Kapitel 10
Louis P.o.V.
Harry weint in meinem Schlafzimmer wie ein kleines Kind. Ich beobachte ihn und es bricht mir mein Herz.
Aber was soll ich tun?
Ich muss ihn doch vergessen ich kann so nicht weiter machen. In diesem Moment höre ich ein Auto in die Einfahrt fahren. Das kann nur Niall sein.
Schneller als ich es will öffne ich ihm die Tür und gehe hinaus.
"Hi." sage ich angespannt und Niall sieht mich neugierig an. "Er ist also schon da?"
"Jap." antworte ich knapp.
"Ist was ... was passiert ?" fragt er mich neugierig. Ich nicke und seufzend fahre ich mir durch die Haare.
"Er hat mich geküsst und was weiß ich nicht alles, aber ich hab ihn dann irgendwann aufgehalten. Ich habe ihn gebeten dass er, sobald du da bist, geht. Ich kann das nicht. Das habe ich gesagt."
"Na gut, dann....das geht dann wohl nicht anders ich nehme ihn natürlich mit, aber hast du dir das überlegt ?" Der Ire sieht mich misstrauisch an.
"Nialler er sitzt da drin und weint. Ich weiß gar nicht was ich machen soll mit ihm." entgegne ich ihm verzweifelt und seufze wieder.
"Wieso weint er?" Verblüffung ist aus seiner Stimme heraus zu hören. Wäre es nicht so eine beschissene Situation hätte ich über diese Reaktion durchaus gelacht.
"Ich soll ihn nicht weg schicken. Ich hab keine Ahnung was dieser Kerl will!" antworte ich. Niall atmet hörbar aus und schüttelt den Kopf.
"Unglaublich." entfährt es ihm.
Einige Minuten sitzen wir auf der Treppe zur Terrasse und starren beide den Kiesweg an, der zum Haus führt. Niall ist offensichtlich ratlos und ich? Ja, ich bin mir sicher ... Zumindest denke ich das. Oder will ich es denken?
Entschlossen schüttle ich den Kopf. "Niall bitte ... Wir holen ihn jetzt und gut." sage ich leise und stehe auf. Er nickt und folgt mir zögerlich, während ich in mein Elternhaus gehe und das Wohnzimmer ansteuere.
Noch sitzt er dort, weinend und schluchzend, ich merke wie auch Niall dieser Anblick mitnimmt.
"Harry?" beinahe ist meine Stimme nur ein flüstern, doch er hört es und dreht sich zu mir. Als er Niall sieht verhärtet sich seine Miene deutlich. Seufzend steht er auf und nickt kurz. "Mein Taxi ist wohl da." bemerkt er bitter und geht an uns vorbei nach draußen.
"Ach du meine Güte ..." haucht Niall und sieht mich schockiert an. "Was zur Hölle hast du mit ihm angestellt?"
"Nichts, nichts habe ich gemacht!" rufe ich aus und sehe ihn mahnend an. Er hebt entschuldigend die Hände. "So war's nicht gemeint, Bro. Entschuldige." antwortet er mir und ich nicke resigniert.
-*-
Als die beiden weg sind überkommen mich Trauer und Frust sofort wieder. Gebannt starre ich auf die Tür, als hätte ich die Hoffnung, dass sie sich öffnet und ein Wunder geschieht. Doch was erwarte ich eigentlich? Es ist lächerlich. Wunder gibt es nicht.
Resigniert stehe ich auf und beschließe, dass ich etwas unternehmen sollte. Es ist gegen Abend und so ziehe ich mir eine schwarze Skinny, ein graues Shirt und eine meiner Adidas Jacken über. Schnell streife ich mir Sneaker über und verlasse das Haus.
Nach ein paar Minuten Fußweg lande ich in einem kleinen Club, in den ich früher schon gern hingegangen bin. Einige Male war ich auch mit Harry hier, wenn wir meine Familie besucht haben. Nun gehe ich hinein und bestelle mir als erstes ein Bier.
Betrinken will ich mich sicher nicht, aber ein Bier schadet niemandem. Seufzend nehme ich einen Schluck und beobachte die jungen Leute, die hier tanzen und feiern - ausgelassen und glücklich. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal wirklich glücklich war. Es war definitiv vor Harry's Unfall, also für mich eine halbe Ewigkeit her.
Neid steigt in mir auf. Sie alle um mich herum haben Spaß, können unbeschwert feiern. Die Pärchen, die sich hier tummeln küssen sich, kuscheln. Ich könnte sie erschießen. Am liebsten würde ich sie anschreien, dass sie sich einen anderen Ort suchen sollen. Aber was für ein Recht habe ich dazu schon? Absolut gar keins.
"Du siehst frustriert aus!" sagt jemand neben mir und ich mache mir nicht die Mühe die Person anzusehen, die mich angesprochen hat.
"Gut erkannt, Sherlock." antworte ich frech.
Mein unfreiwilliger Gesprächspartner kichert und ich runzle die Stirn und trinke einen weiteren Schluck.
"Du bist verdammt süß wenn du so zickig bist."
Schneller als ich will schnellt mein Kopf herum und ich blicke ihn an. Sein dunkelblondes Haar hat er lässig aufgestellt mit Gel. Seine blauen Augen strahlen und er grinst mich frech an. Ohne es zu wollen fällt mir auf dass er attraktiv ist.
"Ach, ist das so?" entgegne ich ihm bissig und er lacht leise. "Und wie!" sagt er und spielt mit dem Piercing an seiner Unterlippe rum.
Warum hat man ein Piercing dort als Mann!? Irgendetwas stört mich daran, auf der anderen Seite passt es zu ihm. Es steht ihm.
Ich lächle ihn leicht an und halte ihm meine Hand hin. "Ich bin Louis." sage ich.
Er grinst, nimmt meine Hand und zieht mich ein Stück zu sich, sodass sein Gesicht nah an meinem ist und ich seinen Atem an meinem Ohr spüren kann. "Luke. Freut mich, dich kennen zu lernen." sagt er leise und mich überkommt eine Gänsehaut.
Ist das ein gutes Zeichen? Sollte ich jetzt lieber gehen?
Alles in mir schreit danach abzuhauen, doch ich tue es aus irgendeinem Grund nicht. Er geht ein Stück zurück, natürlich hat er meine Reaktion bemerkt, und grinst mich an.
"Es ist mir ein Vergnügen." antworte ich leicht verlegen und er kichert. "Mir auch! Hast du Lust zu tanzen?" fragt er unbekümmert und seine Leichtigkeit reißt mich mit.
Meine innere Stimme ignorierend, stehe ich auf und ziehe ihn auf die Tanzfläche. Als meine Hand seine umschließt, verschränkt er sofort unsere Finger und ich sehe kurz auf unsere Hände. Irgendwie passt seine nicht ganz zu meiner. Es fühlt sich nicht so vollkommen an, so richtig.
Frustriere beschließe ich, das Gefühl zu ignorieren und beginne zu tanzen. Luke hört nicht auf zu grinsen und bewegt sich auch, bis er irgendwann die Initiative ergreift. Ich spüre seine Hand an meiner Taille erst, als er mich näher zu sich zieht. So eng aneinander tanzen wir weiter und ich kann nicht anders, als in seine Augen zu sehen. Er ist größer als ich. Wie Harry. Aber nicht so groß wie er. Gott Tomlinson, hör auf!
Kopfschüttelnd gehe ich näher an den Blondschopf heran und lege meine Hände an seine Hüften. Luke reagiert sofort darauf und seine Hand wandert zu meinem Nacken. Ich schalte meinen Kopf aus und gebe mich dem Moment hin.
So kommt es dass ich gar nicht bemerke, wie nah wir uns nach einigen Minuten tatsächlich sind und als ich hochsehe bin ich gefährlich nah an seinen Lippen. Luke hört augenblicklich auf zu lächeln. Sein Blick wird intensiver und er leckt sich über die Lippen.
Ich muss grinsen. Er ist durchschaubar aber das sind sie ja alle. Seine Absichten sind eindeutig. Zumindest denke ich das.
Und während ich wieder meinen Gedanken nachhänge spüre ich ganz sanft seine Lippen auf meinen. Er streift sie nur kurz und sieht mich prüfend an, als würde er um Erlaubnis bitten. Ich blinzle kurz, ignoriere den starken Impuls wegrennen zu wollen, und lege meine Lippen auf seine.
Langsam und synchron bewegen sich unsere Lippen. Der Kuss ist unschuldig, nahezu vorsichtig. Ängstlich, wenn man davon ausgeht, dass in meinem Kopf gerade 1000 Synapsen mindestens durchknallen.
Doch er denkt nicht daran aufzuhören und ich auch nicht. Nach einem kurzen Augenblick beiße ich sanft in seine Unterlippe, sodass er den Wink versteht und seinen Mund öffnet. Das Spiel, dass unsere Zungen im nächsten Moment spielen, ist vorsichtig und leicht.
Irgendwann lösen wir uns und Luke sieht mich fröhlich an. "Noch frustriert?"
Kurz denke ich darüber nach. Tatsächlich bin ich nicht mehr so frustriert. Ich schüttle also den Kopf und lächle ihn schüchtern an.
Er grinst und küsst mich auf die Wange. "Dann habe ich doch mein Ziel erreicht. Ich wollte nur dass du aufrichtig lächelst." sagt er.
Ich kichere und nicke. "Mehr nicht?"
Luke schüttelt den Kopf und sieht mich fragend an. "Du etwa?"
"Nein, ich...also.." stottere ich und ärgere mich wieder über mich selbst.
"Oh oh Louis, willst du mich etwa abschleppen?" sagt er und grinst mich frech an.
"Pfff, nein!?" sage ich etwas zu zickig und er lacht laut. "Okay!" ist seine knappe Antwort und er zieht mich zur Bar. "Lass uns einfach reden und was trinken, hm?"
Ich nicke und fühle mich etwas befreit. Luke ist entspannt drauf und scheint sich wirklich auf persönlicher Ebene zu interessieren. Ständig stellt er mir Fragen und will viel wissen über mich. Irgendwann seufze ich und lache. "Ich bin langweilig Luke. Es gibt nicht viel zu reden!" sage ich. Er schüttelt den Kopf. "Du bist alles andere als langweilig Lou!" sagt er.
Verdutzt sehe ich ihn an und lächle ihn scheu an. "Ach ist das so?"
Er nickt. "Und jetzt erzähl mir, wer dir dein Herz gebrochen hat."
Seine Aussage trifft mich hart. Wurde mir das Herz gebrochen? Sicher, ja. Aber nicht mit Absicht. Kann ich darüber reden? Ich will es gar nicht. Was geht es diesen gepiercten Typen denn an? Rein gar nichts. "N-niemand." sage ich leise.
Luke lacht leise. "Erzähl das dem Nikolaus. Hier ist meine Nummer." er steckt mir einen Zettel zu. "Wenn du reden willst, immer. Einen schönen Abend noch, Louis." sagt er, gibt mir einen Kuss auf die Wange und schon ist er verschwunden.
Etwas verwirrt bleibe ich zurück und beschließe, dass es für heute reicht. Um mittlerweile drei Uhr nachts schlendere ich durch Doncaster. Natürlich regnet es schon wieder und ich ziehe den Kranken meiner Jacke näher an mich.
In Gedanken überlege ich, ob ich mich bei dem Kerl melden soll. Luke scheint nett zu sein, doch letztendlich überkommen mich trotzdem Zweifel daran.
Meine Haare sind klitschnass und hängen mir mittlerweile im Gesicht herum, sodass ich kaum etwas sehe und sei frustriert bei Seite schiebe. Ich bin komplett durchnässt. Frierend und zitternd laufe ich als plötzlich ein Auto neben mir hält.
"Steig ein, du holst dir den Tod." ruft er und ich bleibe abrupt stehen.
Ich überlege nicht lange und springe in den Wagen. "Danke, du rettest mich!" sage ich erleichtert und lächle ihn an. Er grinst nur und fährt los. Schnell sage ich ihm meine Adresse, doch er guckt mich nur kurz an. "Ich fahr dich jetzt nicht heim. Vergiss es, Louis." sagt er und grinst mich an.
"Wohin denn dann?"
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