4: Werewolves of London
Zum Glück für alle, gab es am Morgen des 5.Juli keinen Weckruf. Wir waren alle von der Nacht zuvor ziemlich geschafft, insbesondere Brigid, aus Gründen die offensichtlich sein sollten. Mein komplettes Zimmer schlief am Ende bis in die Mittagsstunden.
Da wir unser Konzert am nächsten Tag hatten, nutzten wir den Nachmittag zum proben. Aufgrund von Verbindungen weiter oben und erheblicher Arsch-kriecherei, hatte es Mr. Faulkner geschafft, uns für das Konzert in der St. Pauls Kathedrale zu buchen. Ja, ganz recht. St. Pauls, die zweitgrößte Kirche auf der Welt, nach dem Vatikan. Wir waren alle ziemlich platt.
Wegen all der Touristen, die täglich in St. Pauls strömten, hatten wir unsere Generalprobe stattdessen im Festsaal des Hotels. Eden, Jane, Brigid (die sich immer noch nicht ganz wohl fühlte) und ich, gingen um zwei Uhr Mittags für Aufwärmübungen nach unten, geleitet von immer einsatzfreudigen Präsidenten des Chors, Nate Waugh.
Ich hielt kurz auf der Toilette an, als die anderen schon hinein gingen und schloss mich ihnen dann ungefähr um 14:02 Uhr an. Nate warf mir, als ich hereinkam, einen mörderischen Blick zu.
„Du bist zu spät, Lotte." sagte er und versuchte einschüchternd zu klingen, aber scheiterte kläglich. „Wir haben um zwei angefangen."
Ich warf einen Blick auf die verzierte Uhr an der Wand des großen, vergoldeten Ballsaals und hob dann eine Augenbraue. „Es ist zwei Minuten nach, Nate." erwiderte ich. „Ich weiß das ein Klischee von uns Deutschen ist, das wir, was die Pünktlichkeit betrifft, pingelig sind. Aber ernsthaft, was sind zwei Minuten unter Freunden?" Ich klimperte mit meinen Wimpern und versuchte unschuldig auszusehen.
Mr. Faulkner schnaubte mit leisen lachen, von wo aus er uns zu schaute. Wie ich, dachte er, das Nate ein wenig zu verklemmt war. Zum anderen, liebte er mich. Ich kam mit praktisch allem davon, wenn ich es wollte (nicht, das ich es je versucht hätte; ich hatte sehr wohl ein Gefühl für Anstand).
Ich ließ Nate mehr oder weniger Sprachlos zurück, und schlüpfte auf meinem Platz im Sopran-Abschnitt und glättete meinen schwarz-weiß gepunkteten Lieblings Rock. Er war sehr Audrey Hepburn -haft und ich liebte ihn abgöttisch.
„Hey, netter Rock, Lotte." zischte eine sarkastische Stimme aus dem Bass-Abschnitt. „Er sieht aus, als hätten sich die 60iger Jahre, über dich übergeben. Sehr attraktiv."
„Halt den Mund, Kurt." knurrte ich.
Obwohl er Kurt nicht gehört hatte, hatte Nate natürlich meine Erwiderung mitbekommen. „Lotte." schimpfte er, und funkelte mich einmal mehr böse an. „Ich versuche hier die Aufwärmübungen zu leiten. Was dagegen?"
„Tschuldige." murmelte ich, und funkelte Kurt böse an, der leise vor sich hin lachte. Blöder Arsch.
Nachdem die Aufwärmübungen vorbei waren, nahm Mr. Faulkner seinen Platz an seinem Pult ein, und fummelte mit seinen Notenblättern herum. Er hatte eine ziemlich große Version von Felix Mendelssohns Elias, das Oratorium das wir aufführten und mühte sich damit ab, um es auf der richtigen Seite zu öffnen.
„In Ordnung, Leute. Begann er, nachdem er die Stelle gefunden hatte, nach der er gesucht hatte. „Das letzte Mal, als ihr das ganze durch gesungen habt, klang das ziemlich gut. Es gibt jedoch ein paar Stellen, die wir verbessern können. Das hier, hat das Potential ein Meisterwerk zu werden, und mit all eurer harten Arbeit dieses Jahr, verdient ihr auch nichts geringeres als das."
Einige im Chor grinsten oder erröteten. „Heute, möchte ich Nummer neunundzwanzig durchgehen, 'Siehe, der Hüter Israels'. Denkt daran, das es Kirchenmusik ist. Mendelssohn schrieb Elias nicht nur um irgendein altes Oratorium zu sein. Er wollte das es etwas besonderes ist. Lasst es uns mit Respekt behandeln."
Ich musste lächeln. Mr. Faulkner hatte eine immerwährende Liebesbeziehung mit Musik und bezog sich oft darauf, als wäre es eine Person.
„In Ordnung, zusammen. Seite 141, bitte. Ich gebe euch einen Takt, und ihr steigt gleich ein."
Die Mitglieder des Orchesters, die sich uns zwei Tage zu spät in London angeschlossen hatten, hoben ihre Instrumente auf und bereiteten sich auf Mr. Faulkners Signal vor. Er zählte vier Schläge vor und dann begann das Orchester zu spielen. Nach einem Takt stiegen die Sopranisten ein.
„Siehe, der Hüter Israels, schläft noch schlu..."
Mr. Faulkner unterbrach uns. „Sopranos." begann er verärgert. „Ihr betont 'Hüter'. Nicht lauter werden. Stellt euch vor, als würdet ihr den kleinen Baby Jesus ein gute Nachtlied vorsingen."
„Aber das ist das alte Testament." beklagte sich Steven Schumann, der berüchtigte Klugscheisser Tenor. Ich verdrehte die Augen.
Mr. Faulkner war etwas überrascht und zögerte für einen Moment. „Nun ja, stellt euch trotzdem einfach vor, das Baby Jesus hier ist. Oder Baby Moses, oder Mohammed, oder Buddha, oder was auch immer. Von vorne."
Wir fingen von neu an und schafften es bis zum zwanzigsten Takt, bevor er uns erneut stoppte.
„...Wenn du mitten in Trauer wandelst..."
„Tenors." unterbrach er. „Bitte bis 'Trauer' crescendo, Ich will tatsächlich das ihr lauter werdet. Es ist TRAUER! Es ist emotional."
Ich konnte die Tenöre hinter mir grummeln hören, wie seltsam es war, dass Mr. Faulkner ihnen sagte, bei einer Note lauter zu werden, anstatt sie darum zu bitten, etwas weniger kraftvoll daran zu gehen. Es war definitiv eine Premiere.
Wir begannen erneut von Takt neunzehn. Dieses Mal schafften wir es tatsächlich, den Satz zu beenden. „In Ordnung, hört sich gut an." sagte Mr. Faulkner zufrieden. „Jetzt Orchester, möchte ich über Nummer einundzwanzig gehen. Da gibt es ein paar Knicke die wir ausarbeiten müssen. Lotte, hast du was dagegen?"
„Natürlich nicht." antwortete ich lächelnd und trat nach vorne. Nummer einundzwanzig 'Höre Israel, höre des Herrn Stimme!' war meine Solo Arie. Es gab eine Reihe Soli im Stück und alle wurden den Zwölftklässlern gegeben. Es war jedes Jahr das gleiche, und ich hatte mich seit der neunten Klasse, auf meine Gelegenheit gefreut. Ich hätte jedoch nie eine ganze Arie erwartet, also war ich total begeistert.
Als das Orchester den Satz begann, stieg die zweite Klarinette schrecklich flach ein. Mr. Faulkner zuckte zusammen, stoppte sofort das Orchester und teilte ihr dies geduldig mit. Sie richtete ihr Instrument und wir machten weiter.
Während ich sag, konnte ich einen Blick spüren, der sich in meinen Hinterkopf bohrte. Ich warf einen verstohlenen Blick nach hinten und bemerkte, das es Kurt war. Was zum Teufel starrte er so an? Meine Verwirrung und Empörung, musste seine Aufmerksamkeit erregt haben, denn er grinste böse und tat prompt so, als würde er sich die Ohren zuhalten. Das war ein riesiger Schlag für mein Sänger Ego. Hörte ich mich schlecht an?
Bryce, der neben Kurt im Bass-Abschnitt saß, bemerkte Kurts Unhöflichkeit und mein besorgtes Gesicht, und schlug dann zuerst genannten gegen den Hinterkopf, was dafür sorgte, das er die Hände fallen ließ. Ich grinste. Der gute alte Bryce.
Nachdem der Satz vorbei war und Mr. Faulkner beschloss, eine Toilettenpause zu machen, ging ich rüber zum Bass-Abschnitt und umarmte Bryce. Ich warf Kurt auch einen ziemlich bösen Blick zu, während ich dort war.
„Hab ich mich schlecht angehört?" fragte ich Bryce.
„Nein, Kurt ist einfach ein Idiot." versicherte er mir, und gab mir ebenfalls eine dicke Umarmung. „Du hast wie ein Engel gesungen, wie immer."
„Ich bin überrascht, dass die Fenster nicht zerbrochen sind." murmelte Kurt laut genug, damit ich es auch ja hörte. „Verfluchte Sopranisten."
„Das hab ich gehört." maulte ich.
„Gut." antwortete er. „Wegen dir sind vermutlich alle Hunde Londons auf dem Weg zum Hotel."
„Arsch."
„Hunde-pfeife."
„Spürt die Liebe." sagte Bryce und fing an zu summen. „Warum können wir keine Freunde sein?"
„Halt die Klappe." schnauzten Kurt und ich gleichzeitig, aber mit offensichtlich unterschiedlichen Gefühlen. Während ich verärgert war, das meine Beleidigungs- Runde unterbrochen worden war, schien Kurt fast verlegen. Vielleicht ist er zu der Erkenntnis gekommen, das er sich wie ein Volltrottel benahm?
„Ich glaube ich habe gerade einen Hund draußen bellen gehört. Er ruft nach dir, Lotte. Er hat deinen Funkspruch gehört."
Dann wiederum, vielleicht auch nicht.
—————-
„Perfekt." murmelte ich vor mich hin, als ich den Auslöser auf meiner Kamera drückte, und einen Vögel einfing, der gerade seine Flügel ausbreitete. Hinter ihm war die elegante Kuppel der St. Pauls Kirche, die das Bild vollendete. Wenn ich doch jetzt nur ein paar Werwölfe finden würde, wie in dem Song von Warren Zevon....ich mach nur Witze.
Ich war seit einer Stunde auf photographischer Erkundungsreise, seit die Probe um circa halb sechs geendet hatte. Ich liebte es Photos zu machen, wann immer ich irgendwo interessantes hin ging, und London qualifizierte sich definitiv als ein erstklassiges Aufnahmeobjekt.
Es begann jedoch bereits dunkel zu werden, und ich hasste es den Blitz zu benutzen. Ich bevorzugte lieber immer natürliches Licht, dass das Objekt genau so zeigen würde, wie es war. Ja und, ich bin halt eine Art kleiner Kunst Snob. Seid still.
Ich seufzte resigniert wegen der Untergehenden Sonne und stieg in die Tube zurück zum Hotel. Ich lief zum Glück nur einen zwielichtigen Straßenverkäufer über den Weg, aber ich wehrte ihn ab, indem ich ihn auf Deutsch anschrie, das er mich in Ruhe lassen sollte. Das war meine übliche Taktik und es funktionierte jedes Mal, sei es, weil die meisten willkürlichen Menschen auf der Straße kein Deutsch sprachen oder weil es einschüchternd klang, wenn man eine wütende Stimme benutzte. Es spielte eigentlich keine Rolle. Der Punkt ist, das er sich davon machte und ich nicht dazu gedrängt wurde eine nachgemachte Gucci Tasche zu kaufen.
Als ich wieder am Hotel ankam, war die Sonne bereits untergegangen, und es war ziemlich dunkel. Ich ging geradewegs hoch zu meinem Zimmer und fummelte mit dem Schlüssel in meiner Handtasche. Als ich jedoch mein Zeil erreichte, hörte ich Stimmen angeregt aus dem inneren. Einer dieser Stimmen, war eine männliche, und zwar eine Stimme, von der ich nicht besonders angetan war. Ich stieß die Tür auf und stand dort mit meinen Händen in die Hüften gestemmt, und fragte Wortlos nach einer Erklärung dafür, warum meine vermeidlichen Freunde, ihn in mein Zimmer gelassen hatten.
„Oh hallo, Lotte." zwitscherte Brigid fröhlich, und rollte auf ihrem Bett herum, um mich anzusehen. „Wo bist du gewesen?"
Ich warf einen Blick auf Kurt, der auf meine Antwort zu warten schien. „Draußen." antwortete ich.
„Was bist du, die Tussi aus dem Schuhvideo? 'Draußen!'" spottete Jane kichernd. „Einzelheiten, Weib!"
Ich zog eine Augenbraue nach oben und hob meine Kamera. „Ich war Bilder machen!" sagte ich.
„Toll." erwiderte Brigid. „Hier, komm setz dich zu uns."
Ich ging hinüber zu meinem Bett und setzte mich auf den Rand. „Kurt, nur so aus reiner Neugierde, was machst du in meinem Zimmer?" fragte ich.
„Ich häng hier nur rum." erklärte er, als wäre es die offensichtlichste und unschuldigste Sache auf der Welt. „Deine Mitbewohner sind ziemlich toll."
Eden kicherte.
Eden kicherte?
Eden kicherte?
Was zum Teufel? Sie sollte auf meiner Seite sein!
„Das gilt auch für dich, Kurt." sagte Jane.
Meine Kinnlade hing jetzt mehr oder weniger auf den Boden. Das hier war eine verdammte Verschwörung! Alle schlossen sich zusammen, um mir mein Leben zur Hölle zu machen! Andererseits hatte niemand Kurt je gehasst, so wie ich. Keiner meiner Freunde schien je irgendwas gegen ihn gehabt zu haben...
Aber trotzdem! Sie sollten mich unterstützen! Schätzte den überhaupt niemand, außer mir. Loyalität?
Eden hustete, interpretierte den Blick in meinen Augen richtig und warf gleich einen zurück, der deutlich sagte: 'Wir reden später darüber!'
„Also Kurt, was war das für ein Witz, den du uns erzählen wolltest, als Lotte herein kam?" fragte Jane.
Kurt grinste. „In Ordnung." sagte er und nahm einen Schluck aus der Wasserflasche, die er in der Hand hielt. „Klopf, Klopf."
„Wer ist da?" fragten wir alle. Naja, ich brummte das vielmehr, aber das gehört nicht zur Sache.
„Johannes" er schaute jetzt direkt zu mir.
„Johannes wer?" fragte ich.
„Johannes der Täufer." lachte er und schüttete das Wasser in mein Gesicht.
Kreischend sprang ich auf. „Das war NICHT lustig!"
Meine Freunde schienen anders zu denken. Sie rollten buchstäblich auf den Betten und den Boden herum, und lachten sich schlapp. „Unbezahlbar! Du hättest....dein...Gesicht...sehen....sollen!" keuchte Kurt und hielt sich seinen Bauch.
„Argh!" ich stieß einen lauten und frustrierten Schrei aus und stürmte dann, um mir ein Handtuch zu holen, ins Bad. Das war sowas von nicht lustig. Und doch, ich habe Sinn für Humor. Ich genieße es nur nicht gerade, die Zielscheibe grausamer Streiche zu sein. Niemand tut das.
Ich trocknete mein Gesicht, überprüfte mein Spiegelbild und ging dann zurück ins Zimmer. Meine Mitbewohner und Kurt, lagen schwer atmend ausgebreitet auf den Boden und den Betten. Ich schmiss mein benutztes Handtuch auf Kurt.
„Hey!" schrie er, als es ihm am Kopf traf. Er stand auf und schnappte sich ein Kissen von Janes Bett und schwang es dann zurück.
„Was zum..." begann ich, aber wurde unterbrochen, als das Kissen mit meinem Gesicht kollidierte. Ich stieß ein lauten „Oomph!" aus, bevor ich mir ein Kissen von meinem eigenen Bett schnappte und Vergeltung übte.
„KISSENSCHLACHT!" schrie Brigid und ehe ich mich versah, hatte sich jeder mit ins Getümmel gestürzt.
Eden schlug mich mit ihren Kissen gegen den Hintern. Ich wirbelte herum und zog ihr mit meinen Kissen eins über den Kopf. Brigid und Jane schlugen Kurt von beiden Seiten gleichzeitig, als er versuchte Eden am Bauch zu treffen. Ich schlug ihn gegen die Beine, was ihm mit dem Gesicht voran auf Edens Bett fallen ließ. Ich stieß ein hinterhältiges kichern aus. Der Kampf fing gerade erst an.
Die epische Schlacht dauerte eine halbe Stunde. Irgendwann hatte ich aufgehört wütend zu sein und fing an Spaß zu haben. Denn wer liebte schon keine gute Kissenschlacht? Natürlich war Kurt mit Haushaltsobjekten zu Schlagen definitiv ein Plus....
Am Ende von unserem kleinen Krieg, lagen Eden, Jane und Brigid alle ausgebreitet auf den Betten und Stühlen, und versuchten sich zu erholen. Nur Kurt und ich blieben stehend auf meinem Bett übrig, und schlugen einander mit erschöpften Schlägen unserer missbrauchten Kissen. Zum Glück waren es nicht die mit Federn gefüllten, ansonsten hätten wir einen unglaublich starken Staubsauger benötigt.
„Lotte." keuchte Kurt, seine Entschlossenheit brach zusammen. „Ich bin fertig...nicht mehr...."Er sank auf mein Bett und lehnte sich gegen die übrig gebliebenen Kissen. Seine braunen Augen schlossen sich, während er schwer atmete.
Ich lächelte erschöpft wegen meines Siegs und ließ mich ebenfalls auf die Matratze fallen, zu müde, um mich wirklich daran zu stören, wer der andere Besetzer von besagter Matratze war und vergaß sogar vorübergehend, das ich ihn eigentlich abgrundtief hassen sollte.
—————-
Nach einem gemeinsamen Abendessen aus 'bubble and squek' ein Traditionelles Pfannengericht aus Gemüse und Kartoffelresten (das niemand, außer eines ziemlich abenteuerlustigen Zehntklässlers gegessen hatte), 'toad in the hole' – Würstchen in Teig (das ein wenig beliebter war) und vegetarischer Lasagne (was nicht unbedingt Englisch war, aber bei weitem das appetitlichste Gericht des Abends), zogen sich meine Mitbewohner und ich, uns ins Zimmer zurück. Jane war zuerst da, öffnete die Tür und ließ sich auf Brigids Bett fallen.
„Verdammt, das Pfannengericht sah übel aus." sagte sie. „Es sah so aus, als hätten sie alles, was sie im Kühlschrank gefunden haben, in eine Pfanne geworfen und es gebraten."
„Das ist im Grunde das, was sie tun." sagte Brigid, schob Jane zur Seite und legte sich selbst aufs Bett.
„Was für eine Art zu kochen." sinnierte Eden und schüttelte Nachdenklich ihren Kopf. „Aber das Würstchen im Teig war nicht schlecht."
Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich auf mein Bett. Etwas von vorhin, geisterte immer noch in meinem Kopf herum, aber ich zögerte, bevor ich es äußerte.
„Also...worüber habt ihr mit Kurt geredet, während ich weg war?" ich hegte die geheime Angst, das sie über mich geredet hatten. Das letzte was ich brauchte war, das Kurt über all die verrückten Dinge Bescheid wusste, die ich im Laufe der Jahre, in Gesellschaft meiner Freunde getan hatte. Er würde mich nichts davon vergessen lassen, wenn er es wüsste.
„Oh, wir haben ihm nur von der Zeit erzählt, wo du all die Habanero Chilischoten als Mutprobe gegessen hast und in der Notaufnahme gelandet bist." erwiderte Eden beiläufig.
„Ihr habt WAS?" kreischte ich und sprang auf. „Das habt ihr ihm erzählt?" Oh Scheiße, ich war sowas von im Arsch!
Alle fingen an zu lachen. „Nein, Lotte, natürlich nicht!" kicherte Jane. „Eden hat dich nur veralbert."
Erleichtert setzte ich mich wieder und lachte selbst ein wenig. „Gott, es wäre echt scheiße gewesen, wenn ihr ihm das erzählt hättet." sagte ich. „Er hätte mich das nie vergessen lassen."
„Keine Sorge, Kumpel." lachte Eden. „Wir würden dich nie, soviel Qualen erleiden lassen."
„Ich weiß." erwiderte ich grinsend. „Aber im Ernst, Leute, worüber habt ihr geredet?"
„Nichts wirklich wichtiges." antwortete Brigid und dachte zurück. „Nur Geplauder. Filme, Musik, Anekdoten....du weißt schon, sowas eben."
„Oh....okay." erwiderte ich, nicht wirklich zufrieden.
„Weißt du, Lotte." begann Eden vorsichtig. „Er ist kein so schlechter Kerl."
„Er ist sogar ziemlich lustig." stimmte Jane mit ein.
„Und nett." fügte Brigid hinzu und bezog sich auf die Nacht zuvor (von der ich ihr berichtet hatte).
„Warum hasst du ihn überhaupt so sehr?" fragte Jane.
Ich runzelte die Stirn und dachte darüber nach. Warum hasste ich ihn? „Ich weiß es nicht.....er ist einfach.....Kurt. Es ist schwer zu erklären." ich legte mich aufs Bett zurück und massierte meine Schläfen mit meinen Fingern.
Brigid kicherte. „Weißt du, ihr beide würdet so ein süßes Paar abgeben."
Meine Augen öffneten sich weit. „Bitte sagt mir, das ich das nicht gerade gehört habe." ich setzte mich kerzengerade hin. „Du machst Witze, oder?" Ich wurde seltsam nervös deswegen.
„Nö." teilte mir Brigid lächelnd mit. „Das würdet ihr wirklich. Das heißt, wenn ihr jemals lernen würdet aufzuhören einander zu hassen."
Jane schnaubte und murmelte ein. „Das wäre ein kalter Tag in der Hölle." vor sich hin.
„Ich sag dir was, Brigid." scherzte ich, ging zu ihr hinüber und legte meinen Arm über ihre Schultern. „An dem Tag, an dem du den Teufel gekleidet wie ein Eskimo, in einem Iglu lebend und mit einem Haufen Pinguine abhängen siehst, werde ich losziehen und wilden, verrückten Sex mit Kurt Matthews haben. Wie ist das?"
Brigid lachte. „Klingt nach einem Plan."
—————-
Am Abend des Konzerts, waren alle nervös. Wir warteten aufgeregt in einer der Räume hinter dem Altarbereichs, der St. Pauls Kirche, auf das Zeichen heraus zu kommen. Eden hatte begonnen im Raum umher zu laufen und ich hatte angefangen sie zu beobachten, meine Augen bewegten sich wie bei einem Zuschauer bei einem Tennismatch, hin und her. „Eden, alles wird gut." versicherte ich ihr, als sie zum fünfundzwanzigsten Mal an mir vorbei lief.
Sie blieb stehen und sah mich an. „Was lässt dich glauben, das ich mir Sorgen mache?"
Ich sah sie spitz an und erlaubte meinen Blick zu ihren Füßen zu wandern.
„Oh." hauchte sie, errötete und setzte sich neben mich.
„Du hast eine großartige Stimme." sagte ich und legte meinen Arm um sie. „Du kennst die Musik. Du wirst das wunderbar machen."
„Ich mach mir nur sorgen wegen der Stelle 'Hebe deine Augen'," gestand sie. „Weil es A Capella ist. Ich mach mir Sorgen, das ich die richtige Tonhöhe nicht finde."
Ich lächelte. „Du wirst das schon machen. Ich weiß das du deinen Part kennst, und Jane und Colette kennen ihren auch. Als ihr das bei mir zu Hause gesungen habt, habt ihr meine Mutter zum weinen gebracht."
„Wirklich?" fragte Eden und zog überrascht ihre Augenbrauen in die Höhe.
„Wirklich, wirklich." antwortete ich grinsend.
Mr. Faulkner steckte seinen Kopf ins Zimmer. „Okay, Leute, Showtime." verkündete er. „Hals und Beinbruch!"
Nervös standen wir alle auf und gingen zur Tür. Matt lief an uns vorbei und wünschte Eden und mir viel Glück. Ich bemerkte, wie er leicht ihren Rücken berührte, als er das tat und grinste.
Wir kletterten auf die Stufen zwischen Kirchenschiff und Altarbereich, von wo aus wir singen würden. Sopran und Alt Stimmen nach vorne, Bässe und Tenöre nach hinten. Wir hatten eine ziemlich ansehnliche Anzahl an Zuschauern, hauptsächlich wegen der willkürlichen Plakate, die überall von Leute in der Stadt angebracht wurden und das Konzert ankündigten. Wir hofften auch irgendwie, das die Leute während des Konzerts, von dem Klang unserer wunderschönen Stimmen angezogen und hineinkommen würden. Wunschdenken? Neee.
Die Leute die in der abgedunkelten Kathedrale saßen, beobachteten uns, vorahnend, das gleich etwas passieren würde. Das Orchester saß auf seinen Plätzen und umklammerten angespannt die Instrumente. Gespannt warteten wir in der Stille.
Nach einer unangenehmen Minute, fing das Publikum an zu klatschen, als Mr. Faulkner durch eine Seitentür in die Kirche trat, sich verbeugte und seinen Platz auf einem Stuhl vor dem Orchester einnahm. Zum Glück war sein Anzug, dieses Mal richtig herum, und seine Fliege war schwarz, anstatt der hässlichen braun gestreiften, die er aus versehen beim letzten Konzert getragen hatte.
Er nickte, und die Oboe spielte ein A, auf das sich der Rest der Musiker abstimmte. Als endlich alle mit den Klang ihrer Instrumente zufrieden waren und das Orchester erneut verstummte, trat Nate Waugh aus dem Chor hervor und nach vorne. Er hatte natürlich den reizvollen Bass Part von Elias ergattert. Er wartete auf Mr. Faulkners Signal und begann dann mit der pompösen Einleitung:
„So wahr der Herr, der Gott Israels lebet, vor dem ich stehe:
Es soll nicht Tau noch Regen geben diese Jahre
weder Tau noch Regen
aber nach meinem Wort."
Er schlachtete die letzte Note mit aller macht aus, brach schließlich ab und kehrte zu seinen Platz im Bass Abschnitt zurück. Das Orchester begann die Ouvertüre, die meiner Meinung nach, irgendwie wütend klang. Der Anfang klang auch irgendwie, wie die Titelmusik von weißen Hai. Es schwoll zu einer mächtigen Ekstase an und führte geradewegs zum Einsatz des Chors.
„Hilf, Herr!" sangen wir mit aller Kraft. Mr. Faulkner vertiefte sich total darin und deutete uns an, so laut wie möglich zu singen. „Hilf, Herr! Hilf, Herr! Willst du uns denn ganz zerstören?" Eine sehr beeindruckende Eröffnung, wenn ich das so sagen darf.
Der Rest des ersten Satzes verlief ohne Zwischenfälle, und führte in den zweiten: „Herr, höre unser Gebet." Ich hörte wie Eden neben mir, einen mächtigen Seufzer von sich gab, als sie und Colette Taylor, eine Altistin, nach vorne gingen. Das war ihr Duett, wo der Chor gelegentlich mit einem leisen 'Herr, höre unsere Gebete.' zu hören war.
Wir begannen auf Mr. Faulkners Zeichen. Eden und Colette stiegen mit schöner Harmonie ein:
„Zion streckt ihre Hände für Hilfe aus,
Und da ist weder Hilfe noch Trost...."
Eden klang himmlisch. Ich schaute rüber zu ihrem Tenor Geliebten, um zu sehen wie seine Reaktion war. Er starrte sie an, als wäre sie ein Engel und verpasste fast seinen nächsten Einsatz und setzte in letzter Sekunde mit einem 'Oh scheiße' Blick auf seinem Gesicht ein. 'Wow' dachte ich so bei mir. 'Den hat es voll erwischt'.
Als die letzten Töne des Satzes verstummten, kehrten Eden und Colette auf ihre Plätze zurück, und Adam Evers, der die Rolle des Tenor Obadiah spielte, trat für sein Solo Sprechgesang und Arie nach vorn. Ich lächelte. Obwohl Adam Kurts bester Freund war, war er immer nett zu mir gewesen. Genau genommen, war er nett zu jedermann. Ich glaube nicht, das ich überhaupt irgendjemand kannte, der ihn nicht leiden konnte. Also, warum in aller Welt hing er mit Kurt ab? Wunder hörten nie auf.
„Ihr Menschen, zerreißt eure Herzen," sang er
„Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider.
Für unsere Sünden hat der Prophet Elias den Himmel verschlossen
auf Wort unseres Herrn
Deshalb sage ich zu euch
Kehrt zurück zu euren Herrn, euren Gott;
Denn er ist gnädig und barmherzig, von großer Güte und reut ihn bald der Strafe."
Von dort, fuhr er mit einer der schönsten Arien im Stück fort:
„Wenn ihr vom ganzen Herzen,
Wenn ihr vom ganzen Herzen mich wirklich sucht
So werdet ihr mich sicherlich finden.
So spricht unser Gott...."
Ich lächelte wegen der schönen Worte und ließ die Musik über mich gleiten. Eden war praktisch in Ekstase. Sie liebte alles, was Gottes liebende Natur zeigte. „Es geht um die Liebe, Lotte." sagte sie oft zu mir, während ihrer häufigen Schwärmerei über das Thema. „Gott ist Liebe."
Wie auch immer, der Rest des ersten Akts verlief ziemlich gut, mit nur ein paar kleinen Ausrutschern hier und da. Jane sang ihre Solo Arie und ihr Duett mit Naill einfach hammermäßig, mein Quartett lief wunderbar, und Brigid, die einzige nicht Zwölftklässlerin mit einem Solo (der Teil sollte ein 'Kind' darstellen, also hatte Mr. Faulkner eine Neuntklässlerin ausgewählt), machte einen tollen Job bei ihren Sprechgesang.
Als jedoch das Ende der kurzen Pause herannahte, begann ich nervös zu werden. Meine Solo Arie eröffnete den zweiten Akt und ich wollte es wirklich nicht vermasseln. Ich saß hinter der Bühne, schaukelte nervös vor und zurück, und versuchte mich zu sammeln.
„Keine Sorge, süße." versicherte mir Eden und streichelte meinen Rücken. „Du wirst das wunderbar machen." Es war schon lustig, wie in der kurzen Zeitspanne des ersten Akts, Eden und ich die Rollen Getauscht hatten, jetzt war sie die Trösterin.
„Stell dir einfach das ganze Publikum in Unterwäsche vor." schlug Jane vor.
Ich schüttelte meinen Kopf. „Das hilft nicht. Dann fang ich einfach nur an zu lachen." Das würde ich, vor allem wenn die Unterwäsche, die ich mir vorstellte eher ziemlich gewagt und bei einer ziemlich alten Frau war. Ja, das ist schon mal passiert, und nein, ich bin kein Psycho. Ich habe einfach nur eine ziemlich lebhafte Phantasie.
„Dann stell dir vor, das sie nicht da sind." fuhr Jane fort.
„Ich werde einfach nicht darüber nachdenken."
„Gutes Mädchen."
Als wir unsere Plätze für die zweite Hälfte des Stücks einnahmen und ich nach vorne ging, atmete ich tief durch, um mich selbst zu beruhigen und schaute dann zu Mr. Faulkner. Er signalisierte dem Orchester anzufangen, als er sah, das ich bereit war. Nach fünf Takten, begann ich zu singen:
„Höre Israel,
Höre was der Herr spricht:
'Oh ihr habt beachtet,-
beachtet meine Gebote!..."
Während die Arie weiter ging, fühlte ich richtig mit und vergaß meine Nervosität, und konzentrierte all meine Energie darauf, den Song wunderschön zu machen. Als ich zu dem fröhlicheren Teil kam, war ich wirklich in der Lage, mit Freude zu singen.
„Ich bin der, der Tröstet,
fürchtet euch nicht,
fürchtet euch nicht;
denn ich bin dein Gott.
Ich werde dich stärken!
Ich, der Herr, werde dich stärken,
Denn ich, dein Gott, werde dich stärken."
Meine Arie endete und ich konnte nicht verhindern, das sich ein breites Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. 'Ja!' dachte ich bei mir. 'Ich habs geschafft.'
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