert?" ruft er aus und kommt auf mich zu um sich meine Nase genauer anzusehen.
"Nichts." erwidere ich. "Nur Harry." setze ich leise nach und Louis schnappt nach Luft. "Habt ihr euch geprügelt?" fragt er leise. "Wonach sieht's denn aus?" maule ich, während ich mir ein Küchentuch nehme und ein wenig Wasser darauf gebe. Vorsichtig reibe ich mir das mittlerweile getrocknete Blut weg und spüre seinen Blick auf mir. Hat ihm keiner beigebracht dass man Leute nicht beobachtet? Als ich fertig bin, werfe ich das blutige Küchentuch in den Müll und drehe mich zu dem Kleineren. Er sieht so unschuldig aus. Sorgenfalten umrahmen seine Augen und mir entfährt ein leichter Seufzer.
"Was guckst du denn so, mh? Er ist auf mich losgegangen. Ich weiß nicht wieso, ich bin einfach nur an ihm vorbei gegangen als ich dich gesucht habe." erkläre ich ihm unschuldig und er kauft mir die Lüge ab. Er ist so furchtbar naiv. Es ist schon fast zu einfach.
"Was?" fragt er ungläubig und kommt einen Schritt auf mich zu, immer noch starrt er auf mein Gesicht. "Louis..." knurre ich und er hält inne.
"Hat dir deine Mom nicht beigebracht dass man Leuchte nicht so anstarrt?"
Der Junge vor mir fängt ganz leicht an zu zittern und geht einen Schritt zurück. Sein Kopf senkt sich und er blickt zu Boden. Na bitte, geht doch. "So ist's brav." sage ich leise mit rauer Stimme und tätschele seine Wange als ich an ihm vorbei gehe. "Warum bist du hier?" fragt er und ich stöhne genervt. "Soll ich gehen?" frage ich ihn. "N-nein aber du bist sauer, also wieso bist du dann trotzdem hier?"
Er will nicht hören. Er kapiert es nicht. Tief einatmend schaue ich ihn dann doch an und lächle sanft. "Weil ich nicht will, dass du allein traurig hier herum sitzt, Süßer." sage ich mit weicher Stimme und Louis nickt zaghaft. "Danke." haucht er und drückt sich plötzlich an mich. Sanft erwidere ich die Umarmung und ziehe ihn in das kleine Wohnzimmer, das noch immer so spärlich eingerichtet ist. Ich glaube er hat die Hoffnung, dass er die Wohnung nicht lange brauchen wird und schnell zu seinem Harry zurück kann. Tja Louis, da hast du dich geschnitten.
Gemeinsam lassen wir uns auf die Couch fallen. Irgendwann fängt Louis an, meine Nase genau zu begutachten, er denkt wahrscheinlich ich schlafe. Es amüsiert mich, doch ich verziehe keine Miene bis ich irgendwann die Augen aufreiße und genau in diese kristallblauen schaue, die mich so unschuldig immer ansehen. "Du starrst." stelle ich fest und er wird rot. Der Anblick raubt mir leicht den Atem. "Sorry." murmelt er und will sich zurück ziehen, doch ich umgreife seinen Kiefer mit meiner Hand und halte ihn fest. Seine Augen weiten sich ängstlich. "Dir sollte man mal Manieren beibringen, findest du nicht?" raune ich und er schnappt nach Luft. "W-was?" fragt er. Sein ganzes Selbstbewusstsein ist verschwunden. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich so leicht unterkriegen lässt von mir. Von Harry, ja vielleicht. Aber von mir? Ich überspiele meine Begeisterung und schaue ihn ernst an.
"Vielleicht sollte ich dir das beibringen, mh? Damit du ein braver Junge bist." knurre ich noch einmal und Louis löst sich erschrocken von mir und springt auf. "Bitte was!?" ruft er ungläubig und ich bemerke, dass es doch nicht so einfach wird.
"Komm Lou, sei nicht so ein Spielverderber. Ich weiß ganz genau, was du jetzt brauchst. Und ich bin jetzt auch mal dran, okay?" sage ich und stehe auch auf, der Kleinere weicht von mir zurück aber ich bin schnell bei ihm und greife sein Handgelenk. Er keucht auf vor Schreck und ich muss grinsen. "Schönes Geräusch, kannst du das nochmal für mich tun?"
Er versucht seine Hand wegzureißen doch er schafft es nicht. "Hör mal, du machst mir Angst." flüstert er und ich höre die Unsicherheit und Angst ganz deutlich heraus. Angst ist ein guter Anfang. Und ich will verdammt nochmal endlich anfangen.
"Du brauchst keine Angst haben, solange du brav bist, behandle ich dich auch gut, Kleiner." raune ich und vernehme ein Wimmern von ihm. Oh ja, mach nur so weiter, dann kommst du gar nicht mehr aus der Nummer raus. Deutlich angeturnt komme ich ihm näher und er versucht auszuweichen, bis er an der Wand angelangt und zusammen zuckt, als er diese mit dem Rücken berührt.
Schnell überbrücke ich die restlichen Centimeter zwischen uns und drücke mich an ihn, was Louis vor Angst zittern lässt.
"Du entkommst mir nicht." flüstere ich nah an seinem Ohr.
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Bitte hasst mich nicht! :D
Luke's P.o.V. war einfach nötig für diesen Teil der Story. Und schon wieder ein Kapitel, ich bin stolz dass ich es im Moment zeitlich so gut hinbekomme *_*
Ich hoffe ihr versteht den Sinn dahinter und nehmt es mir nicht übel.
Also bis zum nächsten Kapitel ! <3
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