Diesen Abend vergaß sie es nicht.

"Du musst mir noch den Sinn einer Rutsche erklären. Und von der Schaukel."
"Nur ein Sinn pro Tag.", erklärt er.
Sie verleierte kurz die Augen, lächelte aber.
"Also der Sinn einer Rutsche ist.. keine Ahnung... Lachen."
"Okay."
"Ja.. naja."

Sie gingen nochmal aufs Klettergerüst auf beide Leitern und die Hangelstangen.
Sie wusste gar nicht dass sie immernoch, oder überhaupt so gut hangeln konnte.
Es fühlte sich so stark und so leicht an.
Und durch so etwas wird man übermütig.

Nun ja.. sie war jetzt größer und konnte deshalb nicht so weit fallen wie damals.

Nicht so weit, aber schlimmer. Und dümmer.
Denn sie war nun auch schwerer als früher. Der Spielplatz war nicht für so große Menschen gedacht. Nicht so stabil.
Da lag sie also auf dem Boden, die abgebrochene Hangelstange noch in der Hand.

Er half ihr wieder hoch, sie unterdrückte die Tränen die mehr vor Schreck und Scham kamen, als vom tatsächlichen Schmerz. Dann setzen sie sich an den Rand.

"Ich kann glaube ich nicht mehr über den Zaun klettern.", ärgerte sie sich und fasste prüfend an den Fuß der ihr wehtat.

"Na dann übernachten wir hier.",
und er sagte das so selbstironisch selbstverständlich dass sie die Tränen in den Augen weglachte.

"Und morgen früh kommen dann die Grundschüler und finden uns!", rief sie.
Da lachte er mit.

"Nee, irgendwie wird es schon gehen."
"Ja.", er nickte, und schwieg kurz.

"Was machen wir mit der Stange?", fragte sie nun.
"Die nehmen wir mit."
"Als Trophäe oder wie?"
Er zuckte grinsend die Schultern.
"Wir können sie in den Fluss werfen. Damit niemand sie entdeckt.", sagte er dann aber ernst.

Er half ihr über den Zaun.
Irgendwie war jetzt etwas anders als sonst.
Er stütze sie auch beim Laufen und versteckte mit dem anderen Arm die Metallstange in seiner Jackentasche.

Ihre Wege trennten sich diesen Abend nicht an der Ausfahrt.
Sie standen gemeinsam am nahegelegenen Fluss und sahen auf die Stelle an der er gerade die Stange ins Wasser geworfen hatte.

Es war anders als sonst.