17: On an Evening in Roma*

„Ich kann nicht glauben, das du deine Zimmernummer einfach einen unbekannten Typen, den du in der Eisdiele getroffen hast, gegeben hast." flüsterte Jane wütend in mein Ohr.

Mein Blick wanderte zur Seite, und beobachtete die Vatikan-Wache die neben dem Eingang der Sixtinischen Kapelle stand, und nicht besonders erfreut aussah. „Jane, die Wache dort wirft uns einen bösen Blick zu."

Sie ignorierte meinen Kommentar und fuhr fort mich auszuschimpfen, ihre Stimme etwas lauter als zuvor. „Wie konntest du nur so dumm sein, Lotte?"

„Äh...er schien nett?" lieferte ich schwach, und versuchte den Lautstärkepegel niedrig zu halten.

„Soviel wie du weißt, könnte er ein verdammter Vergewaltiger sein." schrie sie.

Die Wache räusperte sich laut.

„Jane, du hast gerade im Vatikan geflucht!" zischte ich.

„Wen interessiert es? Ich bin nicht katholisch."

Ich musste den Drang unterdrücken frustriert zu knurren. „Benimm dich ehrfürchtig, oder sie lassen uns nicht in die Sixtinische Kapelle!"

„Okay." grummelte sie. „Aber ich lasse dich im Hotelzimmer nicht allein. Wenn du da drin bist, wir einer von uns auch da sein, und ich will keinerlei Argumente hören."

Nachdem sie das gesagt hatte, beruhigte sich Jane wieder. Ich hatte ehrlich gesagt nicht erwartet, das sie so heftig auf die Story über meinen heißen, italienischen Keller reagierte. Andererseits, war es zurückblickend, eine ziemlich dumme Idee von mir gewesen, einen Typen, den ich gerade erst kennengelernt hatte, mitzuteilen, wo ich derzeitig wohnte. Jane war einfach nur um mein Wohl besorgt.

Als wir durch die Tür in die Sixtinische Kapelle gingen, warf uns die Wache die fiesesten, und einschüchternsten Blick zu, den ich je bekommen hatte. Ich versuchte entschuldigend zu lächeln, aber es kam vermutlich eher, wie ein verzweifeltes Bitte-reiß-mir-nicht-den-Kofp-ab Lächeln heraus.

Jedoch, egal wie hoch die Steigerung meines Herzschlags deswegen auch war, war es den Anblick voll und ganz Wert, als ich die Kapelle betrat. Die lange Halle mit hoher, gewölbter Decke, war der erlesenste Raum, den meine Augen je das Vergnügen hatten, zu betrachten. Die Malereien waren farbenprächtige, darstellende Weissagungen, Sibyllen, Heilige, Vorfahren von Jesus und Szenen aus den Büchern Genesis, Exodus, Samuel, Esther und Matthäus.

Die Kapelle war von großen, hohen Fenstern umringt, die dem Licht erlaubten hineinzuströmen und auf die Fresken zu strahlen. Hinter dem Altar am anderen Ende, erstreckte sich über die ganze Wand, eine enorme Darstellung vom letzten Gericht, Christus im Mittelpunkt, von Engeln und Menschen gleichermaßen umringt.

Sprachlos vor Ehrfurcht, stand ich wie erstarrt im Eingang, bis mir ein Mädchen aus dem Orchester höflich auf die Schulter klopfte und mir somit dezent mitteilte, das ich die Tür blockierte. Ich erlangte meine Sinne zurück und huschte schnell in die Kapelle.

Sobald ich aus dem Weg war, begann ich im Raum herumzuwandern. Mit meinen Kopf soweit in den Nacken gelegt, wie mein Hals es erlaubte und leicht geöffneten Mund, starrte ich voller Staunen an Michelangelos Decke. Ich schaute natürlich nicht wohin ich ging, aber ich war dennoch überrascht, als ich gegen einen seltsamen Abschirm-Dings, die Transenna, in der Mitte des Bodens, krachte.

Errötend, warf ich denen, die sich umgedreht hatten, um die Quelle des lauten scheppern ausfindig zu machen, ein verlegendes Lächeln zu. Ich setzte meine Betrachtung der Gemälde fort und ging weiter, bis ich eine Stelle direkt unter dem erreicht hatte, was vermutlich das berühmteste von ihnen war und von dem ich am gespanntesten war, es zu sehen: Die Erschaffung Adams.

Gott, saß auf einer Wolke und umgeben von den Cherubim, streckte er seine rechte Hand aus, um den ausgestreckten Arm von Adam, der auf dem Gras darunter lag, zu berühren. Ihre Finger waren nur wenige Millimeter auseinander. Es war nicht möglich, die absolute Schönheit dieses Bildes zu beschreiben, wo Mensch und Gott nacheinander griffen, die Sehnsucht nach dieser Verbindung zwischen Himmel und Erde, Schöpfer und Schöpfung, Vater und Kind. Wir alle waren Adam, auf der Suche nach Sinn in einer Welt des Chaos. Sehnsucht nach etwas, das größer war, als wir selbst, zu berühren. Das Streben nach dem außergewöhnlichen und göttlichen. Eden war Adam. Bryce war Adam, Kurt war Adam. Ich war Adam.

„Diese Figuren sind irgendwie Knollenförmig, meinst du nicht?"

Ich sprang fast einen Meter in die Luft und quietschte überrascht, wegen der Stimme die in mein Ohr geflüstert hatte, auf.

„Ich meine," fuhr Kurt fort „Ich bin mir ziemlich sicher, das Menschen nicht so viele Muskeln haben."

„Kurt, wir dürfen hier drin nicht reden!" zischte ich.

Grinsend tat er so, als würde er seinen Mund, wie einen Reißverschluss schließen und stellte dann pantomimisch dar, was er so eben gesagt hatte. Er zeigte auf die Figur des Heiligen Petrus im letzten Gericht, dann ließ er seine Muskeln spielen. Ich verdrehte nur die Augen.

Kurt machte mit seinen absurden Scharade-ähnlichen Verhalten weiter, und deutete eine weibliche Figur an, die neben Jesus stand, deren Körper genauso gut hätte die eines Mannes sein können, wenn Michelangelo nicht beschlossen hätte, ein Paar extrem Spitze Brüste hinzuzufügen. Er zeigte dann auf mich und machte eine schwungvolle Bewegung, die Länge meines Körpers entlang. Ich hatte keine Ahnung, ob ich das als Kritik an der Malerei oder einen unhöflichen und/oder lüsternen Kommentar über meinen Körper interpretieren sollte, also funkelte ich ihn einfach böse an.

Kurt hob seine Hände abwehrend vor sich, und versuchte dann klarzustellen was er meinte, er zeigte erneut auf die Frau in dem Bild und schüttelte seinen Kopf, als ob er sagen wollte 'Nicht gut'. Ich nickte, da ich verstand was er sagen wollte.

Möglicherweise hatte Kurt mein Nicken, eine scheinbar offensichtliche Geste, falsch interpretiert oder er war vielleicht einfach nur in der Stimmung ans Äußerste zu gehen. In beiden Fällen, fuhr er mit seiner nonverbalen Erklärung fort, deutete meinen Körper mit einer Handbewegung von sich an, und gab mir dann einen Daumen hoch.

Ich warf ihn einen ziemlich baffen Blick zu, und bewegte mich von ihm fort, um mir die Malerei von den Propheten Jesaja anzusehen und versuchte dabei auf eine andere Interpretation von Kurts letzter Performance zu kommen, außer 'Du hast einen schönen Körper'. Andererseits, wusste ich ja bereits, das er mich attraktiv fand. Ein Ständer neigte dazu, solche Dinge zu verraten.

Ich spürte ein Klopfen auf meiner Schulter, drehte mich um, und fand mich erneut Angesicht zu Angesicht, mit Kurt wieder. Er warf mir einen unschuldigen Hundeblick zu und hielt mir ein kleines Stück Papier hin, was er wohl aus seiner Tasche gefischt hatte. Darauf geschrieben stand: Ich meinte das nicht als Beleidigung.

Ich nahm den Zettel und den Stift, den er mir anbot, und benutzte meinen Oberschenkel als Unterlage und antwortete: Es war unheimlich.

Kurt holte sich die Schreibmaterialien zurück und schrieb hastig eine Antwort: Sorry, ich hab nur gemeint, das Michelangelos Frauen nicht annähernd wie echte aussehen. Der arme Kerl hatte vermutlich überhaupt kein Sexleben gehabt.

Ich biss mir auf die Lippe, um ein Lachen zu verhindern, und nahm erneut Zettel und Stift von Kurt.

L: Vielleicht war er Schwul.

Wir fuhren damit fort, das Papier hin und her zu reichen, und spekulierten über die Erotik-Abenteuer von einem der größten Künstler der Renaissance.

K: Auf keinen Fall.

L: Warum nicht?

K: Hast du jemals seine Statue des David gesehen?

L: Ja, und?

K: Hast du nicht bemerkt, das es ihm an einen bestimmten Bereich an etwas mangelt?

Es dauerte einen Moment, um zu erkennen, was er meinte. Als ich es jedoch herausfand, schlug ich ihn gegen seinen Arm.

L: Du bist widerlich.

K: Es stimmt.

L: Was, das du widerlich bist?

K: Nein, das Davids 'Freund' winzig ist.

L: Nun, es stimmt auch das du widerlich bist.

K: Wieso?

L: Du schreibst mir Mitten in der Sixtinischen Kapelle, Nachrichten über Penisse.

K: Du beantwortest diese Nachrichten. Und du hast das Wort 'Penis' benutzt. Heißt das, dass du auch widerlich bist?

L: Touché

Eine Vatikan-Wache, die in der Nähe von der Stelle stand, an der Kurt und ich schrieben, räusperte sich und schaute misstrauisch zu uns. Kurt lächelte unschuldig und legte einen Arm um meine Schultern und führte mich weg und in die Richtung einer Ecke, wo Eden mit ihren Armen beschützend um ihren Bauch gewickelt, an der Wand lehnte. Ich drehte das Blatt Papier um, das Kurt und ich für unsere Unterhaltung benutzt hatten und grüßte sie.

L: Hey Eden. Du siehst verängstigt aus.

Sie schaute sich nervös in der Kapelle um, bevor sie den Stift nahm und antwortete.

E: Ich hab Angst das der Papst hereinkommt.

L: Das wird er nicht. Er versteckt sich wahrscheinlich irgendwo in der Basillica.

K: Was, hast du Angst vor dem Papst?

Ich warf ihn einen Ärger-nicht-die-Leidenden Blick zu und stieß ihn mit meinen Ellbogen in die Seite. Er zog sich zurück.

„Äh...Entschuldigen sie, Miss." begann einer der Wachen und tippte mir dabei höflich auf die Schulter. „Aber es müssen jetzt alle gehen. Seine Heiligkeit zeigt seinen neuernannten Kardinalen die Kapelle." Ich nickte und wandte mich dann an Eden. Sie hatte ungefähr die Farbe von Albert Einsteins Haaren angenommen.

„Komm schon, Eden." murmelte ich, nahm sie am Arm und führte sie zu Tür. „Lass uns dich hier raus bringen, bevor Ratzinger auftaucht.

Als wir die Kapelle verließen, schloss Kurt zu uns auf.

„Wisst ihr, ihr zwei solltet einen Club für Leute mit komischen Phobie Gründen." neckte er. „Du mit der Papst Sache, und du mit den Animatronik Menschen."

Ich wirbelte zu ihm herum. „Woher weißt du das?" fragte ich.

Er zuckte mit den Schultern und grinste. „Hans."

„Dieser Drecksack." rief ich aus. „Ich hab ihn gesagt, das er niemanden davon erzählen soll! Jetzt reicht's! Ich werde ihn offiziell sein Geburtstagsgeschenk vorenthalten!"

„Aber du hast es bereits gekauft."

„Halt die Klappe."

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„Also, Bryce merkte, das er seine Tasche drinnen gelassen hatte, und hetzte an den Wachen vorbei, um sie zu holen, Stolpert über die Schwelle, Flucht dabei wirklich laut und fällt auf die Nase."

Eden, Brigid und ich fingen an zu lachen, als Jane, die auf dem Bett saß, uns den kleinen 'Zwischenfall' unseres Freundes, in der Sixtinischen Kapelle erzählte.

„Was hat der Papst gemacht?2 fragte Brigid.

Jane kicherte. „Er drehte sich einfach irgendwie, mit diesem wirklich verwirrten Ausdruck auf seinem Gesicht herum, sah Bryce, bekam dann wirklich Angst und schrie etwas auf Deutsch."

Ich spitze die Ohren. „Was hat er gesagt?"

„Es klang irgendwie nach 'toy-fell-kent''." antwortete sie. Ich schnaubte

„Was? Was?" fragte Eden eifrig und stieß mich mit ihren Ellbogen an. „Was ist so lustig?"

„Ich glaube, er nannte Bryce ein Teufelskind." kicherte ich.„Ein Dämonen-Kind."

Alle drei meiner Gefährten fingen an zu kichern.

„Oh Mann." schnaubte Brigid. „Der Papst denkt das Bryce Satan ist! Das ist so lustig!"

Jane fiel auf ihr Bett zurück und grinste. „Kein Wunder das er sich fast in die Hose gemacht hätte."

„Das muss ein Anblick gewesen sein." kommentierte ich. „Hey Eden, du musst keine Angst mehr vor dem Papst haben! Bryce das Dämonen-Kind, wird ihn für dich verscheuchen!"

Eden verdrehte die Augen, aber konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

Es klopfte dann. Unsere Lacher verebbten, und alle vier von uns, wandten unsere Blicke zur Quelle des Geräuschs, welches sich wiederholte.

„Ich mach auf." bot Brigid an, ging zur Tür und öffnete sie. Dort eingerahmt von der Tür, stand in all seiner sexy-italienischen-Kellner-Herrlichkeit, Andreas. Brigid schien, von dem Auftauchen des wunderschönen männlichen Exemplars, verwirrt.

„Äh....Hallo, kann ich ihnen helfen?"

„Ciao, bambolina." begrüßte er sie und lächelte herzlich. „Ich bin auf der Suche nach einer bella signora namens Lotte."

Ich konnte förmlich die Realisierung in Brigids Kopf klick machen sehen. „Oh..." sie verstummte. „Okay, komm rein."

Als Andreas das Zimmer betrat, stand ich sofort auf. „Hey." grüßte ich ihn und versuchte lässig zu wirken.

Er strahlte mich an. „Wir sehen uns wider, mia cara." Mit diesen Worten, nahm er meine Hand und brachte sie zu seinen Lippen. Ein Lächeln breitete sich automatisch, auf meinem Gesicht aus, obwohl es, von einer deutlichen roten Verfärbung meiner Wangen begleitet wurde. Jane räusperte sich laut. Ich erinnerte mich wieder an meine Manieren, drehte mich um, und stellte meine Freunde vor.

„Andreas, das sind meine Mitbewohner, Jane..." Jane winkte ihn flirtend zu. „Brigid..." Brigid grinste breit. „...und Eden. Die du ja bereits gesehen hast."

Eden lächelte süß. „Schön dich wieder zu sehen."

„Ebenso, signora." antwortete er warm und neigte seinen Kopf in ihre Richtung.

„Also, Andreas." begann Jane. „Du hast nicht zufälligerweise eine Vorgeschichte von....oh, du weißt schon..... Vergewaltigung...oder Körperverletzung, oder?"

Mir klappte die Kinnlade herunter. „Jane!" zischte ich.

Andreas lachte locker. „Nein, nein, nichts dergleichen."

Jane schaute ihn für eine lange Zeit, mit einem berechnenden Ausdruck auf ihrem Gesicht an, bevor sie entschied, das er in Ordnung war. „Na dann, okay."

Ich verdrehte die Augen. „Ignoriere sie, Andreas. Warum gehen wir nicht zu der Terrasse, die vorne um das Hotel herumgeht? Du weißt schon, um....privat zu reden!" Ich warf meinen Mitbewohnern einen bösen Blick zu, bevor ich den italienischen Adonis Richtung Tür lenkte.

„Es war schön euch kennenzulernen." rief er über seine Schulter.

„Tut mir leid wegen Jane." entschuldigte ich mich und schloss die Tür zum Zimmer hinter mir, als wir auf den Flur traten. Er lächelte, und mir machten uns auf den Weg zu den Fahrstühlen.

„Das macht mir nichts. Sie ist nur eine gute Freundin, die versucht dich auf diese Weise zu beschützen. Ich verspreche dir aber, das meine Absichten überaus Gentlemanlike sind."

Die Gleichmäßigkeit, die sein Akzent zu seinen Worten hinzufügte, berauschte mich total. Er hätte mir einen Vortrag über die rechtliche Satzung in Wyoming halten können und ich hätte dennoch zugehört.

„Ich hatte nichts anderes erwartet." kicherte ich und drückte den nach 'unten' Schalter. „Ich hätte dir nicht meine Adresse gegeben, wenn ich dich für einen Serienkiller gehalten hätte."

„Also," antwortete er. „Der Name meine Mutter ist Jack the Ripper. Ich hab vergessen, das zu erwähnen, als wir uns kennengelernt haben."

„Hast du das, ja?" fragte ich scherzhaft, hob eine Augenbraue und lobte mich im stillen selbst, wie gut ich flirtete. „Hast du noch andere Geheimnisse, von denen ich wissen sollte?"

Seine dunkelbraunen Augen funkelten fröhlich. „Eine Menge."

„Ein Mann voller Geheimnisse?"

„Si. Aber vielleicht werde ich ein paar Geheimnisse, auf unserer Verabredung mit dir teilen, mia cara."

Mit einem lauten Ding, öffnete sich die Fahrstuhltür und Andreas und ich traten hinein. Wir fuhren in angenehmer Stille bis zur dritte Etage, wo sich die Terrasse befand. Als wir ankamen, hielt er höflich die Glastüren für mich auf, als wir nach draußen traten. Ich schmolz förmlich dahin. Ich hatte eine Schwäche für diese Art von Dingen.

„Das ist eine wunderschöne Aussicht." sagte er und trat zum Geländer, die, die Terrasse von den Gipfeln der umliegenden Bäume trennte. Ich muss ihm zustimmen. Von wo wir standen, konnten wir über den Tiber Fluss, in Richtung des westlichen Teils der Stadt sehen, der sich panoramisch vor uns ausbreitete.

Die Sonne begann gerade unterzugehen, und warf einen warmen, orangefarbenen Schein über die Dächer der Gebäude. In der ferne hob sich die Kuppel des Petersdoms, silhouettenhaft am Abendhimmel ab. Es war schwer zu glauben, dass das was ich sah, wirklich war, anstatt nur ein perfektes Postkartenbild.

„Gefällt dir Rom, mia passione?" fragte Andreas.

„Auf jeden Fall." antwortete ich und trat zu ihm ans Geländer. „Es ist eine wunderschöne Stadt."

Er lächelte. „Das habe ich schon immer gedacht."

„Wie lange lebst du schon hier?" fragte ich.

Er biss sich nachdenklich auf die Lippe. „Etwa zwei Jahre, seit ich mit der Universität angefangen habe. Ich bin aus Firenze...Florenz."

„Cool. Mein Bruder studiert sogar diesen Sommer dort." ich grinste wegen des Zufalls.

„Du hast einen Bruder?"

Ich nickte und Andreas Augen funkelten. „Würde er mich dafür schlagen, das ich dich besuche?"

„Nur wenn ich ihn darum bitte." antwortete ich kichernd.

„Also, sollte ich mich dann besser benehmen?"

„Das solltest du." bestätigte ich.

Er nahm sanft meine Hand in seine und führte sie erneut zu seinen Lippen. „Das werde ich, mia cara." Ich errötete heftig und konnte nur hoffen, das er es nicht bemerken würde. „Du hast versprochen, das du für mich singen würdest, dolcezza." erinnerte er mich grinsend. „Wirst du jetzt singen?"

Meine Wangen färbten sich noch dunkler und ich kicherte wider Willen. „In Ordnung. Soll ich etwas auf Italienisch singen?"

Er strahlte mich an. „Das wäre schön."

Ich schätzte mich glücklich, das mein Gesangslehrer mich ein paar italienische Arien hatte lernen lassen. Ich rief mir eine meiner liebsten in den Sinn, atmete tief durch und begann, und sendete meine Stimme hinaus, über die Dächer Roms.

O del mio dolce ardor

Bramato oggetto,

L'aura che tu respiri,

Alfin respiro.

O vunque il guardo io giro,

Le tue vaghe sembianze

Amore in medipinge:

Il mio pensier si finge

Le più liete speranze;

E nel desio che così

M'empie il petto

Cerco te, chiamo te, spero e sospiro.

O del mio dolce ardor

Bramato oggetto,

L'aura che tu respiri,

Alfin respiro.

Was immer ich erwartet hatte, war sicher nicht der Applaus, der irgendwo hinter mir ausbrach, als ich fertig war. Ich zuckte leicht zusammen und drehte mich zu meinen unerwarteten Zuschauern um. „Wie lange stehst du schon dort, Kurt?" fragte ich ihn nervös und hoffte inständig, das er nicht herausgefunden hatte, das Andreas und ich auf ein Date gehen würden.

Er zuckte mit den Schultern. „Lang genug."

Natürlich musste er jetzt voll ein auf geheimnisvoll machen.

„Ist das ein Freund von dir, Lotte?" fragte Andreas.

Kurt nahm es auf sich, für mich zu antworten, vielleicht ein wenig schroffer, als ich es mir gewünscht hätte. „Ja, bin ich. Wer bist du?"

„Ich bin Andreas." stellte er sich selbst vor und streckte seine Hand höflich aus. Kurt sah den anderen Mann misstrauisch an.

„Kurt." erwiderte dieser und schüttelte schließlich Andreas Hand, fester als es nötig war. „Woher kennst du Lotte?"

Andreas warf ein Lächeln in meine Richtung. „Ich hab sie in der Piazza Navona kennengelernt."

„Und du hast einfach beschlossen, sie mal eben so zu besuchen?" fragte Kurt misstrauisch.

„Nicht einfach nur so." antwortete Andreas und ignorierte Kurts Unhöflichkeit. „Ich bin gekommen, um eine Zeit für unsere Verabredung auszumachen."

Als die letzten zwei Worte Andreas Lippen verließen, konnte ich sehen, wie sich die metaphorischen Gewitterwolken eines riesigen Streits zusammen brauten. Ich hatte das plötzliche Bedürfnis von der Terrasse zu springen, obwohl ich glücklicherweise nicht darauf reagierte. Die Farbe wich aus Kurts Gesicht.

„Verabredung?"

„Ja." antwortete Andreas ein wenig verwirrt. Scheinbar Sprachlos, starrte Kurt mich ungläubig an. Ich verspürte fast die Notwendigkeit mich zu entschuldigen. Stattdessen wandte ich meinen Blick einfach auf meine Füße und nickte. Ein Moment, äußerste unangenehmer und angespannter Stille entstand. „Okay." krächzte Kurt schließlich. „Dann werde ich euch zwei, das mal ausmachen lassen."

Ich hob meinen Kopf um ihn anzusehen, aber er hatte mir bereits den Rücken zugedreht und lief schnellen Schrittes zur Tür. Ich spürte wie mein Herz sank.

Ich drehte mich um und schenkte Andreas ein kleines Lächeln. „Ich sollte wohl besser jetzt hineingehen. Es ist schon ein bisschen spät und meine Mitbewohner und ich, wollten noch was Essen gehen."

Das stimmte natürlich nicht im geringsten, aber Andreas brauchte das ja nicht zu wissen.

„In Ordnung." erwiderte er und akzeptierte meine Lüge. „Ist morgen Abend gut für unsere Verabredung?"

Ich ignorierte das nagende Gefühl in meinen Magen und nickte. „Sieben Uhr?"

Er lächelte. „Ich hol dich dann unten in der Lobby ab?"

„Hört sich gut an."

Langsam beugte er sich nach vor und drückte mir einen sanften Kuss auf die Wange. „Buona notte, mia cara."

„Gute Nacht." flüsterte ich, als er sich umdrehte und die Terrasse verließ.

Nachdem ich noch einen Moment draußen stehen geblieben war, und einen letzten Blick auf das Stadtbild geworfen hatte, als die Sonne schließlich völlig am Horizont abtauchte, machte ich mich auf nach drinnen und zu den Fahrstühlen.

Ein starkes Gefühl der Sorge, verursachte, das sich mein Magen unangenehm zusammenzog, als ich über Kurts Reaktion, über das eben geschehene nachdachte. Ich hatte das ungute Gefühl, das er entweder in einen eifersüchtigen Wutanfall verfallen würde oder anfangen würde, mich völlig zu ignorieren, mit keins von beiden war ich bereit umzugehen. Das war natürlich der Grund, weshalb ich in erster Linie nicht wollte, das er etwas von Andreas erfuhr: jemand würde zwangsläufig verletzt werden.

Ich fuhr mit dem Aufzug in den fünften Stock und folgte den langen Flur entlang zu meinem Zimmer. Unglücklicherweise, fand ich heraus, das meine Tür von einen gewissen, verärgert aussehenden männlichen Wesen versperrt wurde. Ich fixierte meinen Blick, auf den aufwendig gestalteten Teppich.

„Kurt, kann ich bitte in mein Zimmer?"

„Nein." presste er hervor.

Ich zuckte wegen seines harten Tons zusammen. „Bitte?"

„Wir müssen reden."

„Können wir das bitte nicht auf den Flur machen?" bat ich demütig.

Er stieß ein verärgertes Seufzen aus. „Na schön. Gib mir deinen Schlüssel."

Ich legte die Karte in seine ausgestreckte Hand. Er zog sie durch das Schloss und schob die Tür mit einer gewaltigen Kraft auf, die mich beunruhigte. Offenbar war ich nicht die einzige mit meiner Furcht. Eden, Jane, Brigid und Bryce, die allesamt eine Runde Karten spielten, zuckten alle wegen des plötzlichen Eindringens zusammen.

Sie warfen alle einen Blick auf Kurts Gesicht und machten sich blitzschnell rar, und eilten hinaus in den sicheren Flur. Kurt schlug die Tür hinter ihnen zu.

„Setz dich." befahl er und deutete auf mein Bett.

Ich gehorchte und hob schließlich meinen Blick, um Kurts zu treffen. Seine Augen waren gefüllt mit einem Feuer, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ich war noch nie besonders gut darin gewesen, die Emotionen in Kurts Augen zu erkennen, aber diese konnte ich nur als Wut interpretieren. Ich scheute zurück.

„Ich weiß das du sauer auf mich bist...." begann ich leise.

„Sauer?" unterbrach er mich. „Nein. Ich bin mehr als sauer. Versuchs mit wütend, wahnsinnig vor Wut, und kurz vorm platzen."

„Warum?"quietschte ich kleinlaut, obwohl ich den Grund sehr wohl wusste.

„WARUM?" donnerte er. „Nach allem, was passiert ist, entscheidest du dich mit einem zufälligen Italiener auf ein Date zu gehen, und dann fragst du mich, warum ich wütend bin?" Er begann auf und abzulaufen. „Natürlich hab ich kein Recht, wütend zu sein, oder? Ist ja nicht so, als wärst du mein Mädchen, oder?" Er stieß ein bitteres, humorloses Lachen aus. „Nein, nein. Du bist nicht mein Mädchen. Du kannst ausgehen, mit wem du willst. Und du willst ihn. Das heißt nicht, das ich glücklich darüber sein muss! Ich meine, was zum Teufel hast du erwartet, Lotte? Dass du zu mir hinüber getanzt kommst, mir mitteilst das du mit einem Arschgesicht namens Andreas ausgehst, und ich dir verdammt nochmal gratuliere?"

„Ich hatte nicht vor, es dir zu sagen." murmelte ich. „Ich wollte nicht das du es weißt, weil ich wusste, das es dir nicht gefallen würde."

„Und das macht den ganzen Unterschied, nicht wahr?" erwiderte er. „Was Kurt nicht weiß, wird ihn nicht weh tun, richtig?"

Eine Träne begann langsam meine Wange hinunterzugleiten, und ich konnte noch viele mehr spüren, die nur darauf warteten hinterher zu sprudeln. „Ich wollte dir niemals weh tun."

„Du tust mir jeden Tag weh!" brüllte er. „Ich lebe praktisch mit einer verdammten Maske aus Glück, auf meinem Gesicht geklebt!"

Die Dämme brachen und ich begann zu schluchzen.

„Du hast keine Ahnung, was ich durchmache! Wie lang ich....Wie sehr ich...Warum ich....FUCK!" Er schlug heftig das Telefon vom Schreibtisch, der an der Seite des Raums stand. Es klapperte geräuschvoll zu Boden, der Hörer viel daneben und das Freizeichen war zu hören. Erschrocken stieß ich einen kleinen Schrei aus, was dafür Sorgte, das er seinen Blick auf mich richtete. Zu diesen Zeitpunkt, war ich wie gelähmt. Der wütende Kurt, war unberechenbar.

„Scheiße!" fluchte er. „Jetzt habe ich dich zum Weinen gebracht." Er kam zu meiner Seite und streckte eine Hand aus. Ich zuckte automatisch von seiner Berührung zurück und starrte ihn ängstlich an, als wäre er eine Kobra, die bereit war anzugreifen.

„Und Angst hast du vor mir auch." sagte er bitter und schüttelte seinen Kopf. Ich beruhigte mich ein wenig, und erinnerte mich daran, das Kurt mir nie wirklich körperlichen Schaden zufügen würde.

„Nein, hab ich nicht." gelang es mir zu krächzen, meine Stimme schwankte leicht, als ich weiter weinte.

„Bitte weine nicht, Lotte." bat er und kniete sich vor mir auf den Boden, legte seine Hände auf meine Wangen und versuchte meine Tränen, mit seinen Daumen wegzuwischen. „Ich kann es nicht ertragen, wenn du weinst."

Ich wollte seinen Wunsch nachkommen, aber die Wasserwerke ließen sich einfach nicht abstellen. Kurt ließ den Kopf hängen. „Ich bin ein totales Arschloch, nicht wahr?"

Ich wusste nicht, ob das eine rhetorische Frage war oder nicht, ich machte jedoch den Versuch, ihm zu versichern, das ich das anders sah. „ N-nein, bist du n-nicht." hickste ich.

„Doch bin ich." betonte er und setzte sein fruchtloses Bemühen fort, mein Gesicht von meinen Tränen zu befreien. „Ich hab die letzten zehn Minuten damit verbracht, dich dafür anzuschreien, das du auf ein Date gehst, ich bin ein Arschloch."

Ich schüttelte meinen Kopf, verdrängte seine Hände dabei, die er dann auf meine Schultern legte. „Nein. Es ist meine - hicks - Schuld. Ich hätte - hicks - dir von Andreas - hicks - erzählen sollen."

Ich konnte spüren wie Kurt sich bei der Erwähnung des Namens anspannte. „Ich mag ihn nicht, Lotte. Ich kann dich jedoch nicht davon abhalten, ihn zu sehen - das ist deine Entscheidung."

Schweigend, nickte ich und starrte erneut auf den Boden. Er legte einen Finger unter mein Kinn und hob es sanft an, bis sich unsere Blicke trafen. „Sei einfach vorsichtig, okay? Und wenn er dir weh tut, werde ich ihn, in seinen Arsch treten."

Ich ließ den Hauch eines Lächelns zu. Kurt schenkte mir im Gegenzug ein kleines Lächeln, obwohl es mehr gequält und erzwungen schien.

„Bist du immer noch sauer auf mich, Kurt?" fragte ich leise.

Er schüttelte seinen Kopf. „Nein. Ich könnte nie sauer auf dich bleiben, Lotte. Ja, ich bin immer noch verärgert, aber ich bin nicht sauer auf dich." Er legte seine Hände erneut auf mein Gesicht und wischte zärtlich die letzten meiner Tränen weg. „Tut mir leid, das ich so angeschrien habe. Es bringt mich fast um, das ich dich zum Weinen gebracht habe."

„Das war nicht deine Absicht." erwiderte ich.

„Aber das habe ich." betonte er.

Ich legte eine Hand auf seine Schulter, was, wie ich hoffte, eine beruhigende Geste war. „Ist in Ordnung. Mach dir deswegen keine Sorgen."

Nickend, stand er auf und ich folgte ihm. Langsam und vorsichtig, zog er mich in eine Umarmung, fast so, als ob er erwartete, das ich ihn weg schubste. Das tat ich nicht. Stattdessen, wickelte ich meine Arme um ihn, und versicherte ihm, das ich ihm nichts nachtrug. Er hielt mich in seiner tröstenden Umarmung, was sich wie eine Ewigkeit anfühlt, obwohl es nicht mehr als dreißig Sekunden gewesen sein konnten. Schließlich drückte mir einen schnellen Kuss auf meinen Kopf und überraschte mich damit etwas. „Ich sollte gehen." murmelte er. „Wir sehen uns später."

„Bis später." flüsterte ich und wünschte mir im Stillen, das er bleiben würde, als er die Tür öffnete und den Flur entlang verschwand.

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Als das Telefon (welches Eden letzte Nacht wieder auf seinen Platz gestellt hatte) am Donnerstag, den 31. Juli, um 18:55 Uhr klingelte, flog ich förmlich durch den Raum, um abzuheben.

„Hallo?" antwortete ich ein bisschen nervös (und einem leichten Hauch Panik).

„Alberto!" kreischte eine hohe Stimme am anderen Ende. „Hai Lasciato il forno suche cazzo!"

„Ähm..." ich verstummte. „Ich, äh, ich glaube sie haben die falsche Nummer."

„Chi sei!? Perché hai il telefono di Alberto?"

„Falsche Nummer, ähm, wrongo numero." versuchte ich erbärmlich. „Non Alberto."

„Vaffanculo!" Es gab ein lautes klicken, als die Frau am anderen Ende auflegte.

„War das deine Verabredung, Lottiekins?" Neckte Jane und steckte ihren Kopf aus dem Badezimmer.

Ich schüttelte meinen Kopf. „Nee, es war eine Frau die auf Italienisch etwas über einen Typen namens Alberto schrie."

Als Jane sich über mein seltsames Pseudo-Gespräch kaputt lachte, klingelte das Telefon erneut. Genau wie zuvor, stürzte ich hinüber und nahm den Hörer ab.

„Hallo?"

„Hiere ist e Rezeptiona," kündigte ein Mann mit einem schweren italienischen Akzent an. „Kann ich bitte mit Signora Leisch sprechen?"

„Si, am Apparat." antwortete ich und versuchte ruhig zu bleiben.

„Es gibt eine Giovane bei die Name Andreas fur sie."

Mein Herz begann zu hämmern. „Grazie. Ich bin sofort unten." Nervös legte ich auf. „Leute, ich geh jetzt in die Lobby." kündigte ich an.

„Ist er da?" fragte Brigid eifrig und setzte sich aufrecht auf ihr Bett.

Ich nickte. „Ja, er wartet unten auf mich."

„Das erfordert einen Vor-Date Vortrag!" erklärte Jane, kam aus dem Bad und schubste mich auf einen Stuhl, damit sie einen größen-Vorteil hatte. Sie schaute mir ernst in die Augen. „Wenn du Sex hast, wirst du schwanger und sterben."

Die Angst, die gedroht hatte mich aufzufressen, wurde sofort von schallenden Gelächter, über die pure Ironie, von dem was Jane gesagt hatte, ersetzt. Ich nehme an, das sie genau darauf abgezielt hatte.

„Benutze einfach ein Kondom." riet Brigid.

„Hey!" protestierte ich. „Ich bin nicht leicht ins Bett zu kriegen."

Sie kicherte als Antwort darauf einfach. Ich verdrehte die Augen, wegen meiner schwachsinnigen (aber liebenswerten) Freunde, schnappte mir meine Tasche und machte mich auf zur Tür.

Eden hielt mich jedoch auf, bevor ich hinaus ging. „Willst du eine Pre-Date Umarmung?"

Ich grinste. „Auf jeden Fall."

Sie schlang ihre Arme um mich und gab mir eine feste und beruhigende Umarmung. Es war genau das, was ich brauchte und Eden wusste das. Eine Woge der Zuneigung und Wertschätzung für meine beste Freundin überkam mich in diesen Moment, ich überlegte, wie unglaublich glücklich ich war, das ich eine Verbindung mit jemanden hatte, der so stark und bedeutend war.

Ich winkte meinen Freunden ein letzte Mal zu und machte mich auf zum Treppenhaus. Das Treppenhaus ging nur bis zur zweiten Etage, aber von dort führte eine große, elegante Marmortreppe hinunter in die Lobby. Es bot sicherlich eine bessere Eintritts-Möglichkeit, als einfach nur aus dem Fahrstuhl zu steigen, und meine innere Disney Prinzessin (die nur zu besonderen Anlässen heraus kam) verspürte das Bedürfnis, sich den Vorteil der Situation, zu Nutze zu machen.

Als ich den zweiten Stock erreichte, und hinüber zur Marmortreppe ging, atmete ich tief durch, um meine Nerven zu beruhigen. Ich erkannte Andreas, der geduldig am kleinen Brunnen (der ausgerechnet eine Cupid-artige Figur zeigte, die einen langen Strom in die Schüssel unter sich spuckte) der in der Mitte des Raums stand, und schenkte ihn ein warmes Lächeln. Er schickte mir ein charmantes Grinsen zurück, als ich langsam begann, die Stufen hinunterzusteigen und inbrünstig bettete, das ich nicht fallen würde und die Treppen stattdessen hinunter rollen würde. Das Glück war glücklicherweise auf meiner Seite.

„Du siehst absolut atemberaubend aus, mia cara." grüßte mich Andreas herzlich, und streckte seine Hand zu mir aus, als ich unten ankam.

Obwohl ich leicht errötete, applaudierte ich mir im Stillen selbst, für meine geschmackvolle Wahl eines Waldgrünen Tops, schwarzen Stiefeln und meinen schwarz-weiß gepunkteten Lieblings Rock (ironischerweise genau der gleiche Rock, der Kurt dazu bewegt hatte, mir mitzuteilen, das sich sie sechziger Jahre über mich übergeben hatten). „Grazie. Du siehst auch nicht schlecht aus."

Und das tat er auch nicht. Gekleidet in einen frischen weißen Hemd, dunklen verwaschenen Jeans, Abendschuhen und einen schwarzen Blazer, sah er unglaublich lecker aus. Während ich sein Erscheinungsbild aufnahm, war ich völlig geistesabwesend, und überlegte ob der Stereotyp, dass Italiener unglaublich geschickt in der Kunst der Romanik waren, stimmte. Ich konnte nur hoffen, das es sich im Laufe des Abends, als wahr erweisen würde.

„Du starrst, mia cara." informierte mich Andreas, sichtlich amüsiert.

„Oh!" quietschte ich erschrocken und etwas gedemütigt. „Tut mir leid."

„Entschuldige dich nicht dafür." lachte er herzlich. Er brachte dann sein Gesicht näher an meines. „Ich genieße es, wenn du mich anstarrst." fügte er in einer tiefen, heiseren Stimme, die meine Beine ganz weich werden ließ, hinzu.

Ich beschloss den sexuell aufgeladenen Moment zu beenden, bevor ich zu einer Pfütze Glibber zusammenschrumpfen würde, dass das Hotelpersonal dann, mit einen Wischmopp vom gefliesten Boden entfernen müsste. „Äh, wollen wir dann?"

„Wir wollen." bestätigte er und bot mir seinen Arm an. Grinsend, hackte ich mich bei ihm unter und wir verließen das Hotel, durch die große Drehtür. Wir liefen ein Stück nach links, und Andreas führte mich ein wenig die Straße hinunter, bevor er vor einer dunkelblauen Vespa stehen blieb.

„Ich hoffe das macht dir nichts aus...." er brach verunsichert ab. Ich hätte jedoch nicht begeisterter sein können.

„Keineswegs. Ich wollte schon immer mit einen von diesen Dingern fahren."

Er strahlte mich an. „Wirklich? Das ist wunderbar, mia bella. Hier...." Er reichte mir einen schwarzen Helm und zog dann einen identischen über seinen Kopf und kletterte auf das Gefährt.

Ich setzte den Kopfschutz auf, hob meinen Rock (bis zu einem respektvollen Grad natürlich) und setzte mich hinter Andreas. Vorsichtig griff er nach hinten und legte meine Arme um seine Taille. „Halt dich fest, mia cara."

Als er die Schlüssel für die Vespa aus einer Blazertasche fischte und ins Zündschloss steckte, legte ich meinen Kopf gegen seinen Rücken und drehte ihn so, das ich die Fenster der Hotel-Louge sehen konnte. Zu meiner großen Überraschung, konnte ich Kurt dort in einen roten Sessel sitzen sehen, er hielt ein Buch (Reichtum ist Geschmackssache von P.J. O'Rourke, zufällig eins meiner Lieblingsbücher, und keins, das ich bei18 jährigen, als üblich erachten würde, da es in die Non-Fiction Abteilung gehörte und um Wirtschaft ging) vor sich. Sein Blick war jedoch direkt auf mich gerichtet.

Er starrte mich so intensiv an, dass ich fast Angst hatte, das er Brandlöcher in die Glasscheibe, die uns trennte, brennen würde. Mit einen leisen dröhnen, erwachte der Motor der Vespa zum Leben, und Andreas fuhr vom Bürgersteig weg. Entfernte mich vom Hotel und von Kurt, der wie ich beobachtete immer kleiner und kleiner wurde, bis er völlig aus meinem Blickfeld verschwand.

Wir fuhren auf die von Bäumen gesäumte Straße, die entlang des Tiber Flusses lief (der seltsamerweise verschiedene Namen hatte, je nachdem, welcher Brücke wir am nächsten waren), und fuhren, wie ich nur vermutete, wenn man von der Abendsonne ausging, in eine nördliche Richtung.

Immer noch an meinen Date fest haltend, würdigte ich, was ich von der landschaftlichen Schönheit sehen konnte, während wir vorbeisausten. Ich stellte jedoch fest, als Andreas anhielt, um eine Gruppe japanischer Touristen, die Straße überqueren zu lassen, das eine ganze Menge Dreck im Fluss war.

Wir verließen schließlich die Allee entlang des Tiber und fuhren auf eine Straße, die eine Hauptstraße zu sein schien. Die Steigung der Fahrbahn erhöhte sich nach und nach, während wir in Richtung eines offenen Platzes fuhren, auf dem in der Mitte eine riesige Steinsäule stand, die von vier Brunnen umringt war. Als wir näher kamen, sah ich, das die seltsame Statue von einem Kreuz gekrönt war und Markierungen, die verdächtig nach Hieroglyphen aussahen, auf der Oberfläche eingraviert hatte.

Andreas fuhr an die Seite der Straße, sobald wir den Platz erreichten und parkte seine Vespa. Er schaltete sie aus und schloss sie sorgfältig ab, dann zog er seinen Helm ab. Ich tat es ihm gleich, und schüttelte meine langen blonden Haare einmal durch, um sie zu lockern.

„Wo sind wir?" fragte ich.

„Die Piazza di Popolo." antwortete er, stieg von der Vespa und lächelte mich warm an. „Hier gibt es ein wunderbares Ristorante namens 'Gusto', von dem ich dachte, das wir dort Abendessen könnten."

Ich schwang ein Bein über die Vespa, achtete dabei darauf, das mein Rock nicht hochflog und stand auf. „Hört sich gut an."

Er bot mir wieder seinen Arm an. „Sie haben ebenfalls eine fantastico Weinbar. Magst du Wein, mia cara?"

„Oh ja." antwortete ich, als wir begannen Arm in Arm über den Platz zu laufen. „Außerdem erscheint es irgendwie falsch, in Italien zu sein und kein Wein zu trinken."

„Ganz genau." gluckste er. „Ich werde jedoch nur ein Glas trinken. Ich muss zum Fahren nüchtern sein."

„Das ist sehr klug von dir, Andreas." teilte ich aufrichtig mit.

Er grinste. „Grazie, Lotte."

Sobald wir den Platz überquert hatten, begannen wir eine weitere Seitenstraße entlangzuspazieren. Neugierig, wie üblich, nahm ich mir die Zeit meine Umgebung zu studieren, und betrachtete dabei die Läden und Häuser, die wie bunte Bausteine mit Fenstern gepunktet, gegeneinander gepresst waren. Andreas blieb still, und erlaubte mir, die visuellen Informationen zu verarbeiten, dich mich überschwemmten.

Wir kamen schließlich zu den seltsamsten Piazza, den ich je gesehen hatte. Er wurde auf zwei Seiten, von hässlicher Stadterneuerungs-Architektur, die man generell nur mit den sechziger Jahren Sowjet Hausplänen und Bostons schrecklich hässlichen (und unglaublich unbeliebten) Rathaus in Verbindung bringen würde, eingerahmt. Ich konnte nur vermuten, dass dies das Werk von Benito Mussolini oder einem ähnlich ästhetisch herausgeforderten Volldeppen war.

Auf einer dritten Seite, standen zwei Barock-Kirchen, die völlig fehl am Platz aussahen, obwohl sie zweifelsohne seit Jahrhunderten vor der 'modernen' Architektur dagewesen waren. Auf der vierten und letzten Seite der Piazza, war ein Gebäude, mit absolut gigantischen Fenstern, was innerhalb der letzten zehn Jahre gebaut worden sein musste. Im inneren schien eine Art Marmor Box zu stehen, die mit Schnitzereien überseht war, ich hatte jedoch keine Ahnung, was es sein konnte.

Schließlich, in der Mitte des Platzes, genau in der Mitte eines großen Stück Wiese und umgeben von einem Graben, saß eine seltsame, runde Masse, wie ein riesiger Pickel auf dem Gesicht des Platzes. Er wurde von einem Ring aus Zypressen verziert und schien eine Art Ruine in der Mitte zu haben. Insgesamt war der Platz, der seltsamste Mischmasch, von Architektonischen Baustilen, den ich je gesehen hatte.

„Wo sind wir?" fragte ich, mit einem Hauch Skepsis in meiner Stimme.

Andreas kicherte. „ Das ist der Piazza Augusto Imperatore. Mach dir keine Sorgen, ich denke auch, das es seltsam ist."

Ich lächelte, beeindruckt von der Fähigkeit, das er erkannte, was ich dachte. Er führte mich zu einem der Gebäude auf der anderen Seite des Platzes, und wir traten durch die Tür und in die belebte, freundlich-aussehende Pizzeria, mit Holztischen und altmodischen Ziegelwänden. Anstatt uns jedoch zu setzen, stiegen wir eine Holztreppe hinauf, zu dem wie es aussah formelleren Teil des Restaurants, wo die Tische mit weißen Leinen Tischdecken bedeckt waren und die Wände mit abstrakter, interessanter Kunst geschmückt waren. Es gab ebenfalls eine Wand, die komplett mit Flaschen über Flaschen von Wein bedeckt war.

Mit einer guten Menge Geschäftigkeit kam ein Maître'd auf uns zu und begrüßte uns (Nahm ich jedenfalls an) in einer eher nasalen italienischer Stimme. Andreas antwortete. Ich stand einfach nur da und lächelte, und tat so, als wüsste ich, was vor sich ging.

Mit einem nicken nahm der Maître'd zwei Menüs von einem nahe gelegenen Stapel und führte uns zu seinem Tisch, direkt unter einem seltsamen Gemälde, von nackten Leuten, die um einen großen Teller Pasta herumtanzten.

Wie ein echter Gentleman, zog Andreas für mich, meinen Stuhl hervor, bevor er sich selbst hinsetzte. Es war natürlich nicht so, als könnte ich das nicht für mich selbst machen. Ich genoss es einfach nur, diejenige zu sein, die solche galanten Gesten empfangen durfte.

Nachdem Andreas und ich uns gesetzt hatten, machte ein junge im Alter von ungefähr sechzehn, im vollen Kellner Outfit, seinen Weg zu unseren Tisch. „Buona sera." grüßte er herzlich. „Mi chiamo Matteo. Sono il cameriere suo."

Als ihn Andreas höflich darum bat, Englisch zu sprechen, dachte ich ein bekanntes Gesicht aus meinen Augenwinkeln zu sehen. Mein Kopf schnelle so schnell herum, das ich wirklich überrascht war, das ich mir keinen Muskel in meinem Hals gezerrt hatte oder so was. Jedoch bei näherer Betrachtung, der Person in Frage, fand ich nur, das er lediglich ein unbekannter italienischer Mann man war, der seinen Abend mit Freunden genoss. Er war nicht Kurt.

Seltsam enttäuscht, richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Matteo, der die Angebote des Abends, so gut wie er es mit seinem bruchstückhaften Englisch konnte, auflistete. „Das spez-spezial von heute Abend ist eine äh, eine Pasta, äh, fettuccini, gekocht in äh, einer chinesischen Pfanne, mit Mozzarella formaggio, sesame und äh ein Minzblatt. Ich komme in ein äh paar Minuten zurück für die Getränkebestellung, si?"

„Si, grazie." antwortete ich.

Etwas überrascht, das ich überhaupt irgendwas auf Italienisch sagen konnte (und deutlich erleichtert, das er damit fertig war die Angebote aufzuzählen), verschwand Matteo.

„Möchtest du gerne einen Wein bestellen, mia cara?" fragte Andreas. „Wie ich dir gesagt habe, hat dieses Ristorante sehr gute Sorten."

„Das klingt wunderbar." ich lächelte, nahm die Weinkarte und überflog für ein paar Minuten deren Inhalt. „Was meinst du? Rot oder weiß?"

Er überlegte kurz bevor er entschied. „Weiß."

Nickend schaute ich erneut über die Karte. „Ich glaube, ich nehme dann ein Glas von dem Chardonnay."

„Ausgezeichnete Wahl, mia cara." sagte er, als ich den Wein auf der Karte zeigte. „Den werde ich auch nehmen."

„Also, warum erzählst du mir nicht ein wenig von dir, während wir auf Matteo warten." schlug ich vor.

Er grinste. „Was würdest du gerne wissen?"

Ich tippte mir nachdenklich gegen mein Kinn. „Nun, du hast gesagt das du die Universität hier besuchst. Was studierst du?"

„Internationale Beziehungen." antwortete er. „Ich würde gerne eines Tages in den Vereinten Nationen, arbeiten.

Ich war von seinem Ehrgeiz beeindruckt. „Das ist wahrscheinlich der Grund, warum du so gut englisch sprichst." bemerkte ich. „Es ist fast wirklich makellos, weißt du." Ich war erfreut zu sehen, das sich eine leichte Röte auf seine Wangen legte.

„Nein, nein, so gut ist es nicht." betonte er.

„Hör auf so bescheiden zu sein." neckte ich. „Du unterschätzt dich selbst."

Er kicherte. „Vielleicht ja, aber es ist nie gut, zu arrogant zu werden."

Ich nickte. „Stimmt."

„Was ist mit dir, mia Lotte?" fragte er. „Bist du auch auf der Universität?"

„Ab Herbst werde ich das sein." antwortete ich.

Er stützte sein Kinn auf seine Hände und schaute mich interessiert an. „Wo?"

„An der Harvard Universität. Es ist gleich außerhalb von Boston."

„Harvard." rief er. „Mia Cara, du musst ein Genie sein."

Jetzt war es an mir zu erröten. „Nee...."

„Ah, jetzt unterschätzt du dich selbst." erklärte er triumphierend und wies auf meine Heuchelei hin. „Was wirst du studieren?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich bin mir um ehrlich zu sein, nicht ganz sicher. Ich denke über Wirtschaft oder Biologie nach, aber ich liebe auch wirklich Film. Ich habe wirklich keine Ahnung, was ich machen werde."

Er lächelte warm. „Du hast noch Zeit, mia cara."

Genau in diesen Moment, kehrte Matteo mit einem Notizblock zurück, um unsere Bestellung aufzunehmen. In seinem geschmeidigen, vollen italienisch, bestellte Andreas den Chardonnay, den ich ausgesucht hatte. Matteo kritzelte es hastig auf seinen Block und verschwand dann erneut.

„Also, Lotte." begann Andreas „Hattest du schon mal Chardonnay, oder hast es einfach nach Zufallsprinzip ausgewählt?"

„Ich hatte ihn schon mal." antwortete ich. „Ich mag ihn sogar ziemlich gern."

Er hob amüsiert eine Augenbraue. „Wie alt bist du?"

Ich hob ebenfalls eine Augenbraue und fragte mich, was mein alter, mit meinem Geschmack in Wein zu tun hatte. „In Oktober werde ich neunzehn."

„Ah, also hast du illegal getrunken." neckte er. Ich starrte ihn fragend an. „Das Mindestalter für Alkoholkonsum in Amerika ist einundzwanzig, oder?"

„Oh." kicherte ich. „Ja, das ist es. Ich bin aber damit nicht einverstanden."

Er grinste. „ Das wäre ich auch nicht, wenn ich Amerikaner wäre."

„Ich benutze einfach kulturelle Unterschiede als meine Entschuldigung." fuhr ich fort.

„Was meinst du damit?"

„Ich komme ursprünglich nicht aus Amerika." erklärte ich. „Ich bin Deutsche."

„Wirklich?" fragte er neugierig. „Woher aus Deutschland kommst du?"

„Aschaffenburg." antwortete ich. „Das ist eine Stadt, in Norden von Bayern. Ich zog nach Amerika, als ich sieben Jahre alt war."

„Ich war vor zwei Jahren mit einem Freund in Berlin. Das ist eine wundervolle Stadt."

Ich nickte. „Das ist sie. Der größte Teil der Familie meines Vaters lebt dort, also kenne ich sie ziemlich gut."

Matteo kehrte mit unseren Wein zurück. „Sind äh, sie bereit, ihre Bestellung auszugeben?" Ich hatte nicht einmal daran gedacht. Ich erinnerte mich zurück an die Pasta Spezial Beschreibung, und entschied, das es appetitlich klang. Außerdem war es ja nicht so, das ich das Menü lesen konnte. „Andreas, hast du dich entschieden?" fragte ich höflich.

Er nickte. „Und du, mia cara?" Ich gab einen kleinen positiven Laut von mir und wandte mich dann an Matteo, der gespannt wartete. „Ich hätte gerne das Pasta-Spezial, per favore."

Andreas bestellte sein Gericht ebenfalls, obwohl ich keine Ahnung hatte was es war. Sobald Matteo durch die Küchentür verschwunden war, legte er seine Finger vorsichtig um den Stiel des Weinglases und hob es an.

„Ein Toast?" schlug er vor.

Ich hob mein Glas ebenfalls. „Worauf sollen wir trinken?"

Er dachte darüber nach. „Das Leben, die Liebe, Glück."

„Das Leben, die Liebe und Glück." wiederholte ich.

Wir stießen unsere Gläser zusammen, und als wir tranken, lief der italienische Mann, den ich zuvor gesehen hatte, mit seinen Freunden an uns vorbei, und in Richtung Holztreppe. Er sah Kurt wirklich verblüffend ähnlich. Mein Magen füllte sich plötzlich mit einem seltsam flatternden Gefühl. Du hast nur Hunger, versuchte ich mich selbst zu überzeugen. Ich beschloss auf die Toilette zu gehen, um mich selbst zu beruhigen.

Ich stand vom Tisch auf. „Ich bin gleich wieder da. Ich muss nur schnell die Toilette benutzen. Du weißt schon, um mir die Hände zu waschen und so weiter."

Andreas lachte herzlich. „Jetzt?"

„Hast du das nicht gehört?" Scherzte ich grinsend. „Es sorgt dafür, dass das Essen schneller kommt."

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Zu sagen, das ich von Andreas guten Geschmack überrascht war, wäre eine massive Untertreibung.

Nachdem wir mit unserem Abendessen fertig waren, hatte er mich mit über den Tiber Fluss zu einem Jazz Club namens Alexanderplatz (zufälligerweise der Name eines großen Platzes in Berlin) genommen. Das Trio, das an diesem Abend dort spielte, war einfach absolut phänomenal.

„Der Ort ist einfach unglaublich." verkündete ich, lehnte mich in meinen Stuhl zurück und applaudierte, als die Musiker ihren Song beendeten. „Ich liebe Jazz."

Andreas strahlte. „Ich wusste nicht, ob du diese Art von Musik magst oder nicht. Als du mir erzählt hast, das du aus Deutschland kommst, mia cara, hat mich das gleich, wegen des Namens an den Club erinnert."

Ich fand seine Hand und drückte sie leicht. „Ich bin wirklich froh, das du mich hier her gebracht hast. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich geh nur schnell rüber zur Bar und hol mir ein Bier."

Schneller als der Blitz, griff er in seine Tasche und stopfte anschließend einen fünf Euro Schein in meine Hand. „Bitte, ich bestehe darauf." beharrte er, als ich anfing zu protestieren. Ich verdrehte meine Augen scherzhaft. „Okay." neckte ich. „Aber nur weil du einen süßen Akzent hast."

Leise lachend scheuchte er mich in Richtung Bar. Mit einem breiten Grinsen, ging ich hinüber und schaute mir die Getränkeliste der Bar an. Ich schaute mich nach dem Barkeeper um, und entdeckte ihm am anderen Ende. Gerade, als ich nach ihm rufen wollte, erblickte ich eine große Gestalt mit hellbraunen Haaren, leicht über die Bar gebeugt. Dieses Mal, war es wirklich Kurt.

„Scheiße." zischte ich und duckte mich, bevor er die Gelegenheit hatte mich zu sehen. Ich konnte ein deutliches zusammen ziehen in meiner Brust spüren und legte zwei Finger gegen meinen Hals und stellte ebenfalls fest, das mein Puls raste.

Irgendwo über mir erklang ein Räuspern. Ich schaute hinauf, und war verlegen darüber, den Barkeeper vorzufinden, der mich auf eine Art und Weise anstarrte, wie man eine zwölfjährige anstarren würde, die so eben ihren imaginären Freund, Dwayne, vorgestellt hatte.

„Äh...Hallo..." ich brach ab und richtete mich leicht auf. „Ähm....tut mir leid."

„Kann ich dir helfen?" fragte er mich und hob eine Augenbraue.

Ich errötete. „Kann ich bitte ein Becks haben?"

Er murmelte etwas auf Italienisch (vermutlich etwas über verrückte Touristen oder etwas in der Richtung), und griff unter die Theke. Ich versuchte soweit wie möglich in den Schatten zu rutschen, um zu vermeiden von Kurt oder Adam, der mit einem ziemlich ernsten Blick auf seinem Gesicht neben ihn saß, gesehen zu werden.

„Drei Euro, bitte." Der Barkeeper stellte mit einem dumpfen Geräusch mein Bier auf den Tresen. Ich gab ihn den Schein, den Andreas mir gegeben hatte und erhielt eine zwei Euro Münze zurück. Ich schnappte mir mein Bier und ging, so schnell wie ich konnte ohne aufsehen zu erregen, zurück zu meinen Platz.

Trotz des wirren Durcheinanders, zu dem sich meine Nerven in meinen inneren, ziemlich schnell verknoteten, lächelte ich Andreas an, als ich ihm sein Wechselgeld wieder gab. „Danke."

„Nicht der Rede wert, mia cara." erwiderte er.

Ich nahm einen Schluck von meinem Bier. Als die Nacht voranschritt, verfielen wir beide in ein angenehmes Schweigen und lauschten den ruhigen Jazztönen, die dem ganzen Ort eine coole, entspannte Atmosphäre gab. Irgendwann legte Andreas seinen Arm um meine Schultern. Ich erlaubte ihn, ihn dort zu halten (er war immerhin mein Date), aber ich konnte mich nicht daran hindern, alle paar Minuten meinen Blick zur Bar wandern zu lassen. Er schien dort ganz alleine hin zu wandern, um auf einen ganz bestimmten Jungen zu ruhen.

Im Laufe des Abends, studierte ich ihn. Er schien, wie man so schön sagte, total down zu sein. Nicht ein einziges Mal, zierte ein Lächeln sein Gesicht, noch hob die Musik seine Stimmung (was ziemlich viel aussagte, da Kurt, wie ich, auf jeden Fall ein Jazz-Liebhaber war). Adam murmelte ihn gelegentlich etwas, mit einem sympathischen Blick auf seinem Gesicht zu, aber was immer er auch sagte, ging in einem Ohr hinein und im anderen wieder hinaus. Kurt saß einfach nur da und schmorte in seinem eigenen Elend.

Ich fühlte mich wie ein totales Miststück. Es brach mir praktisch das Herz, in so bestürzt zu sehen. Ich beobachtete ihn ganze zwei Stunden beim Schmollen. In dieser Zeit, konsumierte er acht Bier. In den elf Jahren, in dem ich ihn kannte, hatte ich ihn noch nie so verletzlich gesehen. Ich wollte nichts mehr, als zu ihm hinüber zu rennen, meine Arme um ihn zu werfen und ihn bitten damit aufzuhören, aber ich hatte zu viel Angst, um es wirklich zu tun. Immerhin würde sich, wenn er mich mit Andreas hier sehen würde, das Potenzial für eine völlige Katastrophe stark vergrößern.

Als Kurt gerade sein neuntes Bier bestellen wollte, zog Adam ihn schließlich von der Bar weg. Kurt wehrte sich zunächst, dann fand er sich einfach damit ab, lehnte sich gegen seinen besten Freund und stolperte betrunken aus dem Club. Ich dankte Gott im stillen dafür, das Adam ihn davon abgehalten hatte, sich ins Koma zu trinken.

Es war zu diesem Zeitpunkt, ein Uhr Morgens, und ich versuchte die Musik meine Seele füllen zu lassen, und mich von meinen Sorgen weg tragen zu lassen. Unglücklicherweise, funktionierte es nicht. Ich saß einfach nur eine weitere halbe Stunde so da, und fühlte mich wie eine schreckliche Person, bevor ich entschied, das ich genug hatte.

Ich gab das beste vorgespielte Gähnen von mir, das ich zustande brachte. „Wirst du müde, mia cara?" fragte Andreas süß. Ich lächelte leicht, versuchte müde auszusehen und nickte. Er erwiderte mein Lächeln warm. „Dann bringe ich dich nach Hause."

Er nahm meine Hand, half mir aufzustehen und mir gingen so leise wir konnten hinaus. Als wir die Straßen von Rom, auf Andreas Vespa entlang rumpelten, verfiel ich wieder in meine Gedanken. Das Bild vom, betrunkenen und unglücklichen Kurt, tauchte immer wieder in meinen Kopf auf. Es war ein wirklich herzzerreißender Anblick und ich musste gegen die Tränen ankämpfen, die unheilvoll in meinen Augenwinkeln kribbelten.

„Wir sind da, mia cara." teilte mir Andreas mit und stieß mich sanft an. Da ich vollständig weggetreten war, war ich überrascht mich schon vor meiner Hotellobby wieder zu finden.

„Oh." gab ich ausdruckslos von mir und stieg vorsichtig von der Vespa ab. Er lachte herzlich. „Du bist sehr müde, das kann ich sehen. Du solltest schlafen gehen."

„Das werde ich." versicherte ich ihm, als er mich zur Tür brachte. Er blieb dann stehen und drehte sich zu mir. „Ich hatte eine wunderbare Zeit heute Abend, dolcezza."

Ich schenkte ihn ein aufrichtiges Lächeln. So sehr mich Kurts Elend auch schmerzte, hatte ich den Abend wirklich genossen. „Ich auch."

Er strich mir sanft über die Wange. „Darf ich zu deinem Konzert kommen?"

Mein Lächeln wurde breiter. „Das würde mich freuen. Hier..." Ich kramte in meiner Handtasche herum, und zog schließlich die Karten hervor, auf dem Orte und Zeiten der jeweiligen Konzerte stand. Jedes Chor- und Orchester Mitglied hatte sie bekommen (Ich war mir ziemlich sicher, das Mr. Faulker hoffte, das wir sie unter den Menschen in den Städten die wir besuchten verteilten, um ein großes Publikum zu erlangen). Andreas las leise die Karte, bevor er nickte.

„Ich werde da sein, mia cara."

„Ich freue mich darauf, dich zu sehen." erwiderte ich.

„Und ich freue mich schon, deine wundervolle Stimme wieder zu hören." er beehrte mich mit einem liebevollen Lächeln. „Gute Nacht, mia Lotte"

Langsam begann er sich nach vorn zu beugen. Ich schloss meine Augen langsam, und wartete auf den Kontakt. Ganz sachte strichen seine Lippen, über meine. Der Kuss war zaghaft, süß und sogar etwas schüchtern. Zu sagen, das ich ihn nicht zu schätzen wusste, wäre eine glatte Lüge. Jedoch wusste ich, das es nie genug sein würde. Es gab einfach keine Funken.

„Gute Nacht, Andreas." flüsterte ich, als wir uns voneinander lösten. Ich lächelte ein letztes mal, winkte ihn nochmal zu, und schob die Hoteltür auf und verschwand in der Lobby.

Als ich auf den Fahrstuhl wartete, fuhr ich mir, mit meinen Fingern, über meine Lippen und runzelte die Stirn nachdenklich. Es war ein schöner Kuss gewesen, ja, aber es hatte an Leidenschaft und Romantik gemangelt, nach denen ich mich sehnte. Es war einfach nicht...

Es war nicht...

Es war nicht...Kurt.

Ding!

Ich zuckte zusammen, als sich die Fahrstuhltüren öffneten, stieg ein und drückte die Taste für meinen Flur, und ruderte geistig zurück, um den Gedanken, mit den mein Verstand gerade angekommen war, zu verarbeiten. Es war nicht Kurt. An eines der wenigen Dinge, an die ich mich, von der Nacht in der ich mich betrunken hatte, deutlich erinnern konnte war, wie unglaublich es sich angefühlt hatte, Kurt zu küssen. Es war leidenschaftlich, romantisch und sinnlich. Kleine elektrische Funken waren durch meine Nerven getanzt, und hatten all meine Sinne stimuliert. Dort gab es Chemie.

Na gut, also hatte vielleicht das, was Matt in Madrid gesagt hatte, etwas für sich. Als ich mich an die Nacht in Berlin erinnerte, formte sich ein lebendiges Bild von einem Shirt losen Kurt in meinem Kopf. Ich schmolz ein wenig im inneren. Ich hatte schon immer gewusst, das er eines der umwerfensten männlichen Exemplare ringsherum war, aber mein Hass auf seine Persönlichkeit, hatte dieses Wissen immer ausgeglichen.

Ich hasste jedoch seine Persönlichkeit nicht mehr. Im Verlauf der Reise, hatte ich tatsächlich angefangen, sie zu mögen. Ich war mir nicht sicher, ob es eine Veränderung in ihm oder eine Veränderung in mir war, aber irgendwas war definitiv anders.

Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich, als er meine Etage erreicht hatte, und ich begann meinen Weg den langen Flur hinunter. Ich verlangsamte meinen Schritt leicht, als ich Kurts Zimmer, 508, passierte, und horchte auf Zeichen seiner Anwesenheit.

Ich konnte Matts Stimme ausmachen, aber ich hatte keine Ahnung was er sagte. Eine Adam-ähnliche Stimme antwortete. Das einzige Wort, das ich verstehen konnte war 'Bier'. Plötzlich hörte ich, auf was ich gewartet hatte. „Keine Ahnung, aber deine Mutter ist eine Hure!" schrie Kurt, seine Worte schrecklich undeutlich. Er begann dann wie verrückt zu lachen.

Mein Herz begann schneller zu schlagen und ich konnte spüren, wie mein Magen in inneren wieder begann Saltos zu schlagen. Kurts betrunkenes Gerede entfachte ein Kribbeln in meinen Bauch. Kurt...oh, Kurt... .........oh, SCHEIßE.

Die Zeichen waren alle da. Das Kribbeln war ein untrügliches Anzeichen. Ich hatte mich irgendwie, versehentlich in Kurt Matthews verknallt. Scheiße.

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