Joyce und die anderen wärmten sich auf. In weniger als einer viertel Stunde würde das Finale stattfinden. Pat hatte sich nicht mehr gemeldet. Sie konnte spüren, wie geknickt die anderen waren. Ihnen war klar geworden, dass ihre Reaktion und ihr Handeln falsch gewesen waren. Pat hatte recht gehabt, doch das änderte nichts. Sie würden verlieren, denn ihr Anker war fort, das war ihr klar. Am Ende konnte ich also doch nichts erreichen.

Sie würde sich bei Pat entschuldigen müssen. All die Jahre hatte sie an dem festgehalten, was Vergangenheit war, hatte ihm damit wehgetan. Du hast recht, Zeit erwachsen zu werden. Sie straffte die Schultern und lief zu ihrer Truppe. „Gut. Gehen wir es nochmal durch."

„Was macht das für einen Sinn? Wir haben doch keine Chance", sagte Janett. Man konnte es im Gesicht jedes Einzelnen sehen.

Sammy schaute zu den Gegnern. Hölle nochmal, es ist schlimmer als befürchtet. Zudem suchte er nach seinem Captain, er war noch nicht da. Verdammt Paolo, wo bist du? Das Ganze lief langsam aus dem Ruder. Als die Tür sich öffnete und er endlich hereinspazierte, war er erleichtert. Doch als er den Blick in dessen Augen sah, war ihm klar, dass das Tournament vorbei war.

„Leute, ich habe euch etwas zu sagen", begann Paolo. „Ich-", plötzlich hielte er jedoch inne. Sein Blick richtete sich auf die Tür und er sah ihn dort stehen. Paolos Augen verfolgten ihn, als er an ihm vorbeilief. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Lasst uns heute der Welt zeigen, wer wir sind. Sie werden am Ende nur einen Namen schreien." Laute Zustimmung kam aus seiner Truppe.

Erleichtert atmete Sammy aus. Das war zu knapp. Doch noch waren sie nicht aus dem Schneider. Er sah, wie der Braunhaarige zu ihrem Captain lief und ihm etwas zuflüsterte. Mit einem Mal begannen Paolos Augen zu glühen und er nickte nur.

Joyce versuchte währenddessen ihr Bestes, doch sie spürte, dass ihr Kampfgeist fort war. Vielleicht sollten wir aufgeben.

„Wieso sitzt ihr hier rum wie faule Eier? Macht euch gefälligst richtig warm, sonst verletzt ihr euch", erklang eine männliche Stimme. Alle schauten nach rechts und mit einem Schlag waren sie hellwach. Sie standen auf und traten zu diesem.

„Ich habe gewettet." Alle schauten ihn an. „Ich habe vor zwei Tagen gegen den Captain der Blue Shadows gewettet, ob ihr in die dritte Runde kommt. Ich habe gewonnen und musste daraufhin mit ihm Tanzen. Das ist das Video, das ihr gesehen habt." Die Augen wurden groß. Pat war noch nicht fertig. „Ich habe erneut eine Wette mit ihm abgeschlossen. Solltet ihr also hier verlieren, werde ich den Preis zahlen. Also bewegt jetzt gefälligst eure Ärsche auf die Bühne und legt eine Performance hin, die die anderen in Grund und Boden stampft."

Mit einem Mal erklang ein lauter Schrei und jeder konnte sehen, dass Skip the Beat ihren Kampfgeist wiedergefunden hatten, dass dieser heller brannte als zuvor.

Joyce ging zu Pat und umarmte ihn. „Es tut mir leid."

„Dazu hast du keinen Grund. Du hattest recht." Überrascht schaute sie ihn an. „Joy, ich würde dich gerne um einen Gefallen bitten." Sie hörte zu und Überraschung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Mit festem Blick nickte sie.

Dann war es so weit. Die Blue Shadows aus San Francisco legten los. Ihre Performance war gigantisch und Pat konnte den Blick nicht einen Moment von Paolo lösen. Mit klopfendem Herzen trat dann seine Truppe auf die Bühne und er war noch nie so stolz wie zu diesem Moment. Sie gaben ihr Bestes und er konnte die Leidenschaft und Freude sehen. Als sie fertig waren, kamen sie verschwitzt zu ihnen und klatschten mit ihm ab. Das war sein Zeichen und er verschwand. Währenddessen trat die dritte Gruppe auf.

Jamie schaute sich um, wo war Pat hingegangen? Keiner schien seine Abwesenheit zu bemerken, denn alle waren auf die Truppe auf der Bühne fokussiert. Nach ihrer Performance gab es die erste Runde der Punkte. Alle warteten gespannt, sahen wie sich die Punktrichter besprachen. Dann erfolgte die Verkündung. Die Blue Shadows waren auf Platz eins, die andere Gruppe knapp hinter ihnen auf Platz zwei. Es war ein knappes Ergebnis und nun hing alles von dem Battle der Captains ab.

Sie sahen wie Paolo und der andere Captain auf die Bühne traten, doch Joyce blieb stehen. „Cap, wieso gehst du nicht?", fragte Janett.

„Ganz einfach, weil ich heute nicht euer Captain bin", sagte sie.

Alle schauten sie an. „Wer dann?" Sie nickte zu Treppe uns sahen, wie ein Mann mit schwarzen Haaren die Treppe nach oben ging. Alle schauten erstaunt zu diesem.

Als Paolo sah, wer auf die Bühne kam, blieb ihm für einen Moment das Herz stehen. Schwarze Haare, Kajal unter den Augen, schwarze Lippen und einen Drachen an der Seite seines Gesichts. Die Kleidung schwarz und ein Flammenmuster säumte den unteren Teil des Oberteils. Es war, als wäre die Zeit zurückgedreht und doch nicht.

„El Diablo?", ging ein Raunen durch die Reihen der Zuschauer, die still geworden waren.

Jamie schaute zu Joyce. „Pat ist el Diablo?", fragte er und alle aus der Truppe starrten sie an.

„Ich habe doch gesagt, er ist der Beste", gab sie mit einem Grinsen zurück.

„Grill sie, Teufel, oder ich mach dir Feuer unter dem Hintern", schrie es aus dem Zuschauerraum. Die Gesichter drehten sie zu der Frau. „Pam?", sagte Joyce. Daneben stand Creston, Jason, Payton und Celine war auf einem Tablett, das zu ihnen gewandt war. Sie sind gekommen? Aber wie?

Pat musste sie schon vorher herbestellt haben, damit sie sehen konnten, wie Joyce ihren Traum erfüllte. Verdammt, Pat. Du Idiot. Doch nun war keine Zeit für Sentimentalität, sie schaute nach vorne. Nun ging es um alles.

„Bereit, mi Diablo?", sagte Paolo. Pat schaute ihn nur an. Der dritte Captain war immer noch baff. Dann setzte die Musik ein. Paolo begann und er verbreitete ein Feuer, das das Publikum entflammte. Seine ausladenden schnellen Bewegungen flossen im Takt der Musik, die aus seinem Land stammte. Mit einem Sprung beendet er die Performance und landete auf den Füßen, schaute herausfordernd zu Pat.

Das Licht änderte sich, die Halle wurde leicht dunkler und der Scheinwerfer strahlte von oben nach unten auf den Captain von Skip the Beat. Ein Gong erklang und Pat drehte sein Gesicht ins Licht und für einen Moment sahen sie den Teufel. Er bewegte sich nach vorne, lief auf sie zu und die Worte des Startsignals erklangen.

Pat begann zu tanzen und Paolo konnte seinen Blick nicht von ihm abwenden. Jede Bewegung, jede Geste, man konnte es führen. Sein Herz schlug wild und das Gefühl, das er seit vier Jahren vermisst hatte, war wieder da.

https://youtu.be/gm1TIaGJDqo

Der letzte Beat verklang und Pat endete in seiner Abschlusspose. Sein Atem ging schnell. Es war nicht so flüssig wie damals gewesen, doch er hat es gespürt und die Euphorie strömte durch seinen Körper. Sein Blick traf auf den von Paolo und er konnte die Leidenschaft in seinen Augen sehen. Langsam richtete er sich auf. Der letzte Captain war an der Reihe, doch sie trennten ihre Blicke nicht voneinander.

Die Musik verklang und die Richter bewerteten die Tänze. Nun war die Spannung am größten. Als die Ergebnisse verkündet wurden, begann die Gruppe hinter Paolo zu jubeln. Als sich Pat umdrehte, sah er jedoch, dass die seinen ebenfalls jubelten und sich über den zweiten Platz freuten. Joyce und die anderen rannten auf die Bühne und umarmten ihn. Auch seine ehemalige Truppe jubelte ihnen zu. Ein Lächeln breitete sich auf Pats Gesicht aus und er freute sich.

Nach ein paar Momenten löste er sich und lief zu dem Sieger, um ihn zu gratulieren. „Bereit, mi corazón?", fragte Paolo. Pat rollte mit den Augen, doch er hatte noch eine Schuld einzulösen. Wettschulden sind Ehrenschulden. Er legte seine Hände an dessen Wangen und zog ihn an die Lippen. Ein Raunen und Jubel ging durch die Reihen, doch das war ihnen egal.

Er löste sich und wischte den schwarzen Lippenstift von Paolos Lippen, der in mit glühendem Blick anschaute. Nach einem leichten Klapps an Paolos Wange drehte er sich dann um und ging zu seiner Truppe, um mit ihnen zu feiern. Pam und die anderen stießen draußen dazu und knufften ihn. „Soso, hat sich der Teufel einen heißen Sidekick geangelt", sagte Creston und wuschelte ihm durch die Haare. Gemeinsam ließen sie den Abend ausklingen.

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Drei Monate später...

Pat packte die letzte Kiste aus. Arme schlangen sich um ihn und Lippen drückten sich in seinen Nacken.

„Hast du Hunger, mi corazón?"

Er griff nach hinten und drehte sich, um seinen Liebsten an die Lippen zu ziehen. „Was gibt es? Heißen Peruaner am Stiel?"

Paolo lachte. „Den gibt's danach." Er drückte erneut einen Kuss auf Pats Lippen.

„Ich kann's kaum erwarten."

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Diese Kurzgeschichte gehört der Autorin E. M. Holland (Profil: Nezumigami).
Ihre Romane und weitere Kurzgeschichten findest du auf ihrem Profil.

Musikquelle:

ENHYPEN: ENHYPEN (엔하이픈) 'Blessed-Cursed' Dance Performance Video, online unter: (Stand: 11.04.2022)