6: From the Edge of the Deep Green Sea*

„ARSCHBOMBE!“

Es gab ein gigantisches Platschen, als Bryce enormer Linebacker-Körper auf das Wasser traf. Die Wellen schwappten in alle Richtungen, und ein paar Mädchen, die am Beckenrand saßen, stießen erschrockene Schreie aus, als das kalte Wasser vom Aufprall ihre Körper traf.

„Ungeheuer.“ murmelte eine von ihnen, als Bryce auftauchte. Unglücklicherweise für sie, hatte er sie gehört.

„Gleichfalls, Zuckerschnutte.“erwiderte er mit einem zwinkern.

Sie warf ihn einen angewiderten Blick zu, stand mit ihrer Freundin auf, und die beiden schlenderten davon. Sehr ihr? Das war der Grund, warum Bryce keine Mädchen bekam. Er war schrecklich in Flirten. Ich beobachtete ihn von einem Liegestuhl in der Nähe, und verdrehte die Augen. „Wir müssen ihn wirklich beibringen, wie man richtig flirtet.“ kommentierte Jane vom Stuhl neben mir und schüttelte ihren Kopf. „Das war einfach nur erbärmlich.“

Ich nickte zustimmend, aber lachte fröhlich dabei. „Oh, hackt nicht so auf ihn herum, Leute.“ sagte Eden, während sie Sonnencreme auf meinen Rücken verteilte. „Er muss nur ein wenig reifer werden.“

„Eden, wir haben nur herumgealbert.“ erklärte ich. „Du weißt das wir Bryces Unbeholfenheit lieben.“

„Sie ist reizend.“ fügte Jane hinzu. „Bryce ist so ein Schnucki!“

„Hey, Jane, redest du schon wieder über mich?“ fragte Bryce und tat so als wäre er verärgert, während er auf uns zukam. Wasser tropfte von seinen dunklen, muskulösen Körper.

„Natürlich!“ erwiderte Jane mit einem breiten Lächeln. „Überrascht dich das?“

Als Antwort darauf, schüttelte Bryce seinen ganzen Körper und bespritze uns drei wie ein nasser Hund mit Wasser. Wir kreischten dementsprechend.

„Ihr Memmen.“ sagte Bryce mit einem liebevollen Lächeln. „Es ist sowieso an der Zeit, das ihr alle mal in den Pool geht.“

„Aber ich bin noch nicht fertig Lotte mit Sonnencreme einzureiben.“ protestierte Eden. „Du weißt wie hellhäutig sie ist. Sie wird verbrutzeln.“

Bryce tippte ungeduldig mit seinem Fuß auf dem Boden herum und schaute übers Deck und hinaus aufs offene Meer. Eden verteilte das letzte bisschen Sonnencreme auf meinen Rücken, bevor sie verkündete: „So, fertig!“ Und damit begleitete sie Bryce fröhlich ins Becken, tapste aber vorsichtig, vom flachen Ende aus, in den Pool, während er erneut vom Sprungbrett sprang.

„Gehst du auch rein?“ fragte Jane und nahm ihre Sonnenbrille ab.

„Ja, gleich.“ antwortete ich. „Ich trinke das nur eben aus.“ Ich hielt meinen Alkoholfreien Pina Colada hoch, an dem ich genippt hatte. „Geh schon, ich komme in einer Minute nach.“

Schulter zuckend, tapste Jane zum Rand des Pool und glitt anmutig hinein. Ich bemerkte, wie in paar britische Jungs, ihr 'den Blick' zu warfen. Typisch.

Ich nippte an meinem köstlichen tropischen Cocktail und genoss den Kontrast des kalten Glases, auf meiner Handfläche und die warme Sonne auf den Rest meines Körpers. Tief die Salzhaltige Luft einatmend, schaute ich in den herrlich blauen Himmel und betrachtete die unglaubliche Schönheit der Welt.

Apropos unglaubliche Schönheit...

...oder besser gesagt, Leute, die dachten, dass sie unglaublich schön seien...

Kurt tauchte plötzlich am Treppenansatz, nur in Badehose bekleidet auf, und sah ziemlich selbstzufrieden aus. Obwohl mich seine Arroganz ärgerte (ich hasse Arroganz!), musste ich zugeben, das er schon einen Grund hatte, so selbstzufrieden zu sein. Er hatte einen Wahnsinnig tollen Körper. Nicht, das ich ihn das jemals sagen würde. Ich würde lieber, mit Rohfleisch an mir geschnallt, in eine Grube voller hungriger Löwen, springen, als Kurt zu sagen, das ich dachte, das er einen tollen Körper hatte. Das würde mir ewig vorgehalten werden.

Da ich mich in Moment sicher fühlte, musterte ich ihn von oben bis unten. Seine braunen Augen funkelten, was sicherlich Aufmerksamkeits-erregend war. Eine schön geformte Brust und Arme, kräftige, lange Beine, Sixpack....oooohhh, Sixpack.

Dann merkte ich, das ich starrte.

Ich hatte Kurt Matthews abgechecked.

Von mir selbst entsetzt, richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Pool, wo Bryce, Jane und Eden sich mit ein paar norwegischen Jungs zusammen getan hatten, und spontan Marco Polo spielten.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Kurt mich entdeckte (Gott sei Dank hatte ich aufgehört zu starren), und zu mir hinüber stolzierte, was einige Mädchen in seiner Umgebung zum starren brachte.

„Hey Lotte.“ grüßte er und setzte sich auf den Liegestuhl neben mir. „Wie geht’s?

Ich warf ihn einen Blick zu. „Versuch nicht Deutsch mit mir zu reden, Kurt. Du wirst dich am Ende nur selbst blamieren.“ Sein Akzent war eigentlich gar nicht so schlecht, aber kommt schon. Ich musste etwas herablassendes sagen. Ich würde ihn sicher kein Kompliment machen.

„Autsch, das war feindselig.“ Kurt tat so als wäre er verletzt.

„Als ob du noch nie etwas Gemeines zu mir gesagt hättest.“ sagte ich verärgert.

„Touché.“

Es entstand eine Stille, in der ich meine Pina Colade schlürfte und mich fragte, warum die größten Idioten scheinbar immer die schönsten Körper hatten. Das war wirklich nicht fair.

„Gehst du jetzt schwimmen?“ fragte Kurt, als ich den letzten Schluck meines Cocktails hinunter kippte.

„Ja, ich denke schon.“ Ich stand auf, zog mein Sommerkleid aus und enthüllte den blauen Bikini, den ich drunter trug. Als ich wieder zu Kurt schaute, errötete dieser wie verrückt. Entweder das, oder er hatte einen verdammt üblen Sonnenbrand. Ich nahm an, das es ersteres war.

„Was?“ fragte ich verwirrt. „Warum starrst du mich so an? Hör auf damit, du machst mir Angst!“

Kurt öffnete den Mund, aber es dauerte eine Minute, bis ein Ton heraus kam. „Du....du hast....dich einfach vor mir ausgezogen.“ sagte er und fuhr damit fort, mich weiterhin so anzustarren, als wäre mir spontan ein zweiter Kopf gewachsen.

Ich starrte ziemlich verwirrt zurück. „Ich trage einen Bikini. Ist ja nicht so als wäre ich nackt.“ Bei dem Wort 'nackt' färbten sich Kurts bereits rosa Wangen in ein tiefes Rot. Jungs. Alles, an das sie jemals dachten war Sex. Meine Güte.

Ich verdrehte die Augen und machte mich auf den Weg zum Sprungbrett. Da ich niemand war, der Dinge nur halbherzig machte, beschloss ich am Ende ein Salto zu machen. Es war nicht so, das ich im Turmsprung-Team war oder so, aber ich war ziemlich gut. Ich beugte meine Knie, sprang in die Luft, machte einen Salto und spürte dann, wie sich das kalte Wasser um meinen Körper schloss. Mann, fühlte sich das gut an. Als ich auftauchte, schwamm ich rüber zu meinem Freunden, am flachen Ende des Pools.

„Hey Leute, seht euch das an!“

Ich drehte mich zur Stimme um, und sah Kurt auf dem Sprungbrett stehen, bereit eine Show abzuziehen. Okay, ich verstand Kurt überhaupt nicht. Auf der Kreuzfahrt allein, hatte er von kindisch (als er vom Murphy-Bett gefallen war und deswegen geschmollt hatte), zu verärgert (als er mich mit Nils vorgefunden hatte), zu verspottend (als er sich darüber lustig gemacht hatte, das ich beinahe die Treppe runter gefallen war), zu fast normal (während des zehn Finger Spiels), zu flirtend (als er die Treppe herauf kam), zum stotternden Idioten (als ich mein Kleid ausgezogen hatte), zu arrogant (gerade eben) gewechselt. Der Kerl hatte ein verdammtes emotionales ADS! Das, oder er hatte in etwa zehn verschiedene Persönlichkeiten.

Wie auch immer, Kurt sprang plötzlich vom Sprungbrett und machte den übelst schmerzhaft aussehenden Bauchplatscher, den ich je gesehen hatte. Autsch. Wir alle zuckten zusammen, als wir seinen Körper aufs Wasser aufschlagen hörten.

„Warum tut er sich selbst so was an?“ keuchte Eden.

„Vermutlich versucht er Mädchen zu beeindrucken.“ murmelte ich und verdrehte die Augen. Jungs waren so seltsam.

„Verdammt.“ Jane schüttelte ihren Kopf bemitleidenswert.

Kurt war immer noch nicht wieder aufgetaucht, und ich begann mir tatsächlich Sorgen zu machen. So sehr ich ihn auch verabscheute, wollte ich ganz sicher nicht, das er ertrank. Ich wünschte niemanden den Tod. Außerdem, mit wem würde ich streiten, wenn er sterben würde?

Mit Blick auf dem Wasser, sah ich einen dunklen Schatten stillschweigend auf mich zu kommen. Meine Augen weiteten sich und die Titelmusik vom weißen Hai, begann automatisch in meinem Kopf zu spielen.

Da dum....

Der Schatten bewegte sich schnell unter Wasser.

Da dum...

Er kam genau auf mich zu.

Da dum da dum da dum da dum....

Die Musik in meinen Kopf, begann schneller zu spielen und ich geriet in Panik. Natürlich wusste ich, das es kein Hai war. So dumm war ich nicht. Ich hatte im Grunde genommen nur Angst, das es irgendeine Art Vergewaltiger sein würde, der meinen Bikini runter reißen würde, und mich angreifen würde oder so etwas. Paranoid? Ich? Pft.

Genau in den Augenblick in dem die Musik in meinen Kopf ihren Höhepunkt erreicht hatte, erreichte mich die schattenhafte Gestalt. Ein paar Hände packten meine Oberschenkel und ich schrie wie eine verrückte, richtete meinen Blick in den Himmel und betete um Erlösung. Meine Freunde schauten mich alle an, als wäre ich verrückt.

„Shh, Lotte! Hör auf zu schreien. Ich bin es nur!“

Ich senkte meinen Blick, um meinen Angreifer anzuschauen. Es war Kurt. Ich hätte es wissen müssen. „Du ARSCH!“ kreischte ich und bespritze ihn mit Wasser. „Du hast mich fast zu Tode erschreckt.“

Er sah total überrascht aus und hob seine Hände in eine 'nicht schießen'-Geste. „Woha! Beruhige dich! Ich habe nur herumgealbert!“

Ich atmete einmal tief durch, um mich selbst zu beruhigen. „Mach das ja NIE wieder, Kurt Matthews!“

„'Tschuldige.“ erwiderte er kleinlaut. Es entstand eine etwas peinliche Stille.

„Hey Leute, was ist los?“

Ich drehte mich zur Treppe um, die ins flache Ende des Pools führte. Matt war angekommen und sah glücklich wie eh und je aus. Er betrachtete die Szene vor sich und runzelte die Stirn leicht verwirrt.

„Wow, sieht so aus, als hätte ich was verpasst.“ sagte er. Wir starrten ihn alle nur stumm an. Niemand wusste, wie er das erklären sollte, ohne unglaublich schräg zu klingen.

„Okay, na dann...“ sagte Matt schließlich. „Ähm, hat jemand Lust auf eine Wasserschlacht?“

„Ich bin dabei.“ antwortete Eden, dankbar für den Themenwechsel.

„Großartig.“ strahlte Matt sie an. Von meinem Standort aus, bemerkte ich, wie er sie unauffällig abcheckte. Aber nicht auf so eine perverse Art und Weise. Matt war definitiv zu süß, um ein perverser zu sein.

„Kommt schon Leute, wir brauchen jemanden gegen den wir kämpfen können.“ bettelte Eden den Rest von uns an.

Ich schaute in die Runde. Von Bryce wusste ich, das er nicht spielen wollen würde. Das letzte Mal, als er bei einer Wasserschlacht mitgemacht hatte, war das Mädchen von seinen Schultern gefallen und hatte ihn versehentlich getreten und ihn eine blutige Nase verpasst.

Ich wusste auch, das Jane es vorzog, den Rest von uns dabei zu beobachten, wie wir Idioten aus uns selbst machten und über uns zu lachen, anstatt mitzumachen. Da ich Eden beruhigen wollte, meldete ich mich freiwillig.

„In Ordnung!“ trällerte sie glücklich und klatschte mit mir ab.

„Kurt, Mann, wie wäre es?“ fragte Matt. Kurt dachte einen Moment darüber nach und stimmte dann zu.

„Toll!“ Matt klatschte in die Hände. „Okay, Eden und ich, gegen Kurt und Lotte.“

Verdammt. Ich wollte diesen Bastard umbringen! In Kurts Team für die Wasserschlacht zu sein, bedeutete, das ich auf seinen Schultern sitzen musste. Ich schuldete Matt definitiv eine Tracht Prügel. Eden kletterte glücklich auf Matts Schultern. Ich nahm mir eine Minute, um sie zu beobachten. Sie sahen so natürlich zusammen aus. Er flüsterte ihr etwas zu und sie kicherte, was ihn veranlasste breit zu ihr hinauf zu lächeln. Es war total niedlich! Die beiden würden das perfekte Paar abgeben. Wenn sie nicht bald anfangen würden, miteinander auszugehen, würde ich platzen.

„Komm schon, Lotte. Steig auf.“ Kurt beugte sich runter, um mir das Aufsteigen zu erleichtern. Kaum peinlich, oder?

Ich legte meine Hände auf Kurts kräftigen Rücken und versuchte auf seine Schultern zu springen. Das war ein entsetzlicher Misserfolg. Ich hüpfte zu weit, rutschte genau über seinen Kopf, und fiel mit dem Gesicht voran ins Wasser. Unnötig zu erwähnen, das sich alle tierisch auf meine Kosten amüsierten. Bei meinem nächsten Versuch, tauchte Kurt unter Wasser, während ich meine Beine über seine Schultern schwang. Dieses mal funktionierte es.

Also, ich werde nicht so tun, als wäre es nicht komisch Kurts Kopf zwischen meinen Beinen zu haben. Glaubt mir, das war es. Ich versuchte jedoch, es nicht zu zeigen, und benahm mich so natürlich wie ich konnte. Das war nicht gerade einfach, da mein Körper mich hinterging.

Ich bekam dieses seltsame warme und kribbelnde Gefühl in meinem Bauch, wahrscheinlich aufgrund der Nähe einer Person zu meinem, ähm, sensiblen Bereich. Die Tatsache, das diese Person Kurt war, hatte absolut nichts damit zu tun, dessen war ich mir sicher. Nur Hormone, ihr wisst schon? Es half natürlich auch nicht, das Kurt seine Hände auf meine Oberschenkel legte, um mich am Herunterfallen zu hindern. Wie ein seltsames riesiges Ungetüm, näherten wir uns, Eden und Matt.

„Lasst die Wasserschlacht beginnen!“ schrie Bryce von unten. Eden und ich streckten die Hände aufeinander zu und fingen an uns gegenseitig zu schubsen, um zu versuchen den jeweils anderen von seinem Partner zu schubsen. Wir grunzen während wir uns schubsten, keiner von uns, war bereit zu verlieren.

Plötzlich erkannte ich ein bekanntes Gesicht aus meinen Augenwinkeln. Nils war auf das Deck gekommen und lief in nichts weiter als in Badeshorts gekleidet, auf die Snackbar zu. Oh verdammt, er hatte einen tollen Körper. Ich vergaß die Wasserschlacht völlig und starrte ihn an. Ich konnte jedoch nicht sehr lange hinsehen, da Eden mein Mangel an Konzentration bemerkte und mich prompt von Kurts Schultern schubste.

Kreischend versuchte ich mich selbst aufrecht zu halten, indem ich meine Beine fester um Kurts Kopf zog. Was ihm am Ende nur mit nach unten zog.

„Was zum...“ begann er zu schreien, wurde aber unterbrochen, als ich ihn mit unter Wasser zog. Ähm, Ups? Kurt tauchte als Erstes wieder auf und als ich auftauchte um Luft zu schnappen, warf er mir einen mörderischen Blick zu.

„'Tschuldige...“ sagte ich unsicher. „Weil wir,...ähm, verloren haben.“

Kurt schnaubte. „Also, du hättest mich nicht mit nach unten ziehen müssen.“

„Ups?“

„Ja, ups.“ Kurt verschränkte seine Arme verärgert vor seiner Brust. Ich ahmte ihn nach.

„Ihr zwei streitet euch wie ein altes Ehepaar.“ befand es Bryce für nötig uns mitzuteilen. „Und eines Tages werden wir alle auf euer Hochzeit sein und sagen 'Erinnert ihr euch noch zurück an die Tage, als sie sich gehasst haben?'. Dann werden wir kitschige Reden auf der Hochzeitsparty schwingen und uns voll laufen lassen, außer Kurt und Lotte, die dann bereits wilden und verrückten Sex in ihrer Hochzeitssuite haben werden.“

Alle schwiegen einen Moment lang.

Als ich mich selbst nicht mehr länger halten konnte, verfiel ich in einem Lachanfall. Bryce war einfach nur total lächerlich.

„Auf keinen Fall.“ schnauzte Kurt defensiv. „Wir beide?“ Er wedelte wie wild mit seinem Arm und deutete auf uns beide. „Das wird nicht passieren!“

Jane hustete, was verdächtig nach 'Verleugnung' klang.

„Kein Grund gleich in Panik zu geraten, Mann.“ sagte Matt und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ist ja nicht so, als würden wir dich des Mordes beschuldigen oder so.“

„Ich gerate nicht.....in...“ Kurt verstummte und biss sich auf die Unterlippe.

Alle anderen verdrehten nur die Augen. Jungs sind so blöd.

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Nachdem ich den Pool verlassen hatte und wieder zurück in der Kajüte war, war ich unglaublich froh unter die Dusche hüpfen zu können und mir den üblen Geruch von Chlor aus meinen Haaren zu waschen. Ich schloss mich selbst, in den angrenzenden kleinen Badezimmer ein, zog mich aus und drehte das Wasser an, damit es warm wurde. Wie üblich, sag ich unter der Dusche.

Seltsamerweise, begannen meine Gedanken zu wandern, als ich unter den beruhigenden Wasserstrahl trat. Und mir gefiel auch die Richtung nicht, in die meine Gedanken wanderten. Ich fing an über Nils und andere attraktive Menschen, der männlichen Bevölkerung nachzudenken, und dann ganz plötzlich, tauchte Kurts Gesicht in meinen Gedanken auf. Das war gelinde gesagt, unglaublich ärgerlich.

Als ich die Seife in meinen Händen rieb und sie sanft auf meinen Körper verteilte, fragte ich mich kurz, wie sich Kurts Hände wohl anfühlen würden, wenn er die gleichen stellen streicheln würde. Ich ekelte mich dann vor mir selbst, das ich solche Gedanken hatte und schüttelte sie gewaltsam davon. Gott, selbst wenn Kurt nicht in meiner nähe war, erfüllte er immer noch seine Aufgabe mich zu quälen!

Der blöde Idiot, war mir, seit ich nach Amerika gezogen war, ein Dorn im Auge. Nachdem Sauerkraut Vorfall, hat es noch viele weitere gegeben. Kurt hatte mir an den Haaren gezogen, Getränke über mich verschüttet, hatte mich in den Pausen gejagt, hatte mir meinen Klebstoff im Kunstunterricht geklaut und verübte verschiedene anderer abscheulicher Taten, die kontinuierlich zu meiner Abneigung für ihn beisteuerten.

Einmal, hatte er sogar einen Frosch in meinen Schreibtisch gelegt. Ich nehme an, er dachte, es würde mir Angst machen, aber er hatte nicht drüber nachgedacht, das ich es war. Am Ende taufte ich den Frosch 'Schatzi' und machte ihn zu meinem Haustier. Irgendwie löschte das glaube ich, etwas von Kurts Feuer, da er daraufhin, für ein oder zwei Monate aufgehört hatte, mich zu ärgern.


Ich hab nie herausgefunden, warum es Kurt so einen Spaß machte mich zu ärgern. Ich glaubte nicht, das ich ein leichtes Ziel oder so was war. Als ich elf oder so war, fragte ich Hans, ob er es wüsste. Er versuchte es mir zu erklären, und verwendete dabei eine komische Analogie, die zu diesem Zeitpunkt, über den Rahmen meiner Intelligenz ging. Unnötig zu sagen, das ich keine Ahnung hatte, was er meinte. Ich hab es nie wieder erwähnt.

Ich glaube, das einzige Mal, wo ich wirklich mit Kurt ausgekommen war, war für etwa einen Monat in der zehnten Klasse, gleich nachdem sein Großvater gestorben war. Vielleicht war es nur eine Art natürliches Mitleid (oder vielleicht war es auch einfach nur die Tatsache, das mein Bruder mir gesagt hat, das er mich schlagen würde, wenn ich Kurt vergrämen würde, während er trauerte), aber ich bemühte mich wirklich nett zu ihm zu sein.

Ich lächelte ihn auf den Flur an, verzichtete darauf gemeine Dinge zu sagen, und versuchte generell freundlich zu sein. Ich erinnere mich an eine Zeit, als ich ihn alleine, auf der Schultreppe sitzend und hinaus über die Felder schauend vorfand:

„Hey. Alles in Ordnung?“ hatte ich ihn gefragt.

Er seufzte und schaute, mit den bemitleidenswertesten Blick, den ich je gesehen hatte, zu mir auf. Ich setzte mich neben ihn und leistete ihn dabei Gesellschaft, über die Felder zu starren.

„Willst du darüber reden?“

Es folgte ein langes Schweigen.

„Ich vermisse ihn wirklich.“ Kurt bis sich auf die Unterlippe und ich nickte verstehend.

„Er war ein ziemlich großer Teil meines Lebens.“

„Ich verstehe.“ Ich legte eine Hand auf seinen Rücken und streichelte langsam auf und ab. „Ich weiß, es ist nicht leicht, jemanden zu verlieren.“

Ich schaute zu Kurt hinüber und sah, das sich eine einzelne Träne freigekämpft hatte und begann, sich ihren Weg über seine Wange zu bahnen. Ich streckte meine Hand aus und wischte sie weg. Doch war meine Tat vergebens. Denn der Damm war plötzlich gebrochen und Kurts Tränen, begannen frei zu fließen.

Weil ich nicht wusste was ich hätte sonst tun sollen, zog ich ihn in eine Umarmung, ließ ihn sich an meiner Schulter ausweinen und rieb dabei beruhigende Kreise auf seinen bebenden Rücken. Ich nehme an, einige Leute hätten es nicht gemocht, einen Jungen weinen zu sehen, aber mir wurde immer etwas anderes beigebracht. Meine Eltern hatten mir immer gesagt, das Weinen wichtig war, um die Traurigkeit herauszulassen, die wir alle in unseren Seelen angestaut hatten. Ich glaubte wirklich das es stimmte, da ich mich immer, nach einem guten Heulanfall, besser fühlte. Ich dachte, dass das Weinen, Kurt helfen würde und ich wusste, das er genauso gut Anspruch auf ein paar Tränen hatte, wie ich.

„Das ist mir so peinlich, das ich vor dir weine.“ murmelte Kurt gegen meine Schulter.

„Mach dir darüber keine Sorgen.“ erwiderte ich und fuhr mir einer Hand durch seine hellbraunen Haare, als ob ich meine Kater Fritzi streicheln würde.“Das macht mir nichts aus.“

Im Alter von sechzehn Jahren, war es seltsam, mich mit jemanden, den ich seit ich sieben war verachtet hatte, in einen so liebevollen Moment wieder zu finden. Ich lief danach eine Weile völlig verwirrt umher, da ich nicht wusste, wie ich mich um Kurt herum verhalten, oder was ich von ihm erwarten sollte. Jedoch zum Glück löste er, zwei Wochen später, das Problem für mich, mit dem 'Spizen-BH-Vorfall'. Danach kehrte unsere Beziehung wieder zu dem zurück, wie sie zuvor gewesen war: gegenseitige Feindseligkeiten.

Es klopfte laut an der Tür, was mich aus meiner Tag-Träumerei riss. „Lotte, bist du langsam Mal fertig?“ rief Jane über den Klang des rauschenden Wassers. „Ich muss da rein.“

„Ja, warte kurz.“ rief ich zurück, und wusch mir das letzte bisschen Shampoo aus meinen Haaren. Ich drehte das Wasser ab und stieg aus der Dusche, trocknete mich mit einem der flauschig, weißen Handtücher ab, wickelte mich dann darin ein, öffnete die Tür und schritt dann zurück in die Koje. „Gehört alles dir.“ teilte ich ihr mit einem lächeln mit.

Jane verdrehte die Augen, grinste aber gleichzeitig, ging dann ins Bad und schloss die Tür. Ich tapste über den Teppich zu meinem Koffer und kramte mir ein paar bequeme Boxershorts und ein Tank-Top heraus. Nachdem ich mich angezogen hatte, beugte ich mich nach vorne und trocknete meine Haare mit dem Handtuch ab.

Es klopfte und ich richtete mich wieder auf, was dafür sorgte, das meine Haare gegen meinen Rücken klatschten und öffnete die Tür. Ihr könnt euch sicher meine Überraschung vorstellen, als ich den leckeren, deutschen Adonis draußen stehen sah.

Nils?“ fragte ich. „Was machst du denn hier?

Er lächelte zu mir hinunter, seine blauen Augen funkelten. „Du hast mir deine Zimmernummer gesagt, und ich wollte dich wieder sehen. Ist das in Ordnung?

Oh, meine Knie wurden schon wieder ganz weich.

Natürlich ist das okay. Es ist schön dich zu sehen.“

Ja, wirklich klasse, Lotte.

Gleichfalls.“ Er grinste und ließ seinen Blick über meinen Körper wandern. „Tolle Klamotten.“

Ich schaute an mir hinunter und auf das was ich trug und errötete sofort.

Also,“ fuhr Nils fort und kichere leicht wegen meiner Reaktion. „Wie wäre es, wenn ich dir ein paar Minuten gebe, damit du dich anziehen kannst?

Daraufhin musste ich lächeln. „Das wäre gut.“

Nils biss sich hoffnungsvoll auf die Unterlippe. „Dann können wir uns vielleicht einen Film ansehen gehen? Ich glaube es gibt hier ein Kino.

Mein Lächeln wurde breiter. „Ja, gerne. Gib mir zehn Minuten, dann werde ich da sein, okay?

Toll. Bis gleich.“ Mit einem letzten Lächeln, machte sich Nils auf den Weg und ich schloss leise die Tür.

„Jane!“ rief ich sobald das Schloss eingerastet war. „Jane! Komm raus.“

Die Toilettenspülung erklang, dann lief das Wasser im Waschbecken kurz und anschließend stürzte Jane aus dem Badezimmer.

„Was? Was?“ fragte sie Panisch.

„Du musst mir helfen, etwas zum Anziehen zu finden! Ich geh in zehn Minuten mit Nils ins Kino.“

„Nils?“ sie zog verwirrt eine Augenbraue hoch.

„Ja, Nils!“ rief ich leicht genervt. „Du weißt schon, der heiße Deutsche Typ, mit dem ich im Treppenhaus zusammen gestoßen bin!“

„Ach der Typ!“ Als sie die Erkenntnis traf, eilte Jane zu meinem Koffer hinüber, begann darin herumzuwühlen und warf wahllos Klamotten auf mein Bett.

„Wie wäre es damit?“ fragte sie und hielt einen Jeans-Minirock und ein rotes Bikini-Top hoch.

„Darin würde ich wie eine Nutte aussehen!“ beschwerte ich mich.

„In Ordnung!“ erwiderte sie, verdrehte die Augen und wühlte weiter in meinem Koffer herum. „Und damit?“

Ich betrachtete das schwarze Tank-Top und die dunkle verwaschene Jeans, die sie hoch hielt. „Jeans ja, Shirt, nein!“

„Wie wäre es dann mit der Jeans und den Bikini-Top?“ fragte sie und bezog sich auf das rote Top, das sie zuvor vorgeschlagen hatte. „Zeigt ein bisschen Haut, ist aber dennoch stilvoll.“

„Ja, das ist gut.“ stimmte ich ihr zu. Ich hatte nichts dagegen zwischen durch einen kurzen Rock oder ein Bikini-Top zu tragen, solange es von einem weniger aufreizenden Stück begleitet wurde. Zum Beispiel, einen Rock mit einem Polo-Shirt, oder ein Bikini-Top, mit einer langen Hose. Ihr versteht sicher was ich meine.

Ich warf mir schnell das Outfit über und zog meinen Make-up Beutel aus meinen Koffer. Jane griff ihren Handspiegel aus ihrer Tasche und ich setzte mich, vor meinem Bett, auf den Boden. Jane setzte sich hinter mich und begann meine langen, blonden Haare auszukämmen.

Mir hatte es noch nie gefallen, eine Menge Makeup zu benutzen, also tupfte ich lediglich ein wenig Abdeckcreme auf die paar roten Flecken in meinem Gesicht, strich mir ein wenig naturfarbenen Lidschatten auf meine Augenlider und tuschte meine Wimpern ein wenig mit Mascara. Das ganze rundete ich mit einen Klecks Lippenbalsam ab.

Jane band meine Haare in einen unordentlichen Dutt zusammen, weil sie wollte, das ich meinen Rücken in den Bikini-Top zeigte. Sie sprang vom Bett, wühlte erneut in meinem Koffer herum und kramte schließlich eine Flasche Parfüm hervor: DKNY Be Delicious, mein 'unverkennbarer' Duft (bedeutet: das was ich immer trug).

„Steh auf.“ befahl sie. Ich gehorchte und sie sprühte etwas Parfüm in die Luft und wies mich an hindurch zu laufen. Sie wiederholte diese seltsame Aktion zweimal und befand mich dann bereit zu gehen.

„Hau sie um!“ sagte sie Augenzwinkernd und schob mich dann zur Tür hinaus. Nils wartete bereits auf mich. Er begrüßte mich mit einem charmanten Lächeln, das mich auf der Stelle ohnmächtig werden lassen wollte.

„Bildschön!“ er hielt mir seine Hand hin. Ich spürte wie die Schmetterlinge in meinen Bauch begannen verrückt zu spielen und legte meine Hand in seine. Wir machten uns auf den Weg zum Kino. Ich lächelte vor mich hin. Das würde eine tolle Nacht werden.

—————-

Das Kino am Board des Kreuzfahrtschiffes, war nicht gerade ein Allerwelts-Vorstadt Kinokomplex. Zum einen, zeigte es keine Filme die derzeitig draußen liefen. Stattdessen zeigte es alte, wunderbare Klassiker wie Casablance und Manche mögen's heiß.

Ich sage euch, wenn es einen Teil der amerikanischen Kultur gibt, den ich total liebe, dann waren es Filme. Ich will damit nicht sagen, das wir Deutschen nicht auch unseren gerechten Anteil an fantastischen Filme gedreht haben. Glaubt mir, das haben wir. Aber ehrlich, es geht nichts über einen klassischen-Hitchcock Thriller oder ein Metapher-gespicktes Stück von Stanley Kubrick. Man muss diese Filme einfach lieben.

Wie auch immer, für den Film, für den wir uns am Ende entschieden, war einer meiner absoluten Favoriten: Alfred Hitchcocks Rebecca. Romantisch und dennoch gruselig genug, um ein wenig Händchenhalten zu rechtfertigen, es war meine Vorstellung von einem idealen Film für ein Date.

Immer noch Händchen haltend, machten wir uns auf den Weg, zu zwei Plätzen, in der Mitte des Kinos. Es war ziemlich voll, und eine Gruppe saß direkt hinter uns, ihre Gesichter waren wegen des schummrigen Lichts nicht zu erkennen. Aber wir hatten auf beiden Seiten ein wenig Platz, also waren wir nicht zu sehr eingeengt. Ich ließ mich in den roten Plüsch-Sitz nieder und machte es mir bequem, als die Vorschau begann.

Nils hatte etwas Popcorn gekauft und wir begannen es zu essen, und kommentierten dabei die Filme die bald herauskommen würden.

Zu kitschig.“ erklärte ich nach dem ersten Trailer. Nils murmelte zustimmend.

Interessant.“ sagte er nach dem nächsten.

Ja, aber ich mag Mel Gibson nicht. Ich halte ihn für ein Arschloch.

Nils lachte, was die Person vor uns veranlasste sich umzudrehen, und uns 'Den Blick' zu warf. Ihr wisst schon, den herablassenden, mit der halb hochgezogenen Augenbraue und dem leichten Augenrollen? Ja, dieser Blick.

Nils warf den Idioten vor uns ein charmantes Grinsen zu, drehte sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr: „Da stimme ich dir zu.

Ich erschauderte fast, als sein Atem die kleinen Härchen in meinen Nacken kitzelte. Er erlaubte sich einen Moment oder auch zwei so sitzen zu bleiben, sein Gesicht gefährlich nah an meinem, bevor er sich langsam wieder mit einem grinsen, in seinem Sitz zurück sinken ließ.

Ich wartete darauf, das sich meine Atmung wieder normalisierte. Wow. Der Film selbst hatte noch nicht mal angefangen, und ich war bereits nervös. Das musste ich ihm lassen: Nils wusste ganz gewiss, wie man flirtete und er war verdammt gut darin.

Nach zwei weiteren Trailern (einer für ein interessant aussehendes Drama, und einen, für einen blutigen Slasher-Film, für den ich keinerlei Absicht hegte in mir anzuschauen), fing Rebecca schließlich an.

„Gestern Nacht träumte ich, ich wäre wieder in Manderley. Ich stand vor dem eisernen Gitter der Einfahrt....“

Als die Traumartige Stimme von Joan Fontaine aus den Lautsprechern um uns herum trieb und die Kamera, ihre lange Mondbeschienene Reise, den Weg hinauf nach Mandaley begann, verlagerte ich leise mein Gewicht so, das ich mehr in Richtung von Nils lehnte. Er bemerkte das aus seinen Augenwinkel und lächelte. Langsam streckte er seine Hand hinüber zu meiner, drückte sie leicht und hielt sie sanft in seiner.

Lächelnd lehnte ich mich noch weiter hinüber, so das mein Kopf auf seiner Schulter ruhte. Das einzige Problem, war die lästige Armlehne zwischen uns. Nils wusste offensichtlich jedoch etwas, das ich nicht wusste, griff hinüber und klappte das verdammte Ding einfach zurück, so das es hinter uns war. Ganz offiziell, liebte ich dieses Kino.

Nils und ich kuschelten während des Films so weiter. Es war so süß. Ich fühlte mich rundum wohl mit ihm, als ob ich ihn schon ewig kennen würde, auch wenn ich ihn gestern erst kennengelernt hatte. Ich wollte wirklich gerne, das er mich küsste, nur um zu sehen, wie sich seine Lippen anfühlen würden. Nils musste Hellseherische Fähigkeiten oder etwas ähnlich unheimliches besitzen. Entweder das, oder ich sendete eine Art 'Küss mich' Signal aus, das über die Haut übertragen werden konnte.

Jedenfalls rieb Nils seine Wange sanft gegen meine Haare, und versuchte scheinbar etwas zu beginnen.

Warum hassen sie mich so? Was habe ich ihnen getan, das sie mich so hassen?“

Weil sie versucht haben, sie zu verdrängen. Ich sehe wie er leidet. Er vergisst sie nicht! Er kommt nicht hinweg über ihren Tod. Ich höre noch, wie er Nacht für Nacht in seinem Zimmer auf und ab lief, Nacht für Nacht, weil er keine Ruhe finden konnte, weil er es nicht fassen konnte, das er sie verloren hatte.“

Nein, nein, ich wills nicht hören. Ich wills nicht hören.“

Sie wollen Mrs. De Winter sein, in ihrem Haus leben, sie wollen sie nachahmen, sie bestehlen. Aber ich warne sie vor ihr, sie wird sie vernichten. Sie wird über sie triumphieren, weil sie stärker ist als sie. Nur einem ist sie unterlegen, aber das war kein Mann und keine Frau. Es war die See!"

Okay, vielleicht nicht der beste Moment, um sich zu küssen, wenn Mrs. Danver total gruselig wird, aber egal. Ich drehte meinen Kopf um Nils anzusehen, der süß zu mir hinunter lächelte und er begann sich zu mir hinunterzubeugen, und genau als sich unsere Lippen trafen...

BÄM!

Irgendein Idiot trat gegen die Rückenlehne meines Sitzes. Ich drehte mich Stinksauer zu dem Schuldigen um, aber versuchte ruhig zu erscheinen. Dreimal dürft ihr raten, wer es war.

Ja, ja und nochmals ja.

„Kurt!“ flüsterte ich wütend. „Was zum Teufel ist dein Problem?“

Er grinste mich wie ein verrückter an. „Shh, Lotte! Ich versuche mir den Film anzusehen.“ Er deutete herablassend auf die Leinwand, als ob ich keine Ahnung hatte, das sie da war. Wenn ich eine Zeichentrickfigur gewesen wäre, wäre mir Dampf aus den Ohren gekommen, dessen bin ich mir sicher.

—————-

Nachdem mich Nils, mit einem süßen Gute-Nacht-Kuss, seinen Kontaktdaten und einem versprechen mit mir in Kontakt zu bleiben, wenn ich wieder zurück in Amerika war, abgesetzt hatte, wurde ich sofort von meinen drei Mitbewohnern belästigt, die mich wie wahnsinnig nach Details über mein Date fragten.

„Wie war es?“ fragte Eden.

„Hast du seine Nummer?“ fragte Jane.

„Hat er dich geküsst?“ quietschte Brigid.

„Gut, ja und ja.“ antwortete ich einfach. „Ich erzähl euch die Details später, in Ordnung Leute? Im Moment, habe ich noch etwas zu erledigen...“

Und natürlich meinte ich mit 'Ich hab noch was zu erledigen', das ich Kurt noch gewaltig in den Hintern treten musste. Ich umrundete meine geliebten, aber neugierigen Freunde, schlüpfte aus dem Zimmer, stampfte zur Tür neben an und klopfte laut mit meiner Faust an.

„Kurt Matthews, ich weiß das du da drin bist! Mach sofort auf! Kurt! KURT!“

Die Tür schwang inmitten des Klopfens auf, was fast dafür Sorgte, das ich Elliot fast auf die Nase boxte.

„Woha, komm mal runter, Lotte!“ sagte er und hob seine Hände abwehrend. „Komm rein. Ich bin gerade auf den Weg nach oben, aber Kurt sollte in einer Minute wieder da sein. Er ist ins Kino gegangen!“

„Ja, ich weiß.“ erwiderte ich verbittert.

Elliot hob eine Augenbraue amüsiert. „Okay, na dann...“ er verstummte. „Wir sehen uns dann später!“

Und damit verließ er das Zimmer und ließ mich auf einer der Stühle sitzend verärgert zurück. Ich war so sauer auf Kurt. Es war nicht so sehr, das er meine Verabredung mit Nils unterbrochen hatte. Ich wusste aus Erfahrung, das Fernbeziehungen schwer zu handhaben waren. Also war es nicht so, das ich erwartet hatte, ein Band zu formen, das zur Hochzeit führen würde. Es war einfach das Prinzip der Sache. Eine Verabredung war ein privater, besonderer Moment! Er sollte Kurt frei und angenehm sein. Außerdem, könnte ich eines Tages auf ein Date mit einen Mann sein, mit dem ich möglicherweise den Rest meines Lebens verbringen würde. Wenn Kurt dann Mist bauen würde, könnte es den Verlauf meines gesamten Lebens beeinflussen!

Als die Tür aufgeschlossen wurde, schaute ich auf und erhob mich, bereit für die unvermeidliche Konfrontation. Kurt sah ziemlich überrascht aus, als er sein Zimmer betrat und mich wütend, mit den Händen in die Hüfte gestemmt, in der Mitte stehend vorfand. Er starrte mich einfach nur an, als wäre ich der Geist von Hamlets Vater oder so etwas. Ich wartete darauf, das er etwas sagte. Eine Entschuldigung wäre nett gewesen. Vor mir herumzukriechen, wäre sogar noch besser gewesen.

Stattdessen bekam ich das: „Lotte? Warum bist du in meinem Zimmer?“

„Was glaubst du wohl?“ blaffte ich wütend.

„Weil....du sauer auf mich bist?“wagte er zu vermuten.

„Na so was, wie kommst du denn nur da drauf?“ schnaubte ich sarkastisch. „Was hat mich verraten, Kurt?“

Er biss sich auf die Unterlippe und antwortete nicht. Ich seufzte. „Setz dich.“ Okay, es war ein wenig seltsam, jemanden in seinem eigenen Zimmer zu sagen, das er sich setzen sollte, aber es war nicht so, als würde mich das wirklich interessieren.

Ob er es nun seltsam fand oder nicht, Kurt gehorchte und setzte sich auf einen der Stühle. Ich begann vor ihm auf und abzulaufen und versuchte herauszufinden, wie ich meine Beschwerde in Worte fassen konnte. Nachdem ich drei oder viermal an ihm vorbeigelaufen war, wirbelte ich herum, um ihn vorwurfsvoll anzuschauen.

„Warum hast du gegen meinen Sitz getreten, als ich dabei war Nils zu küssen?“ verlangte ich.

„Es war lustig?“ Schlug er unsicher vor.

„Es hat den Moment völlig ruiniert.“ ich warf meine Hände verzweifelt in die Luft.

„Ich weiß.“ antwortete er, verengte seine Augen und schaute auf seine Füße. Ich seufzte und rieb mir ein wenig mit meinen Fingerspitzen über die Schläfen.

„Das war eine totale Arschloch-Nummer.“ teilte ich ihn mit.

Kurt war eine Minute lang ruhig. „Tut mir leid.“ sagte er leise und fuhr sich mit einer Hand durch seine hellbraunen Haare.

„Na ja, ist ja nicht so, als hätte ich ihn irgendwann geheiratet oder so!“

Kurt nickte, weil er nicht wusste wie er sonst darauf reagieren sollte und ein langes Schweigen legte sich zwischen uns.

Plötzlich schaute Kurt mich ernst an. „Können wir einen Waffenstillstand vereinbaren?“ fragte er.

Ich war völlig platt. So was hatte ich nicht erwartet. „Was?“

„Einen Waffenstillstand!“ fuhr er fort. „Ich habe diese gegenseitige Feindseligkeits-Sache satt. Lotte, ich will mich nicht mehr mit dir streiten.“

„Also, was willst du?“

Er zögerte, während ich erwartungsvoll wartete.

„Ich möchte das wir Freunde sind.“

Das machte mich Sprachlos. Ich meine, was sollte man dazu sagen? Es gab wirklich nur eins zu tun...

„Ich schätze, wir können es versuchen.“ erwiderte ich. Das Schlüsselwort hier war 'versuchen'. Wenn die 'Freundschaft' scheiterte, wäre es nicht meine Schuld.

Kurt lächelte. „Waffenstillstand?“ fragte er und hielt mir seine Hand hin.

Ich schaute einen Moment auf seine Hand. „Waffenstillstand.“ Und wir schüttelten darauf unsere Hände.

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