Kapitel 6

Lily drehte sich zufrieden auf die andere Seite. Das Bett war so schön warm, die Decke so weich, die Kissen so traumhaft flauschig...Sie seufzte zufrieden auf und schmiegte ihren Kopf tiefer in die samtweichen Federn des -

„AUFSTEHEN DU HUND!"

Lily runzelte die Stirn. Normalerweise war Marlene netter. Sie schrie ihr zwar auch immer ins Ohr, jedoch soweit sie sich erinnern konnte ohne Beleidigungen.

„HALLO?! HAST DU GEHÖRT? AUUUFFFFSTEHEN! DIE SONNE SCHEINT!", schrie Potter weiter.

Lily war sich sicher, dass es er war, denn sie erkannte seine Stimme. Schließlich war er ihr Stalker und zweitens hörte sie seine Stimme jeden Morgen, wenn er sie nach einen Date fragte. Jap, klingt nervig, ist nervig.

„ICH SAGTE DU SOLLST DEINEN ARSCH AUS DEM BETT BEWEGEN, BASTARD", brüllte er und verhaute sie mit einem Kissen. Es war in der Tat ziemlich hart, wenn man bedachte, dass es ein ziemlich weiches Objekt war. Lily schrie in ihr eigenes Kissen.

„POTTER! LASS MICH IN RUHE! POTTER!"

Das Schlagen hielt inne und Lily atmete erleichtert aus.

„Potter? Seit was nennen wir uns beim Nachnamen, Black?", kam es leicht verdutzt von Potter, bevor er zu Remus und Peter rannte, um sie auch auf die brutalste James-ich-folter-jeden-der-nicht-aufwacht-Potter Weise auf zu wecken.

„Seit imm - warte mal Black?", flüsterte sie zu sich selbst. "Oh ja richtig, weil ich meinen Körper mit Sirius' getauscht habe.", stöhnte sie müde.

„BIST DU IMMER NOCH NICHT WACH?!", kam es brüllend von der anderen Seite des Raumes. „WIR MÜSSEN ZUM FRÜHSTÜCK, DU IDIOT!"

Lily setzte sich müde auf und strampelte die Bettdecke von sich. „Müssen Jungs sich immer so beleidigen? Das ist aber nicht so nett...", murmelte sie leise.

„WAS?!"

„Nichts!", rief Lily entnervt zurück. Ihr Blick fiel auf Sirius behaarte Beine. „Was für ein Orang-utan", grummelte sie. Sie hatte gestern Nacht versucht in dem Pyjama zu schlafen, war jedoch in der Dunkelheit wieder aufgewacht, denn dieser Körper schwitzte wirklich ohne Ende.

Lily stolperte zum Kleiderschrank und nahm sich seufzend die Schuluniform heraus und ging dann ins Badezimmer, während sie die „VERDAMMT TATZE, ICH WILL ZUERST INS BAD!" und „REMUS HÖR AUF MICH ZU SCHLAGEN, ICH BIN PETER UND NICHT JAMES!" und „SORRY WORMY, WO BIST DU PRONGS, ICH BRING DICH UM! WAS FÄLLT DIR EIN, MIR AUF DEN HINTERN ZU HAUEN?!" und „DU IDIOT, JETZT IST MEINE BRILLE KAPUTT"- Rufe weitesgehend zu ignorieren versuchte.

Sie seufzte. Und dies sollte sie jetzt jeden Morgen aushalten. Sie hätte schreien können. Stattdessen schlug sie ihren Kopf gegen die Badezimmerwand.

„Ich habe das nicht verdient...", grummelte sie vor sich hin. Nach weiteren 10 Minuten-in-Selbstmitleid-versinken bückte sie sich seufzend und schlüpfte in die Uniform. Tatsächlich musste sie zugeben, dass die Jungen uniformen um einiges bequemer waren und sie musste ein Lachen unterdrücken, als sie sich Sirius verzweifelten Gesichtsausdruck vorstellte, da die Mädchenuniformen enger waren. Es verschwand jedoch so schnell wieder wie es gekommen war, als sie an Marlene dachte.

„Ach du Scheiße...", murmelte sie.

Hoffentlich würde sich Sirius nicht komplett lächerlich vor den anderen Mädchen im Schlafsaal machen. Sie war schon kurz darauf wieder in Selbstmitleid zu versinken, als hörte wie jemand mit den Fäusten an die Tür trommelte.

„SIRIUS! WIR WOLLEN AUCH INS BAD! WIE LANG BRAUCHST DU? DU BIST DOCH KEIN MÄDCHEN!"

Wenn er wüsste. Lily schüttelte den Kopf.

„Das die auch immer so schreien müssen...wisst ihr ich hab Ohren...", seufzte sie.

„WAS!?"

„Oh Merlin, NICHTS!", schrie sie zurück. Jetzt fing sie auch schon damit an.

„KOMMST DU JETZT RAUS, ODER NICHT?

„Ich komm ja schon...", grummelte sie und öffnete missmutig die Badezimmertür. Sie sah in drei ungeduldige Gesichter.

„Endlich ich dachte du-", fing Remus an, stockte jedoch mitten im Satz und musterte sie stirnrunzelnd.

„Was ist denn, Remus? ", fragte sie langsam genervt.

„Seit wann sieht deine Uniform so...so ordentlich aus.", entgegnete er.

Lily sah an sich hinunter. „Ordentlich?", fragte sie leise. Sie hatte eigentlich alles wie sonst gemacht.

„Na, deine Krawatte ist richtig gebunden und du hast deine Robe an. Sonst hast du immer nur dein Hemd an und manchmal sogar ganz ohne Krawatte", erklärte Remus.

Lily's Augen weiteten sich. Toll. Jetzt musste sie auch noch so unordentlich und idiotisch durch die Gegend laufen. Sie seufzte erneut und ließ Krawatte und Umhang auf den Boden fallen. Sie machte sich nicht die Mühe sie aufzuräumen, schließlich sollte sie doch Sirius spielen, oder etwa nicht?

Remus sah sie zufrieden an. „Jap, jetzt siehst du viel mehr aus wie ein Rumtreiber!", seine Augen blizten auf und er grinste unheilvoll.

Lily konnte gerade noch so ein Hustenanfall zurückhalten. Sie machte ein bedauerndes Gesicht und stellte sich den braven, netten, schüchternen Remus in der Bibliothek vor. Das passte viel besser. Lily konnte kaum glauben, das vor ihr wirklich ihr bester Freund stand. Remus! Ihr Remus! Sie schüttelte den Kopf. Der Remus, der immer die Hausaufgaben gewissenhaft erledigte. Der Remus, der so viel Bücher las. Der Remus, der mit ihr –

„Ehm...Sirius? Warum machst du ein Gesicht als ob jemand gestorben wäre?", fragte sie ihr bester Freund. Warum sie so ein Gesicht machte? Warum wohl? Was hättest er getan, wenn man in dem Körper seines Zweitfeindes steckst und gerade herausfindet, dass sein bester Freund eigentlich durch und durch ein Rumtreiber war? Nicht zu vergessen, dass man Zeit mit Potter verbringen musste. Mit Potter. War das nicht ein Grund genug, um auszusehen, als würde jemand sterben?

„Nein, Remus, weißt du mir geht es fantastisch!", sagte sie zuckersüß und verbarg nicht einmal den sarkastischen Unterton.

„Oh-okay...", meinte Remus zweifelnd und hob eine Augenbraue.

So langsam wurde Lily ungeduldig. „POTTER? WIE LANG BRAUCHST DU DENN? ICH WILL ZUM FRÜHSTÜCK!"

Remus Augenbraue wanderte höher.

„Was?!", blaffte Lily ihn an.

Remus Augenbraue verschwand hinter dem Haaransatz.

„Boah, Remus, sagst du mir jetzt was los ist, sonst geh ich alleine zum Frühstück! Ihr kotzt mich gerade wirklich richtig an...", fügte sie noch leise hinzu.

„Sirius, alles in Ordnung?", Remus Gesichtsausdruck wurde besorgt. „Haben wir dir irgendwas getan? Also...bist du deshalb so wütend auf uns?"

Lily sah ihn erstaunt an. „Was? Nein, nein mir –", die Badezimmertür öffnete sich so heftig, dass Lily sich wunderte, dass sie nicht aus den Angeln fiel.

„Potter?", fragte sie skeptisch und sah ihn an. Er rannte auf sie zu, schlang seine Arme um sie und umarmte sie.

Lily erstarrte. Potter umarmte sie. Potter!

„Sirius! Wenn ich irgendwas gemacht hab, sag's mir okay? Tut mir wirklich leid, aber hör einfach  auf mich beim Nachnamen zu nennen!"

Lily tippte ungeduldig mit den Fingern gegen seinen Rücken. Das war ja wirklich alles rührend, aber konnte er sie vielleicht nicht dabei erdrücken?

„Meinetwegen, aber könntest du mich bitte loslassen?"

James löste die Umarmung und sah sie flehend an. „Nenn mich nicht Potter! Wie sind Brüder! Erinnerst du dich? Du lebst bei mir! Du gehörst zur Familie! Warum nennst du mich dann plötzlich beim Nachnamen?"

Warum machten diese Rehaugen auch ein schlechtes Gewissen? Warte mal, Sirius lebte bei Potter? Das wusste sie ja gar nicht.

„Okay", seufzte sie.

„Okay was?"

„Okay James!", sagte sie energisch.

„Oh Merlin sei Dank!", seufzte Potter - nein James zur Decke.

Sie schüttelte nur den Kopf und sah zu Remus, der das Ganze amüsiert beobachtet hatte.

„Gehen wir jetzt zum Frühstück?", fragte Lily.

„Klar...PETE BIST DU FERTIG?"

Sollte das Brüllen jetzt zur Angewohnheit werden?

„JA!"

Die Tür öffnete sich und Peter schritt heraus.

„Ich sterbe hier gerade vor Hunger, gehen wir?", fragte sie theatralisch. Soweit Lily sich erinnern konnte war Sirius theatralisch. Oder? Sie blinzelte zu den drei Jungen, die nur nickten, als würde es nichts Neues für sie sein. Gut.

Zusammen gingen sie runter in den Gemeinschaftsraum, in dem sich kaum Leute befanden, hinaus aus dem Portrait der fetten Dame, zur Großen Halle. Kaum hatten Lily und die Rumtreiber sie betreten starrten sie alle an. Die Jungs mit Bewunderung im Blick und die Mädchen...tja die Mädchen schmachteten sie an. Lily kräuselte die Nase. Das war unangenehm. Wie hielt Sirius das nur aus? Definitiv bekamen er und Potter die meiste Aufmerksamkeit, obwohl Lily aufiel, dass auch ein paar zu Remus schielten . Sie konnte es ihnen nicht verübeln. Remus hatte honigblonde Haare, strahlend blaue Augen und er hatte insgesamt etwas geheimnisvolles an sich, dessen Geheimnis sie schon gelüftet hatte. In der dritten Klasse, hatte sie mal für ihn geschwärmt, bevor sie seine Rumtreiberseite kennengelernt hatte. Black und Potter jedoch...sie musste zugeben sie sahen sehr gut aus, aber sie waren einfach viel zu arrogant.

Lily schritt rasch zum Gryffindortisch, da ihr die Blicke nicht behagten. Sie setzten sich auf einen leeren Platz in der Mitte des Tisches und begannen zu essen. Während Lily in ihrem Müsli löffelte schielte sie immer wieder zum Eingang. „Oh Merlin, hoffentlich lässt Black mich nicht komplett idiotisch -", murmelte sie leise , doch bevor sie ihren Satz zu Ende sprechen konnte, sah sie Hestia die Große Halle betreten, gefolgt von ihren anderen beiden besten Freundinnnen und natürlich sich selbst. Obwohl sie der Anblick sich selbst schreiten zusehen erschreckte, war sie doch froh darüber dass sie so wie immer aussah. Sie trug ihre Schuluniform, ihre Haare waren gepflegt und ihr Gesicht normal geschminkt. Das Einzige was sie grummeln ließ war die Art wie Sirius sich in ihrem Körper bewegte. Er ging breitbeinig und hart und Lily ließ erschrocken ihre Gabel in das Müsli fallen, wobei sie alle anderen im Umkreis mit Milch anspritzte, als er begann sich schamlos am Hintern zu kratzen.

„Sag mal spinnt der?!", zischte sie wütend. Po - James, Remus und Peter sahen sie verwirrt an.

„Wer spinnt?", fragte Peter ratlos.

Lily winkte ab. „Ach, niemand", murmelte sie, wandte sich wieder ihrem Müsli zu und beobachtete aus den Augenwinkeln wie Sirius und die Mädchen sich an den Plätzen ganz in der Nähe setzten, wobei ihr auffiel, dass Marlene Sirius misstrauisch musterte. Oh Merlin, was er wohl bis jetzt angestellt hatte? Hoffentlich nichts allzu unlilyhaftes.

„Ertränk dich bitte nicht in deinem Müsli", platzte Potter heraus.

„Hä?"

„Naja, du siehst aus, als ob du in Erwägung ziehst dich in deinem Frühstück zu ertränken.", erklärte Potter. Das war gar nicht so eine schlechte Idee. Aber nun gut, SO hilflos war sie jetzt nicht.

„Nein, aber fast", sagte sie und ließ Sirius dabei nicht aus den Augen.

Nach einiger Zeit schob sie endgültig das Essen von sich weg. Sie hatte keinen Hunger mehr. Sie hatte Sirius beim essen zugesehen. Reichte das als Erklärung? Entschieden stand sie auf und ging zu ihren Freundinnen, die nicht wussten, wer sie eigentlich war.

„Hey! Was geht?", fragte Sirius fröhlich als er Lily erblickte.

Seine vermeintlichen „Freundinnen" starrten ihn an. „Weißt du Lily, ich habe gar nicht gewusst, dass du so freundlich zu Black bist", sagte Alice schließlich.

„Ich bin nicht freundlich zu Sirius?", fragte Sirius verwundert.

"Nein bist du nicht", sagte Lily mit zusammengebissenen Zähnen.

"Ohhh, richtig, weil ich Lily bin!", sagte Sirius, "Richtig! Richtig! Mein Fehler, Sirius! Mein Fehler! Zum Glück bist du so schlau! Ich wüsste nicht, wo ich ohne dich wäre, Sirius!"

„Tja, du bist schon verdammt blöd wenn du nicht wüsstest, dass du nicht nett zu mir bist, oder?", sagte Lily und warf ihm einen hasserfüllten Blick zu.

„Nun, ich schätze mal, dann muss ich wohl verdammt blöd sein", sagte Sirius mit einem falschen Lachen.

„Lily, kann ich mal ganz kurz mit dir reden?", fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen.

Ihr Ton duldete keinen Widerspruch und so erhob sich Sirius und schlenderte ihr nach, während sie raschen Schritten aus der Großen Halle ging und in einen unscheinbaren Gang einbog.

„Sag mal, was glaubst du was du da tust?!", zischte sie wütend.

„Was meinst du?"

„WAS ICH MEINE!?", schrie Lily fast schon. „Du lässt mich dastehen wie ein kompletter Idiot! Du sollst mich darstellen, Black! MICH! Denkst du ich würde dich freundlich grüßen? Denkst du ich würde dich loben?!"

„Nun...nein. Also, ich denke nicht."

„EBEN. Ich will nicht wissen, was du sonst noch getan hast!"

„Hm. Also...abgesehen davon, dass ich nicht wusste wo dein Bett ist, Hilfe gebraucht habe, deinen BH anzuziehen und – "

„Du...du hast was? Oh Merlin, was soll Marls von mir denken? Und Hest? Und Ally?", jammerte sie.

„Oh, keine Sorge, deine Freunde werden mich lieben!"

"Black, ich warne dich, wenn du irgendetwas tust, dass meine Freunde in Verlegenheit bringt oder es so aussehen lässt, als sei ich eine Lesbe, dann schwöre ich bei Gott, werde ich dir deine Augen auskratzen", sagte Lily garstig.

„Okay, okay ich –"

„Oh, und du musst im Unterricht aufpassen Black, hörst du?", sprach Lily weiter ohne ihn zu beachten, „versuch zumindestens so auszusehen! Die Lehrer werden wohl Bescheid wissen...aber sie wissen auch, dass wir es geheim halten"

„Meinetwegen, aber dann tu du so, als ob du nicht aufpasst", sagte Sirius.

Lily starrte ihn entgeistert an. „Als ob ich nicht aufpassen würde?", flüsterte sie zu sich selbst, „ich weiß nicht ob ich das kann..."

„Ach, komm schon, SO eine Streberin bist du nun auch nicht", grinste er.

Sie starrte ihn böse an. „Na schön!", zischte sie, „aber Black wenn du irgendetwas tust, dass meinen Ruf schadet, dann werde ich-"

„Jaja, du wirst mich umbringen, kaltblütig ermorden, hab schon verstanden", unterbrach er sie lässig.

Lily schnaubte. Dann drehte sie sich um ging den Gang entlang. Sirius rannte ihr hinterher. „Könntest du bitte aufhören so zu laufen? Du siehst...schwul aus", versuchte er zu erklären.

Sie blieb abrupt stehen. „Okay, aber dann hör du auf wie ein Holzfäller zu gehen und dich schamlos am Hintern zu kratzen!", sie wurde zum Ende hin immer lauter und sah ihn nun warnend an.

„Jaja", maulte er, „was kann ich dafür wenn deine Unterhose immer zwischen den Arschbacken verschwindet"

Lily setzte kopfschüttelnd ihren Weg fort. Das würden lange Wochen werden...